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MELDUNG/063: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 19.02.10 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  Schonender Einblick in den Ionen-Haushalt lebender Zellen
→  Weltgesundheitsorganisation baut Zusammenarbeit mit Bundesamt für Strahlenschutz aus

Raute

Universitätsmedizin Mannheim - 17.02.2010

Schonender Einblick in den Ionen-Haushalt lebender Zellen

Gleichzeitige Darstellung von Protonen, Natrium und Chlorid in der lebenden Zelle verspricht neue Erkenntnisse zu verschiedenen Erkrankungen

Erstmals ist es Wissenschaftlern gelungen, die Verteilung der für die Funktion von Zellen wichtigen Ionen Natrium und Chlorid in einer einzigen Untersuchung mit Hilfe der Magnetresonanztomographie (MRT) im lebenden Organismus bildlich darzustellen. Natrium und Chlorid regulieren den Flüssigkeitsstrom zwischen Zellen und damit die Gewebespannung, den osmotischen Druck, im Organismus. Beide Ionen sind aber auch wichtig für die Reizleitung in Nerven und Muskeln.

Erst kürzlich hatten die Forscher eine Messmethode entwickelt, durch die sie in einer einzigen Untersuchung Protonen-, Natrium- und Kalium-Bilder mit Hilfe eines hochauflösenden 9,4 Tesla MRT-Gerätes erstellen können. Ein wichtiger Schritt hin zu einer schonenden Methode, durch die sich die Vitalität von Zellen ohne Strahlenbelastung darstellen lässt.

Den Forschern Dr. Stefan Kirsch, Prof. Dr. Lothar Schad, Prof. Dr. Lothar Schilling und David Seiffge von der Medizinischen Fakultät Mannheim sowie Mark Augath vom Max-Planck-Institut für Biologische Kybernetik in Tübingen ist es jetzt gelungen, das bestehende Verfahren so zu modifizieren, dass Protonen-, Natrium- und auch Chlorid-Bilder in einer Untersuchung erstellt werden können.

Neuere Forschungen zeigen, dass Chlorid eine wichtige Rolle bei Erkrankungen verschiedener Organe sowie des Nervensystems spielt. Das Forscherteam erhofft sich durch die Messmethode wichtige neue Erkenntnisse, die zu einer besseren Behandlung dieser Erkrankungen führen. "Als Gegenpart zu den positiv geladenen Ionen Natrium und Kalium ist Chlorid das wichtigste negativ geladene Ion im menschlichen Organismus. Durch die Abbildung der Chlorid-Ionen in der lebenden Zelle erwarten wir Aufschluss über die Mechanismen bei Krankheiten, bei denen Chlorid nachweislich eine Rolle spielt", so Prof. Dr. rer. nat. Lothar Schad, Direktor des Instituts für Computerunterstützte Klinische Medizin der Universitätsmedizin Mannheim. "Sind die Mechanismen verstanden, können auf dieser Basis neue Behandlungsstrategien entwickelt werden."

Die MRT ist ein bildgebendes Verfahren, das in der medizinischen Diagnostik vor allem zur Darstellung der Struktur und Funktion der Gewebe und Organe im Körper eingesetzt wird. Sie ist eine nicht-invasive Technik, die den Körper des Patienten nicht durch Strahlung belastet. In der konventionellen MRT resultiert das Bild aus den Protonen der körpereigenen Wassermoleküle. Seit einigen Jahren ist es aber auch möglich, andere körpereigene Atomkerne zur Erstellung von MRT Bildern zu verwenden. Das Besondere an den neuen Messverfahren ist die gleichzeitige Darstellung von Protonen und verschiedenen Ionen, durch die in einer Messung sowohl die Gewebestruktur als auch die Verteilung der Ionen in den Zellen dargestellt werden kann.

Die Ergebnisse dieser Forschungsarbeit erscheinen im Journal NMR Biomedicine.
Sie sind in Kürze online verfügbar
(doi:10.1002/nbm.1500).

Zu dieser Mitteilung finden Sie Bilder unter:
http://idw-online.de/pages/de/image109675
Kombinierte Protonen, Natrium und Chlorid MRT. Das Bild zeigt drei Schichtaufnahmen am Kopf eines Versuchtieres . Morphologische Protonen-Bilder (a), Natrium-Bilder (b), Chlorid-Bilder (c); (d+e) Überlagerung der Natrium- bzw. Chlorid-Bilder mit den jeweiligen Protonen-Bildern.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution400

Quelle: Universitätsmedizin Mannheim, Dr. Eva Maria Wellnitz, 17.02.2010

Raute

Bundesamt für Strahlenschutz - 18.02.2010

Weltgesundheitsorganisation baut Zusammenarbeit mit Bundesamt für Strahlenschutz aus

Aufgabenspektrum wird von drei auf fünf Bereiche erweitert

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) baut die Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) in den Bereichen ionisierende und nichtionisierende Strahlung aus.

