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MELDUNG/087: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 25.03.10 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  CHIR-Net - Gutachter und förderndes Ministerium von Chirurgischem Netzwerk beeindruckt
→  Jenaer Klinik für Nuklearmedizin erhält für 1,75 Millionen Euro neuen Bereich für Nuklidtherapien
→  Tübinger Neurowissenschaftler erhalten 1,7 Millionen von der EU
      für die Erforschung der Parkinson-Erkrankung
→  Mathematische Modelle erklären Zellprozesse in Zusammenhang mit Krebs

Raute

Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz - 24.03.2010

CHIR-Net Regionalzentrum Mainz positiv begutachtet

Gutachter und förderndes Ministerium von Chirurgischem Netzwerk sichtlich beeindruckt

(Mainz, 24. März 2010, cb) Das chirurgische regionale Zentrum (CRZ) Mainz ist von internationalen Gutachtern positiv bewertet worden. Somit steht einer erneuten Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) für drei weitere Jahre nichts mehr im Weg. Mit der Begutachtung wird dem Zentrum, welches zur Universitätsmedizin Mainz gehört, bescheinigt, dass es innerhalb des bundesweiten Chirurgischen Netzwerkes (CHIR-Net) zur Schaffung einer professionellen Infrastruktur für Chirurgische Studien durch die Weiterentwicklung von Qualitätssicherung, Studienmethodik und Fortbildung im Bereich chirurgischer Studien beiträgt. Das erfolgreiche Team um Sprecher Univ.-Prof. Dr. Felix Schier, Direktor der Klinik für Kinderchirurgie, und Koordinator Dr. Kai Kronfeld, vom Interdisziplinären Zentrum Klinische Studien (IZKS) unter der Leitung von Dr. Monika Seibert-Grafe, kann seine Arbeit damit für weitere drei Jahre fortsetzen und sogar noch ausweiten.

Das chirurgische Studiennetzwerk CHIR-Net ist ein vom BMBF gefördertes Netzwerk sieben chirurgischer Regionalzentren (Berlin, Göttingen, Heidelberg, Kiel/Lübeck, Mainz, München, Witten-Herdecke/Köln). Gemeinsames Ziel ist die Förderung der patientenorientierten chirurgischen Forschung, um operative Verfahren durch klinische Studien prüfen zu können. Seit Oktober 2006 gehört auch das Chirurgische Studienzentrum Mainz zu dem geförderten Verbund. Die aktuelle Begutachtung war die Basis für die Ermittlung der Höhe der Fördersumme, die bei gut 600.000 Euro liegen wird.

Die Stärken des Mainzer Standortes liegen insbesondere in der engen Zusammenarbeit aller chirurgischer Fachgebiete vor Ort, von denen in den vergangenen drei Jahren viele Ärzte als Rotationsassistenten im CRZ in die Thematik klinischer Studien eingeführt werden konnten. Erfolgreich wurden gemeinsam Drittmittel in Höhe von rund drei Millionen Euro für multizentrische klinische Studien in der Chirurgie eingeworben. Darüber hinaus wurden ca. 160 Chirurgen in Prüfarztkursen in Zusammenarbeit mit dem IZKS geschult. Auch resultieren 18 internationale Publikationen aus der ersten dreijährigen Förderphase. Wissenschaftlich lag der Schwerpunkt in dieser Zeit auf den Bereichen Pädiatrische Chirurgie, Lebertransplantation und Methoden zur Funktionsüberprüfung von Nerven bei Operationen, dem sogenannten Neuromonitoring.

Der Wissenschaftliche Vorstand der Universitätsmedizin Mainz, Univ.-Prof. Dr. Dr. Reinhard Urban, begrüßte die neuerliche Förderung: "Mainz ist inzwischen zu einem anerkannten medizinisch-wissenschaftlichen Zentrum für klinische Studien in Deutschland geworden. Wenn es uns mit dem CHIR-Net Regionalzentrum Mainz gelingt, unsere Spitzenposition bei den multizentrischen chirurgischen Studien auszubauen, haben wir künftig Vorbildcharakter für andere Länder mit großem Potential für den Forschungsstandort Deutschland."

