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MELDUNG/207: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 30.09.10 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


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Raute

Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden - 29.09.2010

Dresdner Internisten sind Gründungspartner von Forschungsinstitut in Australien

Die Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus der TU Dresden und die John Curtin School of Medical Research an der Australian National University in Canberra starten ein wissenschaftliches Kooperationsprojekt. Ziel sind weitergehende Forschungen zu Prävention und Regeneration epidemischer Krankheiten wie Diabetes, Depression, Bluthochdruck oder Demenz. Unter dem Namen GAITM gründeten die Wissenschaftler dazu das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte deutsch-australische Institut für Translationale Forschung.

Prof. Dr. Stefan R. Bornstein, Inhaber der TU-Professur für Innere Medizin und Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik III, startet mit seinem australischen Kollegen Prof. Dr. Julio Licinio einen Wissens- und Forschungsaustausch zur Prävention und Regeneration epidemischer Krankheiten wie Diabetes, Depression, Bluthochdruck oder Demenz. Unter dem Namen GAITM gründeten die Wissenschaftler aus Dresden und Canberra jetzt das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte deutsch-australische Institut für Translationale Forschung. Ein Schwerpunkt liegt in der Analyse bestimmter Muster in Biomarkern wie beispielsweise Blutfetten. Diese ermöglichen eine Vorhersage von Krankheiten wie Bluthochdruck, Diabetes oder Depression sowie die Diagnose dieser Krankheiten in einem sehr frühen Stadium. 2011 starten bereits erste Studien mit Patienten im europäischen und asiatisch-pazifischen Raum.

Volkskrankheiten wie Diabetes, Übergewicht, Bluthochdruck, Demenz und Depression nehmen epidemisch zu - in Europa und in vielen anderen Regionen der Erde. Mediziner und Naturwissenschaftler stehen weltweit vor der Aufgabe, dem bedrohlichen Anstieg dieser Krankheiten durch Strategien zur Prävention und durch neue Therapien zu begegnen. Die Medizinische Klinik und Poliklinik III des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus ist ein Kompetenz-Zentrum für Prävention und Regeneration von Krankheiten wie Diabetes. Die Dresdner erforschen neue Behandlungsmethoden mittels translationaler Medizin. Diese gilt als "Brückenschlag vom Labor zum Krankenbett" und vereint alle Maßnahmen, die helfen, im Labor gewonnenes Wissen schneller als in der traditionellen klinischen Forschung in die ärztliche Praxis zu übertragen und damit auch schneller zu neuen Diagnosemethoden, Medikamenten oder Therapien zu führen.

Klinikdirektor Prof. Dr. Stefan R. Bornstein: "Um der epidemischen Ausbreitung von Diabetes, Demenz oder Depression entgegenzusteuern, ist die internationale Vernetzung translationaler Forschung ein entscheidendes Instrument." Gefördert vom BMBF und gemeinsam mit seinem australischen Kollegen Prof. Dr. Julio Licinio von der John Curtin School of Medical Research an der Australian National University hat der Dresdner Wissenschaftler jetzt das Deutsch-Australische Institut für Translationale Forschung, kurz GAITM, gegründet. Ein wichtiges Ziel von GAITM ist die schnellere Umsetzung neuer Strategien zur frühzeitigen Krankheitserkennung im europäischen und asiatisch-pazifischen Raum. Im australischen Forschungszentrum sieht Bornstein dafür einen idealen Kooperationspartner. "Die John Curtin School of Medical Research legt einen Schwerpunkt auf individualisierte pharmakogenomische Medizin - die Untersuchung des Einflusses von Erbanlagen auf die Wirkung von Arzneimitteln - sowie auf prädiktive Medizin, die sich mit der Vorhersage der Krankheitsgeschichte eines Menschen beschäftigt. Damit ergänzen sich die wissenschaftlichen Ausrichtungen in Canberra und Dresden in idealer Weise für eine zukunftsgerichtete Umsetzung von Forschung in der präventiven Diagnostik."

Ein wichtiger Bereich translationaler Forschung ist die Beschäftigung mit Biomarkern. So lassen sich an manchen Biomarkern Vorbestimmungen (Prädispositionen) späterer Erkrankungen oder ein sehr frühes Stadium bereits ausgebrochener Krankheiten erkennen. Die deutsch-australischen Forschungsprojekte werden sich dabei vor allem auf die Analyse von Blutfetten konzentrieren. Prof. Bornstein: "Wiederkehrende Muster in Blutfetten können auf zukünftige Erkrankungen hinweisen." Eine spezielle Analysetechnik, die sogenannte MS-Analyse, macht ein sicheres Auffinden spezieller Muster aus dem Blut möglich. So fanden Dresdner Forscher erst vor kurzem heraus, dass Bluthochdruckpatienten häufig einen Mangel an bestimmten Ether-Lipiden aufweisen. Im deutsch-australischen Institut GAITM werden nun solche und weitere Forschungsergebnisse in einer gemeinsamen Datenbank zusammengetragen. Bereits 2011 sollen dann umfangreiche Studien mit Patienten im europäischen sowie asiatisch-pazifischen Raum starten.

