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MELDUNG/282: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 01.02.11 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  Angewandte Forschung für die Augenheilkunde
      Erstes An-Institut der Medizinischen Fakultät der RWTH, hat ein Verfahren entwickelt, mit dem
      wichtige Studien ohne Tierversuche durchgeführt werden können
→  Forschungsprojekt DETECTIVE sucht nach Alternativen zu Tierversuchen in der Kosmetikforschung
→  Erstes Zentrum für seltene Erkrankungen in NRW gegründet
→  Helmholtz Zentrum München baut epidemiologische Forschung aus

Raute

Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen - 31.01.2011

Angewandte Forschung für die Augenheilkunde

ACTO, erstes An-Institut der Medizinischen Fakultät der RWTH, hat ein Verfahren entwickelt, mit dem wichtige Studien ohne Tierversuche durchgeführt werden können

Das Aachener Centrum für Technologietransfer in der Ophthalmologie e.V. (ACTO) erhält am 2. Februar von RWTH-Rektor Ernst Schmachtenberg offiziell seine Anerkennungsurkunde: Das Centrum für Augenheilkunde wird erstes medizinisches An-Institut der Hochschule. Die Verleihung erfolgt im Rahmen eines Symposiums zum Thema "Augenheilkundliche Forschung - die erfolgreichen Projekte".

ACTO betreibt seit seiner Gründung im Jahr 1998 ambitionierte interdisziplinäre Forschung. Als Vorsitzende fungieren Prof. Dr. med. Norbert Schrage, Direktor der Augenklinik Köln, sowie Univ.-Prof. Dr. med. Peter Walter, Direktor der Augenklinik des Universitätsklinikums Aachen. Zu den wichtigsten Ergebnissen des Centrums gehört die Entwicklung einer Methode, die viele Versuche am lebenden Tier überflüssig macht. Mit dem "Ex Vivo Eye Irritation Tests" (EVEIT) werden Toxizitätsbestimmungen, die für die Klassifikation von Substanzen notwendig sind, an den Hornhäuten von geschlachteten Kaninchen getestet. Eine von ACTO entwickelte Hornhautkultur hält den Stoffwechsel der Präparate bis zu 28 Tage stabil. So lassen sich sowohl die durch chemische Substanzen geschädigten Areale analysieren als auch der Heilungsverlauf beim Einsatz neuer Medikamente beobachten. Beide Prozesse sind mit der Optischen Kohärenztomografie (OCT) detailliert darstellbar. Die Kompetenz dazu steuert das Institut für Halbleitertechnik (IHT) der RWTH bei. EVEIT wurde 2010 von der "Europäischen Partnerschaft für alternative Methoden zu Tierversuchen" (EPAA) mit dem Wissenschaftspreis ausgezeichnet.

In einer weiteren Kooperation mit dem DWI (Deutsches Wollforschungsinstitut) und dem Institut für Textiltechnik hat ACTO eine künstliche Hornhaut entwickelt. Sie kann temporär zum Einsatz kommen oder als Dauerimplantat verwendet werden. Letzteres wird derzeit modifiziert und verspricht beispielsweise Hilfe für Patienten, deren Immunsystem immer wieder Abstoßungsreaktionen von Spendergewebe verursacht.

i.A. Sabine Busse

Weitere Informationen:

ACTO e.V. - Aachener Centrum für Technologietransfer in der Ophthalmologie
Prof. Dr. med. Norbert Schrage
Karlsburgweg 9, 52070 Aachen
E-Mail: info@acto.de
www.acto.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution63

Quelle: Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen, Thomas von Salzen, 31.01.2011

