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BERICHT/123: Vom Hörsaal in die Redaktion (Marburger UniJournal)


Marburger UniJournal Nr. 30 - Mai 2008

UniForum

Vom Hörsaal in die Redaktion


Studentische Medienmacher vor dem Mikrofon: Ende 2007 fanden sich Markus Mill von Radio "Unihört", Aktive von UniTV Marburg und André Griemert, Mitbegründer der Zeitschrift "Margina Adscripta Historica" in einer ungewohnten Rolle wieder. Der hessische Radiosender hr-info befragte sie zu ihren Projekten, in die sie viel Zeit und Energie investieren - ein Aufwand, der sich lohnt.


Das blaue Sofa - Marburger Studentenfernsehen

Immer wieder tauchte in der Vergangenheit ein blaues Sofa an den verschiedensten Plätzen in Marburg auf - das Markenzeichen des studentischen Programms "UniTV". Im Mai 2007 ging das Internetfernsehen erstmals auf Sendung. Kurz vor seinem ersten Geburtstag befindet sich das Projekt im Umbruch: Im vergangenen Dezember entschied sich die Mehrheit der rund 30 Mitglieder, künftig stärker mit der Universität zusammen zu arbeiten, zum Beispiel am Fachbereich Germanistik und Kunstwissenschaften. Die 30-minütigen Sendungen der neuen Initiative "CampusTV" sind online unter der Adresse www.campustv-marburg.de zu sehen. Torsten Hoheisel, der die Idee des studentischen Internet-TV nach Marburg gebracht hat, zeigt derweil sein Projekt weiterhin auf der Homepage www.unitv-marburg.de. Unter dem Motto "video et gaudeo" gibt es Szenen aus dem Leben der Langzeitstudentin Caro zu sehen, das Neueste zum Thema Studiengebühren, Beiträge zu Events wie "Rad Bull Gravity Challenge", Berichte über das Leben von Sehbehinderten in Marburg und vieles mehr. Das Geld für die Fernsehmacher kommt vom Allgemeinen Studierenden-Ausschuss AStA, das Hochschulrechenzentrum stellt die Ausrüstung und das nötige technische Know-how bereit. Organisation und Themenwahl liegen ganz bei den aktiven Mitgliedern: Der Redakteur einer Sendung hat auch die Entscheidungsgewalt. Das Team bezeichnet seine Initiative als "unpolitisches Projekt", das sich um ausgewogene Berichterstattung bemüht. So konnten in der August-Sendung sowohl Gegner der Studienbeiträge als auch Universitäts-Präsident Volker Nienhaus ihre gegensätzlichen Standpunkte in einem ausführlichen Gespräch erläutern.

Die Produktion dar Sendungen ist sehr arbeits- und zeitintensiv. Deshalb entscheiden sich die meisten Aktiven für die Dauer von ein bis zwei Semestern bewusst für weniger Semesterwochenstunden, um sich stattdessen stärker auf ihre Aufgaben beim Fernsehen zu konzentrieren. Mittlerweile sind viele Bachelor-Studierende dabei, die bereits Praktika bei professionellen Sendern absolviert haben, so dass ein Gespür für die Erfordernisse der Praxis vorhanden ist.

Ein medienbezogenes Studium ist jedoch keine Voraussetzung für eine Mitarbeit, Studierende aus allen Fachbereichen sind willkommen. Die Mitglieder halten sich bei wöchentlichen Treffen über die neuesten Entwicklungen auf dem Laufenden, tauschen Themenvorschläge aus und suchen Mitwirkende für ihre Reportagen. Die aktuellen Sendungen stellen die Macher des studentischen Programms immer am ersten Tag eines neuen Monats auf ihre Homepage, wo auch ältere Sendungen angeschaut werden können. Wer mitmachen will, kann sich bei Aline Becker unter AlineBecker@gmx.de melden. Torsten Hoheisels Alternativprojekt ist unter torsten@unitv.marburg.de zu kontaktieren.


Die Uni hört. Das Marburger Uniradio "Unihört"

"Macht die Fenster zu, gleich kommt wieder ein Zug." Jeden ersten, dritten und fünften Dienstag im Monat pünktlich um sieben Uhr abends kehrt Konzentration an der Rudolph-Bultmann-Straße ein, Geräusche von den nahen Bahngleisen stören jetzt nur noch. Auch wenn kurz vorher noch kreatives Chaos im Studio herrschte, hat nun erst einmal nur die Moderatorin das Wort. In der kommenden Stunde wird sie durch einen bunten Mix an Themen rund um das Leben Marburger Studierender führen und den Rahmen für die Beiträge der Redakteure schaffen. Interviews, Live-Bands, Umfragen und Gäste im Studio garantieren auf Radio Unihört für einen hohen Informations- wie Unterhaltungswert. Apropos Unterhaltung: Technische Missgeschicke und Versprecher kommen immer mal wieder vor und sorgen für den nötigen Spaßfaktor - bei Machern wie Hörern gleichermaßen. Ernste Themen werden dennoch nicht vernachlässigt, im Gegenteil: Hochschulpolitisches wie die Uni-Wahlen und die Einführung von Studienbeiträgen hat einen hohen Stellenwert, auch allgemeine politische Themen wie den GB-Gipfel in Heiligendamm 2007 findet man im Programm.

