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MELDUNG/069: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 01.03.10 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  AtemWeg - Stiftung zur Erforschung von Lungenkrankheiten errichtet
→  Chronische Entzündungen fördern Wachstum von Hauttumoren
→  Hormonell bedingte Störung der Sexualität
      Neugeborene mit Testosteron-Überschuss
→  DFG fördert drei neue Magnetresonanz-Positronenemissionstomographen
→  Wuppertaler Ärzte entdecken gestörte Nervenversorgung des Herzens

Raute

Helmholtz Zentrum München - Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt - 26.02.2010

AtemWeg - Stiftung zur Erforschung von Lungenkrankheiten errichtet

Helmholtz Zentrum München und Münchner Bank fördern ab 2010 gemeinsam die Lungenforschung

Neuherberg / München, 26. Februar 2010. Heute gaben das Helmholtz Zentrum München und die Münchner Bank eG die Errichtung einer Stiftung zur Erforschung von Lungenkrankheiten bekannt: die Stiftung AtemWeg. Sie unterstützt eines der größten Lungenforschungszentren in Deutschland, das Comprehensive Pneumology Center (CPC).

Ziel der Stiftung ist, Diagnostik, Therapie und Vorbeugung von Lungenerkrankungen zu fördern. Dem Kuratorium der Stiftung gehören neben anderen Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Politik und Gesellschaft der Bayerische Staatsminister für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Dr. Wolfgang Heubisch, an sowie der Präsident der Helmholtz Gemeinschaft, Prof. Dr. Jürgen Mlynek.

Lungenerkrankungen sind weltweit die zweithäufigste Todesursache, Tendenz steigend. Millionen Menschen sind weltweit daran erkrankt. "Die Stiftung soll einen Beitrag leisten, damit diese Krankheiten stärker erforscht und besser geheilt werden können", sagt der wissenschaftlich-technische Geschäftsführer des Helmholtz Zentrums München, Prof. Dr. Günther Wess. Insbesondere in Deutschland steckt die Forschung im Bereich Lungenerkrankungen noch in den Kinderschuhen. "Unser Ziel ist vor allem, das CPC dabei zu unterstützen die klassische Trennung von Grundlagenforschung und klinischer Behandlung zu überwinden", so Wess.

Allerdings kann das CPC dieses Ziel nicht alleine erreichen. Das Lungenforschungszentrum hat einen gesicherten Etat für die laufenden Arbeiten. "Um aber schnell vielversprechende Ansätze weiterverfolgen zu können, benötigen wir ein zusätzliches Budget", unterstreicht der wissenschaftliche Leiter des CPC, Prof. Dr. Oliver Eickelberg. "Diese finanzielle Lücke wird die Stiftung Atemweg nun schließen. Es geht darum, Patienten schnell helfen zu können", sagt Eickelberg

"Wir sehen in der Unterstützung der Lungenforschung einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag und sind stolz, so auch zur Stärkung des Forschungs- und Wissenschaftsstandortes München beitragen zu können", erklärt der Vorstandsvorsitzende der Münchner Bank, Peter Heinrich, das Engagement der Bank. "Damit aus Ideen neue Therapien werden, sind Weitsicht und Zielschärfe nötig. Diese Ideale, die auch für uns als Bank wichtig sind, sehen wir beim CPC verwirklicht und unterstützen das Zentrum gerne durch die Gründung der Stiftung AtemWeg."

Als Brücke zwischen Forschung und Klinik sieht sich das Comprehensive Pneumology Center (CPC), ein Zusammenschluss von drei Partnern: dem Helmholtz Zentrum München, der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) mit dem Klinikum der Universität München und den Asklepios Fachkliniken München-Gauting. Forscher und Ärzte arbeiten hier Hand in Hand, um neue Erkenntnisse aus der Forschung zu gewinnen und schnell in die Anwendung übertragen zu können. Andererseits fließen Erkenntnisse aus der klinischen Praxis wieder in die Forschung ein.

Im nächsten Schritt sucht die Stiftung AtemWeg Stifter und Sponsoren, die das Projekt von Anfang an begleiten und mitprägen möchten. Das kann auf verschiedene Weise geschehen, etwa durch die Finanzierung einzelner Forschungsprojekte, Stipendien für wissenschaftlichen Nachwuchs, die Ausstattung von Laborräumen oder die Begleitung von Präventionskampagnen. Persönlichkeiten, Institutionen oder Firmen können so den Stiftungsgedanken mitprägen.

