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PFLANZEN/067: Wald erzählt - Klimakiller Holz ... (SB)



Kann das Heizen mit Holzpellets eine Alternative zur Gas-, Kohle- oder Ölheizung sein? Es heißt, dass diese Heizmethode klimaneutral sei. Ob sich das wirklich so verhält? - Wir forschen nach.

Anfangs gab es die Idee, aus anfallenden Holzresten oder Sägespänen kleine runde Stäbchen oder Scheiben zu pressen, um sie in Öfen oder in Heizungen zu verbrennen. Das galt als sinnvoll, da Holz ein nachwachsender Rohstoff ist. Er zählt zu den erneuerbaren Energien und soll sich beim Verbrennen klimaneutral verhalten. Ist Holz damit ein guter Kandidat, die fossilen Brennstoffe zu ersetzen?


Zu Stäbchen gepresste kleine, helle Holzpellets liegen in einer Handfläche - Foto: 2003 by Tom Bruton (eigenes Werk), Public domain, via Wikimedia Commons

Gepresste Holzpellets
Foto: 2003 by Tom Bruton (eigenes Werk), Public domain, via Wikimedia Commons


Mit Holzpellets zu heizen sei klimafreundlich, heißt es, weil kein überschüssiges CO₂ freigesetzt werden würde. Die Theorie lautet: Holz gibt nur so viel CO₂ ab, wie es zuvor während seiner Wachstumsphase aus der Atmosphäre entnommen und gespeichert hat. Wird es verbrannt, soll genau diese Menge wieder frei werden und von daher wird nichts der Atmosphäre zusätzlich zugeführt. Doch kann man das so einfach rechnen?


Die Zeitverzögerung macht einen Strich durch die Rechnung

Nehmen wir an, ein Baum benötigte 60 Jahre zum Wachsen, bis aus ihm ein stattliches Exemplar wurde. Nehmen wir weiterhin an, dass er in einem Jahr ungefähr 25 kg Kohlendioxid aus der Atmosphäre aufgenommen hat, das wären 1.500 kg seinem Alter entsprechend. Der zugrunde gelegten Rechnung folgend, würden beim Verbrennen dieses Baumes 1.500 kg CO₂ an die Atmosphäre abgegeben werden. Bleiben wir bei dem Ein-Baum-Beispiel, dann würde diese Menge CO₂ nun die nächsten 60 Jahre dort verbleiben, bis der nächste Baum sie während seiner Wachstumszeit wieder aufgenommen hat. Dieses Beispiel ist stark vereinfacht, denn Pellets werden aus den Resten von vielen Bäumen oder aus vielen ganzen Bäumen hergestellt. Eine "Ein-Baum-Rechnung" bleibt somit theoretisch korrekt, hat jedoch mit der Wirklichkeit von Bäumen und deren Wachstumssituation nichts zu tun.


Holzpellets - wirklich eine alternative Heizmöglichkeit?

In der Annahme klimafreundlich und CO₂-neutral zu heizen, werden Holzpellets an Stelle von Öl, Gas oder Kohle in Heizungen und in Kraftwerken verbrannt. Wenig beachtet wird, dass beim Verbrennen von Holz mehr CO₂ freigesetzt wird bei fossilen Brennstoffen. Bei der Erzeugung einer Megawattstunde (MWh) werden bei Gas 202 Kilogramm, bei Steinkohle 340 Kilogramm und bei Holz 403 Kilogramm Kohlendioxid ausgestoßen. Hinzu kommt noch, dass Holz kein effizienter Brennstoff ist. Sein Heizwert ist geringer als der von Kohle, Öl oder Gas. Das heißt, um von Holz die gleiche Energiemenge/Heizmenge zu erhalten wie bei Öl oder Gas, muss mehr davon verbrannt werden. Doch es scheint so, als dass das Argument, Heizen mit Holzpellets sei eine klimafreundliche Alternative zu fossilen Brennstoffen, überzeugend genug ist, um die Nachfrage zu steigern.


