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FRAGEN/004: Galerie als Laboratorium für DRESDEN-concept (TU Dresden)


Dresdner UniversitätsJournal Nr. 7 vom 12. April 2011

Galerie als Laboratorium für DRESDEN-concept
ALTANA-Galerie der Universitätssammlungen Kunst + Technik:
Rückblick nach acht Jahren Ausstellungstätigkeit und Blick auf Künftiges - Interview mit Maria Obenaus, Projektleiterin ALTANA-Galerie

Es fragte Mathias Bäumel


Die Ausstellungen in der ALTANA-Galerie der Universitätssammlungen Kunst + Technik laufen seit Mai 2003. Sie haben der TU Dresden weithin große Aufmerksamkeit beschert. Ihr Zustandekommen und die erfolgreiche Ausstellungsarbeit bis in die jüngste Vergangenheit hinein waren wesentlich dem persönlichen Engagement der Beteiligten zu danken, ganz besonders dem früheren Kanzler Alfred Post und der Kuratorin Reinhild Tetzlaff als den Initiatoren sowie den Kollegen der Kustodie der TU Dresden. Der Tod der beiden erstgenannten "ALTANA-Aktivisten" führte sicher zu Problemen bei der Finanzierung und der Ausstellungsplanung. Das Universitätsjournal fragte bei Maria Obenaus, Projektleiterin ALTANA-Galerie in der Kustodie der TU Dresden, nach.


UJ: Welche Schwierigkeiten mussten seither überwunden werden?

MARIA OBENAUS: Zuerst muss gesagt werden, dass die Universitätssammlungen Kunst + Technik dank der Initiatoren, der Kuratorinnen und Kuratoren, der beteiligten Künstler, Leihgeber, Grafikdesigner, Mitarbeiter, Studenten und dank der Unterstützung durch die Universitätsleitung, die Verwaltung, Sponsoren und den Freundeskreis eine Erfolgsgeschichte darstellen.

In den zurückliegenden acht Jahren wurden dank großzügiger Förderung u. a. durch die ALTANA AG, ThyssenKrupp, die OSRAM GmbH, die JENOPTIK AG insgesamt 17 Ausstellungen realisiert, die weit über die Universität, die Stadt und Region Aufmerksamkeit und Anerkennung erlangt haben.

Seit dem Jahr 2004 betreut die Kustodie die Ausstellungsprojekte mit ihren Veranstaltungsprogrammen fachwissenschaftlich, inhaltlich und organisatorisch in Abstimmung mit den Dezernaten und dem Kanzler.

Die besondere Anerkennung, die der TU Dresden auch durch ihren Anspruch an umfassende kulturelle Bildung entgegengebracht wird, die auch auf die Kontinuität des Ausstellungsgeschehens der Universitätssammlungen Kunst + Technik zielt, wird von vielen Industriepartnern, Wissenschaftlern, Künstlern und Politikern anerkennend registriert.

Die Gästebücher sind voller begeisterter Eintragungen. Besucher, aber auch die Angehörigen der Universität äußern sich nur positiv und überrascht, eine Universität mit einem so umfassenden Bildungs- und Kulturverständnis erleben zu können.

Überrascht zeigen sich auch manche im Kunst- und Kultursektor Tätige, mit welch geringem Finanz- und Personalbudget die Ausstellungsprojekte insbesondere seit dem Tod des früheren Kanzlers Alfred Post realisiert werden.

Sicher können Enthusiasmus, vertrauensvolle Partnerschaften, relativ unbürokratisches Zusammenwirken und wohlwollende Förderer eine Menge bewirken. Doch kritisch wird es, wenn die Grenze der konservatorischen und sicherheitstechnischen Vertretbarkeit erreicht ist. Museen mit vergleichbaren Ausstellungen haben erheblich mehr Mittel zur Verfügung.

Wir sind aber zuversichtlich, dass weitere Sponsoren und Stiftungen sowie der Freundeskreis zukünftige Vorhaben finanziell und mit Sachleistungen unterstützen werden.