Ansprechpartnerin für die Stiftung:
Kerstin v. Aretin, Stiftung AtemWeg,
Max-Lebsche Platz 31, 81377 München,
E-Mail: info@atemweg-stiftung.de
http://www.atemweg-stiftung.de

Weitere Informationen

Die Erforschung von Lungenerkrankungen ist ein zentrales Thema am Helmholtz Zentrum München. Unter dem Dach des Lungenforschungszentrums CPC (Comprehensive Pneumology Center) untersucht das Helmholtz Zentrum München gemeinsam mit der Ludwig-Maximilians-Universität München und den Asklepios Fachkliniken grundlegende Mechanismen und neue Ansätze für Früherkennung, Diagnostik und Therapie chronischer Lungenerkrankungen. Prof. Dr. Oliver Eickelberg leitet das Institute of Lung Biology and Disease (iLBD) am Helmholtz Zentrum München und ist gleichzeitig Direktor des Instituts für Experimentelle Pneumologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München sowie Chairman der Experimentellen Pneumologie im CPC.

Das Helmholtz Zentrum München ist das deutsche Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt. Als führendes Zentrum mit der Ausrichtung auf Environmental Health erforscht es chronische und komplexe Krankheiten, die aus dem Zusammenwirken von Umweltfaktoren und individueller genetischer Disposition entstehen. Das Helmholtz Zentrum München beschäftigt rund 1680 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Der Hauptsitz des Zentrums liegt in Neuherberg im Norden Münchens auf einem 50 Hektar großen Forschungscampus. Das Helmholtz Zentrum München gehört der größten deutschen Wissenschaftsorganisation, der Helmholtz-Gemeinschaft an, in der sich 16 naturwissenschaftlich-technische und medizinisch-biologische Forschungszentren mit insgesamt 26500 Beschäftigten zusammengeschlossen haben.

Informationen zur Münchner Bank: Die Münchner Bank ist mit ihrer Gründung im Jahre 1862 die älteste Genossenschaftsbank Bayerns. Mit rund 630 Mitarbeitern, 43 Standorten in und um München und einer Bilanzsumme von 2.625 Mio. Euro ist sie in Bayern die größte Volks- und Raiffeisenbank mit Universalbankcharakter.

Ansprechpartnerin für die Münchner Bank:
Sonja Schmid
Münchner Bank
Richard-Strauss-Straße 82, 81679 München
E-Mail: Sonja.Schmid@muenchner-bank.de

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.helmholtz-muenchen.de/presse-und-medien/pressemitteilungen/pressemitteilungen-2010/pressemitteilung-2010-detail/article/12875/44/index.html

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution44

Quelle: Helmholtz Zentrum München - Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt, Michael van den Heuvel, 26.02.2010

Raute

Universitätsklinikum Heidelberg - 26.02.2010

Chronische Entzündungen fördern Wachstum von Hauttumoren

Heidelberger Dermatologe und Krebsforscher Dr. Christoffer Gebhardt klärt Mechanismus auf und wird dafür ausgezeichnet

Chronische Entzündungen fördern die Entstehung von Hautkrebs. Eine zentrale Rolle bei diesem Prozess spielt das Eiweiß RAGE, das in entzündetem Gewebe verstärkt aktiv ist. Diese Zusammenhänge und damit einen möglichen Ansatzpunkt für zukünftige Krebstherapien hat Dr. Christoffer Gebhardt, Assistenzarzt an der Universitäts-Hautklinik Heidelberg (Ärztlicher Direktor: Prof. Dr. Alexander Enk), entdeckt und ist dafür mit drei renommierten Preisen ausgezeichnet worden.

Für seinen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung des Hautkrebs erhielt er den mit 10.000 Euro dotierten Fleur Hiege-Gedächtnispreis der Hiege-Stiftung gegen Hautkrebs, den mit 5.000 Euro dotierten Egon-Macher-Preis der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Forschung (ADF) für Nachwuchsforscher in der experimentellen Dermatologie und den ebenfalls mit 5.000 Euro dotierten Oscar-Gans-Preis (Förderpreis) der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG) für herausragende Veröffentlichungsleistungen. Die ausgezeichneten Ergebnisse wurden im hochrangigen "Journal of Experimental Medicine" veröffentlicht.

