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KALENDERGESCHICHTEN/051: 03-2015   Weggefährten - Zweimal ducken ... (SB)


Buntstiftzeichnung: © 2015 by Schattenblick


Was bisher geschah

Auf dem Weg zum Hof der Gans geschah ein Missgeschick. Das Kamel blieb zwischen zwei Bäumen stecken, konnte aber auf eine abenteuerliche Weise befreit werden, bei der die Gans leider stürzte und in einem Moosbett landete. Das Kamel sorgte sich sehr um die Gans, doch als es ihr wieder besser ging, setzten die beiden ihren Weg zum Bauernhof fort.


Doro und Edith standen am Rande der großen Koppel, auf der die Kühe in aller Seelenruhe grasten. "Sind das etwa Kühe?" - "Ja, ja, und sieh nur, ihre Augen sind beinahe so wunderschön wie deine. Komm mit Doro, ich mache euch miteinander bekannt", forderte Edith das Kamel auf.

Längst hatte es sich in der Kuhherde herumgesprochen, dass am Rande jemand Fremdes aufgetaucht war. Neugierig schlenderte eine Kuh nach der anderen auf Doro und Edith zu. Doro betrachtete sie genau und stellte fest, dass ihr Fell eine ähnliche Farbe hatte wie ihr eigenes und dass sie wirklich hübsche große Augen hatten, die sie jetzt neugierig anstarrten.

"Grüß Gott und hallo alle miteinander", rief die Gans einen Gruß über den Koppelzaun. "Muuh, sei gegrüßt, Edith. Wen hast du uns denn da mitgebracht?", wollte die Anführerin der Herde wissen.

"Das ist Doro, sie ist aus einem fernen Land hierher gebracht worden, ein Land, in dem Kamele wie sie leben - frag mich nicht, wo das ist. Jedenfalls müssen wir sie verstecken, damit sie nicht im Zoo eingesperrt wird. Doro will nämlich unbedingt wieder nach Hause!"

Käthchen, so war der Name der Anführerin, wiegte ihren Kopf hin und her: "So, so, das hört sich nach einer Menge Probleme an. Aber, na ja, erst einmal sei herzlich willkommen in unserer Mitte." Doro fiel ein Stein vom Herzen. Die Kühe schickten sie nicht fort.

"Also gut, Doro", erklärte Edith, "du sprachst eben mit Käthchen. Sie ist die Chefin und alle folgen ihr und hören auf das, was sie sagt. Leider bringe ich die Namen der anderen stets durcheinander und verwechsle sie, da sich alle so ähnlich sehen."

"Aber, aber, das ist doch ganz einfach. Das ist Mine, Klara, Hedi, Marga, Lore, Jette, Nena, Rita, Gretl und die Anna, die Selma, Christl, Lisa, Mariandl, Pia, Resel, Thea und, na, wo ist sie denn, da hinten, das ist Mäuschen, unsere Kleinste", strahlte Käthchen. Sie war stolz, ihre Herde vorstellen zu können, wobei sie auch gleich feststellte, dass wirklich keine Kuh fehlte. "Klar, doch, ist ganz einfach!", lachte Edith, "ich werd 's nie lernen."

Doro war etwas verlegen, so viele Namen konnte sie sich bei aller Höflichkeit auch nicht merken, aber trotzdem nickte sie: "Guten Tag und danke, dass ich bleiben darf."

Plötzlich hob Käthchen ihren Kopf, drehte ihre Ohren und lauschte. "Hört ihr das auch? Oh nein, das ist der Traktor vom Bauern Sepp, er wird gleich auf den Hofplatz fahren und dann wird er Doro sehen!"

Edith flatterte aufgeregt in die Höhe, um besser sehen zu können. "Schnell, wir müssen Doro auf die Koppel bringen, damit sie sich zwischen euch verstecken kann!" - "Los, lauft zum Gatter, ich mache euch auf", rief Käthchen und eilte davon. Gans und Kamel liefen am Koppelzaun entlang bis zum Durchgang, der bereits offenstand, huschten geschwind hindurch und im Nu ringten sich alle Kühe um das Kamel.

