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MELDUNG/167: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 26.07.10 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  Erfolgreicher Kongress für Transfusionsmedizin
→  Mitralklappenclipping - Kardiologen der Universitätsmedizin Mainz
      setzen neues Verfahren zur Behandlung von Herzklappenfehlern ein

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Klinikum der Johann Wolfgang Goethe-Universität / Frankfurt am Main - 22. Juli 2010

Erfolgreicher Kongress für Transfusionsmedizin

In Berlin fand vom 26. Juni bis zum 1. Juli unter der Leitung von Prof. Dr. Erhard Seifried der Welt-Kongress für Transfusionsmedizin statt

Unter der Kongress-Präsidentschaft des Lehrstuhlinhabers für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie des Klinikums der J.W. Goethe-Universität, Prof. Dr. Erhard Seifried, fand Ende Juni 2010 im Internationalen Congress Center Berlin der XXXI. Internationale Kongress der International Society of Blood Transfusion (ISBT) zusammen mit dem 43. Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie (DGTI) statt.

Mehr als 5.100 Ärzte, Wissenschaftler und Industrievertreter aus etwa 120 Ländern waren nach Berlin gekommen, um auch das 75-jährige Jubiläum der Welt-Fachgesellschaft ISBT in Deutschland zu feiern. Erst zum zweiten Mal seit der ISBT-Gründung im Jahre 1935 war Deutschland als Austragungsland für den Welt-Kongress gewählt worden. Nie zuvor waren so viele Teilnehmer auf einem ISBT-Kongress gezählt worden. Mehr als 1.400 wissenschaftliche Beiträge waren zum Welt-Kongress eingereicht worden. 120 wissenschaftliche Vorträge und mehr als 1.200 Posterpräsentationen aus den eingereichten Beiträgen wurden durch 140 Übersichtsvorträge namhafter internationaler Experten ergänzt. In über 100 wissenschaftlichen Veranstaltungen mit 250 Vorsitzenden wurde das gesamte Spektrum der Transfusionsmedizin und ihrer angrenzenden Fachgebiete auf höchstem wissenschaftlichem Niveau präsentiert und diskutiert. Aus- und Weiterbildung im gesamten Spektrum der Transfusionsmedizin und Hämotherapie wurde im Stream "ISBT Academy" geboten, translatorische Medizin im Stream "From the Lab to the Patient". "Quality Management", "Cellular Therapy" und "Blood Safety" waren weitere wissenschaftliche Schwerpunkte des internationalen Kongresses, welche in sogenannten "Streams", durch den gesamten Kongress durchlaufende, thematisch geordnete wissenschaftliche Schwerpunktveranstaltungen, organisiert waren. Mehrere, von der Europäischen Union geförderte wissenschaftliche Projektgruppen, das Koch-Metschnikow-Forum, eine deutsch-russische Kooperation, und internationale Working Parties nutzten den Weltkongress und veranstalteten im Rahmen des Vorprogramms Sitzungen. Auch die mitorganisierende deutsche wissenschaftliche Fachgesellschaft DGTI führte eine gut besuchte Fortbildung für Transfusionsverantwortliche und -beauftragte durch.

Der wissenschaftliche Nachwuchs wurde durch zwei große Poster Walks mit jeweils anschließenden Poster Parties sowie insgesamt 12 hochdotierte Poster Awards angesprochen. 92 pharmazeutische und Medizin- sowie Labor-Technik-Unternehmen veranstalteten 17 Satellitensymposien und waren mit etwa 1.500 Mitarbeitern auf diesen Symposien und der Industrieausstellung vertreten.

Der Bundesminister für Gesundheit, Dr. Philipp Rösler, zeigte sich in seiner Rede bei der Eröffnungsveranstaltung von der Fülle der wissenschaftlichen Themen und der Größe des Weltkongresses beeindruckt. Die Teilnehmer erlebten einen vom Team des Kongress-Präsidenten Prof. Dr. Seifried perfekt vorbereiteten, wissenschaftlich hochkarätigen Kongress, der international auf höchste Anerkennung stieß.

Mit dem Weltkongress in Berlin endete gleichzeitig turnusgemäß die Präsidentschaft von Prof. Dr. Seifried als Präsident der Welt-Fachgesellschaft ISBT, deren Präsidium er weiterhin als Altpräsident angehört.


Für weitere Informationen:
Internet: www.blutspende.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution798

Quelle: Klinikum der Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt a.M., Johannes Eisenberg, 23.07.2010

Raute

Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz - 23.07.2010

Kardiologen der Universitätsmedizin Mainz setzen neues Verfahren zur Behandlung von Herzklappenfehlern ein

Erste Patienten bereits erfolgreich durch Mitralklappenclipping behandelt

(Mainz, 23. Juli 2010, cb) An der II. Medizinischen Klinik und Poliklinik der Universitätsmedizin Mainz können nun auch Patienten mit einer Mitralklappeninsuffizienz durch ein neues schonendes Verfahren behandelt werden. Die Kardiologen wenden dabei, in der Klinik von Univ.-Prof. Dr. Thomas Münzel, die so genannte perkutane (endovaskuläre) Mitralklappenrekonstruktion an. Per Katheter wird mittels einer minimal-invasiven Clip-Implantation hierbei die vorliegende Undichtigkeit der Mitralklappe verringert oder sogar behoben. Auf diese Weise entfallen das Öffnen des Brustkorbes sowie der bislang übliche und risikobehaftete Einsatz einer Herz-Lungen- Maschine. Das Verfahren wird bislang in 21 Zentren bundesweit eingesetzt. Seit dem ersten Einsatz des Verfahrens in Mainz Anfang Juni konnten auf diese Weise bereits sechs Patienten erfolgreich therapiert werden.

