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KALENDERGESCHICHTEN/068: 08-2016   Der Herzenswunsch - Geheimnis mit Stacheln ... (SB)



Die beiden Kinder stehen auf dem Hof, umgeben von Enten - Buntstiftzeichnung © 2016 by Schattenblick


Was bisher geschah ...

Hauke und Kati sind mit zur Tierärztin gefahren. Während eines großen Durcheinanders im Wartezimmer hatte Hauke bewiesen, dass er gut mit Hunden umgehen kann, als er geistesgegenwärtig das Halsband einer Dogge ergriff und sie beruhigte. Haukes Wunsch nach einem Hund wurde größer und größer. Eine Neuigkeit, mit der keiner gerechnet hatte: Barin ist nicht krank. Sie bekommt Junge!


"Aber Mama, das ist doch super, Barin bekommt Babys, dann kann ich auch einen Hund haben, ja?", jauchzte Kati vergnügt.

"Du? Seit wann wünscht denn ausgerechnet du dir einen Hund? Ich dachte immer, für dich kommt nur ein Pony in Frage und dass Pferde die einzigen Tiere sind, in die du wirklich vernarrt bist?", staunte ihre Mutter.

Hauke wunderte sich ebenfalls, denn auch er hätte nicht damit gerechnet, dass Kati gern einen Hund haben wollte. In all ihren Gesprächen um unerfüllte Wünsche, drehte sich für sie immer alles nur um Pferde. Merkwürdig. Aber er schwieg und sah aus dem Fenster, damit nicht auffiel, wie aufmerksam er zuhörte, was Kati und ihre Mutter besprachen.

"Ach, weißt du, Mama, ein Pony oder gar ein Pferd werde ich wohl nie bekommen, da habe ich mir gedacht - eigentlich ist mir der Gedanke gerade erst gekommen, als du sagtest, dass Barin Junge kriegt - also, da habe ich mir überlegt, ob nicht ich einen kleinen Babyhund von Barin haben könnte."

"So, so - ist dir gerade erst eingefallen", wiederholte sie und schmunzelte verdächtig, "mach dir lieber keine Hoffnung, Kati, denn wenn Papa nicht möchte, dass Barin die Babys austrägt, dann zerplatzt dein Plan."

"Plan, welcher Plan, wovon sprichst du?", stellte Kati sich völlig unschuldig. Hauke sah Kati von der Seite an, sie bemerkte es, drehte sich zu ihm hin und zwinkerte ihm vielsagend zu. Er aber verstand gar nichts mehr. "Wieso sagt sie das auf einmal?", fragte er sich und nahm sich vor, sie bei der nächst besten Gelegenheit zur Rede zu stellen. Er richtete seinen Blick wieder auf die vorbeisausende Landschaft, so als ginge ihn das alles nichts an.

"Mama, wann sprichst du mit Papa?" - "Na ja, wenn er ordentlich zu Abend gegessen hat und Ruhe im Haus herrscht, das heißt, wenn alle Kinder im Bett sind, auch du!", bestimmte sie.

"Ach, Mamaaa, es geht um meinen Hund! Da muss ich doch hören, was Papa dazu sagt", nörgelte Kati. "Schluss jetzt, ich muss mich auf die Straße konzentrieren. Es wird alles so gemacht, wie ich gesagt habe, okay?"

Kati antwortete ein unaufrichtiges 'Ja' und lümmelte sich auf dem Rücksitz. Wenig später erreichten sie die Auffahrt zu ihrem Haus. Die Mutter parkte das Auto, holte Barin und ging mit ihr im Schlepptau ins Haus. Als außer Hauke und Kati sich nur noch die Enten und Gänse auf dem Hofplatz aufhielten, zupfte Hauke seine Freundin am Ärmel und sie drehte sich zu ihm um.

"Warum hast du das gesagt!? Ich dachte immer, du wolltest so gern ein Pferd oder ein Pony haben!", blaffte Hauke. Er fühlte sich verraten. Für Kati war es ein Leichtes, sie konnte einfach fragen und schwupps - schon hatte sie einen kleinen Hund - und das, obwohl sie nie davon gesprochen hatte, sich einen zu wünschen. Hauke fühlte sich elend und hintergangen von seiner besten Freundin.

"Tja, ich auch nicht!", lachte sie, aber weiter sagte sie nichts. "Häh? Das versteh' wer will, ich kapier 's nicht."

"Lass mich nur machen, Hauke, ich habe tatsächlich einen Plan. Je weniger davon wissen, um so glaubhafter kann ich ihn verwirklichen. Vertrau' mir einfach!", grinste Kati ihren Freund an und knuffte ihn in die Seite.

"Ich denke, wir haben keine Geheimnisse voreinander?", maulte Hauke und blickte auf seine nackten Füße, wobei er mit dem großen Zeh Kreise in den Sand malte.