RAGE (Receptor of Advanced Glycation Endproducts) ist in der medizinischen Forschung hinreichend bekannt. Das Protein spielt bei Diabetes, Blutvergiftung (Sepsis), Gefäßverkalkung, Alzheimer Demenz, Alterungsprozessen und chronischen Entzündungen eine entscheidende Rolle, indem es Entzündungsreaktionen in Gang setzt. Im Tierversuch sind Mäuse ohne RAGE daher teilweise vor chronischen Erkrankungen und deren Folgen geschützt.

Ohne das Entzündungsprotein entwickeln sich weniger Tumoren

Das Team um Dr. Christoffer Gebhardt entdeckte zusammen mit Wissenschaftlern der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg und des Deutschen Krebsforschungszentrums um Prof. Dr. Peter Angel einen weiteren Wirkmechanismus: Genetisch veränderte Mäuse, denen das Entzündungsprotein RAGE in ihren Zellen fehlt, entwickeln im Vergleich zu normalen Mäusen deutlich weniger Tumoren. Gleichzeitig kann das Immunsystem dieser Tiere keine chronische Entzündung aufrecht erhalten.

RAGE spielt demnach eine zentrale Rolle sowohl bei chronischen Entzündungen als auch bei der Krebsentstehung. Dabei ist das Protein hauptsächlich auf den Oberflächen von Gewebezellen und Zellen des Immunsystems aktiv, weniger auf den Tumorzellen selbst. "Unsere Ergebnisse zeigen erstmals, dass insbesondere Zellen des Immunsystems, die chronische Entzündungen vorantreiben, das Tumorwachstum fördern und RAGE ein Schlüsselmolekül in diesem Prozess ist", so Christoffer Gebhardt.

Möglicher Ansatzpunkt für zukünftige Krebstherapien

Einige hundert Krebszellen entstehen täglich im Körper und werden in der Regel vom körpereigenen Abwehrsystem bekämpft und zerstört. Ob sie sich zu einem Tumor entwickeln können, hängt also entscheidend vom Zustand des umliegenden Gewebes ab: "Eine chronische Entzündung schafft im Gewebe offensichtlich Bedingungen, die es einzelnen entarteten Zellen erleichtern, sich zu einem Tumor weiter zu entwickeln", so Dr. Gebhardt.

Entzündung ist dabei nicht gleich Entzündung. Während durch mehrfache schwere Sonnenbrände aber auch in chronisch-entzündeten Wunden das Krebsrisiko erhöht ist, ist dies bei Neurodermitis oder Schuppenflechte, ebenfalls Entzündungen der Haut, nicht der Fall. Gemeinsam mit Kooperationspartnern im In- und Ausland will Dr. Gebhardt daher nun mit seiner von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Forschungsgruppe den genauen Wirkmechanismus des RAGE-Signalwegs und ähnlicher Signalwege entschlüsseln und gleichzeitig neue Medikamente gegen den Hautkrebs prüfen.

Literatur:

Christoffer Gebhardt, Astrid Riehl, Moritz Durchdewald, Julia Németh, Gerhard Fürstenberger, Karin Müller-Decker, Alexander Enk, Bernd Arnold, Angelika Bierhaus, Peter P. Nawroth, Jochen Hess & Peter Angel:
RAGE signaling sustains inflammation and promotes tumor development.
Journal of Experimental Medicine Band 205 Number 2. 2008.

Siehe auch den kommentierenden Begleitartikel:
Michael Dougan & Glenn Dranoff:
Inciting inflammation: the RAGE about tumor promotion.
Journal of Experimental Medicine Band 205 Number 2. 2008.

Weitere Informationen über die Universitäts-Hautklinik Heidelberg im Internet:
www.klinikum.uni-heidelberg.de/Hautklinik.106577.0.html

Ansprechpartner:
Dr. med. Christoffer Gebhardt
Universitäts-Hautklinik Heidelberg
Voßstraße 2, 69115 Heidelberg
E-Mail: christoffer.gebhardt@med.uni-heidelberg.de

Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Heidelberg
Krankenversorgung, Forschung und Lehre von internationalem Rang

Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der größten und renommiertesten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg zählt zu den international bedeutsamen biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung neuer Therapien und ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 7.600 Mitarbeiter und sind aktiv in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 40 Kliniken und Fachabteilungen mit ca. 2.000 Betten werden jährlich rund 550.000 Patienten ambulant und stationär behandelt. Derzeit studieren ca. 3.400 angehende Ärzte in Heidelberg; das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland.
www.klinikum.uni-heidelberg.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution665

