DEUTSCHES GRÜNES KREUZ e.V. - informationsdienst
dgk - Deutsche Gesundheits-Korrespondenz Nr. 1/2 - Januar/Februar 2018
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Seit bekannt ist, dass nicht nur Säuglinge, sondern auch Erwachsene ein Gewebe besitzen, das Fett verbrennen und Wärme produzieren kann, wird untersucht, ob die Aktivierung der spezialisierten Zellen bei der Gewichtsreduktion helfen könnte. Wahrscheinlich ist der Beitrag dabei sehr gering, aber möglicherweise kann das braune Fettgewebe einen anderen Nutzen bringen.
(dgk) Mit dem Begriff "Körperfett" assoziieren wir eigentlich nur negatives: Übergewicht, ungesunde Ernährung und Diabetes zum Beispiel. Es lohnt sich, genauer hinzusehen, denn der menschliche Körper besitzt zwei Fettgewebsarten mit unterschiedlichen Funktionen: Weißes Fett speichert überschüssige Energie, dient als Wärmeisolator und produziert verschiedene Hormone. Ein Übermaß an diesem Fett ist tatsächlich ungesund.
Braunes Fettgewebe: geniale Erfindung der Natur
Doch es gibt auch ein sogenanntes braunes Fettgewebe. Im Gegensatz zum
weißen Fett verbraucht das braune Fett Energie und gibt diese in Form
von Wärme ab. Kältereize stimulieren die Wärmeproduktion in braunem
Fettgewebe. Diese Funktion machen sich viele Säugetiere und auch
Neugeborene zur Aufrechterhaltung der Körpertemperatur zunutze.
Während man früher dachte, nur Säuglinge besäßen diese innere Heizung,
weiß man heute, dass es auch im Körper von Erwachsenen schlummert.
Doch verliert das Gewebe nach und nach an Bedeutung, seine Masse nimmt
kontinuierlich ab.
Keine Wunderwaffe gegen Fettleibigkeit
Schade eigentlich, denn die innere Heizung könnte beim Abnehmen
helfen. Einfach Fett verbrennen und in Wärme umwandeln, schon
schmelzen die Kilos. Doch so einfach ist das nicht. Denn zum einen
haben Erwachsene nicht (mehr) viel davon, nur etwa 50 bis 100 Gramm
braunes Fett besitzen sie. Mit dem Alter wird es immer weniger. Zum
anderen ist das Gewebe meist inaktiv, denn so, wie die meisten von uns
leben, fehlen die Kältereize.
Zwar lässt sich die Aktivität des braunen Fettgewebes durch eine kühle Umgebung oder gezielte Kältereize erhöhen, doch nicht so effektiv, wie es vielleicht wünschenswert wäre. Eine im Juli erschienen Studie zeigt, dass sich lediglich die Hälfte des braunen Fettgewebes stimulieren lässt. Außerdem fanden die Forscher heraus, dass dies ausgerechnet bei Übergewichtigen schlechter gelingt als bei schlanken Menschen. Insgesamt kann ein aktives braunes Fettgewebe den Energieverbrauch nicht so stark erhöhen, dass es beim Abnehmen maßgeblich helfen würde.
Warum sich eine Aktivierung der braunen Zellen dennoch lohnt
Möglicherweise lohnt es sich dennoch, die körpereigene Heizung
anzuwerfen. Eine im November dieses Jahres veröffentlichte Studie
zeigt, dass sich durch die Aktivierung des Wärmegewebes die
Insulinwirkung erhöht. Zur Erinnerung: Bei Menschen mit einem
metabolischen Syndrom oder einem Prädiabetes reagieren die
Muskelzellen schwächer auf das Insulin als es die Körperzellen
Gesunder tun (Insulinresistenz), zudem finden sich bei ihnen krankhaft
erhöhte Insulinspiegel im Blutserum. Das deutsch-österreichische
Forscherteam konnte zeigen, dass sich durch die Kälte-Stimulierung des
braunen Fettgewebes die Insulinsensitivität verbessert und Zucker
verstärkt in die Muskelzellen aufgenommen wird. Die Insulinsekretion
wird dabei nicht erhöht.
Pflegen Sie einen thermogenen Lebensstil
Es lohnt sich daher, die körpereigenen braunen Zellen wachzukitzeln.
