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GLEICHHEIT/4339: Al Qaida führt Stellvertreterkrieg für Washington in Syrien


World Socialist Web Site
Herausgegeben vom Internationalen Komitee der Vierten Internationale

Al Qaida führt Stellvertreterkrieg für Washington in Syrien

Von Bill Van Auken
11. August 2012



Am Dienstag sprach US-Außenministerin Hillary Clinton eine Warnung aus an "alle, die versuchen, das Leid des syrischen Volkes auszunutzen, indem sie entweder Stellvertreter oder Terroristen ins Land schicken." Sie betonte, derartiges werde "nicht toleriert."

Weder sie noch das Außenministerium machten sich die Mühe, zu sagen, welche Länder oder Organisationen hier gewarnt wurden. Hinter Clintons heuchlerischem Statement verbirgt sich in Wahrheit, dass sich der US-Imperialismus und seine Verbündeten in ihrem Krieg für einen Regimewechsel in Syrien selbst auf solche "Stellvertreter" und Terroristen" verlassen, sie finanziert und bewaffnet.

Die führende Rolle unter diesen Kräften nimmt Washingtons angeblicher Erzfeind ein, die islamistische Terrororganisation Al Qaida.

Offizielle Kreise geben immer offener zu, dass Al Qaida im syrischen Bürgerkrieg eine entscheidende Rolle spielt. Dies enthüllt nicht nur den wahren Charakter der amerikanischen Bestrebungen, die Regierung von Präsident Bashar al-Assad zu stürzen, sondern auch von Washingtons Betrug mit dem "Krieg gegen den Terror."

Die Behauptungen der syrischen Regierung, sie kämpfe gegen Al Qaida-Terroristen, wurden von den Massenmedien und den Nachrichtenquellen mit engen Beziehungen zur US-Regierung monatelang als "Propaganda" abgetan. Jetzt aber wird nicht nur offen zugegeben, dass diese Organisation in den Ereignissen in Syrien aktiv ist, sondern sie wird dafür sogar gepriesen.

Am Montag und Dienstag brachten alle großen amerikanischen Nachrichtensender Berichte über die Präsenz von Al Qaida in Syrien. Letzten Monat meldete die New York Times, dass Al Qaida im Herzen der "syrischen Revolution" durch drei Gruppen aktiv ist: Die Al Nusra-Front der Völker der Levante, die Abdullah Azzam-Brigaden und die Al Baraa ibn Malik-Märtyrerbrigade.

Das offenste Eingeständnis, wie wichtig die Rolle von Al Qaida ist, kam am Montag in einem Artikel auf der Webseite des Council on Foreign Relations (Rat für auswärtige Angelegenheiten) von Ed Husain, einem einflussreichen Dozenten der Wissenschaft des Nahen Ostens und Chefanalysten islamistischer politischer Bewegungen im Nahen Osten.

Husain schrieb: "Die syrischen Rebellen wären ungleich schwächer, wenn sie nicht Al Qaida auf ihrer Seite hätten. Insgesamt sind die Bataillone der Freien Syrischen Armee (FSA) erschöpft, zerstritten, chaotisch und ineffektiv... Die Al Qaida-Kämpfer könnten jedoch dabei helfen, die Moral zu verbessern. Der Einfluss der Dschihadkämpfer bringt Disziplin, religiösen Eifer, Kampferfahrung aus dem Irak, Unterstützung durch sunnitische Sympathisanten im Golf, und vor allem: tödliche Ergebnisse: Kurz gesagt: Die FSA braucht jetzt Al Qaida."

Husain prophezeit, Al Qaida "könnte die effektivste Kampforganisation in Syrien werden," wenn weiterhin immer mehr FSA-Mitglieder zu ihnen überlaufen und "die Zahl der ausländischen Kämpfer weiter ansteigt." Laut jüngsten Medienberichten werden islamistische Kämpfer sogar aus so weit entfernten Gebieten wie Tschetschenien über die türkische Grenze nach Syrien geschleust, und noch mehr aus dem Irak, Libyen, Saudi-Arabien, Jemen, Jordanien und anderen Ländern.

Die Reaktion der USA? "Bisher scheint Washington zu zögern, der Sache mehr Bedeutung beizumessen", schreibt Husain. "Die unausgesprochene Haltung der Entscheidungsträger ist es, zuerst Assad loszuwerden - und damit die Stellung des Iran in der Region zu schwächen - und sich dann um Al Qaida zu kümmern."

Solche Aussagen macht man nicht einfach so, sie basieren auf einem intimen Wissen über die amerikanische Politik. Der Council on Foreign Relations hat enge Beziehungen zum Außenministerium und allen Denkfabriken in Washington. In seinem Vorstand sitzen zwei ehemalige US-Außenminister, Colin Powell und Madeleine Albright.

Es geht hier um politische Tatsachen, die den Vorwand für den Krieg in Syrien und den "weltweiten Krieg gegen den Terrorismus" Lügen strafen, der seit mehr als zehn Jahren Grundlage der amerikanischen Innen- und Außenpolitik ist.

