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BERICHT/148: Medienethik darf kein Randthema sein (idw)


Hochschule für Philosophie München - 04.03.2009

Medienethik darf kein Randthema sein

- Informationstechnik durchdringt alle Lebensbereiche
- Lehrstuhl für Medienethik in Deutschland realisieren


Erheblich größere Aufmerksamkeit für eine wirksame Medienethik hält der Münchner Kommunikationswissenschaftler Professor Rüdiger Funiok SJ für dringend notwendig. Die Auseinandersetzung mit Fragen der Medienethik müsse aus ihrem Randdasein in hoch motivierten Expertengruppen in die Mitte des gesellschaftlichen Diskurses gestellt werden, sagte Funiok am Mittwoch, den 4. März 2009 in München. Es gebe bisher in Deutschland an keiner einzigen Hochschule einen eigenen Lehrstuhl für Medienethik, auch kein wissenschaftliches Institut, das sich ausschließlich dieser Aufgabe widme. Die modernen Gesellschaften seien in nahezu allen Lebensbereichen von Informationstechnologien durchdrungen. Daher müsse unverzüglich gehandelt werden, um ein solides Fundament für ein gesamtgesellschaftliches "Netzwerk Medienethik" zu schaffen.

Unter dem Namen "Netzwerk Medienethik" gibt es bereits seit 1997 ein interdisziplinäres Gesprächsforum zu ethischen Fragen im Medienbereich. Darin wirken Vertreter philosophischer und theologischer Ethik, Kommunikations- und Journalistikwissenschaftler, Verantwortliche aus Selbstkontroll-Gremien der Medien und der Medienpraxis zusammen. Zu dem jährlich stattfindenden Forum lädt seit Beginn das Institut für Kommunikationswissenschaft und Erwachsenenpädagogik der Hochschule für Philosophie der Jesuiten in München ein. Funiok leitet das Institut und moderiert das Forum, das zugleich auch die Fachtagung der 2001 gegründeten Fachgruppe Kommunikations- und Medienethik der Deutschen Gesellschaft für Publizistik und Kommunikationswissenschaft (DGPuK) ist.

Das letzte Forum hatte sich am 12. und 13. Februar in München mit neuen Kommunikations- und Interaktionsformen im Internet und deren Auswirkungen auf die zwischenmenschliche Kommunikation befasst. In einem dazu vorgelegten Positionspapier wird sowohl auf Chancen und neue Möglichkeiten, wie auch auf Risiken und Probleme der neuen Informationstechnologien hingewiesen. Das Internet ermögliche etwa politische Artikulationsmöglichkeiten, die den Übergang von einer "Zuschauerdemokratie" in eine "Beteiligungsdemokratie" fördern könne. In Ländern mit eingeschränkter Pressefreiheit könne so die staatliche Zensur umgangen und auf Missstände aufmerksam gemacht werden. Eine effektive multimediale Kommunikationsnutzung mache das Internet auch zu einem "effizienten Lehr- und Lernmedium", heißt es in dem Positionspapier.

Andererseits seien aber Datensicherheit und die Durchsetzung des Datenschutzes ein drängendes Problem. Der erleichterte Zugang zur Darstellung von Gewalt und Pornographie sowie zu extremistischen Inhalten stellten nicht nur den Jugendschutz vor neue Herausforderungen. Zunehmend werde auch "die Wahrheit" zu einem zentralen Problemfeld. Wörtlich heißt es dazu in dem Positionspapier: "Kein anderes Medium bietet ein derartiges Potenzial für die Verbreitung von Lügen, Gerüchten und Verschwörungstheorien." Die Ergebnisse der Tagung werden in der im LIT-Verlag in Münster erscheinenden "Zeitschrift für Kommunikationsökologie und Medienethik" publiziert. (wr)  

Weitere Informationen unter:
http://www.netzwerk-medienethik.de/jahrestagung/

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution945


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Hochschule für Philosophie München, Maria Zwirner, 04.03.2009
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 6. März 2009