Experten(*) der Universität in Kiel, die das geheimnisvolle Gewebe
ebenfalls untersuchen, empfehlen dafür einen "thermogenen Lebensstil".
Das bedeute, sich ab und an aus der Temperatur-Komfortzone heraus zu
begeben. So solle man beispielsweise das Wohnzimmer mal nur auf 19
Grad Celsius erwärmen, nach einer warmen Dusche das Wasser kurz auf
Kalt stellen und auch im Winter öfter nach draußen gehen. Einfach mal
Kälte spüren, so dass die körpereigene Heizung in Gang kommt. Und das
bitte regelmäßig!
Quellen:
1. Iwen K.A. et al.: Cold-Induced Brown Adipose Tissue Activity Alters
Plasma Fatty Acids and Improves Glucose Metabolism in Men; J Clin
Endocrinol Metab. 2017 Nov 1;102(11):42264234. doi:
10.1210/jc.2017-01250.
2. Leitner B.P. et al.: Mapping of human brown adipose tissue in lean and obese young men. Proc Natl Acad Sci USA. 2017 Aug 8; 114(32): 8649-8654. doi: 10.1073/pnas.1705287114. Epub 2017 Jul 24.
(*)
Deutschlandfunk, Beitrag vom 15.3.2017: Braunes Fettgewebe
aktivieren: Abnehmen mit kalter Dusche und scharfem Essen; abrufbar
unter:
http://www.deutschlandfunk.de/braunes-fettgewebe-aktivieren-abnehmen-mit-kalter-dusche.676.de.html?dram:article_id=381320
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Nach einem Innenohrinfarkt bekommen viele Patienten Kortison, aber leider nicht immer mit durchschlagendem Erfolg. Forscher untersuchen jetzt, ob und wie sich die Therapie verbessern lässt.
(RaIA/dgk) Es fühlt sich an, als stecke Watte oder ein Pfropfen im Ohr. Dumpf sind die Außenwelt-Geräusche, wenn sie überhaupt noch durchdringen. Manchmal schiebt sich auch ein schrilles, unangenehmes Klingeln, Klimpern oder Piepsen in den Vordergrund. Wer sich damit zu helfen versucht, das Ohr zu reinigen oder, wie im Flugzeug beim Starten und Landen, kräftig zu schlucken, bleibt erfolglos. Der Gang zum Ohrenarzt ist unausweichlich.
Innenohrinfarkt wird dieses Krankheitsereignis genannt, besser bekannt als Hörsturz. Laut Ratgeber aus Ihrer Apotheke ereilt jedes Jahr rund 150.000 Bundesbürger. Die Symptome treten überfallartig auf. Typisch ist, dass der Hörverlust nur eine Seite, nicht beide Ohren betrifft. Im Vergleich zum gesunden Ohr klingt alles viel leiser und nur die mittlere Tonlage kommt noch an. Können andere Erkrankungen, z. B. solche des zentralen Nervensystems, von ärztlicher Seite ausgeschlossen werden, steht die Diagnose "Hörsturz" fest.
Als Auslöser für den Ohrinfarkt kommt ein ganzes Bündel von Faktoren infrage, denen allen gemeinsam ist, dass sie die Durchblutung des Innenohrs verschlechtern: Stress, Blutdruckschwankungen, Verschleißerscheinungen an der Wirbelsäule oder Vorerkrankungen wie Diabetes können den Hörsturz begünstigen. Auch Infektionskrankheiten wie Masern und Mumps oder eine Mittelohrentzündung können im Spiel sein.
Kortisondosis strittig
Ein leichter Hörsturz heilt häufig ohne Behandlung wieder aus.
Betroffene mit schwereren Verläufen erhalten hingegen oft eine
Therapie mit hoch dosierten kortisonhaltigen oder kortisonähnlichen
Medikamenten. Diese sollen Entzündungen und Schwellungen, die nach
einem Hörsturz im Ohr auftreten, lindern. Doch nur bei einem Teil der
Patienten erholt sich daraufhin das Gehör.
