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MELDUNG/143: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 21.06.10 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  Assoziation von Proteinzufuhr im Säuglings- und Kindesalter mit späterem Risiko für Übergewicht
→  Computational Neuroscience
      Interdisziplinärer Forschungsverbund wird vom BMBF mit rund 9,6 Millionen Euro gefördert
→  EU-Gelder für Influenza-Forschung am Hamburger Heinrich-Pette-Institut
→  HDTV-Liveübertragung aus dem Bauch
      Medizinischen Hochschule Hannover eröffnet neuen Sonografie-Bereich
→  Sind Fette der Schlüssel zur Alzheimer Krankheit?

Raute

Danone GmbH - 18.06.2010

Assoziation von Proteinzufuhr im Säuglings- und Kindesalter mit späterem Risiko für Übergewicht

"Förderpreis des Institut Danone Ernährung für Gesundheit e.V."
an Dr. Anke Günther, Hochschule Fulda, verliehen
(Freitag, 18.6.2010 um 14.10 Uhr im Saal 1 Congress Center Leipzig)

Leipzig, 17. Juni 2010 - Auf der Suche nach den Ursachen für den seit Jahren kontinuierlichen Anstieg der Prävalenz von Übergewicht und Adipositas, sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern und Jugendlichen, werden zunehmend mögliche Einflüsse sowohl der pränatalen Ernährung als auch der Ernährung in der Säuglingsphase sowie in der frühen Kindheit diskutiert und untersucht. Hierbei kommt aufgrund von bisher vorliegenden Befunden der täglichen Proteinaufnahme eine zentrale Bedeutung zu. Die sogenannte "early protein hypothesis" besagt, dass eine hohe, über dem metabolischen Bedarf liegende Proteinzufuhr in der frühen Lebensphase hormonale Regulationsmechanismen und den Stoffwechsel so programmiert, dass später mit größerer Wahrscheinlichkeit ein Übergewicht beziehungsweise eine Adipositas auftreten. Beim Kongress "Ernährung 2010" (17. bis 19. Juni 2010 in Leipzig) hat das Institut Danone Ernährung für Gesundheit e.V. (IDE) seinen Förderpreis an Dr. Anke Günther von der Hochschule Fulda für ihre Forschungen in diesem Bereich verliehen.

Ausgehend von den bisher bekannten, die "early protein hypothesis" stützenden, Befunden hat die Preisträgerin des "Förderpreis des Institut Danone Ernährung für Gesundheit e.V." Dr. Anke Günther eine Arbeit mit dem oben genannten Titel vorgelegt. Die Befunde wurden am "Forschungsinstitut für Kinderernährung" in Dortmund basierend auf den Langzeitdaten der "Dortmund Nutritional and Anthropometric Longitudinally Designed Study (DONALD Studie)" erarbeitet. Diese Untersuchungen zeichnen sich unter anderem dadurch aus, dass sie die Ernährung der Kinder zu mehreren Zeitpunkten erfassen, den Körperfettanteil und den Beginn der Pubertät als Zielgrößen mit einbeziehen und die Bedeutung verschiedener Proteinquellen untersuchen.

Sowohl in der frühen als auch in der mittleren Kindheit betrug die Gesamtproteinaufnahme das zwei- bis dreifache der Referenzwerte. Ab dem Ende des ersten Lebensjahres waren etwa zwei Drittel des Nahrungsproteins tierischen und ein Drittel pflanzlichen Ursprungs. Im Folgenden werden die wichtigsten Ergebnisse von insgesamt vier mittlerweile publizierten Studien kurz zusammengefasst:

Studie 1: Kinder mit einer hohen Proteinzufuhr im Alter von zwölf Monaten hatten mit sieben Jahren einen höheren prozentualen Körperfettanteil und einen höheren Body-Maß-Index (BMI).

Studie 2: Lag die Proteinzufuhr mit 12 Monaten hoch (im Mittel >14% der Energiezufuhr) und blieb sie bis zum 18.-24. Monat auf diesem hohen Niveau, so fand sich mit sieben Jahren ein mehr als 2-fach erhöhtes Risiko für einen BMI oder einen Körperfettanteil über der 75 Perzentile. Als Ursache für diesen Effekt einer hohen Proteinzufuhr wird eine vermehrte Stimulation der Sekretion von Insulin und des Wachstumsfaktors "insulin-like growth factor-I (IGF-I)" diskutiert.