Quelle: Universitätsklinikum Heidelberg, Dr. Annette Tuffs, 26.02.2010

Raute

Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften, Medizin - Kommunikation, 26.02.2010

Hormonell bedingte Störung der Sexualität - Neugeborene mit Testosteron-Überschuss

Leipzig - Eines von etwa 10.000 neugeborenen Kindern in Deutschland leidet unter dem sogenannten adrenogenitalen Syndrom (AGS) - eine angeborene Erkrankung der Nebenniere. Wird das AGS bei der Neugeborenen-Untersuchung nicht entdeckt und hormonell behandelt, kann sich bei den betroffenen Kindern ein lebensbedrohlicher Salzverlust entwickeln. Bei Mädchen besteht außerdem die Gefahr, dass sie dem männlichen Geschlecht zugeordnet werden.

Ursache des AGS ist ein genetischer Stoffwechseldefekt in der Nebenniere. Diese bildet Cortisol, Aldosteron, aber auch männliche Hormone wie Testosteron. Durch den Enzymdefekt entstehen bereits im Mutterleib zu viele männliche Hormone. Die Folgen sind bei den betroffenen Mädchen schon bei der Geburt sichtbar. "Fast alle Mädchen haben ein vermännlichtes äußeres Genitale", erklärt Professor Dr. med. Helmuth G. Dörr, Kinder- und Jugendklinik der Universität Erlangen. Die Mädchen leiden beim AGS auch unter einer Störung der sexuellen Differenzierung, die heute Disorder of Sexual Development genannt wird, und können dann fälschlicherweise dem männlichen Geschlecht zugeordnet werden. Sowohl bei Jungen als auch bei Mädchen kommt es unbehandelt aufgrund der erhöhten männlichen Hormone zu einer verfrühten Pubertät.

Ein weiteres Symptom des AGS kann ein Salzmangel sein. Das Hormon Aldosteron steuert in der Niere den Salz- und Flüssigkeitshaushalt. Aufgrund des Aldosteron-Mangels besteht bei den Erkrankten bereits im Säuglingsalter die Gefahr eines lebensbedrohlichen Verlustes von Salzen. Diese tritt bei schweren Formen des AGS auf: Die Säuglinge erbrechen häufig, sie verlieren an Gewicht und werden zunehmend apathisch. "Ohne Aldosteron drohen die Kinder auszutrocknen und erkranken in den ersten Lebenstagen und Wochen lebensbedrohlich", meint Professor Dörr.

Die schweren Folgen können durch eine frühe Diagnose und eine frühe hormonelle Behandlung vermieden werden. "Es ist ein Fortschritt, dass die Untersuchung auf AGS heute Teil der Neugeborenen-Untersuchungen ist", meint Professor Dörr. Der Hormon-Experte sieht jedoch noch Aufklärungsbedarf im klinischen Alltag: "Werden weibliche Neugeborene bei der Geburt fälschlicherweise dem männlichen Geschlecht zugeordnet und der Irrtum erst bei den Symptomen eines Salzverlustes oder noch später entdeckt, sind die betroffenen Familien und auch die Patientin extremen psychosozialen Belastungen ausgesetzt." Wie Patienten mit AGS lebenslang versorgt werden sollten, ist deshalb eines der Tagungsthemen des 53. Symposions der DGE vom 3. bis 6. März 2010 in Leipzig. Auf der Pressekonferenz am 3. März im Universitätsklinikum Leipzig informiert Professor Dr. Helmut G. Dörr über aktuelle Erkenntnisse.

53. Symposion der DGE vom 3. bis 6. März 2010
Ort: Congress Center Leipzig
(CCL)

Symposium
Klinische Herausforderungen in der lebenslangen Betreuung von Patienten mit Adrenogenitalem Syndrom
Termin: Donnerstag, 4. März 2010, 14.30 bis 16.00 Uhr
Ort: Hörsaal 3, Congress Center Leipzig (CCL)

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.endokrinologie.net Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE)
http://www.dge2010.de 53. Symposion der DGE in Leipzig

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution76

Quelle: Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften, Medizin - Kommunikation, 26.02.2010

Raute

Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - 26. Februar 2010

DFG fördert drei neue Magnetresonanz-Positronenemissionstomographen

Im Rahmen ihrer aktuellen Großgeräteinitiative unterstützt die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) die Anschaffung von drei innovativen 3-Tesla-Magnetresonanz-Positronenemissionstomographen (MR-PET) mit insgesamt über elf Millionen Euro. Die drei Geräte sollen an den Universitätskliniken von München, Essen und Leipzig in Betrieb gehen, die unter zehn Förderanträgen den Zuschlag erhielten.

