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PONYFREUND/004: Hufauskratzen, so wichtig wie Werkzeugpflege (SB)


Keine Pferdepflege ohne Hufpflege

Vor dem Reiten und nach dem Reiten: HUFE PUTZEN!


Hallo Leute!

"Ohne Huf kein Pferd", so lautet ein altes Reitersprichwort, das ausnahmsweise mal den Nagel auf den Kopf trifft. Pferde und Ponies gehören zu den sogenannten "Lauf- oder Fluchttieren". Wenn nur ein einziger Huf Schaden nimmt, z.B. dadurch, daß man sich einen Nagel eintritt, so ist unsereiner regelrecht lahmgelegt. Man sagt dann ja auch "das Pferd lahmt". Für den Reiter ist das schon schlimm genug, denn er darf dann auf keinen Fall reiten und hätte auch gar keine Freude daran, weil uns "Lauftiere" so ein Handicap derart ängstigt, daß wir überhaupt keinen Schritt mit einer Last auf dem Rücken tun würden.

Ihr müßt euch einmal vorstellen, daß ein Pferd in seiner natürlichen Umgebung nichts hat, um sich bei Gefahr zu verteidigen. Als reines Fluchttier überlebt es in freier Wildbahn oft nur aufgrund seiner Schnelligkeit. Seine "Waffen" - Hufe und Zähne - setzt es nur ein, wenn es einer Gefahr durch Flucht nicht mehr entkommen kann.

Die ständige Fluchtbereitschaft ist auch der Grund für das häufige und in den Reiteraugen meist völlig "unnötige" Erschrecken und Scheuen. Hält man sich aber vor Augen, daß das Pferd nur durch sofortige, blitzschnelle Reaktion seinen Feinden entkommen kann - und ohne diese Reaktion vermutlich längst ausgestorben wäre -, begreift man sein Verhalten, aber auch die Panik, wenn die Hufe nicht mehr so wollen wie sie sollen. Deshalb achten Pferde auch sehr darauf, wohin sie treten.

Wenn also ein Reiter bestimmt, in welchem Tempo wir auf welchem Untergrund reiten, so ist die Reinigung, Kontrolle und Pflege der Hufe auch seine Pflicht und von größter Wichtigkeit. Sabine hat mir einmal erklärt, daß beinahe 350 kg (mein Gewicht - und ich bin mit meinen 1,20 Stockmaß nicht gerade ein Riese) auf meinen vier kleinen harten Hufen lasten. Deshalb dürfen keine Fremdkörper im Huf sitzen. Sie können sich beim Auftreten in Hufsohle oder Hufstrahl bohren und dort Druckstellen und Lahmheit verursachen. Vor dem Reiten müssen die Hufe deshalb genauso gründlich gereinigt und überprüft werden wie hinterher.



Sabine und ich machen das folgendermaßen, wobei ich allerdings sagen muß, daß nicht alle meine Pferde-Kollegen so kooperativ sind wie ich, doch auch nicht alle Reiter sind so sorgsam und vorsichtig wie Sabine. Ich kann ihr vertrauen. Also gewöhnlich stellt sie sich mit dem Gesicht in Richtung meines Schweifs neben das Bein, fährt vorsichtig mit der linken Hand über meine Fessel und sagt "Fuß". Dann weiß ich, daß es los geht und gebe willig das Pfötchen. Sabine legt den Huf dann auf ihre gebeugten Schenkel und kratzt mit dem Hufkratzer eingetretenen Dung, Erde etc. heraus, wobei sie vorsichtig ist und nicht den Hufstrahl oder die Hufsohle mit dem scharfen Kratzer verletzt. Den Rest macht sie mit einer Hufbürste, die wie eine etwas größere Zahnbürste aussieht.

Fett läßt den Hornschuh federn

Ein oder zweimal in der Woche ist große Pediküre angesagt. Damit der Hornschuh der Hufe nicht austrocknet und spröde wird, bepinselt man ihn gewöhnlich gerne mit Huffett. In den Reitschulen, in denen die Pferde viele Stunden in der Box und dort auch den Ammoniakdämpfen ihrer eigenen Hinterlassenschaften ausgesetzt sind, die gerade auch den Hornschuh des Hufes schädigen können, ist das besonders wichtig und wird jeden Tag gemacht. Bei Pferden und Ponies, die viel im Freien sind, kann man diese Pflege nach Bedarf reduzieren. Bei Weidepferden dringt durch das Laufen im feuchten Gras genügend Feuchtigkeit in das Hufhorn ein. Nur bei langanhaltender Trockenheit oder regelmäßigem Training auf Asphalt oder in der Halle sollte man auch hier zum Huffett greifen. Bedenke: Je mehr ein Pferd von seinem natürlichen, reiterlosen Dasein getrennt und von seinem Reiter beansprucht wird, um so mehr muß es auch gepflegt werden - so ist die Regel.

Durch das regelmäßige Einfetten bleibt das beanspruchte Horn jedenfalls elastischer und kann die Stöße beim Gehen und Springen besser abfedern. Die Hornkapsel wird eingefettet, nachdem der Huf gründlich mit Wasser abgespritzt worden ist. Im kalten Winter können die Hufe auch mit einer Wurzelbürste und warmem Wasser aus dem Eimer abgewaschen werden. Das Horn soll vor dem Einfetten sauber und ein wenig feucht sein. Die Fettschicht legt sich dann wie ein Schutzmantel um den Huf, so daß die Feuchtigkeit im Horn gespeichert wird. Besonders der empfindliche Kronenrand, wo das Horn nachwächst, sollte gründlich mit Fett bepinselt werden.

Nicht die Menge, sondern die Qualität des Huffettes ist entscheidend. Die schöne grüne oder schwarze Farbe, die es meist einem künstlichen Farbstoff verdankt, ist ganz unwichtig. Gutes Huffett hat einen hohen Anteil an natürlichem Lorbeeröl.

Erstveröffentlichung im Jahr 2000

20. Februar 2009