Das Aufgabenspektrum, mit dem das BfS als anerkanntes internationales Kooperationszentrum aktiv in die Arbeit der WHO eingebunden ist, wird von drei auf fünf Themenbereiche erweitert. "Ich freue mich über diese Auszeichnung, mit der die WHO das BfS auch weiterhin als international renommierten und kompetenten wissenschaftlichen Partner anerkennt", sagte BfS-Präsident Wolfram König. Das BfS, das erstmals 2006 als Kooperationszentrum der WHO ausgewählt wurde, wird zunächst für weitere drei Jahre Partner der Koordinationsbehörde der Vereinten Nationen für das öffentliche Gesundheitswesen. Neben den bisherigen Schwerpunkten in den Bereichen elektromagnetische und UV-Strahlung (die künftig unter dem Begriff nichtionisierende Strahlung zusammengefasst werden) und Radon wird das BfS künftig auch Kooperationszentrum der WHO beim medizinischen Strahlenschutz, der Erforschung von Strahlenrisiken sowie bei der biologischen Dosimetrie. König: "Durch die Anerkennung der WHO kann das BfS einen entscheidenden Beitrag Deutschlands leisten, um den Strahlenschutz für Mensch und Umwelt auch auf internationaler Ebene zu verbessern." Zu den fünf Themenbereichen, mit denen das BfS aktiv in die Arbeit der WHO eingebunden ist, gehören auch "Strahlenrisiken im Bereich niedriger Dosen". Dabei erforscht das BfS zusammen mit anderen internationalen Partnern beispielsweise die individuelle Strahlenempfindlichkeit. Gleichzeitig gilt es, den Nachwuchs im Bereich Strahlenforschung auf internationaler Ebene zu fördern.

Im "Netzwerk zur biologischen Dosimetrie" sollen die vorhandenen biologischen Methoden zur Dosisbestimmung verbessert werden. Das ist insbesondere dann von Bedeutung, wenn - wie bei Unfallsituationen - keine physikalischen Messergebnisse vorliegen. Ziel ist es, ein internationales Netzwerk aufzubauen, um in einem Ereignisfall schnell handeln zu können.

Der Bereich "Nichtionisierende Strahlung" ist aus zwei vorherigen Projekten hervorgegangen. Diese beschäftigten sich mit möglichen gesundheitlichen Auswirkungen nieder- und hochfrequenter elektromagnetischer Felder unterhalb der geltenden Grenzwerte sowie gesundheitlichen Gefahren und möglichen Umweltschäden durch ultraviolette Strahlung (UV). Ziel des neuen Projekts ist es unter anderem, die vorhandenen Erkenntnisse allgemeinverständlich aufzubereiten und zu kommunizieren.

Neben den Gesundheitsgefahren der UV-Strahlung wird auch das in der Natur vorkommende radioaktive Gas Radon als Krebsrisiko in der Bevölkerung unterschätzt. Im Projekt "Risikokommunikation Radon" wird das BfS die Gefahren verdeutlichen und geeignete Maßnahmen zur Risikominderung vorschlagen. Im Bereich "Medizinische Strahlenexposition" geht es darum, den Strahlenschutz bei der Anwendung ionisierender Strahlung in der Medizin zu optimieren. Das Projekt beschäftigt sich insbesondere mit der steigenden Nutzung von Computertomographien (CTs). Alle fünf Projekte haben zum Ziel, mögliche und tatsächlich existierende gesundheitliche und ökologische Risiken wissenschaftlich zu bewerten. Darauf aufbauend wird das BfS Verhaltensempfehlungen für die Öffentlichkeit aussprechen.

Als Kooperationspartner erhebt das BfS für die WHO repräsentative Daten, die auf die Bevölkerung Deutschlands bezogen sind. Außerdem initiiert und koordiniert das BfS für die WHO Forschungsvorhaben, um offene wissenschaftliche Fragen zu gesundheitlichen Aspekten zu klären. Das BfS veranstaltet wissenschaftliche Kongresse, veröffentlicht Forschungsergebnisse und unterstützt die WHO z. B., wenn es darum geht, verständliche Informationsmaterialien insbesondere für Kinder und Jugendliche zu erarbeiten.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution879

Quelle: Bundesamt für Strahlenschutz, Anja Schulte-Lutz, 18.02.2010

Raute

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 20. Februar 2010