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MELDUNG/273: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 19.01.11 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  Verbundinstitut für Hör- und Neuroimplantate an der MHH eröffnet
→  Kompetenzzentrum für Interdisziplinäre Prävention (KIP) in Jena feiert 10. Jubiläum
→  Forschung zum Datenschutz im Gesundheitswesen.
      Neues Projekt an der Universität Regensburg

Raute

Medizinische Hochschule Hannover - 17.01.2011

Land Niedersachsen fördert VIANNA mit 3,2 Millionen Euro

Die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) hat im Medical Park Hannover ein neues Institut für Hör- und Neuroimplantate, das Verbundinstitut für Audioneurotechnologie und Nanobiomaterialien (VIANNA) eröffnet. "VIANNA ist eine bundesweit einmalige Einrichtung. Hier wirken Grundlagenforschung, Umsetzung in klinisch einsetzbare Implantate auf dem Gebiet der Hör- und Neuroimplantate und Vermarktung optimal zusammen", betonte Professor Dr. Thomas Lenarz bei der Eröffnungsfeier am 17. Januar 2011. Der Direktor der MHH-Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde und des Hörzentrums Hannover der MHH leitet das neue Institut gemeinsam mit Professor Dr. Andrej Kral, Direktor der Abteilung für experimentelle Otologie der MHH. "Wir möchten fachübergreifende und innovative Lösungen zur Verbesserung der diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten für unsere Patienten entwickeln", ergänzte Professor Kral. VIANNA wird mit 3,2 Millionen Euro von Ministerium für Wissenschaft und Kultur des Landes Niedersachsen gefördert.

Unter dem Dach des neuen Instituts arbeiten die beiden führenden Cochlea-Implantat-Hersteller Advanced Bionics und Cochlear eng mit den Wissenschaftlern zusammen. "Hannover ist im Bereich der Neuroimplantate bereits in einer Spitzenposition. Die MHH verfügt zudem über das weltweit größte Zentrum für Cochlea-Implantate. Mehr als 5.000 gehörlose Menschen wurden mit Hörsystemen versorgt und werden im Hörzentrum betreut", betonte Professor Dr. Dieter Bitter-Suermann, Präsident der MHH. Die niedersächsische Wissenschaftsministerin Professor Dr. Johanna Wanka begrüßte VIANNA als Teil des Niedersächsischen Zentrums für Biomedizintechnik, das zukünftig in dem von Bundes- und Landesregierung mit 54 Millionen Euro finanzierten Forschungsbau untergebracht werden soll: "Die Gründung des Verbundinstituts ist ein wichtiger Schritt, um die europaweit hervorragend aufgestellte und beachtete Medizintechnik weiter zu stärken. Besonders die Kombination aus exzellenter Grundlagen- und Translationsforschung mit weltweit führenden Partnern aus der Industrie. Darin liegt der Schlüssel für den weiteren Ausbau der Spitzenposition in Forschung und Entwicklung."

Zur Entwicklung und Umsetzung von Ideen und Forschungsfragen aus Medizin, Ingenieurs- und Naturwissenschaften in neue Implantate für den klinischen Einsatz am Patienten bedarf es bestmöglicher Rahmenbedingungen, um über die Grenzen wissenschaftlicher Fachgebiete hinweg optimal zusammenarbeiten zu können. "Viele Faktoren beeinflussen die Innovationen von medizinischen Produkten. Ein wichtiger Faktor ist das Zusammenspiel von Hochschulen und Produktherstellern. VIANNA bietet eine exzellente Möglichkeit für die Entwicklung neuer Lösungen für Menschen mit Hörproblemen", lobte Helmut Heyne, Ministerialdirigent im Niedersächsischen Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr.

"Im Wesentlichen geht es bei der Grundlagenforschung um die Weiterentwicklung von auditorischen Implantaten, Neuroimplantaten, Nanobiomaterialien sowie der Lasermedizin", erklärte Professor Dr. H0000einz Haferkamp vom Laser Zentrum Hannover. Er wies auch auf die Bedeutung der Lasertechnik hin: "Speziell gilt dies für die laserbasierte Diagnostik und Therapie." Und Dr. Valentin Chapero Rueda, CEO Sonova, des Schweizer Mutterkonzerns von Advanced Bionics, ergänzt: "Zukunftsfähige Produkte in der Hörsystemversorgung sind eine Investition in besseres Hören, da gehören alle an den Tisch, die daran beteiligt sind oder sein könnten. VIANNA bietet uns dazu exzellente Rahmenbedingungen."

Weitere Informationen
erhalten Sie bei Bettina Dörr
doerr@hoerzentrum-hannover.de.