"Die Begutachtung war ebenso wie die ersten drei Jahre der Förderung von einer engen Zusammenarbeit der verschiedenen CHIR-Net Standorte geprägt und konnte somit zeigen, dass gemeinsam ein wertvoller Beitrag zur klinischen Forschung in der Chirurgie geleistet werden kann. Uns in Mainz hat das generelle Interesse der Chirurgen an multizentrischen Studien überrascht, egal ob aus universitären oder regionalen Krankenhäusern. Die internationalen Gutachter und das fördernde Ministerium waren sichtlich beeindruckt", erläutert der Sprecher des CRZ und Direktor der Klinik für Kinderchirurgie der Universitätsmedizin Mainz, Univ.-Prof. Dr. Felix Schier.

Für die beginnende zweite Phase steht nun unter anderem die Initialisierung und Förderung einer sogenannten "Flying Study Nurse" auf der Agenda. Sie kann in regionalen, nicht universitären Krankenhäusern flexibel eingesetzt werden, um dort chirurgische Studien zu betreuen. Damit sollen diese Häuser und deren Patienten vermehrt in multizentrische randomisierte klinische Studien eingebunden werden. Diesen Einrichtungen soll es weiterhin in der neuen Förderphase ermöglicht werden, ebenfalls Rotationsassistenten in das CRZ zu entsenden. Der wissenschaftliche Fokus der nächsten drei Jahre wird neben den bisherigen Schwerpunkten auf Studien mit Medizinprodukten und der Zusammenarbeit mit den beiden klinischen Schwerpunkten BioMATiCS (Biomaterials, Tissues and Cells in Surgery) und MICO (Migration and Adhesion in Clinical Oncology) liegen.

Über die Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz

Die Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz ist die einzige Einrichtung dieser Art in Rheinland-Pfalz. Mehr als 60 Kliniken, Institute und Abteilungen sowie zwei Einrichtungen der medizinischen Zentralversorgung - die Apotheke und die Transfusionszentrale - gehören hierzu. Mit der Krankenversorgung untrennbar verbunden sind dabei Forschung und Lehre. Rund 3.500 Studierende der Medizin und Zahnmedizin werden in Mainz kontinuierlich ausgebildet.

Weitere Informationen im Internet unter
www.unimedizin-mainz.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution1431

Quelle: Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Dipl.-Betriebswirtin (FH) Caroline Bahnemann, 24.03.2010

Raute

Friedrich-Schiller-Universität Jena - 24.03.2010

Hochmoderne Radiojodtherapiestation am UKJ eröffnet

Jenaer Klinik für Nuklearmedizin erhält für 1,75 Millionen Euro neuen Bereich für Nuklidtherapien

(Jena) An der Klinik für Nuklearmedizin des Universitätsklinikums Jena (UKJ) wird heute die neue Radiojodtherapiestation eröffnet. Der entsprechend den strengen Strahlenschutzbestimmungen ausgebaute Bereich bietet zehn hochmoderne Behandlungsplätze für Schilddrüsenpatienten. Für den Neubau der komfortablen patientenfreundlichen Patientenzimmer sowie der innovativen technischen Serviceanlagen wurden 1,75 Millionen Euro investiert.

Sie ist die einzige Station am Universitätsklinikum Jena mit eigenem Klärwerk: Die neu eröffnete Radiojodtherapiestation der Klinik für Nuklearmedizin gehört mit zehn Betten zwar zu den kleinen Bereichen, erfordert aber ein aufwändiges technisches Umfeld. Dazu gehört eine eigene Kläranlage, in der das Abwasser der Station nach einem innovativen Verfahren zunächst biologisch aufbereitet und dann mit Hilfe von Aktivkohlefiltern von den schwach radioaktiven Medikamenten gereinigt wird. "Diese neuartige, ökologisch und betriebswirtschaftlich zukunftsweisende Anlage ist die dritte ihrer Art weltweit und ermöglicht unseren Patienten endlich einen entspannten Umgang mit Wasser, so dass tägliches Duschen beispielsweise kein Problem mehr ist", freut sich Dr. Martin Freesmeyer, Chefarzt der Klinik für Nuklearmedizin am Universitätsklinikum Jena.

