Schattenblick →INFOPOOL →MEDIZIN → FACHMEDIZIN

RADIOLOGIE/214: Meldungen vom Deutschen Röntgenkongress 2011 (1) (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen

Radiologie ist Vielfalt!
Ein Einblick in das Themenspektrum des 92. Deutschen Röntgenkongresses
Mittwoch, 1. Juni 2011 / Donnerstag 2. Juni 2011


→  Radiologie ist Vielfalt!
      Ein Einblick in das Themenspektrum des 92. Deutschen Röntgenkongresses
→  Niedrigdosis-CT - wirksame Früherkennung von Lungenkrebs möglich
→  Wenig bekannt und hoch geschätzt - Radiologie im Bewusstsein der Bevölkerung


*


Radiologie ist Vielfalt!
Ein Einblick in das Themenspektrum des 92. Deutschen Röntgenkongresses

Schlaganfall, Brustkrebserkennung, Tumorablation - der größte deutschsprachige Kongress der medizinischen Bildgebung trägt der Vielfalt des "Ganzkörperfachs" Radiologie eindrucksvoll Rechnung

Berlin, im Juni 2011. Vom 1. bis 4. Juni findet in Hamburg der 92. Deutsche Röntgenkongress statt, der gleichzeitig der 6. gemeinsame Kongress mit der Österreichischen Röntgengesellschaft ist. Zusammen mit ihrem österreichischen Partner erwartet die Deutsche Röntgengesellschaft als Ausrichterin des traditionsreichen Kongresses über 7.000 Teilnehmer an Elbe und Alster. Getreu dem Kongressmotto "Radiologie ist Vielfalt!" werden unter dem Dach des Congress Centrum Hamburg (CCH) verschiedene Schwerpunkte wie Neuroradiologie, Brustkrebserkennung und die minimalinvasive Entfernung von Tumoren diskutiert.

Radiologie als Ganzkörperfach - vom Schlaganfall bis zur Tumorbekämpfung "Unser Fach ist eines der wenigen, das man als Ganzkörperfach bezeichnen kann, eine Disziplin, die sich ganzheitlich mit allen Erkrankungen des Menschen beschäftigt. Die Radiologie beeinflusst die Therapieentscheidung und den Therapieverlauf in allen Phasen von Erkrankungen, die einem Menschen im Laufe seines Lebens widerfahren können", erklärt Kongresspräsident Prof. Dr. Walter Hruby (Wien) die Wahl des Kongressmottos. Prof. Dr. Bernd Hamm, deutscher Kongresspräsident, ergänzt: "Innerhalb des vielfältigen Spektrums der Radiologie haben wir ganz bewusst Schwerpunktthemen gesetzt. Beispiel Neuroradiologie: Wir diskutieren die neuen Möglichkeiten, die die Magnetresonanztomografie (MRT) mit ihren höheren Magnetfeldstärken eröffnet und die zu einer Verbesserung der Diagnostik beim Schlaganfall führen. Wir wissen damit noch genauer, welche Hirnregionen bei einem Schlaganfall betroffen sind, und um welche Anteile des Hirngewebes es sich zu kämpfen lohnt."

Ein weiteres Schwerpunktthema ist die Brustkrebsdiagnostik und besonders die Entwicklungen der Mamma-MRT. Prof. Hamm: "Spannend sind die mittelfristigen Überlegungen, die MRT der Brust auch ohne Kontrastmittel durchzuführen, und damit für die Patientin wesentlich schonender anzuwenden." Radiologie wandelt sich von einer "nur" diagnostischen Disziplin zur behandelnden Medizin. Der Kongressschwerpunkt "Tumorablation" verdeutlicht diesen Wandel. Interventionell tätige Radiologen punktieren bei diesen Verfahren unter Bildkontrolle Tumoren - zum Beispiel in der Leber - und zerstören das Krebsgewebe mit Hitze, Kälte oder Radiowellen. "Die Ablation stellt mehr und mehr eine Therapie-Option für Tumoren dar, die dem Chirurgen nicht zugänglich sind oder in Fällen, in denen sich eine Chemotherapie nicht anbietet", erläutert Prof. Hamm.

