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PFLANZEN/053: Wald erzählt - zur Rettung gerufen ... (SB)



Der Weltklimarat erklärt, dass Wälder den Klimawandel noch verhindern könnten und das Ziel, die Erderwärmung auf 1,5 °C zu beschränken, doch noch möglich sei. Dazu müssten Bäume gepflanzt werden und zwar weltweit. Natürlich gibt es Gebiete, die sich besonders für Anpflanzungen eigenen, beispielsweise in Russland, Kanada, USA, Brasilien oder Afrika. Trotz dieses Wissens werden die Regenwälder in besonders großem Ausmaß in Brasilien und Indonesien, aber auch sonst überall weiterhin abgeholzt. Was macht das für einen Sinn? Müsste die Vernichtung der Regenwälder nicht sofort und weltweit verhindert werden?


Der Fluss schlängelt sich durch den Regenwald, der von oben aussieht wie ein grünes wollenes Baumtuch - Foto: 2009, by lubasi [CC BY-SA 2.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0)], via Wikimedia Commons

Blick von oben auf den Regenwald am Amazonas
Foto: 2009, by lubasi [CC BY-SA 2.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0)], via Wikimedia Commons


Frühe Baumretter

Traurig ist, dass die Erkenntnis, dass die Bäume für den Menschen eine überlebenswichtige Funktion haben, erst jetzt so viel Aufmerksamkeit erhält, obwohl viele Menschen schon seit einigen Jahrzehnten auf die Bedeutung der Wälder für das Weltklima aufmerksam machen.

In den 1970er Jahren begann Yin Yuzhen gemeinsam mit ihrem Mann in einer Wüste (Ordoswüste) in China Bäume zu pflanzen. Das war nicht einfach, weil sie sehr arm waren und die Lebensbedingungen in einer Wüste, in der es im Winter bis zu -30°C kalt wird und im Sommer die Temperaturen bis auf 45 - 50°C ansteigen, sehr schwer waren. Aber über die Jahre gelang es ihnen, auf einer Fläche von 26 Kilometern Länge und 17 Kilometern Breite über 100 verschiedene Baumsorten anzupflanzen. Der Erfolg gab ihnen recht, denn durch diese nachhaltige Anbauweise wurde dieses Stück Wüste zu einer grünen Oase, in der sich bald auch Insekten einfanden und der Baumbewuchs später sogar für Wolkenbildung und Regen sorgte - wenn auch gering, aber in einer Wüste ist jedes bisschen Wasser kostbar.


Felix Finkbeiner blickt feundlich in die Kamera, er trägt ein T-Shirt mit der Aufschrift: PLANT FOR THE PLANET - Trees for Climate Justice - Foto: 2018, by Victoria.Kolbert [CC BY-SA 4.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)], via Wikimedia Commons

Felix Finkbeiner
Foto: 2018, by Victoria.Kolbert [CC BY-SA 4.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)], via Wikimedia Commons


Auch in Deutschland rief schon vor ungefähr 12 Jahren der damals neunjährige Schüler Felix Finkbeiner zum Bäumepflanzen auf. 2007 wurde die heute weltweit wirkende Initiative "Plant for the planet" gegründet. Mit 13 Jahren sprach er vor der UN-Vollversammlung und forderte unter dem Motto "Stop talking. Start Planting", dass Politiker nicht mehr reden, sondern handeln sollen. Sein Vorbild war Wangari Maathai, die 1977 durch die Gründung der Green-Belt-Bewegung dafür sorgte, dass innerhalb von 30 Jahren in Afrika 30 Millionen Bäume gepflanzt wurden. Im Rahmen dieser Bewegung wurden auf dem ganzen Kontinent viele Baumschulen errichtet.


Wangar Maathai im leuchtend gelben Kleid pflanzte viele Bäume und gründete Baumschulen in ganz Afrika - Foto:2006, by Fredrick Onyango [CC BY 2.0 (https://creativecommons.org/licenses/by/2.0)], via Wikimedia Commons

Wangari Maathai, Gründerin der Green Belt Bewegung (Green Belt Movement)
Foto:2006, by Fredrick Onyango [CC BY 2.0 (https://creativecommons.org/licenses/by/2.0)], via Wikimedia Commons


Felix Finkbeiners Vision ist es, dass Kinder in jedem Land der Erde Millionen Bäume pflanzen könnten und somit quasi auf eigene Faust dafür sorgen, dass mehr CO2 in Bäumen und Wäldern gespeichert werden kann. Und Kinder haben tatsächlich einiges erreicht. Es wurden mittlerweile bereits 15 Miliarden Bäume gepflanzt und weltweit sind ungefähr 100.000 Kinder aktiv. Zudem wurde der Plan der "Plant for the Planet"-Initiative, 1000 Milliarden Bäume zu pflanzen, von wissenschaftlicher Seite als machbar unterstützt. In der entsprechenden Studie, die im Wissenschaftsmagazin NATURE veröffentlicht wurde, wird festgestellt, dass auf der Erde genügend Platz für 1000 Milliarden Bäume sei, ohne dass landwirtschaftliche Flächen oder Siedlungen beansprucht werden müssten.


Die Zeit drängt - Bäumepflanzen in Rekordzeiten

Bäume wachsen langsam und das ist eigentlich auch gut so, denn um so kräftiger werden sie, ihr Holz wird fester und sehr hart, sie sind besser gegen jedwede Witterungen geschützt. Aber es reicht nicht, einfach nur viele gleichartige Bäume anzupflanzen, denn Monokulturen sind sehr anfällig gegen Krankheiten, zudem leiden sie unter starkem Streß, da alle gleichzeitig um den besten Platz am Licht ringen. Die beste Idee bleibt es, Mischwälder mit vielen verschiedenen Baumarten zu pflanzen. Das Ungewöhnliche daran ist, dass es laut Expertenmeinung wichtig sei, diese neuen Wälder sich selbst zu überlassen und möglichst wenig einzugreifen. Dann erst könne ein eigenständiger wilder Wald entstehen, der all die Vorzüge entwickelt, die in Bezug auf die Klimarettung gewünscht sind. Und noch etwas: Alte Bäume sind nicht nur stärker als junge, sondern auch in der Lage viel mehr CO2 zu speichern und mit ihren großen Baumkronen mit abertausenden Blättern die Luft von Staub und anderen kleinen Partikeln zu säubern.


In tropischen Regenwäldern finden wir eine enorm große Artenvielfalt und viele uralte Baumriesen, die das Kronendach überragen - Foto: 2019, by Fährtenleser [CC BY-SA 4.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)], via Wikimedia Commons

Blick auf ein tropisches Regenwaldgebiet
Foto: 2019, by Fährtenleser [CC BY-SA 4.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)], via Wikimedia Commons


Aufgrund vieler Initiativen wurden in einigen Ländern bereits Bäume gepflanzt, so beispielsweise in Indien wo 2017 innerhalb von 12 Stunden 66 Millionen Setzlinge in die Erde gebracht wurden. Äthiopien ist ein weiteres Beispiel. Der dortige Ministerpräsident Abiy Ahmend hat den Plan, in der Zeit von Mai bis Oktober 2019 vier Milliarden neue Bäume zu pflanzen. In Äthiopien waren im 19. Jahrhundert noch 35% der Landesfläche mit Wald bedeckt, heute sind es nur noch knapp vier Prozent! Der Aufruf Bäume zu pflanzen erging an die gesamte Bevölkerung und das mit Erfolg. Innerhalb von nur 12 Stunden wurden landesweit etwa 354 Millionen Baumsetzlinge gepflanzt. Die Zeit drängt auch hier, denn es können nur während der Regenzeit Bäume angesetzt werden, da es in dieser Region sonst viel zu trocken ist.


Bäumepflanzen - ein Wettlauf mit der
Regenwaldvernichtung?

Schon seit den 1970er Jahren bemühen sich Umweltschutzgruppen in vielen Ländern der Erde, auch hier in Deutschland, darum gerade die Regenwälder der Erde zu retten - leider mit wenig oder keinem Erfolg. So handelt es sich bei den erfreulich vielen Milliarden neu gepflanzter Bäumen leider nur um einen Tropfen auf den heißen Stein, denn zur gleichen Zeit werden die alten und artenreichen Regenwälder weiter abgeholzt.


In den verschiedensten Grüntönen sind mächtige verschiedenartige Laubbäume im Vordergrund, weiter hinten auch dunkle Nadelbäume - Foto: 2008, by Malonecr7 [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/)], via Wikimedia Commons

Regenwald in gemäßigten Zonen sind artenreiche Laub- und Nadelwälder
Foto: 2008, by Malonecr7 [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/)], via Wikimedia Commons


Dabei sind es gerade die alten Wälder, die am meisten und auch heute schon große Mengen CO2 speichern können. Ihre Abholzung richtet doppelten Schaden an, denn es geht nicht nur die Speicherfähigkeit verloren, sondern es wird zudem auch sehr viel CO2, das bereits im Boden eingelagert war, wieder freigesetzt und gelangt auf diesem Weg in die Atmosphäre. Die Dringlichkeit des sofortigen Stopps der Vernichtung der Regenwälder sollte auch dem Weltklimarat klar sein und genauso nachdrücklich gefordert werden, wie das Bäumepflanzen.

Vielleicht sind es aber die vielen entschlossenen jungen Menschen um einen Felix Finkbeiner oder einer Greta Thunberg, die hier eine wirksame Entwicklung vorantreiben können und die dafür sorgen, dass nicht nur geredet sondern gehandelt wird. Es ist ihre Zukunft und die Zeit drängt.



Im nächsten Teil: Wie können Wälder das Klima retten?


Diesem Artikel liegen folgende Quellen zugrunde:

https://www.plant-for-the-planet.org/de/informieren/idee-ziel

https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/aethiopien-pflanzt-354-millionen-baeume-in-zwoelf-stunden-weltrekord-a-1279624

https://www.deutschlandfunknova.de/beitrag/felix-finkbeiner-plant-for-the-planet-eine-billion-baeume-pflanzen-fuers-klima

https://taz.de/!526012

https://globalmagazin.com/themen/natur/artenreicher-wald-schuetzt-gegen-klimawandel/


24. August 2019


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