Raute

Universität zu Köln - 31.01.2011

Alternative zu Tierversuchen in der Kosmetikforschung

Kölner Professor koordiniert von der EU gefördertes Projekt

Im Januar dieses Jahres startete das mit über 8 Millionen Euro geförderte Forschungsprojekt DETECTIVE. Es dient der Ermittlung von Endpunkten und Biomarkern für Langzeittoxizität mit Hilfe von in vitro Systemen und hat eine Laufzeit von 5 Jahren. Das neue Gemeinschaftsprojekt des 7. Europäischen Forschungsrahmenprogramms wird zu gleichen Teilen von der EU-Kommission und dem Europäischen Kosmetikverband (Colipa) unterstützt. Unter der Leitung von Professor Dr. Jürgen Hescheler, Universität zu Köln, haben sich 15 Partner aus der Forschung und Wirtschaft verschiedener europäischer Staaten zusammengeschlossen. Ihr gemeinsames Ziel ist es alternative Strategien für die Bestimmung von Langzeittoxizität zu entwickeln, die effizienter und zuverlässiger sind als Tierversuche. Langzeittoxizitätstests sind eine Standardanforderung, um die Unbedenklichkeit chemischer Substanzen für den Menschen zu prüfen - und das insbesondere für den Bereich Kosmetika. Tatsächlich kann die Anwendung bestimmter kosmetischer Produkte über einen langen Zeitraum bzw. die wiederholte Anwendung zu einer progressiven Zell-, Gewebe- oder Organschädigung führen. Bis dato werden solche Untersuchungen an Tieren durchgeführt.

Das 7. Europäische Forschungsrahmenprogramm und Colipa haben eine integrierte Forschungsstrategie für Tierersatzmethoden mit dem Namen "SEURAT" initiiert. SEURAT ("Safety Evaluation Ultimately Replacing Animal Testing") soll letztendlich Methoden zur Evaluierung der Unbedenklichkeit entwickeln, die Tierversuche gänzlich ersetzen können. Die erste Phase von SEURAT wurde am 1. Januar 2011 gestartet und besteht aus sechs sich gegenseitig ergänzenden Bausteinen. Das neue Forschungsprojekt DETECTIVE ist einer dieser Bausteine mit der Schlüsselfunktion der wissenschaftlichen Koordination des gesamten Clusters. DETECTIVE zielt auf die Entwicklung von Biomarkern für die Detektion von Langzeittoxizität in menschlichen Zellen ab. Zu diesem Zweck wird DETECTIVE eine Test-Pipeline aufbauen, die auf High-Content and High-Throughput Technologien basiert. In Kombination mit klassischen funktionalen und sogenannten "-omics" Methoden werden humane Biomarker, die für die Langzeit-Testung in vitro geeignet sind, identifiziert und untersucht. Die Entwicklung innovativer Biomarker in DETECTIVE basiert auf der Integration vielfacher Datenströme, systematischer Überprüfung und Korrelierung mit in vivo Daten. Der Koordinator des DETECTIVE Projekts, Professor Hescheler von der Universität zu Köln, erwartet wichtige Ergebnisse von diesem Projekt. Er erklärte: "Die multidisziplinäre Zusammenarbeit im DETECTIVE-Konsortium wird ein detaillierteres, grundlagenbasiertes Verständnis toxikologischer Langzeiteffekte ermöglichen. Dies wird die Toxikologie schließlich von einer primär deskriptiven zu einer mehr mechanistischen Wissenschaft mit größerer Vorhersagekraft werden lassen". Letztendlich werden davon die Verbraucher profitieren.

DETECTIVE ist ein Projekt des 7. Forschungsrahmenprogramms der EU Projekt-Nr: 266838

Für weitere Informationen
wenden Sie sich bitte an den Projekt Koordinator:
Jürgen Hescheler
Klinikum der Universität zu Köln
Institute für Neurophysiologie
Robert-Koch-Str. 39, Köln 50931, Deutschland
j.hescheler@uni-koeln.de
Status: Januar 2011

Verantwortlich: Dr. Patrick Honecker

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution19

Quelle: Universität zu Köln, Gabriele Rutzen, 31.01.2011

Raute

Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn - 31.01.2011

Erstes Zentrum für seltene Erkrankungen in NRW gegründet

Das Universitätsklinikum Bonn hat das erste Zentrum für Seltene Erkrankungen in Nordrhein-Westfalen gegründet. Ziel des ZSEB ist es, Diagnose und Therapie derartiger Krankheiten voran zu treiben. Am 18.2. wird das Zentrum im Beisein von Eva Luise Köhler feierlich eröffnet. Köhler ist Schirmherrin der Allianz chronischer seltener Erkrankungen (ACHSE). Betroffene und ihre Angehörigen sind ebenso wie Vertreter der Medien dazu herzlich eingeladen. Insgesamt leben in Deutschland drei bis vier Millionen Menschen mit einer seltenen Erkrankung.