Studie 3: In Bezug auf unterschiedliche Proteinquellen ergaben die Analysen, dass vor allem eine hohe Zufuhr an tierischem Protein mit 12 Monaten und auch mit 5-6 Jahren, später mit einem höheren Körperfettanteil einher ging.

Studie 4: Die Auswertung von Daten der DONALD-Studie ergab weiterhin, dass eine hohe Aufnahme von tierischem Protein in der mittleren Kindheit (etwa 5-6 Jahre) mit einem früheren Beginn des pubertären Wachstumsspurts, mit einer frühen maximalen Wachstumsgeschwindigkeit, sowie einer früheren Menarche bzw. einem früheren Stimmbruch einher geht. Eine hohe Zufuhr von pflanzlichem Protein, scheint verzögernd auf den Beginn der Pubertät zu wirken.

Diese Ergebnisse bieten wichtige Ansatzpunkte für Konzepte der frühen primären und sekundären Prävention von Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen und von damit in Verbindung stehenden gesundheitlichen Entwicklungen.


Literatur:

1. Günther ALB, Buyken AE, Kroke A.
Protein intake levels during the period of complementary feeding and early childhood and the association with body mass index and percentage body fat at 7 y of age.
Am J Clin Nutr 2007; 85: 1626-1633

2. Karaolis-Danckert N, Günther ALB, Kroke A, Hornberg C, Buyken AE.
How dietary factors modify the effect of rapid weight gain in infancy on subsequent body-composition development in term children whose birth weight was appropriate for gestational age.
Am J Clin Nutr 2007; 86: 1700-1708

3. Günther ALB, Remer T, Kroke A, Buyken AE.
Early protein intake and later obesity risk: Which protein sources at which time points throughout infancy and childhood are decisive for body mass index and body fat percentage at 7 y of age?
Am J Clin Nutr 2007; 86: 1765-1772

4. Günther ALB, Karaolis-Danckert N, Kroke A, Remer T, Buyken AE.
Dietary protein intake throughout childhood is associated with the timing of puberty.
J Nutr 2010; 140: 565-571

Das Institut Danone Ernährung für Gesundheit e.V. (IDE)
Das IDE wurde im November 1992 durch die Danone GmbH gegründet und ist mit weiteren 17 eigenständigen Danone-Instituten weltweit in ein internationales Netzwerk eingebunden. Es ist eine unabhängige wissenschaftliche Institution, die ausgewählte Forschungsprojekte der Bereiche Ernährungswissenschaft und -medizin fördert. Bis heute wurden über 160 Projekte unterstützt. Darüber hinaus leistet das Institut Ernährungsaufklärung unter strikter Wahrung der Produkt- und Firmenneutralität: Speziell für Journalisten wird in jedem Jahr ein wissenschaftlicher Workshop zu einem aktuellen Thema veranstaltet. Für verschiedene Zielgruppen werden anschauliche Materialien über praktisches Ernährungswissen erstellt. Das IDE bietet damit Wissenschaftlern, Ärzten, Ernährungsfachkräften und anderen Interessierten Zugang zu aktuellen ernährungswissenschaftlichen, und medizinischen Erkenntnissen.

Weitere Informationen unter
www.institut-danone.de.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution1067

Quelle: Danone GmbH, Dr. Rolf Vajna, 18.06.2010

Raute

Zentralinstitut für Seelische Gesundheit / Mannheim - 18.06.2010

Bernstein Zentrum für Computational Neuroscience in Mannheim und Heidelberg

Interdisziplinärer Forschungsverbund wird vom BMBF mit rund 9,6 Millionen Euro gefördert

Mit einem Bernstein Zentrum für Computational Neuroscience wird am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI) in Mannheim und an der Universität Heidelberg ein neuer Forschungsverbund auf dem Gebiet der Neurowissenschaften eingerichtet. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat dafür Fördermittel in Höhe von rund 9,6 Millionen Euro bewilligt.

