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Raute

Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg - 25.11.2010

Bislang unbekannter Steuerungsmechanismus der Zellteilung entschlüsselt

Einen bisher unbekannten Steuermechanismus bei der Zellteilung haben Forscher der Universität Heidelberg gemeinsam mit Kollegen aus Leicester entschlüsselt. Das Team des Biochemikers Prof. Dr. Elmar Schiebel hat dazu zwei Moleküle untersucht, die zuvor nur als Bestandteile der Tumorhemmung bekannt waren und für das kontrollierte Wachstum von Organen von Bedeutung sind. Wie die Wissenschaftler zeigen konnten, sind die beiden Moleküle an der Teilung der sogenannten Centrosomen beteiligt. Diese Zellorganellen haben als Regulatoren und Spindelorganisatoren eine wichtige Funktion im Prozess der Zellteilung.

Bislang unbekannter Steuerungsmechanismus der Zellteilung entschlüsselt Heidelberger Forscher untersuchen Rolle von zwei Molekülen bei der Centrosomen-Trennung

Einen bisher unbekannten Steuermechanismus bei der Zellteilung haben Forscher der Universität Heidelberg gemeinsam mit Kollegen aus Leicester entschlüsselt. Das Team des Biochemikers Prof. Dr. Elmar Schiebel hat dazu zwei Moleküle untersucht, die zuvor nur als Bestandteile der Tumorhemmung bekannt waren und für das kontrollierte Wachstum von Organen von Bedeutung sind. Wie die Wissenschaftler zeigen konnten, sind die beiden Moleküle an der Teilung der sogenannten Centrosomen beteiligt. Diese Zellorganellen haben als Regulatoren und Spindelorganisatoren eine wichtige Funktion im Prozess der Zellteilung. Die Forschungsergebnisse, die die Entwicklung von Krebsmedikamenten unterstützen könnten, wurden in "Nature Cell Biology" veröffentlicht.

Eine Zelle durchläuft von Beginn ihrer Entstehung bis hin zur ihrer Teilung einen streng regulierten Zyklus. Vor jeder Zellteilung müssen nicht nur die Chromosomen verdoppelt werden, damit die genetische Information vollständig auf die Tochterzellen übertragen werden kann, sondern auch die Centrosomen. Diese Zellorganellen sorgen für die Organisation der sogenannten Spindelfasern, die wiederum für die Trennung der Chromosomen im Prozess der Zellteilung verantwortlich sind. Der Centrosomen-Zyklus muss genau mit dem Chromosomen-Zyklus abgestimmt werden, um Chromosomenverluste zu vermeiden. Dafür wichtig ist, dass die verdoppelten und zunächst noch miteinander verbundenen Centrosomen zu Beginn der Mitose getrennt werden.

Das Wissenschaftlerteam unter der Leitung von Prof. Schiebel konnte gemeinsam mit Kollegen der University of Leicester (Großbritannien) zeigen, dass an der Centrosomen-Teilung die Moleküle Mst2 und hSav1 beteiligt sind. Die beiden Moleküle tragen zusammen mit einem Enzym, der Nek2A-Kinase, dazu bei, die zunächst noch aneinanderhängenden Tochtercentrosomen voneinander zu lösen. Mst2 und hSav1 waren bisher nur als Bestandteile eines Tumorsuppressorwegs bekannt. Tumorsuppressoren sind Proteine, die den Zellzyklus kontrollieren. Sind sie defekt oder nicht ausreichend vorhanden, kann sich aus einer Zelle leicht eine Tumorzelle entwickeln.

Für die Auflösung der Centrosomenverknüpfung wird zudem das Motorprotein Eg5 benötigt, gegen das derzeit Inhibitoren - also Hemmstoffe - als Antikrebsmedikamente klinisch gestestet werden. "Daher weisen unsere Forschungsergebnisse darauf hin, dass Mst2 und Nek2A weitere Angriffspunkte für neue Krebsmedikamente in Kombination mit Eg5-Inhibitoren sein könnten", betont Prof. Schiebel, der Mitglied des Zentrums für Molekulare Biologie der Universität Heidelberg (ZMBH) ist. Der Heidelberger Wissenschaftler forscht im Rahmen der DKFZ-ZMBH-Allianz, die mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) besteht.


Informationen
sind im Internet unter der Adresse
www.zmbh.uni-heidelberg.de/Schiebel
abrufbar.

Originalveröffentlichung:
B.R. Mardin, C. Lange, J.E. Baxter, T. Hardy, S.R. Scholz, A.M. Fry and E. Schiebel:
Components of the Hippo pathway cooperate with Nek2 kinase to regulate centrosome disjunction.
Nature Cell Biology 2010
Published online: 14 November 2010
doi: 10.1038/ncb2120.