Als "selten" bezeichnet man Krankheiten, deren Häufigkeit unter 1 zu 2.000 liegt. Bei 80 Millionen Deutschen können also immerhin 40.000 Menschen von einem einzigen derartigen Leiden betroffen sein. Die Anzahl aller seltenen Krankheiten wird auf 5.000 bis 8.000 geschätzt. Das Universitätsklinikum Bonn arbeitet bereits seit vielen Jahren an der Behandlung und Erforschung einer Reihe seltener Erkrankungen. Dazu zählen etwa bestimmte Epilepsien, Formen des erblichen Darmkrebses, seltene Augenerkrankungen oder angeborene Fehlbildungen des Darmes.

"Die geringe Zahl von Patienten mit einem spezifischen Krankheitsbild bringt eine Reihe von Problemen mit sich", erklärt Professor Dr. Thomas Klockgether, Dekan der medizinischen Fakultät. "So gibt es in vielen Fällen keine wirksame Therapie, denn je seltener die Erkrankung, desto schwieriger ist die systematische Erforschung." Auch wächst die Gefahr von Fehldiagnosen, wenn es nur wenige Experten gibt, die mit den jeweiligen Symptomen genügend Erfahrung haben. Selbst wenn es Behandlungsoptionen gibt, werden sie daher häufig zu spät oder gar nicht verfolgt.

Ein weiteres Problem ist, dass die Erkrankungen oft mehrere Organsysteme betreffen. Aus diesem Grunde müssen Spezialisten unterschiedlicher Fachdisziplinen bei ihrer Bekämpfung eng zusammen arbeiten. Die dafür erforderliche Fachkompetenz ist nur in wenigen großen Zentren versammelt.

Auf der Eröffnungsveranstaltung werden die Leiter der am Zentrum vertretenen Teildisziplinen die von ihnen bearbeiteten Fragestellungen laiengerecht vorstellen. Das Grußwort wird Eva Luise Köhler sprechen. Die Frau des Altbundespräsidenten engagiert sich seit Jahren für die Erforschung derartiger Erkrankungen.

Weitere Informationen zum ZSEB gibt es unter
http://ukb.uni-bonn.de/zseb

Kontakt:
Zentrum für Seltene Erkrankungen Bonn
Universitätsklinikum Bonn
Koordination: Dr. Christiane Stieber
E-Mail: cstieber@uni-bonn.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution123

Quelle: Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Frank Luerweg, 31.01.2011

Raute

Helmholtz Zentrum München / Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt - 31.01.2011

Helmholtz Zentrum München baut epidemiologische Forschung aus

Neuherberg, 31.01.2011. Mit Prof. Konstantin Strauch und PD Thomas Illig konnte das Helmholtz Zentrum München zum Jahresbeginn zwei renommierte Epidemiologen gewinnen. Strauch übernimmt das neu gegründete Institut für genetische Epidemiologie und den gleichnamigen Lehrstuhl an der LMU. Illig wird Leiter der selbständigen Abteilung für Molekulare Epidemiologie. Das Helmholtz Zentrum München verstärkt damit seine Expertise weiter: Zusätzlich zum bestehenden Institut für Epidemiologie, geleitet von Prof. H.-Erich Wichmann war 2010 das Institut für Epidemiologie II unter Leitung von Prof. Annette Peters gegründet worden.

