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GEGENWIND/864: Magazin - Kolonialismus weltweit


Gegenwind Nr. 378, März 2020
Politik und Kultur in Schleswig-Holstein & Hamburg

BUCH
Kolonialismus weltweit
GEO-Epoche. Das Magazin für Geschichte, Nr. 97: Der Kolonialismus

von Reinhard Pohl


Nicht um Deutschland, sondern um Europa geht es in diesem Magazin. Wie immer bei GEO wird auch viel Wert auf große Fotos gelegt. In 18 Beiträgen geht es um den Kolonialismus Europas, sortiert sind sie chronologisch.

So beginnt es mit dem Kolonialismus von Portugal und vor allem Spanien. Aber es geht nicht nur um die Eroberung, sondern auch um den Widerstand - um 1492 begann die spanische Besetzung der Karibik-Inseln, danach folgten Mittel- und Südamerika. Aber bereits 1533 gab es auch einen Sieg Einheimischer in der Karibik.

Ein weiterer Beitrag beschreibt die erste feste Siedlung aus Großbritannien in Nordamerika, im heutigen Virginia. Ausführlich wird beschrieben, dass sich die Einheimischen von Anfang an gegen die Landnahme wehrten, während Händler oder Jäger oft auch akzeptiert wurden. Hier geht es auch um das heute nicht mehr so bekannte französische Kolonialreich in Nordamerika - oft nur noch in etwas verzerrter Darstellung aus "Lederstrumpf" bekannt.

Weitere Beiträge behandeln die niederländische Eroberung von Indonesien oder die dänische Besetzung einiger Karibik-Inseln, wo in Zusammenarbeit mit Preußen und anderen Sklaven importiert und Zuckerrohr, das Ergebnis der Plantagenwirtschaft, exportiert wurde. Zwar ist heute bekannt, dass Flensburg "Rumstadt" ist, aber wenige machen sich Gedanken darüber - auch wenn theoretisch bekannt ist, dass im Landkreis Schleswig-Flensburg oder Nordfriesland kaum Zuckerrohr-Plantagen existieren.

Ein Blick auf die weitgehend unbekannte Kolonialmacht Russland wird auch geworfen. Die meisten kennen sicherlich zumindest in den Grundzügen die russische Eroberung Sibiriens und wissen von den späteren Kolonien des Zaren in Zentralasien, aus denen später Sowjetrepubliken wurden, heute sind es unabhängige Staaten. Aber es gab auch die Kolonie Alaska, die erst erobert, dann an die USA verkauft wurden. Der Kaufpreis entspricht heute dem Erlös der Erdölförderung weniger Tage, aber damals war Alaska eben nur ein sehr dünn besiedeltes Land, in dem die Kolonisten höchstens als Pelzjäger Geld verdienen konnten.

Französisch-Indochina wäre ja mal fast deutsche Kolonie geworden. Beschrieben wird die schwierige Eroberung, die eigentlich nie vollständig gelang. Aber 1871, nach der Niederlage im deutsch-französischen Krieg, bot die französische Regierung das heutige Südvietnam Deutschland als Kolonie an, im Gegenzug sollte Deutschland auf die Annexion von Elsaß-Lothringen verzichten. Aber Bismarck lehnte ab, und so wurde fast ganz Indochina (heute Vietnam, Laos und Kambodscha) erobert, an die Japaner verloren, danach scheiterte die Rückeroberung, die USA übernahmen den Militäreinsatz und machten aus dem Kolonialismus den Vietnam-Krieg.

Belgiens Kolonialherrschaft im Kongo mit mehr als einer Million ermordeter Einheimischer ist Thema eines weiteren Artikels, dann die britische Kolonialherrschaft über den Sudan, wo der Mahdi sich einen langen Unabhängigkeitskrieg lieferte und letztlich verlor. Aber auch der deutsche Kolonialismus in Afrika und im Pazifik wird ausführlich beschrieben.

Einen Schritt weg von Europa führt dann die Beschreibung des japanischen Kolonialismus und die Verschleppung Tausender Frauen aus der Kolonie Korea in die besetzten Gebiete in China und Südasien, wo systematisch Bordelle für die japanische Armee aufgebaut wurden.

Zum Schluss folgen einige Beiträge zum Befreiungskrieg, der am Beispiel Nordafrika und Indien erläutert wird. Die heutigen Folgen des Kolonialismus werden im Beitrag "Wunden, die nicht verheilen" beschrieben.

Eine gute Übersicht über 500 Jahre Herrschaft. Mehr nicht, denn es ist ein Magazin, keine wissenschaftliche Veröffentlichung. Aber es kommen am Schluss einige Literaturhinweise, andere muss man selbst suchen.


GEO-Epoche. Das Magazin für Geschichte,
Nr. 97: Der Kolonialismus. Die Welt im Griff Europas.
GEO-Verlag, 12 Euro.

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Quelle:
Gegenwind Nr. 378, März 2020, Seite 70
Herausgeber: Gesellschaft für politische Bildung e.V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 25. März 2020

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