Im Mittelpunkt der vom BMBF für zunächst fünf Jahre geförderten Forschungsarbeiten stehen die neuronalen Grundlagen höherer kognitiver Funktionen und ihre Störung bei psychiatrischen Erkrankungen wie Schizophrenie, Depression oder altersbedingten degenerativen Erscheinungen. Beteiligt sind 16 Wissenschaftlerteams des Zentralinstituts sowie von Seiten der Universität der Medizinischen Fakultät Heidelberg und der beiden Interdisziplinären Zentren für Neurowissenschaften (IZN) und für Wissenschaftliches Rechnen (IWR).

Die Wissenschaft hat insbesondere in den vergangenen zehn Jahren für verschiedene psychiatrische Erkrankungen eine Reihe von Risikogenen identifiziert. Diese betreffen unterschiedliche Moleküle, die an der neuronalen Informationsverarbeitung beteiligt sind. Wie genau wirken sich die über die Gene vermittelten molekularen Veränderungen auf die Eigenschaften von Nervenzellen und die Verbindungen zwischen ihnen aus? Welche Auswirkungen haben diese zellulären Veränderungen wiederum auf die Funktionsweise des Gehirns und damit für das Verhalten? Um Antworten auf diese Fragen zu finden, werden die Forscher am Bernstein Zentrum Heidelberg/Mannheim auf der Basis experimenteller Daten Computermodelle von neuronalen Netzwerken bestimmter Hirnregionen erstellen. Diese computerbasierten Simulationen sollen auch dazu beitragen, die Wirkung bestimmter Medikamente auf verschiedene Areale des Gehirns besser verstehen und möglicherweise vorhersagen zu können.

Ein Schwerpunkt des neuen Forschungsverbundes sind sogenannte Oszillationen im Gehirn. Dabei handelt es sich um neuronale Schwingungen, die dadurch entstehen, dass große Gruppen von Nervenzellen in einem gemeinsamen Rhythmus Signale aussenden. Sie spielen beim Speichern von Erinnerungen und beim Zusammenführen von Informationen aus verschiedenen Hirnbereichen eine wesentliche Rolle. Bei Erkrankungen wie Schizophrenie oder Depression sind solche Prozesse im Gehirn gestört. Ein besseres Verständnis der molekularen Ursachen dieser Störungen soll helfen, spezifischer und effektiver ausgerichtete Therapien bei psychiatrischen Erkrankungen zu entwickeln. Koordiniert wird das Bernstein Zentrum Heidelberg/Mannheim von Dr. Daniel Durstewitz, Wissenschaftler am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit.

Das vom BMBF geförderte Zentrum verbindet die zellphysiologischen und molekularbiologischen Forschungsarbeiten an der Medizinischen Fakultät Heidelberg und dem Interdisziplinären Zentrum für Neurowissenschaften mit der Erforschung psychiatrischer Erkrankungen am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim in Verbindung mit der Medizinischen Fakultät Mannheim. Außerdem werden Mitglieder des Interdisziplinären Zentrums für Wissenschaftliches Rechnen der Universität Heidelberg ihre Expertise im Bereich der Computersimulationen komplexer dynamischer Systeme in den Forschungsverbund einbringen. Beteiligt ist zudem ein Wissenschaftlerteam von BioQuant. Auch zur Ausbildung von Studierenden und Nachwuchswissenschaftlern wird das Bernstein Zentrum einen wichtigen Beitrag leisten. Neben einem entsprechenden Schwerpunkt im Master-Programm "Molecular Biosciences" ist an der Universität Heidelberg ein Promotionsprogramm "Computational Neuroscience" geplant.

Das neue Forschungszentrum in Mannheim und Heidelberg ist Teil des Bernstein Netzwerks Computational Neuroscience, das im Jahr 2004 ins Leben gerufen wurde und dem inzwischen rund 200 Arbeitsgruppen an 20 verschiedenen Standorten in Deutschland angehören. Benannt sind die Forschungsverbünde nach dem Physiologen Julius Bernstein (1839 bis 1917). Informationen zum Bernstein Netzwerk und zu den Bernstein Zentren können im Internet unter der Adresse www.nncn.de abgerufen werden.