Weitere Informationen finden Sie unter
http://mk3.uniklinikum-dresden.de

Kontakt:
Technische Universität Dresden
Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus
Medizinische Klinik und Poliklinik III
Prof. Dr. med. Stefan R. Bornstein
E-Mail: Stefan.Bornstein@Uniklinikum-Dresden.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution1564

Quelle: Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden, Holger Ostermeyer, 29.09.2010

Raute

Justus-Liebig-Universität Gießen - 29.09.2010

Durchbruch in der Adipositas-Forschung

Wissenschaftler der Justus-Liebig-Universität Gießen identifizieren Neprilysin als Schlüsselenzym bei der Ausbildung von Fettleibigkeit

Adipositas (Fettleibigkeit) ist eine bedrohliche Gesundheitsstörung, die durch eine Vielzahl von Faktoren ausgelöst wird. Neben zu hoher Kalorienaufnahme spielen auch genetische Komponenten eine Rolle. Adipöse Menschen haben ein stark erhöhtes Risiko an schwerwiegenden Begleiterkrankungen zu erkranken, wie Bluhochdruck, Diabetes mellitus, Herzinfarkt oder Schlaganfall. In den letzten Jahrzehnten haben Übergewicht und Fettleibigkeit weltweit so stark zugenommen, dass die Weltgesundheitsorganisation (WHO) von einer Pandemie spricht.

Da die Umstellung von Ess- und Bewegungsverhalten, die einzigen wirksamen nicht-invasiven Behandlungsmethoden, stark von der Motivation und der Persönlichkeitsstruktur des Betroffenen abhängen, wird weltweit intensiv nach Wirkstoffen zur Behandlung der Adipositas gesucht. Trotz dieser immensen Forschungsbemühungen gibt es aber immer noch keine entsprechende Dauermedikation. Um die Entwicklung von Therapieoptionen für die langfristige Behandlung der Adipositas voranzutreiben, müssen die zugrundeliegenden genetischen und biochemischen Grundlagen, die zur Entwicklung der Fettleibigkeit beitragen, besser verstanden werden.

Die Arbeitsgruppe um Prof. Dr. Thomas Walther am Excellence Cluster Cardio-Pulmonary System an der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) konnte in Zusammenarbeit mit Dr. Wolf Siems vom FMP in Berlin-Buch in einer gerade veröffentlichten Arbeit (PloS One: New function for an old enzyme: NEP deficient mice develop late-onset human obesity) zeigen, dass das Enzym Neprilysin (auch Neutrale Endopeptidase oder NEP genannt) eine herausragende Rolle in der Regulation der Nahrungsaufnahme und Fetteinlagerung spielt.

Die beteiligten Forscher beobachteten bei Mäusen, denen die NEP komplett fehlt (Knockout-Mäuse), eine erhöhte Nahrungsaufnahme und einen exzessiven Anstieg des Körpergewichtes in Folge von massiven Fetteinlagerungen. Diese adipösen Mäuse zeigen genau wie viele fettleibige Menschen Störungen im Fett- und Zuckerwechsel und eine stark verschlechterte Glukosetoleranz.

Sowohl die Stoffwechselstörungen als auch der Anstieg im Körpergewicht konnten auch in normalen Labormäusen beobachtet werden, denen der synthetische NEP-Hemmer Candoxatril ins Trinkwasser gegeben wurde. In einem Krankheitsmodell, der Kachexie, bei dem nicht die Gewichtsreduktion, sondern der verlangsamte Gewichtsverlust das Ziel der Behandlung ist, konnte die Gabe von Candoxatril den rapiden und oft tödlichen Gewichtsverlust verzögern. Da Candoxatril nicht die Blut-Hirn-Schranke passieren und somit nur in der Peripherie wirken kann, scheint die periphere NEP und nicht die im zentralen Nervensystem (Gehirn) vorhandene entscheidend für diese Prozesse zu sein.

Aus diesen Ergebnissen kann geschlossen werden, dass die genetische und pharmakologische Inaktivierung der NEP zu einem Anstieg der Körperfettmenge führt. Das von Prof. Walther beschriebene Adipositasmodell ist ein neuartiger Ansatzpunkt zur Untersuchung der molekularen Mechanismen, die zur Entstehung und zum Voranschreiten der Adipositas beitragen. Darüber hinaus eignet es sich auch zur Entwicklung neuer Diagnose- und Therapieansätze für die Fettleibigkeit. Dementsprechend ist es das Ziel seiner weiterführenden Forschungsarbeiten, Wege zu identifizieren, wie man pharmakologisch die NEP-Aktivität erhöhen kann, um damit eine langfristige Reduktion des Körpergewichtes zu erreichen.

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.plosone.org/article/info%3Adoi%2F10.1371%2Fjournal.pone.0012793
(Publikation: PloS One: New function for an old enzyme: NEP deficient mice develop late-onset human obesity)

Kontakt:
Prof. Thomas Walther
Professur für Experimentelle Kardiologie
am Zentrum für Innere Medizin
Fachbereich 11 - Medizin
Excellence Cluster Cardio-Pulmonary System (ECCPS)
Justus-Liebig-Universität Gießen
Aulweg 130, 35392 Gießen

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution217

Quelle: Justus-Liebig-Universität Gießen, Charlotte Brückner-Ihl, 29.09.2010

Raute

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 1. Oktober 2010