Holzimporte aus anderen Ländern

Es handelt sich mittlerweile um große Mengen an Holzpellets, die nachgefragt werden. Wo aber kommt das Holz her? Lange schon gibt es gar nicht mehr genug Restholz oder Sägespäne. Es werden nunmehr Bäume für die Herstellung der Pellets gefällt. Sie stammen aus Wäldern und Forsten. Ein Beispiel: Estland ist der größte Pellet-Lieferant in der europäischen Union. Das Land ist kleiner als Niedersachsen und war fast zur Hälfte mit Wald bewachsen. Das ändert sich nun in einem rasanten Tempo. Hier findet ein Kahlschlag statt: Birken, Kiefern, Eschen und Eichen werden von 15 Tonnen schweren Erntemaschinen abgeknickt und in die Pellet-Fabriken gebracht. Unzählige Pflanzen, Insekten, Säugetiere und Amphibien verlieren ihren Lebensraum. Der Boden wird aufgerissen, wodurch große Mengen CO₂ freigesetzt werden. Unter der Last der schweren Maschinen wird der Erdboden zusammengedrückt und bleibt für Jahrzehnte oder Jahrhunderte geschädigt. Auch in Lettland und Litauen wird Wald für die Pellet-Produktion vernichtet.

In den Vereinigten Staaten wurden ebenfalls zahlreiche Pellet-Fabriken gebaut, in denen große Mengen Holzpellets produziert werden, um sie beispielsweise auf dem europäischen Markt zu verkaufen. Für die Beschaffung der ausreichenden Mengen Holz werden auch dort Wälder vernichtet.


Ein Wald, der nicht brennt, ist wirklich klimafreundlich

Folgen wir nochmals der These, Holzpellets zu verbrennen sei klimaneutral. Wie bereits erwähnt, kann das nur dann gelten, wenn andere Bäume das beim Verbrennen entstandene Kohlendioxid wieder aufnehmen. Werden nun aber mehr Bäume als Pellets verbrannt, als in erforderlicher Zeit nachwachsen können, wird sich das CO₂ in der Atmosphäre anreichern. Das könnte von einem intakten Wald (Mischwald/Nadelwald) aufgenommen werden. Aber gerade die Wälder sind durch Holzeinschlag gefährdet. Das kann sich dramatisch auswirken, weil Wälder das Regenwasser filtern, speichern und das Grundwasser auffüllen. Der Wald mit seinem speziellen Wasserhaushalt sorgt zudem für Regen und dort herrscht in der Regel eine um 10°C niedrigere Temperatur, was eine kühlende Wirkung auf die nahe Umgebung hat. In einem Bild gesprochen: Der Mensch sägt den Ast ab, auf dem er sitzt.

Als letztes bleibt noch anzumerken, dass bei der Verbrennung von Holz gesundheitsgefährdende Luftschadstoffe entstehen. Es handelt sich um Staub, bzw. Feinstaub sowie um Kohlenwasserstoffverbindungen (PAK) und auch Methan, Lachgas und Ruß. Alles in allem scheint es nicht ratsam zu sein, mit Holzpellets oder generell mit Holz zu heizen. Vielleicht würde es schon helfen, die Nachfrage zu mindern, wenn Holz nicht mehr zu den "erneuerbaren Energien" gerechnet und schon gar nicht als "klimaneutral" angepriesen wird.


Diesem Artikel liegen folgende Quellen zugrunde:

https://www.ndr.de/ratgeber/Pelletheizung-Schlecht-fuer-Wald-und-Klima,pelletheizungen100.html

https://www.tagesschau.de/wissen/klima/pellets-estland-wald-101.html

https://www.umweltbundesamt.de/umwelttipps-fuer-den-alltag/heizen-bauen/pelletkessel#hintergrund

https://www.propellets.at/vom-baum-zum-holz-zum-brennstoff


30. Oktober 2023

veröffentlicht in der Schattenblick-Druckausgabe Nr. 180 vom 4. November 2023


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