Kontakt:
Dr. Daniel Durstewitz
Zentralinstitut für Seelische Gesundheit
E-Mail: daniel.durstewitz@zi-mannheim.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution826

Quelle: Zentralinstitut für Seelische Gesundheit / Mannheim, Sigrid Wolff, 18.06.2010

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Heinrich-Pette-Institut für Experimentelle Virologie und Immunologie an der Universität Hamburg (HPI) - 18.06.2010

EU-Gelder für Influenza-Forschung am HPI

Die Nachwuchsgruppe "Influenza-Pathogenese" am Hamburger Heinrich-Pette-Institut (www.hpi-hamburg.de) ist Kooperationspartner im Rahmen des neuen EU-Projektes Flu-Pharm "New drugs targeting influenza virus polymerase". Gülsah Gabriel, die Leiterin des Teams, konnte für die nächsten 42 Monate erfolgreich Gelder aus dem 7. EU-Forschungsrahmenprogramm einwerben.

Insgesamt stehen den 14 Partnern aus 7 Ländern 6 Mio. Euro für die Entwicklung neuer Wirkstoffe gegen die saisonale und pandemische Grippe zur Verfügung. Diese werden dringend benötigt, da zunehmend Resistenzen gegen bestehende Influenza-Medikamente auftreten.

Ziel der neuen Wirkstoffe sind bestimmte Domänen der viralen Polymerase, der Replikationsmaschine von Influenzaviren. Gülsah Gabriel hierzu: "Wir konnten zeigen, wie wichtig die Polymerase für die Pathogenität, also das krankmachende Potential der Influenza-Stämme ist. Außerdem zeigen unsere Studien, dass bestimmte Grippeviren durch Mutationen in diesem Enzym leichter die Wirtsbarriere zwischen Vögeln und Säugern überspringen können und aggressive Krankheitsverläufe auslösen." Grundlagenforschung, die auch zukünftig eine wichtige Basis für das Flu-Pharm Projekt sein wird. Koordiniert wird das EU FP7-Konsortium durch Stephen Cusack vom EMBL in Frankreich. Die europäische Kommission erwartet durch FLU-Pharm nicht nur einen großen gesundheitspolitischen Nutzen sondern insbesondere eine Stärkung des europäischen Pharmasektors.

Über das Heinrich-Pette-Institut:
Das in Hamburg ansässige Heinrich-Pette-Institut für Experimentelle Virologie und Immunologie (HPI) widmet sich seit 60 Jahren der Erforschung humaner Viren, der Pathogenese viraler Infektionen, der Wechselwirkung zwischen Viren und dem Wirt sowie damit zusammenhängender Probleme. Am HPI erforschen etwa 60 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ein breites Spektrum global bedeutsamer Viren, wie HIV, Hepatitis B und C Viren, Herpesviren, Influenzaviren sowie verschiedene Tumorviren und Leukämie-assoziierte Viren. Mit seiner biomedizinisch-virologischen Grundlagenforschung ist das HPI in Deutschland einzigartig. Das Institut ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution979

Quelle: Heinrich-Pette-Institut für Experimentelle Virologie und Immunologie an der Universität Hamburg (HPI), Dr. Angela Homfeld, 18.06.2010

Raute

Medizinische Hochschule Hannover - 18.06.2010

HDTV-Liveübertragung aus dem Bauch
MHH eröffnet neuen Sonografie-Bereich

- Umbau kostet zwei Millionen Euro
- Eröffnung am 24. Juni

Nach einjähriger Umbauphase wird die neue gastroenterologische Sonografie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) am Donnerstag, 24. Juni 2010, eröffnet. Der Umbau kostete zwei Millionen Euro, bietet mit 300 Quadratmetern Nutzfläche doppelt soviel Platz und steht komplett für die Sonografie der Bauchorgane wie Leber und Darm zur Verfügung. Die fünf neuen Untersuchungsräume liegen in unmittelbarer Nähe zum im vergangenen Jahr fertig gestellten Endoskopie-Bereich, beides gehört zur Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie von Direktor Professor Dr. Michael P. Manns. Kernstück sind Ultraschallverfahren, die Livebilder von nur millimetergroßen Strukturen aus dem Bauch in hochauflösender Qualität ("HDTV") zeigen, sowie der Interventionsraum, in dem minimal-invasive Diagnostik und Therapie durchgeführt wird. Dazu zählen auch gezielte Gewebepunktionen mit bis zu 0,7 Millimeter dünnen Nadeln und die lokale Tumortherapie durch die Bauchdecke.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution121

Quelle: Medizinische Hochschule Hannover, Stefan Zorn, 18.06.2010

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Universität des Saarlandes - 18.06.2010

Sind Fette der Schlüssel zur Alzheimer Krankheit?

