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LICHTBLICK/155: Reinigungsmittel und Hygieneartikel


der lichtblick - Gefangenenmagazin der JVA Berlin-Tegel
Heft Nr. 339 - 2/2009

Reinigungsmittel und Hygieneartikel

Und täglich grüßt das Murmeltier ...


"Ein Gefangener darf im Dreck nicht verkommen. Zum Waschen, Duschen, Zähneputzen, Zelle wischen und Hintern abwischen sind dem Inhaftierten entsprechende Putz- und Reinigungsmittel sowie Hygieneartikel seitens der Haftanstalt zur Verfügung zu stellen.

Das hört sich gut an, hat aber in der Praxis nie richtig funktioniert. Bestenfalls das Klopapier hat jeder Gefangene noch regelmäßig erhalten, aber an Wasch- und Putzmittel war so gut wie überhaupt nicht heranzukommen. Fragte ein Inhaftierter nach Wasch- oder Putzmitteln, so erhielt er nicht selten zur Antwort: "Inhaftierte mit Arbeit können sich Putzmittel auf eigene Kosten vom Lohn beim monatlichen Einkauf bestellen." Oder - "Putzmittel stehen nur den Hausarbeitern zur Verfügung." Oder - "Die Anstalt hat kein Geld für so was." So oder so ähnlich wurde der Gefangene abgewimmelt.

Tatsache ist aber, die Haftanstalt muss uns nicht nur ernähren, sie muss uns auch die nötigsten Hygieneartikel zur Verfügung stellen, was sie angeblich auch tat. Nur bei uns Gefangenen kam nichts an, außer dem Toilettenpapier! Das soll sich nun ändern!"

(Quelle: der lichtblick 2 / 2005)


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Ihr habt richtig gelesen, der lichtblick schrieb über das Problem der unzulänglichen Hygieneartikelversorgung bereits 2005, nachdem Inhaftierte den Missstand auf einer Vollzugsleitersitzung thematisierten. Die Vollzugsleitung sagte die Prüfung des Sachverhaltes und anschließende Abhilfe zu und verkündete auf einer der folgenden Sitzungen, dass grundsätzlich ausreichend Wasch- und Putzmittel in die einzelnen Häuser geliefert werden. Darüber wird auch Buch geführt. Die Hausarbeiter jeder einzelnen Station bekommen dann jeden Monat für alle auf der Station untergebrachten Gefangenen die vorgeschriebenen Wasch- und Putzmittel. Die Hausarbeiter müssen den ordnungsgemäßen Empfang im Buch quittieren und somit ist zumindest sichergestellt, dass die Hygieneartikel schon mal auf der jeweiligen Station eines jeden Gefangenen angekommen sind. Jetzt muss jeder Inhaftierte sich seine ihm zustehenden Hygieneartikel nur noch beim Hausarbeiter abholen und nun gibt es auch keine Ausreden mehr.

Im Mai 2009 - nach nunmehr 4 Jahren - wurde der gleiche Missstand bei einer Vollzugsleitersitzung erneut von Insassen vorgetragen. Nichts hätte sich in den zurückliegenden Jahren geändert. Inhaftierte wären bei Nachfragen nach Putzmittel angeblich mit denselben ablehnenden Phrasen wie damals abgewimmelt worden.

Wie bereits vor vier Jahren sagte die Vollzugsleitung die Prüfung des Sachverhaltes zu.

Wir von der lichtblick-Redaktion machten die Probe aufs Exempel, baten unsere Hausarbeiter auf unterschiedlichen Stationen um Spülmittel, WC Reiniger und etwas Scheuermittel, und bekamen weder das eine noch das andere.

Laut einer Liste - die von der zuständigen Materialausgabe-Abteilung stammen soll - sind Putzmitteln und Hygieneartikel für Inhaftierte wie folgt vorgesehen:

Allen Inhaftierten, sowohl denen, die arbeiten, als auch den Taschengeldempfängern stehen jeden Monat zu:

4 Rollen Toilettenpapier
50 g WC Reiniger
100 ml Spülmittel
50 g Scheuerpulver
100 ml Boden-Allzweckreiniger
Körperseife

Zusätzlich erhalten Taschengeldempfänger je Monat:

4 Einweg-Rasierapparate
einen Rasierpinsel (nach Bedarf)
Rasierseife (nach Bedarf)
Zahnputzbecher (nach Bedarf)
eine Zahnbürste
eine Tube Zahncreme

Die letztgenannten Zusatzmaterialien für Taschengeld-empfänger sollen in manchen Häusern nicht vom Stationshausarbeiter, sondern von der zentralen Haus-Materialausgabe ausgegeben werden.

Jeder Inhaftierte weiß nun, was ihm zusteht - und die Vollzugsleitung empfahl bereits vor 5 Jahren: Falls einem Inhaftierten Putzmittel und Hygieneartikel versagt werden, dann sollte er bei dem für ihn zuständigen Gruppenbetreuer vorsprechen und diesen um Hilfe bitten. (R)


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Quelle:
der lichtblick, 41. Jahrgang, Heft Nr. 339, 2/2009, Seite 26
Unzensiertes Gefangenenmagazin der JVA Berlin-Tegel
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veröffentlicht im Schattenblick zum 11. August 2009