Bezüglich der Ausstellungsplanung wählte die Universitätsleitung bisher von den zahlreich eingegangenen Ausstellungsangeboten eine interessante Abfolge. Sie spiegelt inzwischen mit einer stattlichen Anzahl von Expositionen das Wissenschaftsspektrum der TU Dresden wider und stellt auch im Ausstellungsgeschehen Dresdens inzwischen einen beachteten Faktor dar.

UJ: Ist die Weiterführung nun gewährleistet?

MARIA OBENAUS: Kürzlich formulierte einer unserer Besucher: "Die Ausstellungen in der ALTANA-Galerie sind ja ein Laboratorium für das DRESDEN-concept!" In gewisser Weise hat er recht, denn die inner- und außeruniversitären Netze für unsere Projekte sind fest geknüpft und tragfähig. Das heißt natürlich nicht, dass es nicht noch weitere Wünsche für Kooperationen gäbe. Im Zuge der Exzellenzinitiative und der zunehmenden Aufmerksamkeit, die dem Zusammenspiel von Wissenschaft, Technik und Kunst allgemein entgegengebracht wird, wäre es doch völlig kontraproduktiv, die Fortsetzung der Expositionen in Frage zu stellen.

In Hinblick auf die Weiterführung der Universitätssammlungen Kunst + Technik hatten Dr. Mauersberger und ich Gelegenheit, in einer Sitzung der Universitätsleitung die Angebote für die nächsten Ausstellungsprojekte vorzustellen. Das Rektoratskollegium befürwortete das Konzept und den Finanzrahmen der nächsten Ausstellung. Der Rektor möchte sich selbst um die Akquisition möglichst langfristiger finanzieller Förderung bemühen. Aber auch das zuständige Dezernat ist, wie ursprünglich festgelegt, bezüglich der Sponsorengewinnung und des Marketingkonzeptes gefragt.

UJ: Unter der Kuratorin Reinhild Tetzlaff kam es zu einer deutlichen Orientierung auf Konkrete und Konstruktive Kunst. Das war verdienstvoll, weil die TU Dresden damit etwas vorgestellt hat, das bisher in der sächsischen Ausstellungslandschaft unterbelichtet war. Eine Orientierung allein auf Konkrete und Konstruktive Kunst jedoch trägt ein so ambitioniertes, über viele Jahre konzipiertes Projekt nicht. Wie wurde dieser Gefahr begegnet?

MARIA OBENAUS: Wir hatten großartige Ausstellungen Konkreter Kunst, wie "EUROPA konkret" oder auch die jüngste Ausstellung Konkreter Kunst aus Österreich. Werke dieser Kunstrichtung korrespondieren immer sehr gut mit der Räumlichkeit und den technischen Exponaten des Görges-Baues. Große Formate, intensive Farbigkeit, klare Formen und Strukturen passen vorzüglich hierher.

Das Konzept der Universitätssammlungen Kunst + Technik greift aber weiter. Die Besucherstatistik und auch die Zahlenvergleiche der Katalogverkäufe sprechen dafür, dass wechselnde Themen, Kunstrichtungen, ausstellende Künstler, Leihgeber, Autoren und Referenten für den Erfolg und das kunstwissenschaftliche wie auch für das öffentliche Interesse ausschlaggebend sind. Die herausragenden Ausstellungen haben die Zeugnisse der Universitätsgeschichte mit Innovationen aus Wissenschaft, Technik und Kunst verbunden. Zu ihnen zählen "Licht - visuelle Energien" (Kuratorin Reinhild Tetzlaff), "Bewegung - Utopie" (Kuratorin Karin Weber), "Geometrie und Kunst" (Kurator Dr. Daniel Lordick), die beiden Fotografie-Ausstellungen und "color continuo - System und Kunst der Farbe". Speziell die letztgenannte Doppelausstellung in der ALTANA-Galerie und im Buchmuseum der SLUB, die von Dr. Konrad Scheurmann kuratiert wurde, hatte eine sehr große Besucherzahl, vernetzte die Universität mit anderen Hochschulen, Instituten, Museen und Galerien, überzeugte mit vier Folgeausstellungen in Deutschland und der Schweiz und trägt zur wachsenden Kompetenz der Universität auf den Gebieten der Farbstoffe und der Farbenlehre bei.