Die damit geförderte MR-PET-Technik gilt bei der Früherkennung von Tumoren oder Herz- und Kreislauferkrankungen, aber auch in der Hirnforschung als Hybridtechnik mit besonders hohem Erkenntnis- und Anwendungspotenzial. Die erstmalige Kombination beider Verfahren in einem Gerät macht es möglich, die Struktur und physiologische Beschaffenheit von Organen, Tumoren oder Gefäßwänden sowie deren molekulare Eigenschaften und Stoffwechselfunktionen gleichzeitig darzustellen. Auf diese Weise sollen Krankheiten wie Herzinfarkt oder Krebs, Alzheimer oder Parkinson leichter und genauer identifiziert und ihr Verlauf besser beobachtet werden.

Auch die Qualität der PET-Bilder wird nach Ansicht von Experten durch das Hybridgerät deutlich verbessert. Zudem reduziert der zeitgleiche Einsatz die Behandlungsdauer erheblich und verursacht weniger Strahlenbelastung. So kann MR-PET nicht nur erheblich öfter eingesetzt werden, sondern kommt auch für junge und jüngste Patienten in Frage, bei denen sich eine erhebliche Strahlenbelastung im Wachstumsalter verbietet.

In Deutschland stehen bisher nur zwei MR-PET-Geräte zur Durchleuchtung des menschlichen Gehirns, die für methodische Entwicklungen, weniger für den klinischen Einsatz geeignet sind. Durch die DFG-Großgeräteinitiative sollen im Gegensatz dazu Ganzkörperscanner getestet werden, die auch für den klinischen Alltag relevant werden können. Dabei geht es vorrangig darum, den Nutzen und die Möglichkeiten der neuartigen MR-PET-Technologie auszuloten. Dazu soll der High-Tech-Scanner im Zuge der Erprobung seiner klinischen Einsatzmöglichkeiten immer weiterentwickelt werden. Für die effektive synchrone Nutzung beider Technologien in einem Gerät braucht es eine völlig neue PET-Technologie, die gerade erst entwickelt wird. Für das gute Zusammenspiel des MR- und des PET-Teils werden die ersten Anwender noch erhebliche Pionierarbeit leisten müssen. Weltweit werden mit großer Spannung die ersten klinischen Ergebnisse der bald verfügbaren MR-PET-Geräte erwartet; sie könnten nun durchaus aus Deutschland kommen.

Bei den nunmehr geförderten Standorten München, Essen und Leipzig überzeugten die unabhängigen Gutachterinnen und Gutachter der DFG nicht nur die schlüssigen Konzepte und die gute Vernetzung der Universitätskliniken, sondern auch die mit der Einwerbung verbundenen Forschungsvorhaben sowie die Möglichkeit, die MR-PET-Großgeräte im Rahmen bereits laufender DFG-Forschungsprojekte testend einzubinden. Nicht zuletzt wurde auch, wie bei Großgeräteinitiativen der DFG üblich, ein regelmäßig stattfindender Erfahrungsaustausch vereinbart, der alle Ganzkörper-MR-PET-Standorte einschließt, unabhängig von der Finanzierungsart.

Weiterführende Informationen
Ansprechpartner in der DFG:
Dr. Christian Renner
Gruppe Wissenschaftliche Geräte und Informationstechnik
Christian Renner@dfg.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution306

Quelle: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), Dr. Thomas Köster, 26.02.2010

Raute

Private Universität Witten/Herdecke gGmbH - 26.02.2010

Wuppertaler Ärzte entdecken gestörte Nervenversorgung des Herzens

Robert-Wartenberg Preis der Deutschen Gesellschaft für Neurologie geht am Freitag, den 26. Februar an Priv.-Doz. Dr. Carl-Albrecht Haensch

