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WISSENSDURST/040: Klimawandel und warum - also doch Kohleenergie ... (SB)



Ben und Stefan - Buntstiftzeichnung: © by Schattenblick

Grafik: © by Schattenblick

Stefan und Ben hatten sich mit der Entstehung von Hurrikans beschäftigt und herausgefunden, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Klimawandel, sprich der Erderwärmung, und dem Zustandekommen von Tropenstürmen gibt. Sie kamen zu dem Schluss, dass es das höchste Ziel sein müsste, den CO2-Ausstoß ganz erheblich zu verringern. Nun wollten sie herausfinden, was in dieser Angelegenheit in Deutschland unternommen wird.

Stefan: "Hallo Ben, gut dass du anruft, ich wollte dir auch unbedingt etwas berichten. Aber, was wolltest du eigentlich?"

Ben: "Vorschlagen, dass du zu uns zum Abendessen kommst, heute arbeitet deine Mutter doch bis spät, oder?"

Stefan: "Tolle Idee, vielen Dank, bin schon unterwegs!"

Wenig später saßen die beiden Freunde in Bens Zimmer. Sie hatten sich auf das alte Sofa gelümmelt. Dann erzählte Stefan, dass seine Mutter sich gestern sehr aufgeregt hatte.

Stefan: "Du kennst sie ja, Mama war total aufgebracht, weil im Hambacher Forst Bäume gefällt werden. Ich kenne kaum einen, den das so anrührt wie sie, denn sie ist davon überzeugt, dass Bäume die einzigen ehrwürdigen Lebewesen auf unserem Planeten sind."

Ben: "Hilf mir mal, warum werden die abgeholzt?"

Stefan: "Na, im Erdreich unter diesem Waldgebiet sollen Unmengen an Braunkohle lagern und die will das Elektrizitätsunternehmen RWE abbauen, um die Kohlekraftwerke zu betreiben!"


Ein riesiges kahles Gebiet mit verschiedenen freigelegten Erdschichten, mitten drin eine Maschine, die schwarzes Kohlegestein herauf befördert - Foto: 2008, by Elsdorf-blog.de (Own work) [CC BY 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/3.0)], via Wikimedia Commons

Kohleförderung im Tagebau in Hambach
Foto: 2008, by Elsdorf-blog.de (Own work) [CC BY 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/3.0)], via Wikimedia Commons

Ben: "Und schon sind wir beim Thema! Ich dachte, dass Kohlekraftwerke stillgelegt werden sollten, wenn man es mit der CO2-Reduktion ernst meint. Wozu dann noch mehr Kohlevorräte abbauen, wozu dann den Wald vernichten?"

Stefan: "Leider weiß ich darauf auch keine Antwort, aber vielleicht wird davon ausgegangen, dass die Elektrizitätsmenge, die durch die erneuerbaren Energien bereitgestellt wird, nicht ausreicht, um den Strombedarf zu decken?"

Ben: "Das können wir jetzt leider nicht klären. Aber ich habe mich ein bisschen schlau gemacht und nachgeforscht, wie CO2-Emissionen verringert werden können. Da bin ich auf einen Text von den GRÜNEN gestoßen, die vorschlagen, dass die Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren bis 2030 abgeschafft werden sollten. Stattdessen sollten Elektroautos gefördert und ab 2030 nur noch zugelassen werden."

Stefan: "Wie bitte? Elektroautos haben wir doch schon untersucht und festgestellt, dass sie gar nicht so umweltfreundlich sind, wie behauptet wird." [1]

Ben: "Genau. Und deswegen habe ich gleich weiter gesucht und konnte erfreut feststellen, dass im Netz eine ganze Reihe von Beiträgen existieren, die dem Elektroauto sehr kritisch gegenüberstehen. Da werden noch Schwachpunkte angesprochen, die wir gar nicht berücksichtigt hatten. Ich finde, wir sollten uns das noch mal genau ansehen."