Forschungspreis für Dr. rer nat Marcus O.W. Grimm, MBA
Laborleiter im Institut für Neurodegeneration und Neurobiologie
Deutsches Institut für Demenzprävention in 66424 Homburg/Saar

Bereits im zwölften Jahr vergaben die Freunde des Universitätsklinikums des Saarlandes e.V. einen der mit 20.000 Euro höchstdotierten Forschungspreise in Südwestdeutschland. Der Fachbeirat des Vereins hat dafür vier Forschungsvorhaben ausgewählt. Eines davon wird von Dr. rer nat Marcus O.W. Grimm, MBA, betreut. Er ist Laborleiter im Institut für Neurodegeneration und Neurobiologie, Deutsches Institut für Demenzprävention in 66424 Homburg/Saar.

Die regulatorische Funktion der APP-Prozessierung in der Gangliosidhomöostase und daraus folgende Implikationen für die Alzheimer Krankheit

Die Alzheimer Krankheit ist eine neurodegenerative Erkrankung, die in ihrer häufigsten Form bei Personen ab dem 65. Lebensjahr auftritt und zu einer zunehmenden Verschlechterung der kognitiven Leistungsfähigkeit führt. Neuropathologisch zeichnet sich die Alzheimer Krankheit durch Proteinablagerungen in Form von unlöslichen amyloiden Plaques aus. Hauptbestandteil der Plaques ist das Peptid Aß, das durch die Aktivität zweier Proteasen aus dem Vorläuferprotein APP freigesetzt wird. Kürzlich konnte erstmalig von uns neben den pathologischen Eigenschaften von Aß auch eine physiologische Funktion des Peptides nachgewiesen werden, welches maßgeblich an der Regulation des Fettstoffwechsels beteiligt ist.

In der derzeitigen Studie planen wir, eine weitere Lipidklasse, die Ganglioside, zu untersuchen. Ganglioside sind, wie Cholesterin, wichtige Bestandteile von Zellmembranen und zählen zu den dominant vorkommenden Lipiden im Gehirn. An der Synthese der Ganglioside sind zahlreiche Enzyme beteiligt und es konnte von uns gezeigt werden, dass die Aktivität der GD3-Synthase, ein Enzym welches maßgeblich an der Gangliosidkomposition im Gehirn beteiligt ist, entscheidend mit der Prozessierung des APP-Proteins zusammenhängt. Vorläufige Ergebnisse zeigen, dass zusätzlich zu dem Verhältnis der Ganglioside untereinander, auch die Gesamtgangliosidmenge APP abhängig verändert ist. Dies legt nahe, dass auch das Eingangsenzym der Gangliosid-Biosynthese oder der Gangliosidabbau durch Spaltprodukte der APP-Prozessierung reguliert werden könnten. Beim Gangliosidabbau wird der Fokus auf die Proteine Prosaposin und Cathepsin, bei der Gangangliosidsynthese auf die Glycosylceramidsynthase, gelegt.

Es hat sich weiterhin gezeigt, dass verschiedene Ganglioside die Aß Produktion stark beeinflussen. Im Verlauf des geplanten Projektes ist daher ein weiteres wichtiges Ziel, durch die Modulation der oben genannten Enzyme im Gangliosidmetabolismus potentielle neue therapeutische Ansätze zu entwickeln.

Weitere Informationen finden Sie unter
http://typo3.p114536.mittwaldserver.info/

Kontakt:
Dr. rer nat Marcus O.W. Grimm, MBA
Laborleiter
(AG Prof. Dr. Tobias Hartmann)

Institut für Neurodegeneration und Neurobiologie
Universität des Saarlandes
Deutsches Institut für Demenzprävention
66424 Homburg/Saar
E-Mail: Marcus.grimm@uks.eu

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution8

Quelle: Universität des Saarlandes, Marion Ruffing, 18.06.2010

Raute

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 22. Juni 2010