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STATISTIK/139: Arbeitsunfähigkeit - 70 % mehr Krankschreibungen in Schleswig-Holstein (SHÄB)


Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt Nr. 9, September 2023

Teufelskreis Personalmangel

von PM/RED


ARBEITSUNFÄHIGKEIT. 70 % mehr Krankschreibungen in Schleswig-Holstein. DAK Gesundheit veröffentlichte Fehlzeitenanalyse für das erste Halbjahr 2023.


Der Krankenstand der Beschäftigten in Schleswig-Holstein ist in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres auf einen neuen Höchststand geklettert. Die DAK Gesundheit berichtete im vergangenen Monat, dass es fast 70 % mehr Fälle als im Vorjahreshalbjahr gegeben habe.

Über die Hälfte der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer hatten bis Ende Juni 2023 bereits mindestens eine Krankschreibung. So eine hohe Quote (52,5 %) wird gewöhnlich erst am Ende eines Jahres erreicht. Der Krankenstand stieg damit auf 5,7 %. Laut DAK ist dies der höchste Stand in Schleswig-Holstein seit dem Start der Halbjahresstatistik vor sieben Jahren.

"Im ersten Halbjahr 2022 hatten wir bezogen auf 100 DAK-versicherte Beschäftigte rund 63 Krankschreibungsfälle, in diesem Halbjahr sind es 106 Fälle", sagte Schleswig-Holsteins DAK-Chef Cord-Eric Lubinski. Häufig aufgetreten sind vor allem kurze Erkrankungsfälle. Im Durchschnitt fehlten die Beschäftigten rund 10 Tage pro Fall. In früheren Halbjahren war die Falldauer wesentlich länger.

Ausgewirkt haben sich im ersten Halbjahr des laufenden Jahres vor allem die häufigen Atemwegserkrankungen - von etwa 16 auf rund 34 Fälle je 100 Beschäftigte. Zu einem deutlichen Anstieg kam es auch bei den Muskel-Skelett-Erkrankungen, hier stieg die Fallzahl von knapp 8 auf rund 13 Fälle je 100 Beschäftigte. Bei Depressionen und anderen psychischen Erkrankungen gab es bezogen auf 100 Beschäftigte knapp 5 Fälle (2022: rund 3).

Die Fehlzeiten durch Corona waren dagegen um etwa ein Drittel zurückgegangen und hatten nur noch einen Anteil von 2,4 % am Krankenstand - im gleichen Zeitraum 2022 waren es noch 8,1 %.

Auffällig ist der krankheitsbedingte Arbeitsausfall in Berufen mit Personalmangel. In nicht-medizinischen Gesundheitsberufen wie der Altenpflege waren es 13 Fehltage pro Kopf, im Durchschnitt aller Berufe rund 10 Tage. "Es gibt einen engen Zusammenhang zwischen dem Personalmangel in bestimmten Berufen und dem Krankenstand dort", sagte Lubinski, der von einem Teufelskreis sprach: Personalmangel könne zu einer Überlastung führen, die die Gesundheit entscheidend beeinträchtigt. Das Ergebnis seien mehr Fehltage, was die Personalsituation weiter verschärfe. Er riet den Unternehmen deshalb auch in deren Interesse, stärker auf den Gesundheitsschutz ihrer Mitarbeitenden zu achten und Ressourcen ins betriebliche Gesundheitsmanagement zu investieren.

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Quelle:
Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt Nr. 9, September 2023
76. Jahrgang, Seite 19
Herausgeber: Ärztekammer Schleswig-Holstein
Bismarckallee 8-12, 23795 Bad Segeberg
Telefon: 04551/803-0, Fax: 04551/803-101
E-Mail: info@aeksh.de
Internet: www.aeksh.de
 
Das Schleswig-Holsteinische Ärzteblatt erscheint 12-mal im Jahr.

veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 13. Oktober 2023

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