Nachwuchsförderung: Der Kongress der "hellsten Köpfe"

Der Deutsche Röntgenkongress ist auch für Medizinstudenten eine hervorragende Gelegenheit, mit der Vielfalt des Faches und seinen wissenschaftlichen Perspektiven in Kontakt zu treten. Die Deutsche Röntgengesellschaft hat daher das Patenschaftsprogramm "Die hellsten Köpfe für die Radiologie" aufgelegt, das Studierenden der Medizin einen kostenfreien Aufenthalt in Hamburg und auf dem Röntgenkongress bietet. Über 180 Medizinstudierende werden dieses Jahr den Kongress als Stipendiaten besuchen, und die Deutsche Röntgengesellschaft erwartet eine ähnlich hohe Zahl an "freien" Medizinstudenten.

Der 92. Deutsche Röntgenkongress Zahlen - Daten - Fakten

Auf dem Deutschen Röntgenkongress treffen sich einmal im Jahr Radiologen, Medizinisch-technische Radiologie-Assistenten (MTRA) und weitere Experten der bildgebenden Medizin zum fachlichen Austausch. Mit rund 400 wissenschaftlichen Vorträgen, 350 Fortbildungsveranstaltungen sowie über 130 Posterbeiträgen ist der Kongress Deutschlands bedeutendstes Fort- und Weiterbildungsforum in der Radiologie. Zudem geben auf über 5.000 m² Ausstellungsfläche 110 Fachaussteller einen Einblick in die technischen Innovationen moderner Bildgebung und neuer, interventioneller Behandlungsverfahren.

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.drg.de


*


Niedrigdosis-CT - wirksame Früherkennung von Lungenkrebs möglich

Patientenaufklärung und Qualitätssicherung stehen an erster Stelle
92. Deutscher Röntgenkongress diskutiert die Einführung eines Lungenkrebsscreenings

Hamburg im Juni 2011. In einer großen amerikanischen Studie vom National Cancer Institute (NCI) wurden 54.000 Teilnehmer untersucht - starke Raucher im Alter zwischen 55 und 74 Jahren - und der Nachweis erbracht, dass die Niedrigdosis-CT das Sterblichkeitsrisiko um 20 Prozent gegenüber der Röntgenuntersuchung senken kann. "Die Studie zeigt: Früherkennung 0bei Lungenkrebs ist möglich, und sie ist sinnvoll" sagt Professor Dr. Stefan Diederich, Radiologe am Marienhospital Düsseldorf und Vorstandsmitglied der Arbeitsgemeinschaft Thoraxdiagnostik der Deutschen Röntgengesellschaft. Doch bis zur Einführung eines flächendeckenden Screenings in Deutschland ist es noch ein weiter Weg, weiß der Lungenspezialist.

"Mit der amerikanischen Studie wird die 40-jährige Suche der Medizin nach einer verlässlichen Früherkennung von Lungenkrebs abgeschlossen", sagt Professor Diederich und hebt damit die Bedeutung dieser Arbeit hervor. Weder die konventionelle Röntgenuntersuchung noch die Untersuchung von Auswurf (Sputum) mutmaßlich erkrankter Patienten brachte eine so eindeutige Treffsicherheit wie die Niedrigdosis-CT. Doch der Weg zu einem flächendeckenden Lungenkrebsscreening in Deutschland ist weit. Neben den rechtlichen Fragen - für die radiologische Untersuchung symptomfreier Personen ist eine Änderung der Röntgenverordnung nötig - geht es vor allem um Fragen der Qualitätssicherung. "Es kann nicht sein, dass hier und dort ein bisschen Früherkennung angeboten wird", so Diederich. Es müssen einheitliche Kriterien für die Beurteilung auffälliger Befunde festgelegt und Therapiepfade vereinbart werden. Die anbietenden Institute müssen interdisziplinär vernetzt sein, neben Radiologen braucht es Pulmologen (Lungenfachärzte) und Thoraxchirurgen für die optimale Versorgung dieser Patienten.