Vor dem Neubau der Station war dies aufgrund der geringen Kapazität der alten Anlage, die überdies nach dem herkömmlichen Prinzip arbeitete, nicht möglich. "Für unsere Patienten, die die Station auf Grund der Vorgaben des Strahlenschutzes zwischen zwei und vierzehn Tagen nicht verlassen dürfen, war das kein schöner Zustand", sagt Dr. Freesmeyer.

Auf der Station erhalten Schilddrüsenpatienten eine Therapie mit schwach radioaktivem Jod. "Obwohl die Strahlenbelastung außerhalb der Schilddrüse gering ist, müssen wir Vorkehrungen treffen, um Umwelt und Bevölkerung selbst vor einer geringen Strahlenbelastung zu schützen. Alles, womit die Patienten während des stationären Aufenthaltes in Berührung kommen, kann durch das radioaktive Medikament belastet sein", erklärt Dr. Freesmeyer. Das betrifft vor allem das Abwasser, aber auch den Abfall und selbst die Raumluft. Die Zimmer sind deshalb vollklimatisiert und die Abluft wird aufwändig gefiltert. Die Abfälle der Station werden zunächst verpackt und dann gesondert gelagert, bis die Reststrahlung abgeklungen ist. "Neben einer optimalen medizinischen Versorgung der Patienten genießt der Strahlenschutz bei uns höchste Priorität", so der Chefarzt der Nuklearmedizin.

Für die Patienten dagegen sind die schwach radioaktiven Medikamente ein Glücksfall. Schilddrüsenerkrankungen lassen sich mit einer Radiojodtherapie schonend, sicher und effektiv behandeln. Neben der gefährlichen Schilddrüsenüberfunktion, ist auch Schilddrüsenkrebs auf diesem Weg heilbar. Darüber hinaus ist bei einer Schilddrüsenvergrößerung - dem sogenannten Kropf - eine fast nebenwirkungsfreie Verkleinerung des Organs möglich. Insbesondere dann, wenn eine Operation nicht möglich oder nicht gewünscht ist. Bei der Behandlung von Schilddrüsenerkrankungen ist lediglich die Einnahme einer kleinen Tablette - der sogenannten Jodkapsel - notwendig.

Die neue Station in der Bachstraße, die den bisherigen Außenstandort am Steiger ersetzt, ermöglicht dafür nun optimale Bedingungen. Jedes der hellen und freundlichen Patientenzimmer hat einen komfortablen Sanitärbereich. Darüber hinaus steht eine moderne TV- und Telefonanlage sowie drahtloser Zugang zum Internet zur Verfügung.

Ein positiver Nebeneffekt des Neubaus ist die Zusammenführung der ehemals drei Standorte der Klinik für Nuklearmedizin im Klinikumsgelände Bachstrasse. So verkürzen sich die Wege für Personal und Patienten erheblich.

"Wir freuen uns sehr, dass es uns durch den aufwändigen Neubau jetzt ermöglicht wurde, den Patienten so gute Bedingungen anbieten zu können", sagt Dr. Martin Freesmeyer.

Ansprechpartner:
Dr. Martin Freesmeyer
Chefarzt der Klinik für Nuklearmedizin
Universitätsklinikum Jena
E-Mail: nuk@med.uni-jena.de

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.nukleramedizin.uniklinik-jena.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution23

Quelle: Friedrich-Schiller-Universität Jena, Helena Reinhardt, 24.03.2010

Raute

Universitätsklinikum Tübingen - 23.03.2010

Tübinger Neurowissenschaftler erhalten 1,7 Millionen von der EU für die Erforschung der Parkinson-Erkrankung

Das Hertie-Institut für klinische Hirnforschung (HIH) am Universitätsklinikum Tübingen und das Institut für Humangenetik der Medizinischen Fakultät erhalten von der Europäischen Union 1,7 Millionen Euro für die Parkinson-Forschung. Gefördert werden beide Institute im Rahmen des europäischen Projektkonsortiums MEFOPA (European Project on Mandelian Forms of Parkinsons Disease). Insgesamt stellt die Europäische Union dem Projektkonsortium mit 21 Partnerinstituten aus 13 europäischen Ländern Mittel in Höhe von 5,8 Millionen Euro zur Verfügung. In MEFOPA entsteht ein Forschungsnetz, das über die weltweit größte Kohorte aus Patienten und Risikopersonen für die vererbbaren familiären Formen der Parkinson-Erkrankung verfügt.