Mit dem Robert-Wartenberg Preis der Deutschen Gesellschaft für Neurologie wird am Freitag Priv.-Doz. Dr. Carl-Albrecht Haensch ausgezeichnet. Der Preis ist verbunden mit einer Vorlesung (Robert-Wartenberg-Lecture) auf dem Jahrestreffen der Leitenden Krankenhausneurologen am 26.02.2010 in Kassel. Haensch arbeitet am HELIOS-Klinikum Wuppertal, einem Klinikum der Privaten Universität Witten/Herdecke, als Oberarzt für Neurologie und Leiter des Wuppertaler Autonomen Labors. Er erhält den Preis für seine Forschung im Bereich des autonomen, vegetativen Nervensystems. Neu ist die Entdeckung, dass Beschwerden wie Schwindel, Herzrasen, Benommenheit oder Kopfschmerzen bis hin zum Kreislaufkollaps durch fehlende Nervenendigungen am Herzen ausgelöst werden können. Das Krankheitsbild hat den medizinischen Namen Posturales Tachykardiesyndrom, kurz POTS. "Wir konnten mit der sogenannten MIBG-Szintigraphie nachweisen, dass bei einem Teil der Patienten mit diesen Symptomen die Nervenendigungen des sympathischen Nervensystems am Herzen fehlen", beschreibt Haensch das Ergebnis seines Ärzteteams. Bisher ging die Medizin davon aus, dass Patienten mit POTS ein gesundes Herz haben und die Beschwerden psychisch ausgelöst werden.

"Das Krankheitsbild POTS ist in Deutschland kaum bekannt und wird daher nur selten festgestellt. Die meist jungen Patienten durchlaufen häufig viele Untersuchungen, um die Beschwerden internistisch, neurologisch oder psychiatrisch abzuklären", schildert Haensch das Schicksal der Betroffenen. "Dabei kann man häufig schon durch eine gezielte Befragung des Patienten und eine Untersuchung auf dem Kipptisch auf die Diagnose kommen", sagt er. Auf dem Kipptisch wird der Blutdruck gemessen, während der Patient zunächst auf einem Untersuchungstisch liegt, der dann - mit dem Patienten zusammen - in die Senkrechte gebracht wird. "Gesunde Menschen können den etwa halben Liter Blut, der dann in die Beine sackt, automatisch ausgleichen, POTS-Patienten nicht", erklärt Haensch die einfache Untersuchung. Diesen Ausgleich reguliert bei gesunden Menschen das sog. autonome Nervensystem. Es steuert meist unbewusst Atmung, Herzschlag, Wimpernschlag - kurzum nahezu jedes Organ im Körper.

Im Autonomen Labor wiesen die Ärzte am HELIOS-Klinikum bei POTS-Patienten erstmals einen Verlust von Nervenfasern in Teilen des Herzens (autonome kardiale Denervierung) nach. (Ein Fachbeitrag wurde im Journal of Neurology, Neurosurgery and Psychiatry veröffentlicht, s.u.) Diese Erkenntnis trägt nach Ansicht der Ärzte langfristig dazu bei, die Erkrankung selbst und die Auswirkungen der gestörten Nervenversorgung besser zu verstehen. Da die autonomen Kerngebiete des Gehirns einer direkten Messung nicht zugänglich sind, müssen zum Beispiel die Reaktionen verschiedener Organsysteme auf unterschiedliche Stimulationen untersucht werden. Hierfür stehen den untersuchenden Ärzten verschiedene Messmethoden zur Verfügung - darunter Schweißtests, Langzeit-Blutdruckmessungen, die Beobachtung von Veränderungen der Herzfrequenz und Messungen der Pupillenweite.

Weitere Informationen bei
PD Dr. Carl-Albrecht Haensch
carl-albrecht.haensch@helios-kliniken.de

Den Originalbeitrag finden Sie:
Haensch CA, Lerch H, Schlemmer H, Jigalin A, Isenmann S. Cardiac
Neurotransmission Imaging with 123I-Meta-iodobenzylguanidine in Postural Tachycardia Syndrome.
J Neurol Neurosurg Psychiatry. 2009 Aug 16.

Zu dieser Mitteilung finden Sie Bilder unter:
http://idw-online.de/pages/de/image110237
PD Dr. Carl-Albrecht Haensch

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution226

Quelle: Private Universität Witten/Herdecke gGmbH, Kay Gropp, 26.02.2010

Raute

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 2. März 2010