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MUSIKKOFFER - KOMPONISTEN/002: Ludwig van Beethoven. Ludwigs Musik (SB)


L U D W I G   V A N   B E E T H O V E N

Teil 2

Ludwigs Musik



Ludwig van Beethoven hat viele Stücke für Klavier geschrieben und auch zahlreiche für große Orchester mit vielen Instrumenten. Solche Musikstücke, in denen Geigen, Chelli, Flöten, Hörner, Trompeten, Trommeln, Pauken und noch weitere Instrumente vorkommen und die alle zusammen spielen, werden Symphonien genannt (manchmal schreibt man das auch Sinfonien).

In den Kompositionen (so nennt man Musikstücke, die ausgedacht und auf Papier niedergeschrieben werden, damit sie andere Musiker nachspielen können) gibt es eine Menge zu hören. Ihr könnt ja, wenn ihr Lust habt, eine solche Musik kennen zu lernen, eure Eltern fragen, ob sie euch eine CD oder Kassette auflegen und vorspielen. Vielleicht sogar, während ihr dies lest?

Symphonien sind sehr umfangreich und manchmal hat es viele Jahre gedauert, bis sie fertig komponiert waren. Ludwig mußte schließlich für jedes Instrument eine eigene Melodie schreiben. Jedes Instrument spielt in der Symphonie eine eigene Rolle wie in einem Theaterstück; mal hören wir besonders die Hörner erklingen, ein anderes Mal treten die tiefen Töne des Cellos in den Vordergrund.

Die Symphonien haben oft Namen erhalten. So heißt die 3. Symphonie, die Ludwig mit knapp über dreißig Jahren geschrieben hat, "Eroika". Das kommt von heroisch, heldenhaft und hat mit Helden zu tun. Denn Ludwig hat eine Weile Napoleon Bonaparte verehrt, der für das arme Volk kämpfte, und so hat er ihm die Symphonie Nr. 3 gewidmet. Kennt ihr Napoleon? Das war ein großer französischer Kriegsherr und Kämpfer. Schließlich aber krönte sich Napoleon Bonaparte selbst zum Kaiser, und Ludwig fürchtete, daß Napoleon zum Tyrann werden würde, einer der nur noch sich an erster Stelle sieht und gar nicht mehr auf andere Menschen achtet oder gar für deren Freiheit kämpft. Da ging Beethoven hin und widerrief, daß er die "Eroika" für Napoleon geschrieben habe und kratzte dessen Namen wieder vom Papier.

Vielleicht hört ihr in die Symphonie Nr. 5 hinein. Die vergißt keiner so schnell. Sie fängt gleich zu Beginn unverkennbar an und ist das bekannteste Stück von Ludwig.

"Di di di da" - das Stück fängt mit einem großen Einsatz von Streichern, also Geigen, an. Vier Töne, erst heller und dann noch einmal etwas dunkler - "di di di da".

Der erste Satz ist lebendig mit Feuer, auf italienisch allegro con brio. Allegro kommt in der Musik dauernd vor und beschreibt ein Stück, das lustig, heiter und lebendig ist. Con heißt einfach mit und brio ist das italienische Wort für Feuer, kraftvoll, lebendig - also bezeichnet der erste Satz ein lebendiges, feuriges Stück.

Ein Schüler von Beethoven wußte zu berichten, daß Ludwig auf einem Spaziergang den Gesang einer Goldammer gehört hatte und diese Vogelgeräusche hier wiedergegeben hat. Wenn ich der Musik zuhöre, kann ich mir kaum einen Vogel dabei vorstellen. Viel eher glaube ich, daß Ludwig seinem Schüler nicht sagen wollte, was ihn wirklich bewegte. Denn ihr müßt wissen, Ludwig konnte um sein dreißigstes Lebensjahr herum immer weniger hören. Ihr könnt euch gewiß vorstellen, wie schlimm das für ihn gewesen sein muß. Deswegen glaube ich auch eher, daß er in der 5. Symphonie sein Schicksal beklagt. Er soll zu dem Stück gesagt haben: "So pocht das Schicksal an die Pforte."

Wegen seiner Schwerhörigkeit hat Ludwig sich immer mehr von anderen Menschen zurückgezogen. Er fing an, Angst davor zu haben unter Leuten zu sein, weil er nichts mehr verstand. Auch mußte er aufhören, Klavierspiel zu unterrichten, denn wie hätte er hören sollen, was ihm jemand vorspielte.

Lange Zeit hat es gedauert, bis Ludwig sich von seinem Schmerz über sein langsam schwindendes Gehör nicht mehr bedrücken ließ und seiner Krankheit den Kampf ansagte.

Es hat eine Zeit gegeben, da haben die Ärzte Ludwig aufs Land geschickt und behauptet, die Ruhe wäre für sein Gehör gut. Hier komponierte er die Symphonie Nr. 6, die "Pastorale" heißt. Voller Hoffnung ist Ludwig nach Heiligenstadt gefahren.

Diese Hoffnung und Freude hören wir im ersten Satz, im ersten Stück, das Ludwig "Erwachen heiterer Empfindungen auf dem Lande" genannt hat. Eine Symphonie besteht nicht nur aus einem Satz, sondern aus mehreren, und in dieser Symphonie hat Ludwig mit jedem Satz eine Landschaft beschrieben oder seine Empfindungen.

Eigentlich kann man einen Satz in einer Symphonie immer daran erkennen, daß dazwischen eindeutig eine kleine Pause besteht. Ludwig aber änderte diese Regel und ließ die Stücke einfach ineinander überfließen.

Der zweite Satz heißt "Szene am Bach". Wir hören das Fließen eines Bächleins. Am Ende erklingen Vogelstimmen und ein Kuckuck macht sich bemerkbar.

Im dritten Satz hat Beethoven einen Dorftanz beschrieben, "das lustige Zusammensein der Landleute". Daß es sich um einen Tanz handelt, kann man ganz deutlich erkennen. Man bekommt richtig Lust, sich mitzudrehen und zu tanzen. Plötzlich ist der Tanz unterbrochen, und es wird gewaltig laut und kraftvoll. Ein heftiges Gewitter ist herangezogen und tobt eine Weile, bis die Streicher dahineilen und wir merken, daß das Unwetter dabei ist, sich zu entfernen. Die Sonne scheint erneut.

Klarinetten und Hörner erklingen, wir hören eine Melodie, bei der man am liebsten mitsingen möchte. Ludwig hat es "Hirtengesang" genannt, weil alle dankbar und froh sind, daß der Sturm vorbei ist und die Sonne wieder scheint.

Leider hat sich eine Besserung von Ludwigs Gehör auch in dieser schönen, ruhigen Landschaft von Heiligenstadt nicht eingestellt. Ludwig war todtraurig. Er brauchte lange, bis er diese Trauer in den Griff bekam. Trotzdem hat er nicht aufgegeben und immer weiter Musik gemacht und viele schöne Stücke komponiert.

27. Oktober 2010