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TRANSPLANTATION/538: Jahresbericht 2022 der Deutschen Stiftung Organtransplantation - Rückgang der Organspenden hat multifaktorielle Ursachen (DSO)


Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) - Pressemitteilung vom 17. Mai 2023

Jahresbericht 2022 der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) ist erschienen

Rückgang der Organspenden hat multifaktorielle Ursachen


Das Jahr 2022 war insbesondere im ersten Quartal durch einen unerwarteten Rückgang bei der Zahl der Organspenden und Transplantationen geprägt.

Der aktuelle Jahresbericht der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) gibt mit zum Teil neuen Analysen sowie vertieften Darstellungen einen Einblick in die multifaktoriellen Ursachen für diese Entwicklung.

Einer der Gründe für den Rückgang ist die Coronavirus-Pandemie, der erneut ein Sonderthema gewidmet wird. Die Grafiken zu diesem Thema zeigen, inwieweit positive SARS-CoV-2-Befunde die Zahl der Organspenden vor allem zu Beginn des Jahres 2022 beeinflusst haben. Die Virusinfektionen waren jedoch nicht der einzige Ausschlussgrund für mögliche Spenden. Anhand einer detaillierten Aufschlüsselung der medizinischen Kontraindikationen und deren Altersabhängigkeit werden weitere Zusammenhänge deutlich, die auch in Zukunft eine wesentliche Rolle für die Organspende spielen werden. So ist das mediane Alter der gemeldeten Spenderinnen und Spender erneut angestiegen. Ältere Spender sind von Tumorerkrankungen stärker betroffen. Mit dem Alter nehmen aber auch andere Kontraindikationen zu. Dies erklärt u.a., warum es trotz steigender organspendebezogener Kontakte zur DSO nicht entsprechend mehr realisierte Organspenden gab. Hier eröffnet die Maschinenperfusion von Spenderorganen möglicherweise neue Perspektiven. Ein Grund mehr, die Vorteile und Einsatzgebiete dieser Methode vorzustellen.

Zudem werden in dem Bericht erstmals alle Entscheidungen zur Organspende auf Basis der organspendebezogenen Kontakte zur DSO abgebildet. Hierbei wird deutlich, dass die fehlende Zustimmung der maßgebliche Grund dafür war, warum eine Organspende nicht durchgeführt werden konnte. Die weitere Analyse zeigt: Wenn Angehörige allein nach ihren eigenen Wertvorstellungen entscheiden müssen, stimmen sie in rund 80 Prozent der Fälle einer Organspende nicht zu, obwohl Umfragen immer wieder die positive Einstellung der Bundesbürgerinnen und -bürger belegen. Würden mehr Menschen ihre selbstbestimmte Entscheidung dokumentieren, könnte das aus Sicht der DSO die Ablehnungen aufgrund des unbekannten Willens der Verstorbenen reduzieren.


Die Sonderthemen im aktuellen Jahresbericht:

Perspektiven für die Maschinenperfusion
In der Situation des anhaltenden Organmangels in Deutschland sehen Fachkreise im Einsatz der Maschinenperfusion (MP) ein vergleichsweise großes Potenzial, um die Qualität und Zahl der transplantierten Organe zu steigern. Besonders groß ist der Nutzen für die Übertragung der Organe, die von Verstorbenen mit so genannten erweiterten Spenderkriterien stammen oder von Spendern, die älter als 65 Jahre sind. Letztere machen allein ein Drittel aller Spenden aus. Die Organe aus diesen Spenden sind oftmals uneingeschränkt funktionstüchtig, jedoch besonders empfindlich gegenüber der gekühlten Konservierung, die bis zu ihrer Übertragung notwendig ist. Während die Spendereigenschaften wie Vorerkrankungen und Alter nicht beeinflusst werden können, spielt die Art der Organkonservierung eine wichtige Rolle für den späteren Therapieerfolg der Empfängerinnen und Empfänger. Bei der MP findet eine maschinell gesteuerte Perfusion der Organe statt, dies schützt sie vor möglichen Schäden, ihre Qualität kann genauer beurteilt werden und teilweise ist sogar eine Behandlung möglich.

Einfluss der Coronavirus-Pandemie
Vor allem im ersten Quartal 2022 verzeichnete die DSO einen Rückgang von knapp 30 Prozent bei den Organspenden. Hier spielten zwei pandemiebedingte Einflussfaktoren eine Rolle: Zum einen führte die Omikronwelle in dieser Zeit zu Überlastungen der Kliniken und immensen Personalausfällen. Zudem war ein positiver SARS-CoV-2-Befund bis dahin noch ein Ausschlusskriterium für eine Organspende. Auf der Grundlage internationaler Erfahrungen und dem frühzeitigen Einsatz der DSO wurde es ab Ende Februar 2022 möglich, auch hierzulande Organe infizierter Spender zu entnehmen. Die Grafiken im vorliegenden Bericht zeigen, wie sich die Situation im Verlauf des Jahres veränderte und wie viele Patientinnen und Patienten dank solcher Spenden letztendlich mit einem neuen lebensrettenden Organ versorgt werden konnten.


Der Jahresbericht "Organspende und Transplantation im Jahr 2022" steht als PDF auf www.dso.de zum Download zur Verfügung. Die kostenlose Bestellung eines Druckexemplars ist über den Webshop der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, beim Infotelefon Organspende per E-Mail: organspende@bzga.de oder über die gebührenfreie Servicenummer 0800 90 40 400 möglich.


Über die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO):

Die Deutsche Stiftung Organtransplantation nimmt als bundesweite Koordinierungsstelle für die Organspende eine zentrale Rolle im Organspendeprozess ein. Sie organisiert die Zusammenarbeit aller beteiligten Partner bei der Organentnahme, einschließlich der zugehörigen vorbereitenden Maßnahmen und dem anschließenden Transport der Spenderorgane in die Transplantationszentren. Die Deutsche Stiftung Organtransplantation ist eine Stiftung bürgerlichen Rechts.

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Quelle:
Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO)
Pressemitteilung vom 17. Mai 2023
Deutschherrnufer 52, 60594 Frankfurt am Main
Telefon: 069 / 67 73 28-0
E-Mail: presse (at) dso.de
Internet: www.dso.de

veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 19. Mai 2023

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