Schattenblick →INFOPOOL →MEDIEN → FAKTEN

PREIS/1699: European Film Award - Prix Arte an "Nostalgia de la Luz" von Patricio Guzmán (WDR)


Westdeutscher Rundfunk Köln (WDR) - Pressemitteilung vom 7. Dezember 2010

"Nostalgia de la Luz" von Patricio Guzmán gewinnt den European Film Award - Prix Arte


Bei der Verleihung des European Film Award am 04. Dezember 2010 in Tallin wurde die WDR-Koproduktion "Nostalgia de la Luz" von Patricio Guzmán mit dem Prix Arte als bester Dokumentarfilm ausgezeichnet (Redaktion WDR: Jutta Krug). Der Film, der am 23. Dezember 2010 in Deutschland ins Kino kommt, feierte seine internationale Premiere bei den Filmfestspielen in Cannes 2010 und seine Deutschland-Premiere als Eröffnungsfilm von Dok Leipzig.

Für den chilenischen Filmemacher Patricio Guzmán ist die Atacama-Wüste Ausgangspunkt für einen Film-Essay, der gleichermaßen poetisch wie politisch ist. Aufgrund der außergewöhnlich klaren Luft ist sie der ideale Ort für Astronomen, um ins Weltall zu blicken. Auch für Archäologen ist sie ein besonderer Ort, denn aufgrund des hohen Salzgehalts des Bodens werden Leichname für die Ewigkeit konserviert. Hier wurden nicht nur die ältesten Mumien der Welt gefunden, sondern auch Überreste der Menschen, die während der Diktatur Pinochets verschleppt, gefoltert und getötet wurden. Während Astronomen aus aller Welt in den Himmel über der Atacama-Wüste sehen, suchen einige einheimische Frauen seit 28 Jahren im Wüstenboden nach Spuren ihrer verschwundenen Männer. Die Atacama-Wüste ist außerdem Zeuge der politischen Geschichte des Landes. Guzmán spinnt ein feines Netz an Fakten, Beobachtungen und Gedanken, transportiert in seinem selbst gesprochenen poetischen, fast meditativ wirkenden Off-Text. Astronomie und Archäologie werden zu Metaphern für Gegenwart und Erinnerung, Vergangenheit und Geschichte.

Patricio Guzmán hat mit seinem Filmschaffen die Rolle des kinematographischen Gedächtnisses Chiles übernommen. In Filmen wie "Salvador Allende" und "Der Fall Pinochet" dokumentierte er immer wieder die Geschichte seines Landes. In "Nostalgia de la Luz" liefert ihm nun die Atacama-Wüste mit ihren scheinbar disparaten Phänomenen die Metaphern für eine erneute Auseinandersetzung mit der chilenischen Vergangenheit, die auch ihn geprägt hat. Er war einer jener 40.000 Menschen, die nach der Machtergreifung Pinochets 1973 im Nationalstadion zwei Wochen lang festgehalten und mit Scheinhinrichtungen bedroht wurden.


*


Quelle:
Presseinformation vom 7. Dezember 2010
Herausgeber:
Westdeutscher Rundfunk Köln (Anstalt des öffentlichen Rechts),
Appellhofplatz 1, 50667 Köln
Postanschrift: 50600 Köln,
Telefon: 0221/220 2407, Fax: 0221/220 2288,
Internet: www.wdr.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 9. Dezember 2010