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BILDUNG/915: Junge Ärzte sind unzufrieden mit der Weiterbildung zum Facharzt (SH Ärzteblatt)


Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt 6/2014

Weiterbildung

Junge Ärzte sind unzufrieden mit der Weiterbildung zum Facharzt



Kritikpunkte des MB-Monitors 2014: Zu wenig Feedback, zu wenig Förderung, kaum Dokumentation, mangelhafte Vermittlung der Inhalte.


Viele junge Ärzte sind mit ihrer Weiterbildung nicht zufrieden. Dies ergab eine Mitgliederbefragung des Marburger Bundes (MB-Monitor 2014) von 1.118 Ärzten, die sich aktuell in der Weiterbildung befinden oder im Jahr 2013 ihre Facharztprüfung bestanden haben. Ein wesentlicher Kritikpunkt betrifft die Vermittlung der Weiterbildungsinhalte in der alltäglichen klinischen Arbeit. Fast zwei Drittel der Befragten gaben an, dass die geforderten Inhalte im Alltag nicht ausreichend vermittelt werden. Mehr als die Hälfte der Ärzte (58 Prozent) muss sich daher außerhalb der regulären Arbeitszeit die Vorgaben erarbeiten. Die hohe Arbeitsbelastung und enge Taktung im Klinikbetrieb lasse zu wenig Raum für die Weiterbildung im normalen Tagesablauf, schließt der Marburger Bund aus den Ergebnissen.

Auch Strukturierung und Feedback geben den Weiterbildungsassistenten Anlass zur Klage: 85 Prozent der Befragten haben keinen strukturierten Weiterbildungsplan erhalten. Von den 15 Prozent, denen ein Plan ausgehändigt wurde, geben 57 Prozent zu Protokoll, dass das Programm nicht eingehalten würde.

Die Weiterbildungsordnung und die gelebte Realität unterscheiden sich auch bei der Rückmeldung, die die angehenden Fachärzte von ihren Ausbildern erhalten: Mindestens ein Mal im Jahr soll ein Feedbackgespräch geführt werden, in welchem der aktuelle Stand der Weiterbildung vom befugten Arzt und seinem Schützling beurteilt wird. Tatsächlich erhalten 47 Prozent der jungen Ärzte in der Weiterbildung kein regelmäßiges Feedback, 44 Prozent genau ein Mal im Jahr und gerade einmal neun Prozent die ideale Lösung von mehreren Gesprächen in zwölf Monaten. Im Zusammenhang damit steht auch die Frage der didaktischen Kompetenz der Weiterbilder.

Hier ist genau die Hälfte der Weiterbildungsassistenten mit ihren Weiterbildungsbefugten zufrieden, die andere Hälfte beurteilt die didaktischen Fähigkeiten allerdings als unzureichend. Fast die Hälfte (46 Prozent) der zukünftigen Fachärzte fühlt sich vom Weiterbilder "eher nicht" und sogar elf Prozent "gar nicht" gefördert. Sind die Weiterbildungsinhalte dann absolviert, offenbart sich ein anderes Problem: Für die Zulassung zur Prüfung bei der Ärztekammer sind Logbücher obligat, in denen die Ableistung der vorgeschriebenen Weiterbildungsinhalte dokumentiert werden soll. Doch zwei Drittel (67 Prozent) der Ärzte verneinten die Frage, ob in ihrer Weiterbildungsstätte mit Logbüchern gearbeitet werde. Bezeichnend ist auch die Rückmeldung bezüglich der Weiterbildungsstätte an sich: 53 Prozent der in Weiterbildung befindlichen Ärzte würden anderen nicht empfehlen, ihre Weiterbildung ebenfalls dort zu absolvieren.

Trotz der teils negativen Erfahrungen in der vorwiegend klinischen Arbeit in der Weiterbildung ist das Krankenhaus immer noch ein attraktiver Arbeitgeber: Mehr als die Hälfte der Ärzte (52 Prozent) kann sich vorstellen, dauerhaft in der stationären Akutversorgung zu arbeiten. Für den ambulanten Bereich interessieren sich insbesondere Frauen. 39 Prozent der in Weiterbildung befindlichen Ärztinnen können sich vorstellen, nach der Facharztprüfung ambulant tätig zu werden. Von den männlichen Kollegen sind es dagegen nur 27 Prozent. Dennoch wuchs allgemein der Wunsch, zumindest einen Teil der Weiterbildung auch in ambulanten Einrichtungen absolvieren zu können. Die jungen Ärzte sehen laut der Umfrage darin eine Möglichkeit, den persönlichen Erfahrungsschatz zu erweitern und ein anderes Therapie- und Krankheitsspektrum kennenzulernen. Insgesamt wird im MB-Monitor der Wunsch des Fachärztenachwuchses nach mehr Gestaltungsspielräumen und Flexibilität in der Weiterbildung deutlich. Aus Schleswig-Holstein kamen drei Prozent der befragten Weiterbildungsassistenten. (PM/Red)

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Gesamtausgabe des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatts 6/2014 im Internet unter:
http://www.aeksh.de/shae/2014/201406/h14064a.htm

Zur jeweils aktuellen Ausgabe des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatts:
www.aerzteblatt-sh.de

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Quelle:
Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt Juni 2014
67. Jahrgang, Seite 49
Herausgegeben von der Ärztekammer Schleswig-Holstein
mit den Mitteilungen der
Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein
Redaktion: Dr. Franz-Joseph Bartmann (V.i.S.d.P.)
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Das Schleswig-Holsteinische Ärzteblatt erscheint 12-mal im Jahr.


veröffentlicht im Schattenblick zum 17. Juli 2014