"Es gibt Studienergebnisse, die dafürsprechen, dass hoch dosierte Glukokortikoide die Symptome eines Hörsturzes lindern und den Betroffenen helfen können", weiß Professor Stefan Plontke, Facharzt für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde und Direktor des Universitätsklinikums Halle an der Saale. "Diese Ergebnisse sind allerdings nicht wissenschaftlich gesichert." Trotzdem werde in Deutschland eine entsprechende Therapie empfohlen, sogar häufig in höherer Dosierung, als es international üblich sei. Doch auch was die optimale Dosierung des Wirkstoffs angehe, gebe es bislang nur ein großes Fragezeichen, legt man wissenschaftliche Maßstäbe zugrunde.
Ist das Hörvermögen infolge des Hörsturzes dauerhaft gemindert, benötigen die Betroffenen ein Hörgerät oder eine Innenohrprothese - und müssen den Verlust an Lebensqualität hinnehmen. Eine unbefriedigende Situation, die die Forschung auf den Plan gerufen hat: Seit Frühjahr 2015 untersucht die HODOKORT-Studie die Wirksamkeit der Kortisontherapie erstmals wissenschaftlich und auf breiter Basis. Im Zentrum steht die Frage: Bringt viel Kortison tatsächlich mehr? Möglicherweise lassen sich durch eine differenziertere Dosierung die Potenziale von Kortison besser ausschöpfen.
Für Patienten hoch relevant
Initiatoren der Studie sind das Deutschen Studienzentrum für
HNO-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie (DSZ-HNO) und die
Universitätsklinik für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und
Hals-Chirurgie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Wegen
"hoher Relevanz für die Patientenversorgung" wird HODOKORT vom
Bundesministerium für Bildung und Forschung mit knapp zwei Millionen
Euro gefördert.
Die Untersuchungen werden bundesweit an rund 40 Kliniken und Arztpraxen durchgeführt. Einbezogen werden über 300 Freiwillige zwischen 18 und 80 Jahren, die einen Hörsturz erlitten haben. Neben der Dosisproblematik geht es um die Alternative "Infusionen oder Tabletten?" und auch um die Patientensicherheit, nämlich die Frage, wie sich die Medikamente u. a. auf den Blutzuckerspiegel und den Blutdruck auswirken. 2019 soll die Studie abgeschlossen sein, Zwischenergebnisse gibt es derzeit noch nicht. Weitere Infos sind im Internet unter hodokort-studie.hno.org zu finden.
Ein Hörsturz kann permanente Ohrgeräusche auslösen, etwa ein Pfeifen, Rauschen, Klingeln oder Summen. Mediziner sprechen dann von einem Tinnitus. Je früher er behandelt wird, umso besser stehen die Chancen, dass die "falschen Töne" wieder verschwinden. Halten die Beschwerden länger als drei Monate an, ist der Tinnitus chronisch geworden. Dann zielt die Behandlung oft darauf ab, die Ohrgeräusche allmählich aus dem Bewusstsein zu verdrängen und es Betroffenen zu ermöglichen, besser mit ihnen zu leben. Zum Glück sind die Therapiemöglichkeiten mittlerweile so vielfältig, dass den meisten Tinnitus-Patienten geholfen werden kann.
Als begleitende therapeutische Maßnahme kommt die Einnahme Ginkgo-haltiger Medikamente aus der Apotheke infrage. Hochwertige Ginkgo-Präparate steigern die Durchblutung und die Sauerstoffversorgung im Gehirn und Innenohr. Wichtig für den Behandlungserfolg ist es, ein ausreichend hoch dosiertes Mittel über einen längeren Zeitraum regelmäßig einzunehmen. Der Arzt und der Apotheker können Tinnitus-Patienten hierzu kompetent beraten.
Weitere interessante Themen finden Sie im Ratgeber aus Ihrer Apotheke, der ab dem 1. Februar kostenlos in der Apotheke bereitliegt.
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Die Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG) warnt vor unkritischem Umgang mit den neuen Grenzwerten für Bluthochdruck
(dgk) Die im November 2017 veröffentlichten niedrigeren Grenzwerte für den Bluthochdruck gefährden ältere Patienten - zumindest bei unkritischer Anwendung. Nach den neuen Empfehlungen amerikanischer Fachgesellschaften gilt jetzt nur noch ein Blutdruck von weniger als 120/80 mmHg als normal. Bereits ab einem Blutdruck von 130/80 mmHg liegt ein Bluthochdruck vor.