HNO-Klinik und Hörzentrum Hannover:
Die HNO-Klinik der MHH ist international vor allem bekannt für das weltweit größte Cochlea-Implantat-Programm zur Versorgung hochgradig schwerhöriger Patienten. Bereits 1984 wurde durch den damaligen Direktor der HNO-Klinik der MHH, Prof. Dr. Dr. Ernst Lehnhardt, die erste CI-OP durchgeführt. Seit 1993 führt Prof. Dr. Thomas Lenarz die HNO-Klinik sowie seit 2003 das Hörzentrum Hannover. Bis heute konnten mehr als 5.000 Erwachsene und Kinder implantiert werden. Pro Jahr werden rund 500 Patienten neu mit einem CI versorgt. Weitere Schwerpunkte bestehen im Bereich der Hörgeräteversorgung und deren Weiterentwicklung, der Früherfassung kindlicher Schwerhörigkeit, der Diagnostik und Behandlung von Innenohrschwerhörigkeiten einschließlich Tinnitus. Im Hörzentrum Hannover wird das gesamte Spektrum der Diagnostik, der Therapie und der Hörsystem-Versorgung unter einem Dach zusammengefasst. Die Behandlung der Patienten basiert auf einem zeitlich und organisatorisch ökonomischen Konzept der engen Verzahnung zwischen HNO-Klinik, Akustikern, Herstellern und Wissenschaftlern bis zur Entwicklung neuer Medizinprodukte.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution121

Quelle: Medizinische Hochschule Hannover, Stefan Zorn, 17.01.2011

Raute

Universitätsklinikum Jena - 18.01.2011

10 Jahre Forschung im Dienst der Gesundheit Berufstätiger

Kompetenzzentrum für Interdisziplinäre Prävention (KIP) an der FSU feiert 10. Jubiläum

Beruflich bedingte Lärmschwerhörigkeit, Hautallergien und Erkrankungen wie Rückenschmerzen oder Lungenprobleme - diese ganz praktischen gesundheitlichen Probleme im Arbeitsalltag vieler Menschen sind die Schwerpunkte der Arbeit des Kompetenzzentrums für Interdisziplinäre Prävention (KIP) an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Das Zentrum vereint dabei in einer nach wie vor seltenen Zusammenarbeit universitäre Forscher aus drei Fakultäten und praxisnahe Experten einer Berufsgenossenschaft. Am 20. Januar feiert dieses besondere Zentrum sein 10. Jubiläum.

"Die Idee dieses Zentrums war vor zehn Jahren ein Novum und bis heute gibt es nur wenige ähnliche Kooperationen zwischen Wissenschaft und Praxis", betont im Vorfeld der Jubiläumsfeier Prof. Hans-Christoph Scholle, Sprecher des KIP-Zentrums und Leiter des Fachbereiches Motorik, Pathophysiologie und Biomechanik der Klinik für Unfallchirurgie am UKJ. Ziel der Zusammenarbeit zwischen Medizinern, Biologen, Sportwissenschaftlern, Psychologen und Ingenieuren auf der einen und Vertretern der Berufsgenossenschaft Nahrungsmittel und Gastgewerbe (BGN) auf der anderen Seite ist es, die gesundheitliche Gefährdung der Menschen zu verringern, die beispielsweise als Kellner, Bäcker oder Koch zum Teil großen körperlichen Belastungen ausgesetzt sind. "Im Mittelpunkt stand dabei die Frage, wie wir sehr häufigen beruflich bedingten Erkrankungen im BGN-Bereich - Allergien, Schwerhörigkeit, Rücken- und anderen Schmerzen -vorbeugen können", so der Physiologe Prof. Scholle. Daran arbeiten in Projekten des KIP neben Medizinern auch Psychologen, Evolutionsbiologen, Sportwissenschaftler, Biomechaniker und Ingenieure. "Im Ergebnis 0dieser hervorragenden Zusammenarbeit über Fächer- und Institutionsgrenzen hinweg ist beispielsweise eine spezielle Apparatur zur individuellen Vorbeugung von Lärmschwerhörigkeit entstanden", erläutert Scholle. Dieses "personalized miniaturized dosimeter" wurde von Physiologen und HNO-Ärzten des Jenaer Universitätsklinikums gemeinsam mit Biomechatronikern der TU Illmenau entwickelt und wird in Studien zur Bestimmung der jeweiligen Lärmbelastung eingesetzt. Ein weiteres zentrales Thema ist die Vorbeugung chronischer unspezifischer Rückenschmerzen, an denen 60 bis 70 Prozent des Servierpersonals und der Köche im Verlaufe eines Jahres leiden. Hier haben die KIP- Untersuchungen gezeigt, dass der Mensch in der Regel körperlich zwar gut für solche Belastungen ausgestattet ist, Auslöser der Erkrankungen aber falsche Bewegungsabläufe und auch psychische Faktoren wie Unzufriedenheit am Arbeitsplatz sind. "Diese Mechanismen können wir aber beeinflussen", so Scholle. "Prävention würde hier also bedeuten, dass Mitarbeiter gezielte sportliche oder physiotherapeutische Angebote erhalten und ein besonderes Augenmerk auf das Betriebsklima gerichtet wird", fasst Prof. Hans-Christoph Scholle zusammen. Diese und weitere Ergebnisse der KIP-Forscher fließen bereits in die Ausbildung von künftigen Ärzten als auch anderer Studenten ein. Auch weitere Berufsgenossenschaften, wie beispielsweise die der am Bau Beschäftigten, nutzen inzwischen die Ergebnisse der KIP-Analysen und Forschungen. "Wir haben in diesen zehn Jahren viel erreicht und wären sehr stolz, die erfolgreiche Zusammenarbeit weiterführen zu können, vielleicht sogar weitere 10 Jahre", sagt Prof. Scholle.