Die Mitralklappeninsuffizienz ist die häufigste Form eines Herzklappenfehlers in Europa. Weltweit sind einige Millionen von Menschen davon betroffen. Die Erkrankung zeichnet sich dadurch aus, dass ein mangelhafter Schluss der Herzklappe vorliegt und dieser zu einem Rückstau des Blutes in der Lunge und somit zu Atemnot führt. Wird die Erkrankung nicht therapiert, kommt es langfristig zu einer chronischen Volumenüberlastung des Herzens, welche eine Herzschwäche (Herzinsuffizienz) zu Folge hat.

Bisher sind verschiedene chirurgische Verfahren zur Behandlung eines defekten Schließmechanismus der Mitralklappe das Mittel der Wahl, für die jedoch die Öffnung des Brustkorbes und der Einsatz einer Herz- Lungen-Maschine erforderlich sind. Bei dem neuen Verfahren genügt ein kleiner Zugang in der Leistenvene, um eine Verbesserung der Symptome, wie Müdigkeit und Kurzatmigkeit, günstig zu beeinflussen. Bei der so genannten perkutanen (endovaskulären) Mitralklappenrekonstruktion oder auch Mitralklappenclipping werden die beiden Mitralklappensegel adaptiert und auf diese Weise die mangelnde Schlussfähigkeit verbessert oder behoben. Der Eingriff wird in Vollnarkose durchgeführt. Die Verwendung der Herz-Lungen-Maschine ist nicht mehr erforderlich. Zusätzlich erfolgt permanent eine dreidimensionale Echokardiographie sowie bei Bedarf eine Röntgenkontrolle, die eine optimale Positionierung des Clips erlaubt. Diese schonende Vorgehensweise birgt für den Patienten ein geringeres Risiko und bietet gleichzeitig eine schnellere Erholung und Verbesserung der Lebensqualität. Dennoch gilt die chirurgische Therapie immer noch als Standard, da für das neue Verfahren noch keine Langzeitergebnisse vorliegen. Aufgrund erhöhten operativen Risikos, z.B. hohes Alter oder schwerwiegender Begleiterkrankungen ist eine chirurgische Therapie allerdings häufig nicht möglich. Diese Patienten können insbesondere von dem neuen Verfahren über den Katheter profitieren.

Das neue Verfahren ist erst seit März 2009 in Europa zur Anwendung zugelassen und wird seither insbesondere in Deutschland angewandt. Weltweit konnten bisher rund 1.700 Patienten auf diesem Weg erfolgreich behandelt werden. In den 21 deutschen Zentren sind es etwa 550 hiervon.

"Wir sind sehr stolz darauf, als eines von wenigen Zentren in Deutschland, nunmehr eine solch schonende und alternative Behandlungsmethode in Mainz anbieten zu können", so Univ.-Prof. Dr. Thomas Münzel. "Schon heute zeichnet sich ab, dass diese Vorgehensweise die Lebensqualität verbessern kann und dazu beiträgt, Patienten mit einer schweren Mitralklappeninsuffizienz, die bisher nicht operiert werden konnten, behandeln zu können", ergänzt Priv.-Doz. Dr. Ascan Warnholtz, der sich für dieses stimulierende Projekt verantwortlich zeichnet. "Die optimale Abstimmung zwischen den Ärzten am Kathetertisch und am Ultraschallgerät (Echokardiographiegerät), dem Assistenzpersonal im Herzkatheterlabor und der Anästhesie in einer Teamarbeit ist dabei ein weiterer wichtiger Schlüssel für den Erfolg", betont Univ.-Prof. Dr. Christian Werner, der Direktor der Klinik für Anästhesiologie.

Kontakt
Priv.-Doz. Dr. Ascan Warnholtz
II. Medizinische Klinik und Poliklinik
E-Mail: warnholt@uni-mainz.de
Internet: www.unimedizin-mainz.de/2-med

Über die Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Die Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz ist die einzige Einrichtung dieser Art in Rheinland-Pfalz. Mehr als 60 Kliniken, Institute und Abteilungen sowie zwei Einrichtungen der medizinischen Zentralversorgung - die Apotheke und die Transfusionszentrale - gehören zur Universitätsmedizin Mainz. Mit der Krankenversorgung untrennbar verbunden sind Forschung und Lehre. Rund 3.500 Studierende der Medizin und Zahnmedizin werden in Mainz kontinuierlich ausgebildet.
Weitere Informationen im Internet unter
www.unimedizin-mainz.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution1431

Quelle: Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Dipl.-Betriebswirtin (FH) Caroline Bahnemann, 23.07.2010

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de

eröffentlicht im Schattenblick zum 27. Juli 2010