Die neuen amerikanischen Empfehlungen stützen sich auf aktuelle Untersuchungen, die auch für ältere Patienten den Nutzen einer intensiveren Blutdrucksenkung belegen konnten. Dennoch kann es bei der Übertragung der Studienergebnisse auf ältere Patienten im Praxisalltag zu Problemen kommen.
Studienergebnisse nicht übertragbar
In die Studien wurden vor allem sehr rüstige, zuhause lebende, ältere
Patienten aufgenommen. So fit wie die Patienten der Studien sind aber
bei weitem nicht alle Personen im höheren Lebensalter. Nicht wenige
befinden sich in einem schlechteren Allgemeinzustand mit zahlreichen
Begleiterkrankungen. Unter Umständen leben sie bereits in Alten- und
Pflegeeinrichtungen. Wie sie auf eine starke Blutdrucksenkung
reagieren, ist gar nicht so klar, die Ergebnisse der Studien dürfen
streng genommen nicht einfach übertragen werden.
Vorsicht Falle: Blutdruckmessung in der Praxis
Außerdem beruhen die Ergebnisse der wesentlichen Studie auf
automatischen, unbeobachteten Blutdruck-Selbstmessungen. Die so
erhaltenen Werte sind realistisch. Nicht immer trifft dies auf jene
Werte zu, die in der Arztpraxis gemessen werden. Denn dabei kann der
Blutdruck kurz steigen ("Weißkittelsyndrom"). Der Unterschied ist
nicht gering: Laut der Studie lagen die Werte bei der Selbstmessung um
etwa 15/8 mmHg niedriger als bei Messungen durch medizinisches
Personal.
Einschätzungen zu Folge ist das Phänomen nicht selten. Ohne eine Langzeit-Blutdruckmessung oder Messungen zu Hause besteht die Gefahr, dass Ärztinnen und Ärzte blutdrucksenkende Mittel verschreiben, obwohl die Werte außerhalb der Praxis im Normalbereich liegen oder zumindest weniger hoch sind als vermutet. Die Blutdrucksenkung könnte damit zu intensiv ausfallen.
Intensive Blutdrucksenkung problematisch für Hochbetagte
Aus anderen Untersuchungen ist bekannt, dass bei vielfach erkrankten
Hochbetagten eine intensivere Blutdrucksenkung mit vielen Problemen
einhergeht. Der niedrige Blutdruck bedeutet eine größere Sturzgefahr
und damit auch eine größere Gefahr, eine Fraktur zu erleiden. Außerdem
geht ein niedriger Blutdruck bei diesen Patienten mit einer erhöhten
Sterblichkeit einher. So haben Altenheimbewohner, deren Blutdruck mit
zwei oder mehr Blutdruck senkenden Präparaten auf weniger als 130 mmHg
gesenkt wurde, eine um 78 Prozent höhere Sterblichkeit als Bewohner,
die nur ein Mittel zur Blutdrucksenkung erhielten und deren Blutdruck
bei über 130 mmHg lag.
Niedrigerer Grenzwerte nutzen jüngere Patienten
Die Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG) erkennt den Nutzen an,
den die neuen Grenzwerte des Bluthochdrucks für viele, gerade jüngere
Patienten haben können. Sie warnt ausdrücklich vor der Übertragung
dieser Empfehlungen auf ältere Patienten. Nur diejenigen Patienten,
die in den zugrundeliegenden Studien beschrieben werden, und deren
Blutdruck auf die beschriebene Weise gemessen wurde (automatische,
unbeobachtete Blutdruck-Selbstmessung), profitieren von einer
intensiveren Blutdruckbehandlung. Bei allen anderen älteren Patienten
ist zu befürchten, dass der Schaden einer intensiven Blutdrucksenkung
unter Umständen den erwartenden Nutzen übersteigt. Und diese Patienten
bilden einen großen Anteil der älteren Bevölkerung!