"Nun, dann haben wir jetzt eines. Aber ich verspreche dir, eigentlich ist es kein wirkliches Geheimnis, eher so etwas wie ein Kurzzeitgeheimnis, weißt du? Eines mit ziemlich kurzem Haltbarkeitsdatum. Oh, Mist, sieh dir das an!", rief Kati plötzlich laut und begann wie wild zu pöbeln, "wirst du wohl verschwinden, du blödes Ungeheuer, lass meine Enten in Ruhe, los hau' ab!" Dann rannte sie auf den großen, grauen Kater zu, der sich einen Spaß daraus machte, die kleinen Entenküken zu jagen. Sie klatschte in die Hände und fauchte böse. Hauke hatte sich inzwischen einen kleinen Eimer mit Wasser aus der Sandkiste geschnappt, holte Schwung und - platsch! Das Wasser ergoss sich über den Sand, aber immerhin erreichte ein kleiner Schwall den Kater, der daraufhin die Flucht ergriff.

Hauke und Kati schlenderten zu ihrem Baum, kletterten hinauf und ließen die Beine baumeln. "Kati, der große Hund in der Tierarztpraxis, dieser Charly, der war ganz schön riesig, aber irgendwie mochte ich ihn in dem Moment, in dem ich mit ihm gesprochen habe, obwohl ich ihn doch erst nicht besonders hübsch fand. Verrückt, eine Berührung, ein Wort und schon ändert sich alles", überlegte Hauke leise vor sich hin. Kati steuerte keinen weiteren Gedanken dazu bei, denn sie wollte nicht mehr über Hunde reden und außerdem rief ihre Mutter nach ihr: "Kati, komm, Abendbrot ist fertig! Und bring deine Geschwister mit, die sind hinten im Garten!"

"Ja, mach' ich, bin gleich da!", brüllte sie hinunter. Das konnte sie wirklich gut, laut brüllen. "Ich bleib noch einen Moment hier oben, dann geh ich auch nach Hause", erklärte Hauke und verabschiedete sich mit einem "bis Morgen." Aber irgendwie hatte sich etwas verändert. Er war unsicher geworden. Unbehagen machte sich breit, ließ ungute Gedanken wachsen, bis er schließlich sogar begann, an Katis Freundschaft zu zweifeln. War sie nur egoistisch? Wollte sie ihm zeigen, wie problemlos man zu einem Hundebaby gelangen konnte - etwas, das ihm nicht gelingen wollte? Grübelnd machte er sich auf den Heimweg.

Nach dem Abendessen verschwanden die Kinder auf strenges Geheiß der Mutter in ihren Zimmern. Kati las den Kleinsten noch eine Gute-Nacht-Geschichte vor, die dann auch bald einschliefen. Sie selbst stellte sich noch ein Hörspiel an, doch auch sie wanderte mit ihren Gedanken nach kurzer Zeit ins Taumland.

Unterdessen setzten sich die Eltern in die Stube, tranken eine Tasse Kaffee und Katis Mutter nutzte die Gelegenheit, dem Vater von Barin und dem Besuch bei der Tierärztin zu berichten.

"Oh", staunte der Vater, "weiß sie denn, wie viele Hundebabys es werden?" - "Sie meinte, dass ich noch einmal kommen müsste, damit sie nach einer Untersuchung dann genau Bescheid weiß." - "Und was machen wir nun? Hast du eine Idee?", wollte Vater von seiner Frau wissen.

"Nun, ich denke, wenn wir Bilder von den Kleinen ins Netz stellen, werden wir wohl nicht lange warten müssen, bis sich Interessenten melden ... Und außerdem habe ich noch eine Überraschung für dich."

"Na, los, ich bin gespannt." - "Kati will auf einmal ein Hundebaby haben." - "Nanu, wie kommt denn das?", wunderte er sich.

"Also, ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich glaube, sie heckt etwas aus. Jedenfalls hat sie sich sehr bemüht, mich davon zu überzeugen, dass sie sich anders entschieden hat und lieber einen kleinen Hund möchte, weil sie nicht daran glaubt, je ein Pferd zu bekommen. Und das hat sie ganz ohne Anklage oder einer sichtbaren Spur von Enttäuschung vorgebracht. Mein Gefühl sagt mir, da steckt etwas anderes dahinter, aber ich habe keine Idee dazu." Nachdenklich schwiegen sie, jeder hing seinen Gedanken nach.

"Tja", stöhnte der Vater, "ich kann leider nicht leugnen, dass ich sehr gespannt auf die Jungen von Barin bin. Wir können ja nicht einmal sicher sein, welcher Hund der Vater der Kleinen ist. Was ich übrigens ziemlich schlimm finde. Und ich sage dir eines, ich werde auch noch herausfinden, wie Barin sich überhaupt von unserem Hofplatz entfernen konnte. All das wäre nicht passiert, wenn sie nicht weggelaufen wäre. Und daran ist nicht Barin schuld, sondern derjenige, der sie ohne Aufsicht gelassen hat", nahm er seine geliebte Barin in Schutz. "Aber stell' dir vor, es ist wirklich Londo, du liebe Güte, das werden bestimmt tolle Hunde", konnte er seine Begeisterung kaum verbergen.

Sie sprachen noch eine Weile über das Hunde-Problem und schließlich kamen die Eltern zu dem Schluss, dass Kati keinen Hund bekommt. Denn dann wollten ihre anderen vier Kinder auch ihre Wünsche erfüllt haben und sie würden bald noch zwei Schafe, zwei Esel, Kaninchen und eine Katze anschaffen müssen.

"Die Hundebabys werden weggegeben - und zwar alle!", stellte der Vater energisch klar.

Fortsetzung folgt ...



zum 1. August 2016


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