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MUSEUM/083: Neues Engagement für die Museen in Deutschland (VolkswagenStiftung)


Presseinformation der VolkswagenStiftung vom 29.07.2008

Neues Engagement für die Museen in Deutschland

VolkswagenStiftung richtet Förderinitiative "Forschung in Museen" ein


In den vergangenen Jahrzehnten hat sich das deutsche Museumswesen mit großer Dynamik entwickelt. Der Bau zahlreicher neuer Museen führte bundesweit inzwischen zu der beträchtlichen Zahl von über 6.000 Museen; Jahr für Jahr locken diese insgesamt mehr als 100 Millionen Besucherinnen und Besucher an. Dabei haben nicht nur die großen Museen mit überregionalem Einzugsgebiet erheblich an Attraktivität gewonnen, auch kleine und mittelgroße, die insbesondere mit neuen Ausstellungskonzepten bis dato nicht gekannte Besucherzahlen verzeichnen, schreiben Erfolgsgeschichten. Diese vor Augen, fließen in Summe die Ressourcen vieler Museen seit geraumer Zeit fast zwangsläufig mehr und mehr in die Konzeption von Ausstellungen oder kommen Veranstaltungen zugute.

Diese Stärkung des Ausstellungs- und Eventbereichs hat dazu geführt, dass gegenüber dem Vermitteln die anderen klassischen Museumsaufgaben - das Sammeln, Bewahren und das Forschen - mehr und mehr ins Hintertreffen geraten sind. Dies erscheint umso problematischer, als damit das besondere Potenzial gerade der Forschung in Museen ungenutzt bleibt. Deren Charakteristikum ist die Ausrichtung an materiellen Zeugnissen aus Kunst, Kultur und Natur.

Dies im Blick, richtet die VolkswagenStiftung jetzt die neue Förderinitiative "Forschung in Museen" mit drei Förderlinien ein. Wichtigstes Ziel ist die Stärkung insbesondere der kleineren und mittleren Museen als Forschungsinstitutionen. Über die Hälfte der Museen in Deutschland sind kleine bis mittlere Einrichtungen, die sehr unterschiedliche Themen wie Archäologie, Geschichte, Ethnologie, Naturkunde oder Technik abdecken. In diesen Institutionen lagern ebenso umfangreiche wie vielfältige "Schätze", die nur durch gezielte museumsbasierte Forschung "gehoben" werden können. Sowohl die Wissenschaft als auch die Gesellschaft im Allgemeinen können von dieser Forschung profitieren.

Darüber hinaus will die Stiftung die großen Museen durch eine internationale Vernetzung ihrer Forschungsaktivitäten als international wettbewerbsfähige wissenschaftliche Einrichtungen stärken. Drittens zielt die Förderinitiative auf die generelle Schärfung des Forschungsprofils von Museen in der öffentlichen Wahrnehmung.


Im Einzelnen stellen sich die drei Förderlinien wie folgt dar:

Förderlinie 1

Sie zielt auf die Stärkung der Forschung vor allem an mittleren und kleineren Museen, deren Vernetzung untereinander sowie insbesondere mit Universitäten und einschlägig arbeitenden außeruniversitären Forschungsinstituten - auch im internationalen Zusammenschluss. Dabei setzt die Stiftung vor allem auf den wissenschaftlichen Nachwuchs. Zum einen haben in einen universitären Forschungskontext eingebundene Postdoktorandinnen und Postdoktoranden die Möglichkeit, an Museen Projekte mit bis zu vierjähriger Laufzeit durchzuführen. Ihre wissenschaftliche Expertise soll die Forschungsbasis auch für Ausstellungen legen.

Zum anderen unterstützt die Stiftung kooperative Forschungsprojekte mit einer Laufzeit von ebenfalls bis zu vier Jahren, deren Konzeption und Durchführung vorrangig von Doktorandinnen und Doktoranden getragen werden soll. Spezielle Qualifikationen für die Arbeit an Museen soll der wissenschaftliche Nachwuchs erhalten über die in den Museen tätigen Fachleute - insbesondere aus den Bereichen Restaurierung und Ausstellungsdesign. Die Zusammensetzung der Arbeitsgruppen soll flexibel gehandhabt werden und in Form von "Jungen Akademien auf Zeit" gestaltet sein.


Förderlinie 2

Hier geht es um die - bis zu dreijährige - Förderung von Vorhaben zur internationalen Vernetzung vor allem großer Museen, die auf der Basis einer gemeinsamen Erschließung von Sammlungen Spitzenforschung betreiben. Unterstützungsmöglichkeiten bestehen dabei auch für Museumsmitarbeiter, die sich für entsprechende projektbezogene Forschungsarbeiten freistellen lassen möchten; bei längerfristigen Aufenthalten an einem anderen Museum können zudem Mittel beantragt werden für die Vertretung der eigenen Stelle durch eine Person aus dem Bereich des wissenschaftlichen Nachwuchses.


Förderlinie 3

Diese Komponente zielt auf die generelle Stärkung des Profils von Museen als Forschungsinstitutionen und auf deren Wahrnehmung in der Öffentlichkeit. Die Stiftung fördert hier insbesondere Arbeitsgespräche, Workshops und Veranstaltungen, die der Vernetzung von Museen untereinander oder mit universitären und außeruniversitären Forschungseinrichtungen dienen. Mit diesem Angebot sollen Museen auch unabhängig von konkreten Projekten als Standorte der Forschung gestärkt und bei der Entwicklung und Erprobung entsprechender Forschungsstrategien und -programme unterstützt werden. Die Stiftung unterstützt darüber hinaus eine entsprechende Öffentlichkeitsarbeit - etwa Veranstaltungen, die Museen als Forschungsinstitutionen öffentlich profilieren.


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Quelle:
Pressemitteilung vom 29. Juli 2008
VolkswagenStiftung
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Dr. Christian Jung
Telefon: 0511 8381 - 380
E-Mail: jung@volkswagenstiftung.de
Internet: www.volkswagenstiftung.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 30. Juli 2008