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GUTE-NACHT/3539: Eine außergewöhnliche Bande - Teil 14 (SB)


Gute-Nacht-Geschichten

Eine außergewöhnliche Bande



So ein Tag ohne Menschen im hellen Tageslicht und endlich einmal hingehen können, wohin einer selber möchte, das gefällt den Schuhen. Die Wanderschuhe umrunden den kleinen Wall als wäre es eine Insel. Die Stiefel haben sich ins Baumhaus begeben, um von dort wie von einem Schiffsmast Ausschau zu halten. Die Badelatschen sonnen sich, und die kleinen Turnschuhe sind die ganze Zeit in Bewegung. Sie erkunden das Gelände in alle Richtungen und laufen den Hügel hinauf und wieder hinunter. Sie besuchen die Stiefel im Baumhaus und baden in der Pfütze unter dem Baum. Auch Fangen und Verstecken spielen sie. Es geht ihnen einfach gut.

Die eine Sandale hingegen kann es nicht fassen, daß die andere den ganzen Tag nicht wieder aufgetaucht ist. Ob sie heimlich allein weitergezogen ist? Das will die eine Sandale einfach nicht glauben, und so sucht sie schon den lieben langen Tag nach ihrer Schwester. Am Nachmittag ist die verschwundene Sandale noch immer nicht aufgetaucht. Doch etwas anderes erscheint - Kinder. Kinder kommen. Sofort ist von den Schuhen kein Mucks mehr zu hören und sie bleiben genau da stehen, wo sie gerade sind.

"Was wollen die Kinder hier?", fragen sich die Schuhe insgeheim. Die Kinder wiederum wundern sich, daß die Schuhe nicht mehr an dem Platz stehen, an dem sie gestern lagen, nämlich genau auf der Matratze, in der Mitte der Kuhle. "Wer hat die Schuhe so überall verteilt?", fragen sie sich. "Das sieht aber gar nicht mehr nach Dieben und ihrer Beute aus", meint eines der Kinder. Ein anderes fragt: "Wo stecken die Turnschuhe?" Im Grunde ist der Junge heute nur gekommen, um die Turnschuhe, die er gestern bereits entdeckt hatte, mit nach Hause zu nehmen. "Warten wir es noch einen weiteren Tag ab", schlägt der größte Junge vor, "wenn die Schuhe dann immernoch an dem jetzigen Platz stehen, dann werden wir sie unter uns aufteilen."

An diesem Nachmittag haben die Schuhe alle sehr genau aufgepaßt und nicht geschlafen. Sie hörten zu, was die Kinder zu sagen hatten. Als nun die Abendglocken vom Ort herüberklingen, ziehen die Kinder wieder ab, während die Schuhe sich zu einer Versammlung zusammenfinden.

Sie alle haben die Bedrohung und die Gefahr erkannt, die von den Kindern ausgeht. Die Kinder wollen sie unter sich aufteilen, was bedeutet, daß es aus ist mit dem gemeinsamen Abenteuer. "Dann sollten wir hier vor morgen verschwinden", schlagen die Stiefel vor. Die Herrenschuhe finden, daß sie dann in der Nacht losziehen sollten, damit sie möglichst keinen weiteren Menschen begegnen. Alle sind einverstanden, bis auf die eine Sandale. Die will noch auf ihre zweite Sandale warten. Doch das sagt sie vorerst den anderen Schuhen nicht. Die Wanderschuhe mahnen eine kleine Ruhepause an vor dem langen Marsch, und darüber sind die goldenen Damenschuhe sehr froh. Ihnen graut es schon vor dem nächsten langen Marsch. "Vielleicht hätten wir doch lieber zuhause bleiben sollen. Da war es so gemütlich", sind sie sich einig. Doch die kleinen Turnschuhe sind es, die ihnen klarmachen, daß sie dann jetzt in einem engen Schuhcontainer liegen würden, zwischen noch viel, viel mehr Schuhen. Während die Turnschuhe dies ausführen, kommt ihnen ein merkwürdiger Gedanke. Doch den wollen sie erst noch einmal für sich behalten und nur wenn er gut durchdacht ist, den anderen vortragen. Die beiden Turnschuhe ziehen sich deshalb erst einmal zurück. Und damit keiner der anderen etwas bemerkt, wünschen sie allen eine:

Gute Nacht




zum 15. März 2012