Kontakt:
Prof. Dr. Elmar Schiebel
Zentrum für Molekulare Biologie
schiebel.elmar@zmbh.uni-heidelberg.de

Kommunikation und Marketing
Pressestelle
presse@rektorat.uni-heidelberg.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution5

Quelle: Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, Marietta Fuhrmann-Koch, 25.11.2010

Raute

Universitätsklinikum Freiburg - 25.11.2010

Schnellere Hilfe für Schwerverletzte - Regionale Traumanetzwerke zertifiziert

Überprüft und ausgezeichnet: Als erste in Baden-Württemberg wurden die Traumanetzwerke Oberrhein und Schwarzwald-Bodensee nach strengen Kriterien zertifiziert. Zwölf Kliniken sind beteiligt.

Bei Schwerverletzten kommt es auf jede Minute an. In Südbaden und am Bodensee haben sich insgesamt zwölf unfallchirurgische Kliniken in den regionalen Traumanetzwerken Oberrhein und Schwarzwald-Bodensee zusammengeschlossen, um Unfallopfern schneller helfen zu können.Beide Netzwerke wurden jetzt von der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) nach strengen Qualitätsmaßstäben überprüft, beurteilt und zertifiziert. Am heutigen Mittwoch, den 24. November, nahmen Vertreter beider Netzwerke in einer feierlichen Zeremonie die Zertifizierungsurkunden entgegen.

Bereits im Jahr 2007 hat die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie eine Initiative gestartet und bundesweit zur Gründung regionaler Traumanetzwerke aufgerufen: Unfallchirurgische Kliniken, Rettungsdienste und weitere Einrichtungen sollen sich vernetzen, um wertvolle Zeit bei der Versorgung von Patientinnen und Patienten zu sparen. Eine einheitliche Kommunikation und klar definierte Versorgungsstandards stehen dabei besonders im Vordergrund. Kliniken, die zu einem Traumanetzwerk gehören, stimmen sich aufeinander ab und spezialisieren sich dabei auf bestimmte Arten von Verletzungen, außerdem kooperieren sie in Ausbildung und Qualitätssicherung eng miteinander.

Bei der Versorgung Schwerverletzter regeln festgelegte und standardisierte Abläufe die Zusammenarbeit von Notärztinnen und - ärzten, Rettungsleitstellen und den Kliniken: "Bei einem Unfall kann schon der Notarzt bei der Erstversorgung des Unfallpatienten wegweisende Entscheidungen treffen", erklärt Professor Dr. med. Norbert Südkamp, Geschäftsführender Direktor des Department Orthopädie und Traumatologie am Universitätsklinikum Freiburg. Bereits vom Rettungswagen aus könnten Notärztinnen und -ärzte die Diagnose an das Krankenhaus übermitteln. Dadurch könne schon frühzeitig - und nicht erst in der Notaufnahme - über die weitere Behandlung entschieden werden: "Die Chancen für die Betroffenen, mit möglichst geringen dauerhaften Problemen zu überleben, werden deutlich besser."

"Mit dem Traumanetzwerk können wir erreichen, dass jeder Patient sofort in die für ihn passende Klinik gebracht werden kann, um keine unnötige Zeit zu verlieren", sagt Dr. med. Friedrich Thielemann, Ärztlicher Leiter der Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie am Schwarzwald-Baar-Klinikum. "Durch die Etablierung der regionalen Traumanetzwerke auf der Basis streng definierter Kriterien und einer unabhängigen Überprüfung der Einhaltung dieser Kriterien im Rahmen eines Auditierungsprozesses wird nicht zuletzt die Überlebenschance und das Outcome der Verletzten erhöht."

Das Versorgungsgebiet der beiden benachbarten regionalen Traumanetzwerke erstreckt sich von der Ortenau im Norden bis an die Schweizer Grenze im Süden und im Westen von der Französischen Grenze bis an den Bodensee im Osten. Die große Ausdehnung und landschaftliche Beschaffenheit des Versorgungsgebietes erfordert klare Organisationsstrukturen und Handlungsabläufe, um eine lückenlose Schwerverletztenversorgung gewährleisten zu können. In Deutschland gibt es inzwischen 58 regionale Traumanetzwerke mit 856 teilnehmenden unfallchirurgischen Kliniken, davon sind bislang sieben Traumanetzwerke zertifiziert worden.


Kontakt:
Dr. med. Thorsten Hammer, Oberarzt
Department für Orthopädie und Traumatologie
Universitätsklinikum Freiburg
E-Mail: thorsten.hammer@uniklinik-freiburg.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution1401

Quelle: Universitätsklinikum Freiburg, Benjamin Waschow, 25.11.2010

Raute

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 27. November 2010