Das Helmholtz Zentrum München baut seine Forschung auf vier epidemiologische Einheiten aus. Zusätzlich zu den beiden bestehenden Instituten für Epidemiologie unter der Leitung von Prof. H.-Erich Wichmann und Prof. Annette Peters wurden das Institut für Genetische Epidemiologie sowie die Abteilung für Molekulare Epidemiologie zum Jahresbeginn neu gegründet. "Mit Prof. Dr. Konstantin Strauch und Dr. Thomas Illig konnten wir unsere neuen epidemiologischen Forschungseinheiten mit international renommierten Wissenschaftlern besetzen", so Prof. Dr. Günther Wess, Wissenschaftlicher Geschäftsführer. "Die Epidemiologie ist für unser Zentrum eine wesentliche Forschungsdisziplin, um Wechselwirkungen von Genetik mit Umwelt- und Lebensstilfaktoren zu untersuchen."

Prof. Dr. Konstantin Strauch leitet seit Jahresbeginn das neue Institut für Genetische Epidemiologie des Helmholtz Zentrums München. Das Institut wird sich vornehmlich der Planung, Durchführung und Auswertung genetisch epidemiologischer Studien sowie der Weiterentwicklung statistischer Methoden widmen. Zugleich übernimmt Strauch den gleichnamigen Lehrstuhl an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Zuvor war Strauch W2-Professor für Medizinische Biometrie und Epidemiologie am Fachbereich Medizin der Philipps-Universität Marburg sowie Leiter des dortigen Genetisch-Epidemiologischen Methodenzentrums. Er hat an der Universität Würzburg und der State University of New York at Stony Brook Physik studiert, in Statistischer Genetik an der Universität Bonn promoviert und sich in der Folge an der Medizinischen Fakultät in Genetischer Epidemiologie habilitiert. Für seine wissenschaftlichen Arbeiten wurde Strauch unter anderem mit der Johann-Peter-Süßmilch-Medaille 2003 ausgezeichnet.

Ebenfalls zum 01. Januar 2011 übernimmt PD Thomas Illig die neue selbständige Abteilung für Molekulare Epidemiologie, die sich die molekulare Analyse und mechanistische Erklärung komplexer menschlicher Erkrankungen wie Diabetes, Adipositas, Herzkreislauf- und Lungenerkrankungen zum Ziel gesetzt hat. Dazu wird Illig nicht nur neue molekulare Marker identifizieren, sondern auch systemische Untersuchungen durchführen.

Illig war bereits seit 2001 Leiter der Arbeitsgruppe "Epidemiologie - Biobanking - Genomics" am Institut für Epidemiologie des Helmholtz Zentrums München. Er hat in Regensburg Biologie studiert und promoviert und sich 2006 an der Ludwig-Maximilians-Universität München habilitiert. Seine Arbeiten wurden unter anderem 2006 mit dem Herbert-Herxheimer-Förderpreis der Deutschen Gesellschaft für Allergie und klinische Immunologie (DGAKI) ausgezeichnet.

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.helmholtz-muenchen.de/presse-und-medien/pressemitteilungen/pressemitteilungen-2010/pressemitteilung-2010-detail/article/14177/13920/index.html

Das Helmholtz Zentrum München
ist das deutsche Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt. Als führendes Zentrum mit der Ausrichtung auf Environmental Health erforscht es chronische und komplexe Krankheiten, die aus dem Zusammenwirken von Umweltfaktoren und individueller genetischer Disposition entstehen. Das Helmholtz Zentrum München beschäftigt rund 1.700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Der Hauptsitz des Zentrums liegt in Neuherberg im Norden Münchens auf einem 50 Hektar großen Forschungscampus. Das Helmholtz Zentrum München gehört der größten deutschen Wissenschaftsorganisation, der Helmholtz-Gemeinschaft an, in der sich 17 naturwissenschaftlich-technische und medizinisch-biologische Forschungszentren mit etwa 30.000 Beschäftigten zusammengeschlossen haben.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution44

Quelle: Helmholtz Zentrum München - Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt, Michael van den Heuvel, 31.01.2011

Raute

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 2. Februar 2011