Washington führt keinen Kreuzzug für Demokratie und Menschenrechte in Syrien Vielmehr ist es in einen schmutzigen Krieg verwickelt, in dem mit brutaler Gewalt der von der syrischen Bevölkerung einen hohen Blutzoll fordert, um ein Regime zu stürzen, das historisch Beziehungen zu Teheran unterhält. Damit soll ein weiterer Krieg vorbereitet werden, in dem der Iran als Rivale um die Hegemonie in den energiereichen und strategisch wichtigen Regionen im Persischen Golf und Zentralasien ausgeschaltet werden soll.

Der Iran gab am Dienstag über seinen Abgesandten Saeed Jalili, der nach Damaskus reiste, bekannt, dass man diese Absicht erkannt habe. "Was in Syrien passiert, ist nicht nur eine Angelegenheit für Syrien, sondern ein Konflikt zwischen der Achse des Widerstands und ihren Feinden in der Region und der Welt", erklärte er.

Die New York Times gab zu, dass diese Feststellung weitgehend stimme und dass es "nicht überraschend kommt, dass Teheran den internen Konflikt in Syrien als Teil eines größeren internationalen Krieges sieht, in dem der Iran letzten Endes das Ziel ist. Weiter hieß es: "Um die Ursache von Irans Paranoia zu verstehen, muss man sich nur die Landkarte anschauen. Der Iran ist seit der Revolution 1979 ständig von einem Netzwerk von amerikanischen Militärbasen umgeben."

Al Qaida wurde bisher als Schreckgespenst benutzt, um zwei Angriffskriege und umfassende, unausgesetzte Angriffe auf demokratische Rechte in den USA zu rechtfertigen; jetzt wird sie von Washington als unverzichtbare Stoßtruppen für ihren Krieg zum Regimewechsel in Syrien gebraucht.

Dieses Bündnis ist nahezu identisch mit den Beziehungen, die die CIA und Washington aufbauten, als Al Qaida Anfang der 1980er von Osama bin Laden gegründet wurde. Damals schleuste die Organisation islamistische Mudschaheddin über die pakistanische Grenze nach Afghanistan, um Krieg gegen das prosowjetische Regime zu führen und dabei von der CIA organisatorisch und mit Milliarden von Dollars unterstützt wurde.

Jetzt spielt die CIA in Syrien eine ähnliche Rolle. Sie überwacht eine riesige logistische Operation an der türkischen Grenze. Wer sollte auch glauben, dass bewaffnete tschetschenische Dschihadkämpfer durch Georgien und die Türkei nach Syrien marschieren, ohne dass der US-Geheimdienst daran aktiv beteiligt ist?

Trotz aller Rhetorik über einen weltweiten Krieg gegen den islamistischen Terrorismus hat der US-Imperialismus diese Kräfte seit Jahrzehnten benutzt. Saudi-Arabien, das sie finanziell und ideologisch unterstützt, ist Washingtons wichtigster Verbündeter in der arabischen Welt. Im Kalten Krieg förderte die US-Regierung die bösartigen antikommunistischen Kräfte des politischen Islam im Nahen Osten und Asien, um nationalistische und säkulare Regimes zu schwächen und zu stürzen und die Entwicklung sozialistischer Bewegungen zu verhindern.

Die Reaktion der US-Medien und des politischen Apparates insgesamt auf die Enthüllungen zu Al Qaidas Rolle in Syrien waren mehr als nur zynisch. In ihnen drückte sich tiefe politische Desorientierung aus. In orwellscher Manier berichten die Medien, dass der Todfeind von gestern heute ein Verbündeter ist, ohne mit der Wimper zu zucken oder sich in Erklärungsnot zu fühlen. Kein einziger führender Politiker sah sich genötigt, diese Verwandlung auch nur öffentlich zu hinterfragen.

Die Aufstellung des US-Imperialismus mit Al Qaida in Syrien enthüllt noch deutlicher die reaktionäre Rolle von pseudolinken Gruppen wie der International Socialist Organization (ISO), die den imperialistischen Krieg zum Regimewechsel unterstützen und ihn sogar als "Revolution" bezeichnen.

Glauben sie wirklich, das amerikanische Volk würde nichts merken, nachdem man es in zwei lange Kriege gezogen hat, die Tausende von US-Soldaten und Hunderttausende von irakischen und afghanischen Zivilisten das Leben gekostet, und Billionen von Dollar verschlungen haben, alles im Namen des Kampfes gegen Al Qaida? Wenn sie das wirklich glauben, liegen sie grundfalsch. Diese Enthüllungen werden explosive Folgen haben und das ganze herrschende Establishment bloßstellen und diskreditieren.

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Quelle:
World Socialist Web Site, 11.08.2012
Al Qaida führt Stellvertreterkrieg für Washington in Syrien
http://www.wsws.org/de/2012/aug2012/syri-a11.shtml
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veröffentlicht im Schattenblick zum 14. August 2012