Gesendet wird auf der Frequenz 90.1 MHz des freien, nicht-kommerziellen Senders "Radio Unerhört". Der Studierendenfunk "Unihört" wurde Anfang 2006 vom Öffentlichkeitsreferenten des Marburger AStA initiiert. Etwa 15 Mitglieder aus verschiedenen Fachbereichen treffen sich seitdem einmal pro Woche zur Redaktionssitzung und kümmern sich mit großem Engagement um das Gelingen des Programms. Der Zeitaufwand sei unterschiedlich, heisst es aus dem Kreis der Macher, man sei aber jederzeit dankbar für neue Mitglieder. Ansprechpartner ist Gründungsmitglied Markus Mill; Kritik und Anregungen können im Forum auf der Radio-Homepage www.unihoert.de hinterlassen werden. Auf dieser Webseite stehen auch die meisten Sendungen als Audio-Datei zur Verfügung - vorausgesetzt, dass für die verwendete Musik keine GEMA-Gebühren zu entrichten sind. Damit will man zusätzliche Kosten und rechtliche Probleme vermeiden. Gleichzeitig schaffen die Studierenden so eine Plattform für lokale Bands, die dadurch Gelegenheit bekommen, auf sich aufmerksam zu machen.

Der gastgebende Sender "Radio Unerhört" bietet für alle Interessierten Wochenendseminare an, auf denen die Teilnehmer mit dem nötigen technischen Grundwissen und den verschiedenen Darstellungsformen im Radio bekannt gemacht werden, Moderationstechniken lernen und eine Einführung in die medienpolitische Landschaft bekommen. Auch für das Team von "Unihört" war die Teilnahme an diesem Seminar Voraussetzung dafür, den Sendeplatz zu erhalten.


Auf einer höheren Ebene - Die Zeitschrift "Margina Adscripta Historica"

Der umständliche Titel verspricht alles andere als leichte Kost: "Margina Adscripta Historica" (MAH) ist eine Zeitschrift über Geschichts- und Gesellschaftswissenschaften, die von Studierenden gemacht wird. Frei übertragen, bezeichnet der Name etwa "historische Randnotizen". Die Idee zu dem Projekt kam erstmals im Jahr 2003 in einem Gespräch zwischen dem Geschichtsstudenten Boris Queckbörner und dem Neuhistoriker Christoph Kampmann auf. "Wir wollen, dass Studierende ihre Schreibtätigkeit abseits vom an der Universität üblichen Schreibstil trainieren", erklärt Gründungsmitglied André Griemert das Konzept. Die Zeitschrift ist dazu gedacht, ihren Lesern eine Mischung historischer und sozialwissenschaftlicher Themen näherzubringen, die nicht im Zentrum des Lehrbetriebs stehen. Diesen Zweck verfolgen die Macher in einer wissenschaftlichen, aber dennoch lockeren Art. Als Motivation gibt Griemert an, man wolle eine Verbindung zwischen Studium und Beruf schaffen und Studierenden eine Möglichkeit geben, ihr Wissen praktisch zum Ausdruck zu bringen. Die Autoren der Zeitschrift sind Studierende; für jede der bisherigen Ausgaben hat außerdem ein Dozent einen Gastbeitrag geschrieben, der zum jeweiligen Schwerpunktthema passt.

Die verkaufte Auflage bewegt sich zwischen 200 und 150 Exemplaren, die zum Selbstkostenpreis von je 50 Cent abgegeben werden. Die Anschubfinanzierung übernahm der Marburger Universitätsbund, doch bereits seit der dritten Ausgabe trägt sich die Zeitschrift durch Einnahmen aus Verkauf und Werbung selbst. Trotz oder vielmehr wegen dieses Erfolgs steht dss Heft in der bisherigen Konzeption vor dem vorläufigen Aus - die letzte reguläre Ausgabe im Sommersemester 2008 hat den Themenschwerpunkt "Gewalterfahrungen". Da die meisten der Initiatoren vor dem Abschluss ihres Studiums stehen oder bereits an ihrer Promotion arbeiten, möchten sie laut Griemert die MAH "auf eine höhere Ebene hieven": Im kommenden Wintersemester erscheint die Zeitschrift erstmals im Rahmen eines Praxismoduls im Bachelor-Studiengang am Fachbereich Geschichte und Kulturwissenschaften.

Das Heft wird umfangreicher sein und ein verbessertes Layout erhalten. Studierende sollen selbständig die optische Gestaltung erarbeiten und Werbung akquirieren, Artikel verfassen, Gastschreiber einladen und Rezensionen schreiben: Alles in allem, ein Umbruch Ihr die "Margina Adscripta Historica". Auch Zeitschriften haben ihre Geschichte.


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Quelle:
Marburger UniJournal Nr. 30, Mai 2008, Seite 36-37
Herausgeber: Der Präsident der Philipps-Universität Marburg
gemeinsam mit dem Vorstand des Marburger Universitätsbunds
Redaktion: Pressestelle der Philipps-Universität Marburg
Biegenstraße 10, 35032 Marburg,
Telefon: 06421/28-25866, Fax: 06421/28-28903
E-Mail: pressestelle@uni-marburg.de
Internet: www.uni-marburg.de

Das Marburger UniJournal erscheint vierteljährlich
jeweils zu Vorlesungsbeginn und -ende.
Das Heft kostet 3,50 Euro, ein Abonnement
20,00 Euro jährlich.


veröffentlicht im Schattenblick zum 4. Juni 2008