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TIERE/130: Der Walhai - ein scheuer Geselle ... (SB)



Der Walhai ist riesig und der größte Fisch der Ozeane, der in unserer Zeit lebt, aber er ist keine Mischung aus Wal und Hai, wie es sein Name nahe legt, sondern ein echter Hai, der so groß ist wie ein Wal. Erstmals entdeckt, beziehungsweise wissenschaftlich beschrieben, wurde er 1828. Doch waren die Erkenntnisse über ihn noch sehr dürftig, und bis heute gibt dieses Meerestier den Wissenschaftlern Rätsel auf. So weichen selbst die Angaben über die augenfälligsten Merkmale wie Größe und Gewicht teils erheblich voneinander ab. Am häufigsten wird seine Körperlänge mit etwas über 13 Metern angegeben, andere berichten über Messungen von 18 Metern, manche sogar von 20 Metern Länge, obgleich letztgenannte wohl die unwahrscheinlichste ist. Über sein Gewicht gehen die Schätzungen ebenfalls weit auseinander und belaufen sich auf ca. 12 Tonnen bis zu ungefähr 34 Tonnen (1 Tonne = 1000 kg). Die Angaben zu seinem Alter gründen sich ebenso auf Annahmen, die besagen, dass Walhaie es auf 100 Jahre bringen könnten. Irgendwie hat dieses mächtige Unterwassertier es geschafft, sich trotz seiner Größe der Beobachtung durch den Menschen einigermaßen lange zu entziehen.

Heute jedoch steht er auf der Roten Liste und gilt als stark bedrohte Tierart. Exakte Angaben bezüglich der Populationsdichte gibt es nicht. Jüngste Erkenntnisse weisen darauf hin, dass ihre Anzahl weiter stark verringert wird. In vielen asiatischen Ländern gelten Walhaie als Delikatesse und für ihr Fleisch lassen sich auf den Märkten gute Preise erzielen. Es ist also wahrscheinlich, dass sie auch weiterhin gejagt werden, obwohl genau das vielerorts bereits verboten wurde. Ein weiteres Problem ergibt sich aus der späten Geschlechtsreife dieser Tiere, die zwischen 15 und 30 Jahren liegt, so dass viele getötet werden, bevor sie sich fortpflanzen konnten.


Ein bläulicher Walhai, darunter ein Taucher, der Walhai ist ungefähr 6 bis 7 mal größer - Grafik: © 2019 by Schattenblick

Walhai und Taucher
Grafik: © 2019 by Schattenblick


Was bisher über den Walhai bekannt ist

Der Walhai weist einige Besonderheiten auf. Anders als seine Hai-Artgenossen besitzt er als einziger kein unterständiges sondern ein endständiges Maul. Das bedeutet, über die gesamte Breite seiner abgeflachten, stumpfen Schnauze erstreckt sich seine große etwa 1,5 Meter breite Maulöffnung. Darin sind ungefähr 3600 kleine Zähne in 300 dichten Reihen angeordnet. Obgleich es sich wie ein gigantisches Raubtiergebiss ausnimmt, ernährt sich der Walhai zu einem großen Teil von Plankton und anderen Kleinstlebewesen wie Krill, Krebslarven oder auch Sardinen. Erst neuere Beobachtungen ergaben, dass er durchaus auch Fische von der Größe einer Makrele oder kleine Thunfische verspeist. Um von dem winzigen Plankton satt zu werden, müssen diese Fische eine ganze Menge davon zu sich nehmen. Dabei hilft ihnen ihr spezieller Kiemenapparat, durch den sie stündlich ungefähr 6000 Liter Wasser ansaugen und wieder auspressen. Der besondere Aufbau der Kiemen wirkt wie ein riesiger Filtrierapparat, der aus Knorpelspangen gebildet wird, die die einzelnen Kiemenbögen einem Gitter gleich verbinden und die zudem noch mit winzigen Hautzähnchen versehen sind.

Durch dieses Gebilde hindurch saugen Walhaie das Wasser mitsamt den darin enthaltenen Lebewesen auf, die sie sich auf diese Weise einverleiben. Seine äußere Erscheinungsform ist natürlich bekannt. Direkt hinten am Kopf sind die fünf Kiemenspalten, gleich dahinter befinden sich die beiden Brustflossen. Auf seinem Rücken trägt er zwei sogenannte Rückenflossen, wobei die vordere größer als die hintere ist. An seinem Ende befinden sich zwei recht kleine Afterflossen. Die Schwanzflosse des Walhais zeichnet sich durch die sehr unterschiedliche Größe der Flossenlappen aus, wobei der obere ungefähr um ein Drittel länger ist als der untere. Seine Körperzeichnung, die der Tarnung dient, zeigt viele runde helle Punkte unterschiedlicher Größe und lange helle Streifen, die längs seines Körpers auf einer bläulichen, bräunlichen oder eher grauen Hautfarbe verlaufen. Sein Bauch dagegen ist hell gefärbt. Die Haut des Walhais weist eine Dicke von bis zu 15 Zentimeter auf und ist damit die dickste Haut eines Lebewesens auf unserer Erde.