Quelle:
Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG), Pressemeldung vom
15.12.2017: Die Deutsche Gesellschaft für Geriatrie warnt vor
unkritischem Umgang mit den neuen Grenzwerten für Bluthochdruck
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Experten rechnen mit einer zunehmenden Grippeaktivität in den nächsten Wochen. Wer noch nicht geimpft ist, sollte dies jetzt vornehmen lassen. Erste Analysen geben Hinweise auf die Wirksamkeit der saisonalen Impfstoffe. Eine neue Studie zeigt zudem: Jährlich wiederholte Grippeimpfungen mildern den Krankheitsverlauf, wenn es doch zu einer Infektion kommt.
(dgk) Laut Arbeitsgemeinschaft Influenza (AGI) am Robert Koch-Institut, die das Grippegeschehen in Deutschland erfasst, ist die Aktivität der akuten Atemwegserkrankungen bundesweit gestiegen. Dafür werden zunehmend Influenzaviren verantwortlich gemacht. Fachleute der AGI rechnen daher damit, dass in den nächsten Wochen die Grippewelle in Deutschland beginnt.
"Obwohl die Grippeimpfung am besten bereits im Herbst erfolgen sollte - wer noch nicht geimpft ist, kann das jetzt schnell nachholen", rät Dr. Ute Arndt, Immunologin und Impfexpertin beim Deutschen Grünen Kreuz e. V. Das gelte zumindest für Risikopatienten wie Ältere, chronisch Kranke, Schwangere sowie medizinisches Personal. Nach rund zwei Wochen hat sich der Immunschutz vollständig entfaltet.
Vierfach-Impfstoff schützt momentan besser
Die AGI beobachtet nicht nur das Ausbruchsgeschehen, sie analysiert
auch, welche Influenzaviren aktuell zirkulieren und inwieweit sie mit
dem aktuellen Grippeimpfstoff übereinstimmen. Zwar ist die Anzahl der
bisher untersuchten saisonalen Grippeviren noch gering, doch es zeigt
sich, dass momentan zu einem großen Teil Influenza-B-Viren aus der
Yamagata-Linie zirkulieren, die im Vierfach-Impfstoff (umfasst zwei
A- plus zwei B-Typen) enthalten sind.
Sollte man sich daher nun mit dem Vierfach-Impfstoff nachimpfen lassen? "Nein, das Robert Koch-Institut empfiehlt Personen, die in dieser Saison bereits eine Dreifach-Impfung erhalten haben, keine generelle Nachimpfung mit einem Vierfach-Impfstoff", so Arndt. Die im Dreifach-Impfstoff (umfasst zwei A-Typen plus einen B-Typ) enthaltene B-Komponente der Victoria-Linie kann laut Robert Koch-Institut (RKI) auch gegen Erkrankungen durch die BYamagata-Linie einen gewissen Schutz bieten.
Im Einzelfall könne bei Hochrisikopatienten eine Nachimpfung allerdings sinnvoll sein, was im Rahmen einer individuellen Beratung entschieden werden solle. Wichtig bei Risikopatienten ist auch, dass ihre Kontaktpersonen im näheren Umfeld geimpft sind, um das Ansteckungsrisiko zu minimieren.
Die bisherigen Beobachtungen zu den auftretenden Virustypen sind noch keine Garantie dafür, dass es so weitergeht. Das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC), das seit der pandemischen Grippe (Schweinegrippe) im Jahr 2009 frühe Risikoabschätzungen vornimmt, hat eine Risikobewertung zur aktuellen Influenzasaison veröffentlicht. Das ECDC konstatiert, dass es noch nicht möglich sei, das Aufkommen anderer Erregerstämme auszuschließen, die dann vor allem für ältere Menschen das Erkrankungsrisiko erhöhen könnten.
Senioren: Regelmäßige Grippeimpfungen verstärken den Schutz
Eine gerade veröffentlichte Studie könnte besonders ältere Menschen
motivieren, sich nicht nur jetzt noch, sondern zukünftig regelmäßig
gegen Influenza impfen zu lassen. Die Tatsache, dass es aufgrund der
hohen Variabilität der Grippeviren trotz einer Impfung in einem
gewissen Prozentsatz zu einer Influenza kommen kann, hält viele
Menschen von der Impfung ab.