Kontakt:
Prof. Dr. Hans-Christoph Scholle
KIP-Sprecher FSU Jena und Leiter des Fachbereiches Motorik
Pathophysiologie und Biomechanik
Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie am UKJ
E-Mail: Hans-Christoph.Scholle@med.uni-jena.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution1461

Quelle: Universitätsklinikum Jena, Dipl.-Jour. Helena Reinhardt, 18.01.2011

Raute

Forschung zum Datenschutz im Gesundheitswesen
Neues Projekt an der Universität Regensburg

Datenschutz ist ein heikles Thema, gerade wenn es um persönliche Daten geht. Besonders problematisch wird es bei solchen Informationen, die den individuellen Gesundheitszustand betreffen: den Gesundheitsdaten. Dies gilt gerade auch in Deutschland. Denn die Bundesbürger gehen mit durchschnittlich 18 Praxisbesuchen im Jahr relativ häufig zum Arzt. Weder die Praxisgebühr noch der Umstand, dass man hier immer auch Einblicke in die eigenen Gesundheitsdaten gewährt, scheinen davor abzuschrecken. Allerdings werden Gesundheitsdaten mittlerweile in zahlreichen Lebensbereichen genutzt. Sie sind nicht nur für das klassische Arzt-Patienten-Verhältnis relevant, sondern auch beispielsweise zur Begründung und Beendigung von Arbeits- und Versicherungsverhältnissen, in der medizinischen Forschung oder im Hochleistungssport zur Bekämpfung des Dopings. Deshalb kommt dem rechtlichen Schutz von Gesundheitsdaten immer größere Bedeutung zu.

Die juristischen Grundlagen für den Umgang mit diesen Daten sind jedoch unübersichtlich und nur schwer zugänglich. Nicht zuletzt deshalb, weil sie in verschiedenen Rechtsgebieten angesiedelt und somit auf zahlreiche Einzelgesetze verteilt sind. Entsprechend hat die Forschung die Thematik bislang nur unzureichend untersucht, was nun durch ein neues Projekt an der Universität Regensburg geändert werden soll. Die Forscher um Prof. Dr. Thorsten Kingreen und Prof. Dr. Jürgen Kühling von der Fakultät für Rechtswissenschaft wollen die bisherigen Lücken schließen. Sie wollen die relevanten sozial-, gesundheits- und datenschutzrechtlichen Fragen mit dem Verfassungsrecht der informationellen Selbstbestimmung verknüpfen und so Vorschläge für ein Gesundheitsdatenschutzrecht erarbeiten. Dabei soll das grundrechtliche Spannungsfeld zwischen Wissen und Nichtwissen über Gesundheitsdaten aufgearbeitet werden.

Die in den Gesundheitsdaten gespeicherten Informationen bilden auf vielen Ebenen wichtige Handlungs- und Entscheidungsgrundlagen. Darüber hinaus bedürfen sie aber des rechtlichen Schutzes vor unbefugter Erhebung und Verwendung. Exemplarisch zeigt dies die jüngste Diskussion über das Gendiagnostikgesetz, bei dem es mit den genetischen Daten um besonders sensible Gesundheitsdaten ging. Mit ihren Untersuchungen können die Regensburger Wissenschaftler in diesem Zusammenhang einen wichtigen Beitrag für einen verbesserten Datenschutz auf einem immer bedeutender werdenden Feld leisten. Das neue Forschungsprojekt "Gesundheitsdatenschutzrecht: Aufarbeitung und Analyse der rechtlichen Rahmenbedingungen für die Erhebung und Verarbeitung von Gesundheitsdaten" wird durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) über einen Zeitraum von zwei Jahren mit etwa 200.000 Euro gefördert.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution87

Quelle: Universität Regensburg, Alexander Schlaak, 18.01.2011

Raute

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 20. Januar 2011