Das Forschungsprojekt, das am ersten April 2010 startet und für drei Jahre läuft, wird sich mit den familiären Formen der Parkinson-Erkrankung beschäftigen. Im Unterschied zur sporadischen Parkinson-Erkrankung, der mit ca. 95% der Erkrankungen bei weitem häufigsten Form, kommen die vererbbaren, sogenannten familiären Formen selten vor. Da die familiären Formen aber viele klinische, pathophysiologische und molekulare Merkmale mit der sporadischen Form teilen, gelten sie als geeignete Krankheitsmodelle der häufig auftretenden sporadischen Form der Krankheit. Sie erlauben den Wissenschaftlern Rückschlüsse auf die bisher noch unbekannten Ursachen für die Auslösung und das Fortschreiten der Neurodegeneration im Verlauf der Erkrankung. Auf Basis der seltenen, familiär vererbten Formen der Parkinson-Krankheit wurden bereits erhebliche Fortschritte im Verständnis der molekularen Vorgänge erzielt, die zur Neurodegeneration bei Parkinson im allgemeinen führen. Zudem konnte kürzlich durch die Arbeitsgruppe des wissenschaftlichen Koordinators von MEFOPA, Prof. Dr. Thomas Gasser (HIH und Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen, DZNE), gezeigt werden, dass Gene die für familiäre Parkinson-Formen verantwortlich sind, auch eine entscheidende Rolle als Risikofaktoren für die Entstehung des sporadischen Parkinsons spielen.

Das Projektkonsortium MEFOPA vereinigt die wichtigen europäischen Institute, die zum familiären Parkinson forschen, in einem Forschungsnetz. In dieser Zusammenarbeit verfügt MEFOPA damit über die weltweit größte Kohorte aus Patienten und Risikopersonen zum familiären Parkinson. "Die Untersuchung dieser Kohorte bietet die einmalige Chance, neuartige Erkenntnisse zu Entstehung der Parkinson-Erkrankung zu gewinnen, insbesondere in Hinsicht auf Symptome, die zu Beginn der Krankheit vor Einsetzen der Bewegungsstörung auftreten. Es besteht die realistische Hoffnung, dass hierdurch Biomarker gefunden werden können, die es erlauben, den Krankheitsfortschritt zu messen. Damit wird MEFOPA überhaupt erst die notwendigen Voraussetzungen schaffen, um dann später bestimmte Patientengruppen und sogar präsymptomatische Mutationsträger ursächlich behandeln zu können," so Professor Thomas Gasser.

Um Biomarker und Ansatzpunkte für neue Therapien zu identifizieren, wird das Projekt eine große Bandbreite an in vitro und in vivo Modellen und Methoden verwenden, die auf die wichtigsten Parkinson-Gene und relevante pathologische Prozesse fokussiert sind. Die Tübinger Wissenschaftler um Professor Thomas Gasser (HIH und DZNE) und Professor Olaf Riess (Institut für Humangenetik) haben dieses europäische Großprojekt nicht nur initiiert, sondern nehmen im Konsortium auch die koordinierende Rolle ein und leiten zudem sechs der achtzehn Teilprojekte.

Kontakte
Universitätsklinikum Tübingen, Zentrum für Neurologie
Hertie-Institut für klinische Hirnforschung (HIH)
Partnerstandort Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE)
Professor Dr. Thomas Gasser
thomas.gasser@uni-tuebingen.de

Medizinische Fakultät Universität Tübingen
Institut für Humangenetik
Professor Dr. Olaf Riess
olaf.riess@med.uni-tuebingen.de

Hertie-Institut für klinische Hirnforschung (HIH)
Externe Pressestelle:
Kirstin Ahrens
mail@kirstin-ahrens.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution82

