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BERICHT/135: Porträt des berühmten Würzburger Hofgärtners Mayer aufgetaucht (idw)


Julius-Maximilians-Universität Würzburg - 29.04.2009

Aufgetaucht: Porträt des berühmten Würzburger Hofgärtners Mayer


Berühmt in ganz Europa war er, der Würzburger Hofgärtner Johann Prokop Mayer (1735-1804). Er arbeitete für Adelshäuser in Deutschland und Frankreich, er handelte international mit Pflanzen und Sämereien, er legte den prachtvollen Garten rund um die Würzburger Residenz an. Wie der begabte Gärtner aussah, wusste bis vor kurzem niemand. Nun ist erstmals ein Porträt von ihm aufgetaucht.

"Für uns ist das eine Sensation", freut sich Professor Stefan Kummer, Kunsthistoriker und Leiter der Neueren Abteilung des Martin-von-Wagner-Museums der Universität Würzburg. Das Doppelporträt von Mayer und seiner Ehefrau Eleonora befindet sich seit wenigen Wochen im Besitz des Museums. Wie es dazu kam? Ein Kunsthändler aus München hatte sich gemeldet und die Bilder zum Kauf angeboten.

Rund 7.000 Euro waren zu bezahlen - eine Summe, die das Universitätsmuseum allein nicht aufbringen konnte. Doch es fanden sich Helfer: der Förderverein Freunde der Würzburger Residenz und ein Würzburger Kunstfreund, der anonym bleiben will. Für die finanzielle Unterstützung ist Kummer sehr dankbar.


Rahmen und Verklebung noch original

Datiert sind die beiden Pastellbilder aufs Jahr 1786. Der Maler Georg Peter Straßburger, der 1774 aus dem österreichischen Landshut nach Würzburg gekommen war, hat sie signiert. Beide Porträts befinden sich in den Originalrahmen, und auch die Verklebung von Bild und Rahmen ist noch original.

Ob sich beim vorsichtigen Öffnen weitere Hinweise auf die Geschichte der Bilder ergeben? Museumskonservator Tilman Kossatz ist darauf ebenso gespannt wie Verena Friedrich, die sich der wissenschaftlichen Aufarbeitung der Bilder widmen wird. Die Würzburger Kunsthistorikerin ist für diese Aufgabe prädestiniert - schließlich hat sie bereits eine große Ausstellung der Universitätsbibliothek betreut, die sich um ein wertvolles Buch des Würzburger Hofgärtners Mayer drehte. 2007 war diese Ausstellung in der Würzburger Residenz zu sehen.


Berühmtes Buch des Hofgärtners

Bei dem Buch handelt es sich um Pomona Franconica. Johann Prokop Mayer hatte es mit dem Nürnberger Verleger Wolfgang Adam Winterschmidt herausgegeben, dem herausragenden botanischen Buchillustrator seiner Zeit. Das dreibändige Werk befasst sich mit der Obstbaukunde: Es enthielt Zeichnungen von allen Obstsorten, die unter Mayer im Hofgarten der Würzburger Residenz angebaut und für den Speisetisch des Fürstbischofs bestimmt waren. Allein 80 verschiedene Sorten Birnen gediehen damals im Hofgarten, wie Verena Friedrich sagt.

Berichte im Internet über die Pomona-Ausstellung waren es, die den Münchener Kunsthändler auf die Spur des Martin-von-Wagner-Museums brachten. Wo er die Bilder herbekommen hat, das habe der Händler nicht verraten, bedauert Professor Kummer. Auf jeden Fall seien die Porträts zumindest eine Zeitlang in Familienbesitz gewesen, denn auf ihrer Rückseite steht der Name Mayering geschrieben: Johann Joseph Mayering war ein Schwiegersohn des Würzburger Hofgärtners.


Präsentation der Porträts im Herbst

Der Öffentlichkeit will das Museum die beiden Bilder künftig in seiner Dauerausstellung präsentieren. Wann es soweit ist, steht noch nicht genau fest. Bis Anfang Oktober 2009 bleibt die Gemäldegalerie erst einmal geschlossen, weil ihre Räume durch die bayerische Landesausstellung Wiederaufbau und Wirtschaftswunder belegt sind.

Danach ist eine komplette Umgestaltung anvisiert. "Wir denken daran, kleine Kabinette zu schaffen, in die kein Tageslicht eindringen kann", sagt Stefan Kummer. Für die Erhaltung lichtempfindlicher Pastellgemälde wie den Mayer-Porträts sei das eine wichtige Voraussetzung. Voraussichtlich ab November können die Besucher des Museums die Bilder dann betrachten.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution99


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Robert Emmerich, 29.04.2009
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 1. Mai 2009