UJ: Einige Ausstellungen waren also in ziemlich direkter Weise dem Motto der Universitätssammlungen ("Kunst + Technik") gewidmet. Sie präsentierten in exzellenter Weise Themen und Objekte, die dem Wesen gerade unserer Universität sehr nahe stehen. Andererseits war die Außenwirkung solcher Ausstellungen wie "Dreigestirn der Moderne - Picasso, Miró, Tàpies" überwältigend. Wird künftig die Linie großer weltbekannter Künstler weitergeführt? Was ist geplant?

MARIA OBENAUS: Es gibt eine Vielzahl von Angeboten für themenbezogene, aber auch für Personalausstellungen. Gern würden wir in der Abfolge auch hin und wieder Werkgruppen international bekannter Künstler zeigen. Dabei sind wir aber abhängig von dem Finanzbudget, denn Transport-, Zoll- und Versicherungskosten sind in den letzten Jahren enorm angestiegen. Ebenso sind die Anforderungen an die konservatorischen Bedingungen und die Ausstellungssicherheit gewachsen.

UJ: Anspruchsvolle experimentelle Konzerte und Tanzaufführungen gehörten bisher stets zum Ausstellungsprogramm - wie sieht hier die Zukunft aus?

MARIA OBENAUS: Alle Ausstellungen wurden von anspruchsvollen Rahmenprogrammen begleitet, in denen die darstellende Kunst, insbesondere die Musik einen wichtigen Part spielte. Das Spektrum reicht vom Solisten (Sänger, Pianist oder Saxofonist) über Jazz, Swing und Tanz-Performances bis hin zur Aufführung einer Bachkantate des Universitätschores und Tanz- und Klangaktionen von Studenten aus Kamerun.

Bekannte Solisten sind dem Haus verbunden, so agierten zur Finissage der jüngsten Ausstellung wieder einmal Dietmar Diesner und Grit Diace de Arce. Selbstverständlich gehört die darstellende Kunst auch in Zukunft zu den Ausstellungsprogrammen, insbesondere auch zu den Vernissagen oder der Museums-Sommernacht dazu.

UJ: Noch vor wenigen Jahren begann die ALTANA-Galerie den etablierten Galerien für moderne und zeitgenössische Kunst Konkurrenz zu machen. Wo steht sie heute und wohin soll der Weg gehen?

MARIA OBENAUS: Die Universitätssammlungen Kunst + Technik sind mit ihren themenbezogenen Präsentationen als Podium der Kunst- und Wissensvermittlung etabliert.

Für die Zukunft ist die stärkere Nutzung wissenschaftlicher und kultureller Ressourcen der TU Dresden und anderer Hochschulen vorgesehen. Ebenso soll die Zusammenarbeit mit Museen, Galerien, Künstlervereinigungen, aber auch wissenschaftlichen Instituten weitergeführt und intensiviert werden. Es bestehen bereits zahlreiche nationale und internationale Kontakte und Kooperationen, die es zu pflegen und zu erweitern gilt. Geplant ist auch die Ausschreibung von Wettbewerben und Preisen, um die Förderung von Künstlern voranzubringen und den Kunstbesitz, der sich in letzter Zeit durch erhebliche Schenkungen bereichert hat, mit zeitgenössischer Kunst zu erweitern.

Die in Vorbereitung befindliche Sommersemesterausstellung "Scheinbar Sein. Faktisches und Virtuelles" (7. Mai 2011 bis 15. Juli 2011, Eröffnung am 6. Mai, 19 Uhr) und die geplanten Folgeausstellungen "terra incognita. Weltbilder - Welterfahrungen" (Wintersemester 2011/12) und "Strukturen abbilden. Konkrete Kunst versus Wissenschaftsbild" (Sommersemester 2012) werden diesen Prämissen folgen.

Informationen zur ALTANA-Galerie:
www.altana-galerie-dresden.de


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Quelle:
Dresdner UniversitätsJournal, 22. Jg., Nr. 7 vom 12.04.2011, S. 9
Herausgeber: Der Rektor der Technischen Universität Dresden
Nöthnitzer Str. 43, 01187 Dresden
Telefon: 0351/463-328 82
Telefax: 0351/463-371 65
E-Mail: uj@tu-dresden.de
Internet: www.tu-dresden.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 29. April 2011