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TIERE/135: Die Riesenohrspringmaus - ein Wüstenbewohner ... (SB)



Ein winziges Nagetier mit großen Ohren, kleinem Körper, langen Beinen und einem noch längeren dünnen Schwanz ist in der Wüste Gobi zuhause. Als Wüstenbewohner muss dieses kleine Wesen einige Fähigkeiten und geeignete körperliche Voraussetzungen mitbringen, um hier überleben zu können. Dazu gehören zum Beispiel seine riesigen Ohren, denen ee seinen Namen verdankt. Mit ihrer Hilfe kann es sich auf die Jagd nach seiner Lieblingsspeise begeben, die aus Fliegen, Mücken und Käfern besteht. Tatsächlich ist die Riesenohrspringmaus in der Lage, die Geräusche dieser kleinen Insekten, die sie bei ihrer Bewegung unweigerlich verursachen, über weite Entfernungen wahrzunehmen. Auch ihre Art zu Jagen ist eindrücklich, denn sie läuft ihrer Beute nicht hinterher, sondern vollführt weite Sprünge oder katapultiert sich bis zu zwei Metern in die Höhe, wobei sie zum Beispiel Fliegen aus der Luft fängt. Nur dank ihrer kräftigen Hinterbeine ist sie dazu in der Lage. Ihr langer Schwanz, der mit kurzen Härchen bedeckt ist und am Ende eine Quaste trägt, hilft der kleinen Springmaus dabei, ihr Gleichgewicht auszusteuern.


Die Zeichnung zeigt besonders deutlich die auffallend großen Ohren. In der Sitzhaltung ähnelt diese Springmaus einem Känguru in Kleinformat - Grafik: 1929, by Joseph Smit (1836-1929) [Public domain], via Wikimedia Commons

Riesenohrspringmaus
Grafik: 1929, by Joseph Smit (1836-1929) [Public domain], via Wikimedia Commons


Die Vorderbeinchen der Riesenohrspringmaus sind nur kurz. Wenn sie sich auf ihr Hinterteil setzt, sich mit ihrem Schwanz abstützt und ihre Beute zwischen den Vorderhänden hält, um sie zu verspeisen, ähnelt sie durchaus vom Körperbau her einem Känguru - nur sehr viel kleiner. Erst wenn sie sich fortbewegt, erkennt man den Unterschied zu dem großen australischen Beuteltier. Um rasch im Wüstensand laufen zu können, befinden sich zwischen ihren Fußzehen kleine Borsten. Dadurch wird die Fußoberfläche vergrößert und verhindert gleich einem Schneeschuh, das Einsinken in den Wüstensand.

Fällt ihr Nahrung herunter oder entdeckt sie einen Käfer, so helfen ihr die sehr langen Schnurrhaare an ihrer Schnauze, Beute oder Nahrung rasch ausfindig zu machen. Ihre großen runden Augen weisen sie als nachtaktives Lebewesen aus. Bereits in der Dämmerung begibt sie sich auf die Jagd. Im Gegensatz zu vielen anderen Springmausarten, die sich von pflanzlichen Produkten ernähren, bevorzugt die Riesenohrspringmaus tierische Nahrung.


Wie übersteht die Riesenohrspringmaus die hohen
Wüstentemperaturen?

Die riesigen Ohren, sie messen dreimal die Größe des Kopfes der Riesenohrspringmaus, dienen nicht nur dem guten Gehör, sondern ebenso der Kühlung des Körpers, vergleichbar sind sie in ihrer Bedeutung mit den Elefantenohren. Tagsüber gräbt sich diese kleine Springmaus, sie misst gerade mal eine Kopfrumpflänge von 7 bis 9 Zentimetern mit einem ca. 16 Zentimeter langen Schwanz, einen Bau in den heißen Wüstensand. Er ist so tief gegraben, dass die Hitze von 50°C ihr nichts anhaben kann. So ein Springmaus-Bau hat oft zwei Eingänge und zudem sind auch vereinzelt einige Tunnel angelegt. Die größte Vertiefung nennt man Kessel, ähnlich dem der Dachse. Dort findet sie nicht nur Schutz vor der Sommerhitze, sondern auch vor der Kälte im Winter. Des Nachts wird sie munter und wagt sich hinaus in die Weiten der Wüste, immer auf der Suche nach Nahrung. Ansonsten ist über die Lebensweise dieser Tiere wenig bekannt. Auch über ihr Paarungs- und Fortpflanzungsverhalten weiß man kaum etwas. Man vermutet allerdings, dass die Riesenohrspringmaus ihre Jungen in dem eben beschriebenen Kessel zur Welt bringt.


Kleine Springmaus - das unbekannte Wesen

Dass über die Riesenohrspringmaus nur wenig bekannt ist, liegt einmal daran, dass sie zu den nachtaktiven Tieren gehört, aber selbst, wenn sie sich tagsüber heraus trauen würde, wäre es sehr schwer, sie zu erblicken, denn sie ist mit ihrer Fellfarbe ideal an den Wüstensand angepasst. Hinzu kommt noch, dass sie ein Gebiet von ca. 2 Hektar Fläche durchstreift und dort in der Wüste Gobi, im Süden der Mongolei, nur wenige Exemplare ihrer Art leben. Es scheint eher ein großes Glück zu sein, auf dieses kleine Wüstentier zu treffen.


Kaum bekannt und schon stark gefährdet

Obwohl es schwierig ist, genaue Einschätzungen über die Gesamtpopulation zu geben, konnte doch bereits ein Rückgang der ungefähren Anzahl der Tiere um ca. 50 % innerhalb der letzten zehn Jahre festgestellt werden. Der Mensch dringt immer weiter in die bislang unberührten Regionen der Mongolei und der Wüste Gobi vor, was zu erheblichen Störungen in dem Riesenohrspringmaus-Areal führt, so dass diese kleinen Tiere mittlerweile als stark gefährdet gelten.


Diesem Artikel liegen folgende Quellen zugrunde:

https://www.biologie-seite.de/Biologie/Riesenohr-Springmaus

Brehms Neue Tierenzyklopädie
Band 1 Säugetiere 1
Prisma Verlag GmbH 1981
S. 220


21. Dezember 2019


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