Aufklärung ist wichtig - in vielerlei Hinsicht

Eine Schlüsselrolle für die wirksame Lungenkrebsfrüherkennung ist das intensive Aufklärungsgespräch. "Wir müssen den Patienten deutlich machen, dass nur ein ganz geringer Teil der eingeladenen Personen auch wirklich betroffen ist", sagt Professor Diederich. Denn trotz der recht engen Kriterien, die die amerikanische Studie empfiehlt - Alter zwischen 55 und 74, 30 Packungsjahre Zigarettenkonsum - liegt das Risiko einer Lungenkrebserkrankungen bei maximal drei Prozent. "Außerdem müssen wir die Patienten auf die Gefahr falsch-positiver Befunde hinweisen. Die Niedrigdosis-CT ist zwar der Goldstandard bei der Detektion von Lungentumoren. Aber auch mit optimalen Untersuchungsmethoden lässt sich nicht ausschließen, dass der Radiologe Krebs sieht, wo keiner ist - mit der Folge weiterer auch psychisch belastender Untersuchungen", erklärt Professor Diederich. Aufklärung ist aber auch in die andere Richtung wichtig. "Wir können keine hundertprozentige Garantie geben, dass eine "gescreente" Person keinen Krebs hat" mahnt der Düsseldorfer Radiologe. Erschwerend kommt die Krebsbiologie hinzu: Neben sehr langsam wachsenden Lungenkrebsarten gibt es auch höchst aggressive Formen (meist kleinzellige Karzinome), die ihre Ausdehnung in Wochen oder gar Tagen verdoppeln. In dem von Experten favorisierten Screening-Intervall von zwölf Monaten würden Patienten mit diesen Krebstypen häufig nicht entdeckt werden.

Abschreckende Wirkung durch CT-Aufnahmen der eigenen Lunge

Schließlich muss der Patient über die Risiken des Zigarettenrauchens aufgeklärt werden. "Tabakrauch birgt das mit Abstand höchste Risiko an Lungenkrebs zu erkranken", erklärt Professor Diederich. Wichtiger Bestandteil der Aufklärung ist es daher, die Patienten zur Teilnahme an Rauchentwöhnungsprogrammen zu bewegen. "Deren Erfolgsquote ist mit rund 15 Prozent aber recht niedrig", sagt Prof. Diederich. Verschieden Studien belegen hingegen die Macht der Bilder: 45 bis 50 Prozent geben das Rauchen dauerhaft auf, wenn ihnen der Radiologe ihre CT-Befunde präsentiert. Denn diese Bilder zeigen nicht nur mögliche Krebsherde, sondern auch die für starke Raucher typischen Verkalkungen der Herzkranzgefäße sowie Aufblähungen der Lungenbläschen, sogenannte Lungenemphyseme, die für die Kurzatmigkeit starker Raucher verantwortlich sind.

Anstieg von Früherkennungsangeboten

Wenn auch die Einführung eines flächendeckenden Screenings noch Jahre dauern dürfte, prognostiziert Professor Diederich doch einen Anstieg von Früherkennungsangeboten. Starke Raucher, die sich schon jetzt einer Früherkennungsuntersuchung mittels der Niedrigdosis-CT unterziehen möchten, empfiehlt Diederich, sich an Zentren zu wenden, die über die nötige apparative Ausstattung, vor allem aber über oben beschriebene interdisziplinäre Kompetenz verfügen.

Weitere Informationen:
Gemeinsame Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und der Deutschen Röntgengesellschaft:
http://www.drg.de/ag/thorax/component/content/article/8/279

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.drg.de/ag/thorax/component/content/article/8/279

Zu dieser Mitteilung finden Sie Bilder unter:
http://idw-online.de/de/image143764
Lungenkrebs in der CT-Aufnahme dargestellt


*


Wenig bekannt und hoch geschätzt: Radiologie im Bewusstsein der Bevölkerung

Eine repräsentative Bevölkerungsumfrage zeigt: Strahleneinsetzende Medizin wird in Deutschland hoch geschätzt und für wichtig erachtet. Aber kaum jemand weiß, was Radiologen, Strahlentherapeuten und Nuklearmediziner eigentlich machen. Deutsche Röntgengesellschaft startet Aufklärungs- und Informationskampagne

Hamburg im Juni 2011. Was wissen die Menschen in Deutschland über Radiologie, Nuklearmedizin und Strahlentherapie, wie nutzen sie sie und wie zufrieden sind sie mit den Leistungen dieser medizinischen Disziplinen? Um das herauszufinden, beauftragte die Deutsche Röntgengesellschaft in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie, der Deutschen Gesellschaft für Nuklearmedizin und der Deutschen Gesellschaft für Neuroradiologie im Herbst des vergangenen Jahres das Meinungsforschungsinstitut infas für eine repräsentative Bevölkerungsumfrage. Befragt wurden rund 1.000 Bundesbürger über ihre Erfahrung und ihren Wissensstand zur bildgebenden und strahleneinsetzenden Medizin.

