Schattenblick → INFOPOOL → MEDIZIN → FACHMEDIZIN


KINDER/419: Blinddarmentzündung bei Kindern - Nicht abwarten ... Chirurgen raten zu sofortiger Operation (DGCH)


Deutsche Gesellschaft für Chirurgie (DGCH) - 23. April 2015

Blinddarmentzündung bei Kindern
Nicht abwarten - Chirurgen raten zu sofortiger Operation

132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH)
28. April bis 1. Mai 2015, München/ICM


München - Im Gegensatz zu Erwachsenen sollte eine Blinddarmentzündung bei Kindern auf keinen Fall mit Antibiotika allein behandelt werden. Eine akute kindliche Appendizitis ist immer ein Grund für eine sofortige Operation, betonen Experten im Vorfeld des 132. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH).

"Abwarten ist in Anbetracht der möglichen schwerwiegenden Komplikationen keine Option", sagt DGCH-Präsident Professor Dr. med. Peter M. Vogt. Warum Bettruhe und Antibiotika bei Erwachsenen hingegen durchaus als Behandlung in Frage kommen, erläutern die Chirurgen auf einer Pressekonferenz am 28. April im Künstlerhaus München. Der DGCH-Kongress findet vom 28. April bis 1. Mai 2015 im ICM München statt.

Blinddarmentzündung ist eine der gefährlichsten chirurgischen Erkrankungen des Bauchraumes. "Am häufigsten erkranken Kinder im Schulalter daran, zwischen dem fünften und zwölften Lebensjahr", erläutert Professor Dr. med. Bernd Tillig, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie. "Dabei gilt: Je jünger das erkrankte Kind, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass bereits bei der Einweisung in die Klinik ein Blinddarmdurchbruch mit beginnender Bauchfellentzündung vorliegt", ergänzt der Direktor der Klinik für Kinderchirurgie, Neugeborenenchirurgie und Kinderurologie am Vivantes Klinikum Neukölln in Berlin. Dann drohen schwere Komplikationen wie Blutvergiftung, Verwachsungen im Bauchraum und Störungen der Darmfunktion.

Aus diesem Grund raten die Kinderchirurgen bei dringendem Verdacht auf Appendizitis und Bekräftigung des Verdachtes durch eine Ultraschalluntersuchung zur Operation. "Das operative Entfernen des Wurmfortsatzes in Vollnarkose dauert zwischen zwanzig und vierzig Minuten und ist nach über 130 Jahren Erfahrung unverändert die Therapie der Wahl", sagt Tillig. Es liegen derzeit keine belastbaren und aussagekräftigen Vergleichsstudien mit Kindern vor, die eine Änderung dieses Vorgehens begründen könnten.

Denn alle bisherigen wissenschaftlichen Untersuchungen, die eine nichtoperative Blinddarmtherapie mit Bettruhe, Antibiotika und Abwarten als effektiv und sicher bewerten, stammen aus der Erwachsenenmedizin. In ihnen wurde die Diagnose mit einer Computertomografie-Untersuchung (CT) gestellt, die besonders genau beschreibt, in welchem Stadium sich eine Blinddarmentzündung befindet. "Eine CT belastet den Körper jedoch mit Strahlen, sodass sie für Kinder nicht in Frage kommt", erläutert der Berliner Kinderchirurg.

Dennoch belegen die bisherigen Studien, resümiert Tillig, dass eine milde Blinddarmentzündung bei Erwachsenen durchaus mit Antibiotika behandelt werden kann - und die Therapie in einigen Fällen sogar ganz ohne Arznei auskommt.

Worin sich das medizinische Vorgehen im Falle einer Blinddarmentzündung bei Kindern und Erwachsenen unterscheidet, darüber informiert die DGCH auf ihrer Kongress-Pressekonferenz am Dienstag, den 28. April 2015, von 12.00 bis 13.00 Uhr im ICM München.


Weitere Infos zum Kongress:
www.chirurgie2015.de

*

Quelle:
Deutsche Gesellschaft für Chirurgie (DGCH)
Pressestelle DGCH
Anne-Katrin Döbler, Kerstin Ullrich
Postfach 30 11 20
70451 Stuttgart
Telefon: 0711 8931-641, Telefax: 0711 8931-167
E-Mail: ullrich@medizinkommunikation.org
www.chirurgie2015.de, www.dgch.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 25. April 2015

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang