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GUTE-NACHT/3548: Eine außergewöhnliche Bande - Teil 23 (SB)


Gute-Nacht-Geschichten

Eine außergewöhnliche Bande



Es ist Mitternacht. Im Traum reitet Erna auf einem schwarzen Rappen über die Felder. Hugo und Paule dagegen schlafen tief und fest ohne jeden Traum und Willi schnarcht vor sich hin. Wenn sie nicht schon wach wären, würden die Schuhe spätestens jetzt von einem erneuten tiefen Schnarchton geweckt.

Die goldenen Damenschuhe schimpfen: "So ein Grobian." - "Sagt nichts gegen Willi", drohen die Herrenschuhe an seinen Füßen. Die Stiefel dagegen sehen sich schon wieder in ihrer Vermittlerrolle. Sie rutschen von Hugos Füßen und Waden herunter und gehen ein paar Schritte auf die anderen zu. "Ich glaube, wir sollten mal wieder eine Versammlung abhalten", verkündet der rechte Stiefel, während der linke alle anderen Schuhe herbeiwinkt. In einem kleinen Kreis stehen die Schuhe beieinander und beratschlagen darüber, ob ihnen der bisherige Verlauf der Reise gefallen hat. "Es war ein bißchen dunkel", meinen die Badelatschen, die eher den Sonnenschein gewohnt sind. "Ja", bestätigen die goldenen Damenschuhe und fahren fort, "wir konnten überhaupt nichts von der schönen Landschaft sehen." - "So ist das eben, wenn man es bevorzugt, nicht selber zu laufen", geben die Wanderschuhe einen hochnäsigen Kommentar ab.

"Kinder, wir wollen uns doch nicht streiten", meinen die Stiefel. Dagegen protestieren die kleinen Turnschuhe, die sich von der Anrede Kinder als einzige angesprochen fühlen: "Wir streiten uns doch gar nicht!" Die Stiefel überhören dies und kommen zur Sache: "Wir sollten abstimmen, ob uns die Reise gefällt oder ob wir lieber allein weiterziehen wollen." - "Dafür spricht, daß unsere Träger wohl den Weg nach Italien kennen", führen die goldenen Damenschuhe als Argument an, weil sie Angst haben, sie müssen doch bald selber laufen. Die Wanderschuhe überhören diesen Einwand geflissentlich.

"Bisher ist die Reise doch recht gut verlaufen", sagen die Herrenschuhe. Auch die anderen Schuhe sind der selben Ansicht und so wird beschlossen mit Willi, Hugo, Paule und Erna weiter nach Italien zu reisen. Plötzlich wird Erna wach. Die Schuhe haben keine Zeit mehr, an die Füße ihrer Leutchen zurück zu huschen. So vertrauen sie auf die Dunkelheit, daß Erna nichts bemerkt. Doch ein kleiner Streifen des Mondlichts fällt in den Schuppen und Erna erkennt, daß die Schuhe nicht mehr an den Füßen ihrer Träger sind. Freudig dreht sie sich auf die andere Seite, um weiterzuschlafen. "Haben die drei Kerle doch noch auf mich gehört und ihre Schuhe ausgezogen", freut sich Erna und schläft gleich weiter. Die Schuhe dagegen bleiben wo sie sind und diskutieren weiter, bis sie vor Müdigkeit alle dort einschlafen, wo sie gerade stehen oder liegen - im Heu.

Guten Nacht



zum 24. März 2012