Befragten sind sich einig: die Radiologie ist wichtig für die medizinische Versorgung

Die Radiologie und die radiologisch-therapeutische Medizin genießen eine hohe Akzeptanz in der Bevölkerung: 94 Prozent der Befragten halten sie für wichtig oder sehr wichtig in der medizinischen Versorgung. Über 90 Prozent stimmen der Aussage zu, dass medizinische Geräte schmerzfreie Untersuchungen und eine genauere Diagnose ermöglichen, sowie der besseren Nachsorge dienen. Ebenso finden über 80 Prozent der Befragten, dass medizinische Geräte eine schnellere Diagnose bzw. eine höhere Erfolgsquote der Behandlung mit sich bringen. Knapp drei Viertel halten den Einsatz der Strahlentherapie für die Heilung vieler Tumoren für unverzichtbar.

Erhebliche Informationslücken und sehr hohe Zufriedenheitswerte

Der hohen Akzeptanz und Wertschätzung in der Bevölkerung stehen allerdings mindestens ebenso große Informationslücken gegenüber. Auf die Frage: "Welche medizinischen Leistungen werden Ihrer Meinung nach in der Radiologie erbracht?" gaben nur 37 Prozent die Erstellung von Röntgenaufnahmen an. Weitere Leistungen wie die Computertomografie oder die Magnetresonanztomografie, zwei gängige Bildgebungsverfahren, wurden nur zu etwa 12 Prozent genannt. Auf das breite Spektrum radiologischer Leistungen wie die Diagnose von Schlaganfällen, die Untersuchung der weiblichen Brust, oder die therapeutischen Möglichkeiten der interventionellen Radiologie entfiel nur ein verschwindend geringer Teil der Nennungen.

Trotz aller Informationslücken ist das Ansehen der radiologischen Medizin und der radiologisch tätigen Ärzte sehr hoch: Sie werden überwiegend als vertrauenswürdig, modern, zuverlässig und sympathisch eingeschätzt. Befragt nach den persönlichen Erfahrungen mit Radiologen äußern 70 Prozent der Befragten, dass sie mit ihrem Radiologen zufrieden bis sehr zufrieden waren.

Mehr Information und intensivere Beratung gewünscht

Schließlich zeigte die Umfrage, dass sich die Befragten einen intensiveren Arzt-Patientenkontakt wünschen sowie eine bessere Aufklärung - und zwar hinsichtlich der Risiken radiologischer Untersuchungen (69 Prozent) als auch des angestrebten Nutzens der Untersuchung (67 Prozent). Das Arzt-Patienten-Gespräch ist der Mehrheit der Befragten beim Besuch des Radiologen wichtig (83 Prozent), aber weniger als die Hälfte der Befragten erinnert sich daran, dass der Radiologe den Befund mit Ihnen besprochen hätte.

Startschuss für verstärkte Öffentlichkeitsarbeit

"Das wichtigste Resultat der Studie lautet: Die Radiologie wird in der Bevölkerung als eine ärztliche Leistung wahrgenommen und wertgeschätzt. Und diese Wertschätzung zeigt sich in der Forderung der Patienten nach ärztlicher Beratung", kommentiert Professor Dr. Gerhard Adam, Präsident der Deutschen Röntgengesellschaft e.V. "Die Umfrage zeigt zudem, dass es ein erhebliches Aufklärungspotenzial hinsichtlich der Vielfalt der Leistungen in der Bevölkerung gibt. Die Deutsche Röntgengesellschaft startet daher in diesen Wochen eine Aufklärungs- und Informationskampagne für Patientinnen und Patienten."

Mehr Informationen zur Studie finden Sie auf der DRG-Homepage:
http://www.drg.de/fachinformationen/publikationen/465-bevoelkerungsumfrage-radiologie

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.drg.de/fachinformationen/publikationen/465-bevoelkerungsumfrage-radiologie



Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution449


*


Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Deutsche Röntgengesellschaft e.V., Pressesprecher Florian Schneider, 01.06.2011
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 4. Juni 2011