"Edith, du musst das Tor verschließen, ich kann es nur öffnen, mehr nicht, schnell, bevor Bauer Sepp es bemerkt!" - "Oh je", stöhnte die Gans, "schon wieder ein Problem! Ganz, ganz dringend muss ich fliegen lernen. Dieser dämliche Haken, mit dem ich das Gatter dichtmachen soll, hängt viel zu hoch."


Die Gans Edith betrachtet skeptisch den Haken am Gatter - Buntstiftzeichnung: © 2015 by Schattenblick

Buntstiftzeichnung: © 2015 by Schattenblick

Aber sie zögerte nicht lange, sondern flatterte so gut sie konnte, erreichte ihn nach mehreren Versuchen und legte ihn in die Schlaufe am Pfosten. "Geschafft!", quäkte sie zu den Kühen hinüber. Dann sah sie Doros langen Hals über die Rücken der Kühe ragen. "Doro, du musst deinen Kopf nach unten halten, tu einfach so, als würdest du Gras fressen." Sofort verschwand der Kamelkopf in der Herde. Jetzt lugten nur noch die beiden prächtigen Höcker heraus. Mit etwas Glück würde Bauer Sepp nicht so genau hinsehen.

Das Traktorengeräusch wurde bedrohlich laut, als der Bauer auf den Hofplatz einbog. Nachdem er den Trecker vor dem Schuppen geparkt und den Motor abgestellt hatte, zog er noch einmal genüsslich an seiner Pfeife und pustete Ringe in die Luft. Sehr zufrieden mit den kleinen Rauchkringeln schmunzelte er beim Hinunterspringen vom Fahrersitz. Als er seinen Blick auf die Hauskoppel schweifen ließ, wunderte er sich doch sehr über seine Kühe. Was waren denn das für merkwürdige Huppel da über den Rücken seiner Rinder? So etwas hatte er noch nie gesehen. Er blinzelte, rieb sich die Augen, um noch einmal hinzusehen und - sie waren verschwunden, keine Huppel mehr da.

"Oh, ich hätte wohl das Maß Bier nicht mehr trinken sollen, ich sehe ja schon Gespenster!", dachte der Bauer bei sich und stapfte in Richtung Haustür, die er hinter sich zuzog.

"Gerade noch mal gutgegangen", seufzte Edith. In letzter Sekunde hatte sie dem Kamel zugerufen, dass es sich sofort hinlegen soll. "Tja, du bist ein klein wenig zu hoch, Doro, um dich in der Kuhherde zu verstecken", überlegte Edith laut und setzte sich neben sie. "Und was machen wir jetzt?", traurig schaute Doro sie an. Die Kühe hatten um die beiden einen Kreis gebildet und sahen Kamel und Gans an. Auch sie machten sich Gedanken, wo sie Doro verstecken könnten.

"Ah", muhte Käthchen, ich hab 's, warum ist mir das nicht gleich eingefallen - die Scheune. Gestern hat der Bauer doch Heu vom Boden hinuntergeworfen, viele Ballen, aber auch loses Heu." - "Ja, prima Idee, los Doro, steh auf!", drängte Edith. "Ja, ja, wir bringen dich in die Scheune", jauchzte Mäuschen, die Kleinste der Kühe.

"Willst du etwa mitgehen?", wunderte sich Käthchen. "Ja, klar, wir müssen doch helfen, das Kamel zudecken, oder?" - "Ja, das ist eine gute Idee, und wenn du Edith und Doro in die Scheune gebracht hast, läufst du zu Gustl Storch. Frag ihn, ob er und seine Frau helfen würden, das Kamel in der Scheune zu verstecken, trug Käthchen ihr auf.

"Was ist ein Storch", mischte sich Doro ein. "Das ist ein ziemlich großer Vogel, der wirklich ganz toll fliegen und irre große Nester bauen kann. Wenn wir dich ganz und gar einpacken wollen, brauchen wir jemanden, der Heu von oben herab auf dich werfen kann - und Gustl kann so etwas ganz prima", erklärte die Chefin der Kühe. "Heu?" - "Ja, getrocknetes Gras, das tut nicht weh!", beruhigte Edith sie.

"Ich werd' den Gustl fragen", versicherte Mäuschen und ging schon mal in Richtung Gatter. Sie liebte Ausflüge und Abenteuer. Und das hier sollte gewiss eines werden.

Fortsetzung folgt ...

2. März 2015


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