Jetzt bemerkte Stefan den kleinen Stapel an Ausdrucken auf Bens Schreibtisch und das große Chaos drum herum. So sah es immer aus, wenn Ben "arbeitete".

Stefan: "Na, dann zeig' mal her, was du schon herausgefunden hast."

Bis zum Abendessen hatten sie noch etwas Zeit. Ben holte für jeden eine Cola und dann war es eine ganze Weile still, denn die beiden lasen konzentriert und unterstrichen Textstellen oder machten sich Notizen.

Ben: "Hier zum Beispiel habe ich eine Studie vom Heidelberger 'Umwelt- und Prognose-Institut' (UPI), die die ökologischen Folgen von Elektroautos behandelt. Das wird Technologiefolgenabschätzung genannt. Also, Punkt eins: direkt beim Fahren eines E-Autos entstehen keine Emissionen, wohl aber bei der Herstellung des Stroms, den sie verbrauchen. Das heißt, genau genommen liegen die CO2 Emissionen von Elektroautos ungefähr auf gleicher Höhe mit Benzin- und Diesel-PKWs. Damit ein 'Stromer', also ein elektrisch betriebenes Fahrzeug, wirklich 'sauber' läuft, müsste der Strom komplett aus erneuerbaren Energien hergestellt werden, so lautet die Einschätzung. Aber in dieser Studie geht man davon aus, dass die 'Erneuerbaren' gerade mal den Ausfall der Atomkraftwerke auffangen. Folglich wird der meiste Strom weiterhin noch mit Kohlekraftwerken erzeugt."


Die Tabelle zeigt, dass Braunkohle, Steinkohle und Atomenergie bis heute immer noch den größten Anteil an der Stromerzeugung hat - Foto: 2017, by Tkarcher (Own work, based on data from AG Energiebilanzen.) [CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons

Tabelle der Stromerzeugung 1990-2016
Foto: 2017, by Tkarcher (Own work, based on data from AG Energiebilanzen.) [CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons

Stefan: "Das erklärt, warum der CO2-Ausstoß auch in Deutschland nicht verringert wurde! Und was hast du als Punkt zwei erkannt?"

Ben: "Wir hatten damals völlig außer Acht gelassen, dass mit der Herstellung der Elektromotoren eines solchen Autos Umweltschäden in großem Ausmaß verbunden sind und auch schwerwiegende soziale und gesundheitliche Probleme. In jeder Lithium-Batterie, also das sind die üblichen, die in E-Autos Verwendung finden, werden Seltene Erden und andere Rohstoffe verbaut. Und die werden in Schwellen- und Entwicklungsländern unter sehr bedenklichen Bedingungen abgebaut, schädlich für die Arbeiter, schädlich für die Umwelt. Auch beim Entsorgungen der Autos samt der Motoren entstehen weitere Probleme."

Stefan: "Weißt du, ich hab' mich gerade gefragt, was denn mit den alten Autos geschieht? Ich meine, die kann man doch nicht einfach verschrotten. Nicht jeder hat so viel Geld, dass er sich ein neues E-Auto kaufen könnte. Außerdem würde das auch bedeuten, dass man noch mehr Ressourcen verbrauchen würde, Stahl, Kupfer, Kautschuk für die Reifen, samt der vielen Chemikalien, die dabei noch verwendet werden und noch vieles mehr, um ganz neue Autos herzustellen."

Ben: "Stimmt, und in der UPI-Studie wird auch genau darauf hingewiesen. Sie sagen, dass die E-Autos von den meisten als Zweit- oder Drittwagen angeschafft werden, da sie bisher nur über eine geringe Reichweite verfügen und deshalb für kürzere Strecken eingesetzt werden. Das heißt, es stehen noch mehr Autos herum, besetzen Stell- und Garagenplätze. Dann wird etwas erwähnt, dass wir bisher noch nicht bedacht hatten: da man die 'sauberen' E-Autos für kleine, kurze Fahrten verwendet, wirkt sich das auf die öffentlichen Nahverkehrsmittel aus, die dann weniger genutzt werden. Sollte man da nicht lieber die Busse oder Schienenfahrzeuge elektrisch betreiben und voll auslasten, als dass jeder mit seinem eigenen Auto fährt?"

Stefan: "Ja, das fände ich auf jeden Fall sinnvoller, da wäre elektrischer Antrieb bestimmt effektiver, weil gleich ganz viele Menschen von einem Ort zum anderen befördert werden können. Hast du sonst noch was gefunden?"

Ben: "Ja, schon, aber das ist etwas kompliziert, doch wenn ich das alles richtig verstanden habe, wird der CO2-Ausstoß durch diesen dritten Punkt noch weiter erhöht."

Stefan: "Versuch' mal, es einfach zu erklären."

Ben: "Okay, also folgendermaßen: Es gibt eine CO2-Gesetzgebung (Flottenemissionsgrenzwerte der EU), die festlegt, wie viel CO2 pro Auto und pro Kilometer abgegeben werden dürfen. Werden diese Werte überschritten, müssen die Hersteller Strafe zahlen. Erzeugt nun ein Autokonzern auch Elektroautos, die rein rechtlich mit einer 'Null-Emission' aufgelistet sind, dann können sie CO2-Überschreitungen bei schweren, großen PKW mit den E-Autos verrechnen ?"

Stefan: "Das verstehe ich nicht, wie geht das denn?"

Ben: "Hab' ich auch erst nicht begriffen, aber die CO2-Emissionen gelten für die gesamte 'Flotte', das heißt, für alle produzierten Autos einer Firma. Wenn nun welche mit hohen CO2-Werten dabei sind und welche mit 'Null-Werten', dann gleicht sich das doch in der Gesamtrechnung aus, oder?"

Stefan: "Ach so, dann stellen Autokonzerne E-Autos her, denen eigentlich fast gleiche CO2-Emissionen zugerechnet werden müssten, um die eventuellen CO2-Grenzwertüberschreitungen bei den produzierten PKW auszugleichen?"

Ben: "Genau, so habe ich das verstanden."

Stefan: "Entschuldige bitte, aber das ist doch Irrsinn, wie sollen denn da die CO2-Emissionen verringert werden?"

Ben: "Das ist die Frage. Fast könnte man denken, dass sich weder die Betreiber herkömmlicher Kraftwerke noch verschiedene Industrien wirklich darum bemühen, eine geringere CO2-Emission zu erreichen."

Stefan: "Wie es aussieht, gibt es noch eine Menge mehr Argumente gegen das E-Auto, aber wir wollten uns ja auf den CO2-Aspekt konzentrieren. Und da schneidet das Elektroauto sehr schlecht ab. Ben, ich glaube, wir müssen uns nach anderen Möglichkeiten zur Verringerung der Kohlendioxidemissionen umsehen."

Genau in dem Augenblick rief Bens Mutter von unten herauf, dass das Abendessen fertig sei. Flugs rafften die beiden ihre Sachen auf einen Haufen, legten ihn auf Bens Schreibtisch und eilten die Treppe hinunter.

Fortsetzung folgt ...



Anmerkungen:

[1] KINDERBLICK/NATURKUNDE/WISSENSDURST/Das Elektroauto
http://www.schattenblick.de/infopool/kind/natur/knwd0011.html



Diesem Artikel liegen folgende Quellen zugrunde:

http://www.upi-institut.de/upi79_elektroauto.htm

http://handelsblatt.com/unternehmen/industrie//co2-belastung-die-umstrittene-klimabilanz-des-elektroautos/20018160.html

http://www.gruene.de/themen/klima-schuetzen/sauber-autofahren-ab-2030.html

http://www.chip.de/artikel/E-Mobilität-Oekobilanz-von-Elektroautos_115720044.html


6. Dezember 2017


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