Doch jetzt haben spanische Mediziner nachgewiesen, dass regelmäßige Impfungen einen hohen Nutzen haben. Die Forscher untersuchten den Krankheitsverlauf von älteren Patienten, die wegen einer Influenza im Krankenhaus behandelt werden mussten. Sie beobachteten, dass bei Patienten, die sich zuvor mehrfach hatten impfen lassen, der Schweregrad des Krankheitsverlaufs deutlich abgemildert war. "Die wiederholte Grippeimpfung verhinderte sehr effektiv schwere und tödlich verlaufende Infektionen durch Influenzaviren bei älteren Menschen", schreiben die Forscher um Jesús Castilla vom Instituto de Salud Pública de Navarra in Pamplona.
Für jene Patienten, die zusätzlich zur Impfung in der aktuellen Saison mindestens schon einmal in den drei Jahren zuvor geimpft worden waren, verringerte sich das Risiko einer schweren Grippe um 55 Prozent im Vergleich zu gar nicht Geimpften.
Diese Ergebnisse kommen nicht ganz unerwartet. Arndt: "Die Daten der spanischen Studie bestätigen eine Untersuchung, die bereits im Jahr 2014 im renommierten Journal "Science" veröffentlicht wurde." Auch diese Studie zeigte: Wer sich regelmäßig gegen Grippe impfen lässt, ist besser geschützt!
Quellen:
1. Robert Koch-Institut: RKI-Einschätzung zur saisonalen Grippe (Stand
3. Januar 2018); Epidemiologisches Bulletin 1/2018
2. www.wissenschaft aktuell.de vom 9.1.2018: Grippe: Frühere Impfungen verstärken den Schutz
3. Itziar Casado et al.: Repeated influenza vaccination for preventing severe and fatal influenza infection in older adults: a multicentre case-control study", Canadian Medical Association Journal, DOI: 10.1503/cmaj.170910
4. Arbeitsgemeinschaft Influenza am Robert Koch-Institut:
Wochenbericht 52/2017
5. European Centre for Disease Prevention and Control: Risk assessment
for seasonal influenza, EU/EEA, 2017-2018
https://ecdc.europa.eu/en/publications-data/risk-assessment-seasonal-influenza-eueea-2017-2018
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Mädchen unterschätzen ihre Mathe-Fähigkeiten, was zumindest einer der Gründe ist, weshalb Frauen in mathematisch-technischen Berufen weiterhin unterrepräsentiert sind. Eine Studie zeigt: Ein positives Feedback von männlichen Bezugspersonen kann das Selbstvertrauen von Mädchen in ihre mathematischen Fähigkeiten fördern.
(dgk) Eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) hat Ende vergangenen Jahres erneut gezeigt, dass das Klischee "Mädchen sind schlecht in Mathe und gut in Sprachen" in der fünften Klasse schon fest in den Köpfen der Mädchen verankert ist. Und Jungen hielten sich für begabter in Mathe, obwohl ihre tatsächlichen Leistungen das gar nicht rechtfertigten.
DIW-Forscher Felix Weinhardt schlägt daher vor, dass Lehrer und Eltern mehr dafür tun sollten, Mädchen von ihren vorhandenen mathematischen Fähigkeiten zu überzeugen - nicht erst in der Sekundarschule, sondern bereits in der Grundschule.
Positives Feedback von männlichen Mentoren wichtig
Möglicherweise könnte den Lehrern und Vätern von Töchtern dabei eine
wichtige Rolle zukommen. Das zumindest legt eine weitere aktuelle
Studie nahe.
Sie zeigt, dass für Mädchen männliche Mentoren wichtig sind um, einengende Geschlechtsstereotype überwinden zu können. In einem Experiment half Mädchen das Lob für mathematische Fertigkeiten von einem männlichen Mentor mehr als das positive Feedback einer weiblichen Autorität. Ob Selbstvertrauen oder Interesse für Mathe und Technologie: Wenn ein Mann "Gut gemacht!" sagte, hatte das bei weiblichen Probanden mehr Wirkung, als wenn eine Frau Anerkennung zollte. Bei den Jungs fand sich dieser Unterschied nicht; für sie war es offenkundig nicht wichtig, ob Mann oder Frau lobte - Hauptsache, sie lobten überhaupt.
Weshalb wiegt Lob eines Mannes mehr?