Ein Walhai in voller Größe, diesmal in bräunlicher Färbung - Foto: 2012, by Shiyam ElkCloner [CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons

Walhai
Foto: 2012, by Shiyam ElkCloner [CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons

Walhaie leben in allen warmen, tropischen und subtropischen Gewässern, in denen Temperaturen zwischen 21 bis 25 Grad Celsius vorherrschen. In Meeresregionen mit hohem Planktonvorkommen sind besonders viele von ihnen anzutreffen. Wissenschaftler stießen bei ihren Untersuchungen sowohl auf einzelne Walhaie, wie auch auf sehr große Gruppen von fast 400 dieser sanften Riesen, wie sie mittlerweile auch genannt werden, weil man ihr ruhiges, gutmütiges Wesen erkannt hat. Der Fang eines Walhai-Weibchens vor Taiwan 1995 ermöglichte Meeresbiologen eine genaue Untersuchung, wobei sie eine merkwürdige Entdeckung machten. Im Bauch des Weibchens befanden sich 300 Junge, die jedoch alle in einem unterschiedlichen Entwicklungsstadium angelegt waren. Sie kamen ab der ersten Entwicklungsstufe als Ei vor und waren von da aus auch in allen folgenden Stadien vorhanden. Je weiter sie als Babyfisch ausgebildet waren, desto näher lagen sie an der Geburtsöffnung. Das bedeutet, dass die Jungen bereits in der Gebärmutter mit einer Größe zwischen 58 und 64 cm schlüpfen. Es wird vermutet, dass das Weibchen ihre Jungen nach und nach zur Welt bringt, je nach dem, ob gerade ausreichend Futter vorhanden und das Wasser warm genug ist oder ob eine Gefahr droht. Weiterhin vermuten Wissenschaftler, dass das Walhai-Weibchen die Geburten ihrer Jungen über mehrere Jahre steuern kann. Hier treten bereits die ersten Unsicherheiten bezüglich der Lebensweise dieser Tiere auf.


In den Meeresregionen, küstennah, wie auch in Meerestiefen, von Indien, Afrika, Nordaustralien, südliche USA, Mittelamerika und Südamerika, kommen Walhaie vor - Grafik: 2007, by Chris_huh [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/)], via Wikimedia Commons

Das Verbreitungsgebiet der Wahlhaie ist blau eingezeichnet
Grafik: 2007, by Chris_huh [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/)], via Wikimedia Commons



Der Walhai gibt Wissenschaftlern Rätsel auf

Viele Fragen sind noch unbeantwortet. Wissenschaftler hätten gern gewusst, wie, wo und wann sich diese großen Fische paaren, wo ihre Jagdgebiete sind, ob sie Territorien markieren, um Weibchen kämpfen oder wie und wo ihre Jungen aufwachsen und leben? Um den sanften Meeresriesen auf die Spur zu kommen, statten Meeresbiologen schon seit geraumer Zeit immer wieder einige dieser Tiere mit Peilsendern aus. In den Gewässern um die Galapagos-Inseln hingegen wollen Wissenschaftler Walhaie aus direkter Nähe beobachten, damit sie mehr über das Verhalten und Leben der vom Aussterben bedrohten Riesen erfahren und helfen können, sie zu retten. Doch ist das überhaupt der richtige Weg? Immerhin ist diesen geheimnisvollen Meerestieren etwas Erstaunliches gelungen: erst vor ca. 200 Jahren wurden sie entdeckt, weil sie es geschafft haben, sich trotz ihrer gigantischen Größe im Verborgenen zu halten und auch heute noch muss man nach ihnen suchen. Vielleicht ist es also gerade ihre besonders unauffällige Lebensweise, die ihr Überleben solange gesichert hat?


Diesem Artikel liegen folgende Quellen zugrunde:

https://www.prowildlife.de/tiere/haie-rochen/walhai

https://www.handelsblatt.com/technik/energie-umwelt/walhai-forschung-der-groesste-fisch-ist-auch-das-groesste-raetsel-der-meere/21019854.html

https://www.geo.de/geolino/tierlexikon/2063-rtkl-tierlexikon-walhai


14. Mai 2019


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