Quelle: Universitätsklinikum Tübingen, Dr. Ellen Katz, 23.03.2010

Raute

Universität Stuttgart - 23.03.2010

Vom Leben und Sterben einer Zelle

Mathematische Modelle erklären Zellprozesse in Zusammenhang mit Krebs

Im menschlichen Körper sterben jeden Tag rund zehn Milliarden Zellen. Das kontrollierte Absterben der Zellen, auch Apoptose genannt, ist ein wichtiger physiologischer Prozess, durch den einzelne Zellen zum Wohl des ganzen Organismus abgetötet werden. Es handelt sich dabei um Zellen, die alt, infiziert, potenziell gefährlich sind oder einfach nicht länger benötigt werden. Störungen des kontrollierten Absterbens der Zellen sind an der Entstehung zahlreicher Krankheiten wie Krebs, Diabetes oder Alzheimer beteiligt. Um ein besseres Verständnis für die komplexen biologischen Prozesse der Apoptose zu erhalten, nutzt die Forschergruppe um den Leibniz-Preisträger Prof. Frank Allgöwer vom Institut für Systemtheorie und Regelungstechnik der Universität Stuttgart (IST) Methoden der mathematischen Modellierung und Analyse. Die Wissenschaftler beschäftigen sich mit dem noch jungen Forschungsgebiet der systemtheoretischen Analyse von Rückkopplungen innerhalb biologischer Systeme.

Apoptose kann unter verschiedenen Bedingungen ausgelöst werden: Durch zellexterne Signalproteine, indem diese an speziellen Rezeptoren in der Zellmembran binden oder durch zellinterne Signale, wie Schäden an der DNA. Beide Signale bewirken die Aktivierung einer Kaskade von Enzymen. Diese sogenannten Caspase-Enzyme werden in einer inaktiven Pro-Form produziert und dann, ausgelöst durch die oben beschriebenen Signale, durch Spaltung aktiviert. Dieser Vorgang bewirkt durch Rückkopplung die Bildung vieler aktivierter Enzymmoleküle, eben einer Caspase-Kaskade. Die Stuttgarter Forscher haben den Mechanismus mithilfe einer mathematischen Modellierung untersucht. Sie zeigten, dass die Entscheidung über den Start der kontrollierten Selbstzerstörung der Zelle während der Caspase-Kaskade gefällt wird, dass heißt, die Aktivierung der Kaskade stellt einen irreversiblen Schaltvorgang dar. Damit wurde auch deutlich, dass der Apoptose ein bistabiles System zu Grunde liegt. In vielen biologischen Systemen ist die Bistabilität von wesentlicher Bedeutung. Hier besitzt ein System zwei stabile Ruhelagen und kann abhängig von bestimmten Signalen zwischen diesen Zuständen wechseln. Bei der Apoptose spielt diese auf Rückkopplungsmechanismen basierende biologische Schalterfunktion eine wesentliche Rolle.

Mit weiteren systemtheoretischen Untersuchungen will die Forschergruppe nun in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern des Instituts für Zellbiologie und Immunologie der Universität Stuttgart die Kenntnisse um die Apoptose vertiefen. Da das Schaltverhalten in der Apoptose über Leben und Tod einzelner Zellen entscheidet, erwartet man, dass kleine Schwankungen im physiologischen Zustand der Zelle keinen starken Einfluss auf die Entscheidung haben, die Entscheidung somit robust ist. Unterschiedliche Sensitivitätsuntersuchungen und Simulationsstudien des erweiterten Apoptosemodells zeigen, wie das Verhalten von den verschiedenen Parametern abhängt. Daraus ließ sich ableiten, dass hochregulierte Inhibitoren (,die die Apoptose hemmen), wie sie bei zahlreichen Krebserkrankungen beobachtet werden, nicht nur wie bisher angenommen für die Desensibilisierung von Zellen gegenüber Signalen zur Apoptose sorgen, sondern ebenfalls zur Aggressivität und Wachstum der Tumore beitragen könnten. Die Erweiterung bestehender mathematischer Modelle soll zudem dazu beitragen, die Wirkung weiterer Signalproteine auf den Zelltod zu beschreiben, um noch gezielter neue therapeutische Eingriffsmöglichkeiten für die Krebsbehandlung erforschen zu können.

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.ist.uni-stuttgart.de/research/projects/sysbio/

Zu dieser Mitteilung finden Sie Bilder unter:
http://idw-online.de/pages/de/image112174
Überblick über apoptotische Signalwege.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution80

Quelle: Universität Stuttgart, Ursula Zitzler, 23.03.2010

Raute

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 26. März 2010