Die Autorinnen um Psychologin Lora Park von der University of Buffalo
glauben, die männliche Anerkennung sei für Mädchen deshalb so wichtig,
weil Männer in den betreffenden Disziplinen "Gatekeeper" sind, die in
diesen Bereichen Schlüsselpositionen besetzen. Mit einer Ermutigung
von Seiten dieser männlichen Autoritäten fiele es ihnen deshalb
leichter, die Geschlechterstereotype hinter sich zu lassen.
Noch ein anderer Grund mag eine Rolle spielen: Spätestens ab der Pubertät identifizieren sich Mädchen nicht gerne mit etwas, was als typisch männlich gilt. Sprich: Gut in Mathe sein ist unweiblich. Auch hier kann das positive Feedback eines Mannes gegensteuern. Väter sollten die Chance, die in diesen Erkenntnissen liegen nutzen, und ihre Töchter in Bezug auf Mathe und Co. bestärken!
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(dgk) Übelkeit, Hautausschlag oder Schwindel nach Medikamenteneinnahme? Derzeit fordern alle europäischen Arzneimittelbehörden in einer gemeinsamen Kampagne Patientinnen und Patienten dazu auf, ihnen verstärkt Verdachtsfälle von Nebenwirkungen zu melden.
"Ob nach der Einnahme verschreibungspflichtiger oder rezeptfreier Arzneimittel: Es ist in beiden Fällen wichtig, dass möglichst viele Verdachtsfälle von Nebenwirkungen gemeldet werden. Das hilft den Arzneimittelbehörden, Risikosignale so früh wie möglich zu erkennen und dann bei Bedarf wirkungsvolle Maßnahmen zum Schutz der Patientinnen und Patienten zu treffen", so Prof. Dr. Karl Broich, Präsident des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM).
Patienten können Verdachtsfälle selbst melden
Das BfArM weist darauf hin, dass Patienten ihrem Arzt oder Apotheker
den Verdacht auf eine unerwünschte Wirkung melden sollten. Alternativ
besteht aber auch die Möglichkeit, sich direkt an das BfArM zu wenden.
Dazu bietet das BfArM auf seiner Internetseite ein speziell für Verbraucher konzipiertes Online-Meldeformular an sowie einen Meldebogen, mit dem Verdachtsfälle auch per Brief oder Fax gemeldet werden können: www.bfarm.de/uawmelden
Die Kenntnisse über die Sicherheit von Arzneimitteln sind zum Zeitpunkt ihrer erstmaligen Zulassung nicht vollständig. Dies ergibt sich vor allem daraus, dass die klinische Erprobung eines Arzneimittels an einer relativ geringen Zahl von Patienten durchgeführt wird. Seltene oder sehr seltene unerwünschte Wirkungen, Wechselwirkungen oder andere Risiken im Zusammenhang mit der Arzneimittelanwendung können in klinischen Prüfungen üblicherweise nicht erkannt werden. Das Arzneimittelgesetz der Bundesrepublik Deutschland sieht deshalb vor, dass nach der Zulassung eines Arzneimittels die Erfahrungen bei seiner Anwendung fortlaufend und systematisch gesammelt und ausgewertet werden. Dies ist eine der Aufgaben des BfArM und des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI). Die Meldung von Verdachtsfällen auf Nebenwirkungen ist hierzu ein wichtiger Baustein.
Je früher, häufiger und detaillierter Nebenwirkungen gemeldet werden, desto früher können Risikosignale erkannt und bewertet werden. Daher sind Pharmaunternehmen, Ärzte und Apotheker gesetzlich zur Meldung von Verdachtsfällen verpflichtet. Sollte der Verdacht noch nicht durch den behandelnden Arzt oder Apotheker gemeldet worden sein, können Patienten dies unter www.bfarm.de auch selbst tun.
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Quelle:
dgk - Deutsche Gesundheits-Korrespondenz - informationsdienst
59. Jahrgang, Nr. 1/2 - Januar/Februar 2018
Herausgeber: DEUTSCHES GRÜNES KREUZ e.V.
Biegenstraße 6, 35037 Marburg
Redaktion dgk: Dr. med. Sigrid Ley-Köllstadt
- verantwortlich -
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veröffentlicht im Schattenblick zum 25. Januar 2018
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