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UMWELT/872: Hitzewellen in Deutschland - Gesundheitsrisiko Hitze (BMG)


Bundesministerium für Gesundheit - Meldung vom 12. Juni 2023

Gesundheitsrisiko Hitze


Schwindel, Verwirrtheit, Erschöpfung, Hitzschlag: Die spürbaren gesundheitlichen Folgen der Hitze können in den Sommermonaten gravierend sein. Besonders betroffen: Menschen ab 65, Menschen mit Vorerkrankungen sowie Säuglinge und Kleinkinder.


In einigen Fällen kann das auch zum Tod führen. Hitze wird aber nur in seltenen Fällen als direkte Todesursache gemeldet bzw. identifiziert. Oft sind Vorerkrankungen die eigentliche Todesursache. Das Robert Koch-Institut (RKI) nimmt statistische Modellierungen vor, um die "Übersterblichkeit" [1] abzuschätzen. In diese Auswertungen fließen u.a. die Temperaturdaten des DWD und die Mortalitätsdaten des Statistischen Bundesamtes (Destatis) ein.

Auf der Grundlage dieser Schätzungen führte der extreme Hitzesommer 2003 in Deutschland zu etwa 7600 Todesfällen. Auch in den Jahren 2006 und 2015 waren jeweils über 6000 hitzebedingte Todesfälle in Deutschland zu beklagen. Der ausgeprägte Hitzesommer 2018 und die ebenfalls sehr heißen Folgejahre 2019 und 2020 haben nach Berechnungen des RKI rund 19.000 hitzebedingte Sterbefälle zur Folge gehabt. Nach Einschätzung des RKI [2] führten die wiederholten Hitzewellen und ihr Auftreten über einen langen Zeitraum von Mai bis Oktober 2022 zu einer Übersterblichkeit von etwa 4500 Menschen.


Fragen und Antworten zu Hitzewellen

Wann spricht man von einer Hitzwelle, welche Daten zu den Gefahren liegen vor und welche Maßnahmen werden ergriffen, um die Bevölkerung zu schützen? - das und mehr klärt unser FAQ. [3]


Für einen guten Schutz vor Ort!

Hitzeschutz hat für das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) hohe Bedeutung. Diesem Thema müssen wir uns als Gesellschaft insgesamt und speziell im Gesundheitswesen verstärkt widmen. Deshalb klärt das BMG auf, vernetzt und unterstützt.

Die Länder und die Kommunen sind wiederum zuständig für Hitzemaßnahmen und Hitzeaktionspläne, mit denen sie sich kurz-, mittel- und langfristig besser auf Hitzephasen vorbereiten und damit die Bevölkerung vor Ort schützen können. Umfassende Empfehlungen zur Erstellung kommunaler Hitzeaktionspläne [4] wurden von Bund und den Ländern bereits 2017 erarbeitet. Die Handlungsempfehlungen bestehen in Anlehnung an eine WHO-Leitlinie aus acht Kernelementen.


Mit Hitzeaktionsplänen auf die Lage vor Ort reagieren

Die konkreten Maßnahmen im Hitzeaktionsplan variieren von Kommune zu Kommune - jeder Plan muss ortsspezifische Gegebenheiten berücksichtigen und entsprechende Lösungen finden. Etwa neue Konzepte der Stadtgestaltung und Bauleitplanung oder Maßnahmen für mehr Stadtgrün, genauso wie kurzfristige Aktionen für mehr Verschattung. Auch spezielle Handlungsabläufe in Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen oder Informationskampagnen können Teil des Plans sein; ebenso das Monitoring.

Immer mehr Bundesländer, Städte und Kommunen haben sich in der letzten Zeit auf den Weg gemacht, indem sie bereits eigene Hitzeaktionspläne implementiert haben oder planen dies zu tun.


Aufklären, vernetzen, unterstützen!

Das BMG wirkt auf unterschiedlichen Ebenen darauf hin, dass das Thema Hitzeschutz noch mehr in die Breite getragen wird. Auch die Bundesländer haben Ihrer Verantwortung in diesem Bereich Rechnung getragen. So hat die Gesundheitsministerkonferenz der Länder (GMK) im September 2020 beschlossen, bis 2025 eine flächendeckende Erstellung von Hitzeaktionsplänen in Kommunen voranzutreiben.

Ziel des BMG ist, wissenschaftliche Kenntnisse zum Thema Hitze weiter zu verbessern, bestehende Initiativen und "Good-Practice"-Ansätze für eine gute Hitzevorsorge zu vernetzen sowie verlässliche und passgenaue Informationsangebote bereitzustellen. Damit sorgen wir dafür, dass vor Ort in den Kommunen und in den Einrichtungen des Gesundheitswesens ein effektiver Hitzeschutz organisiert werden kann.


Die Unterstützung des Bundes basiert auf drei Säulen
I. Aufklären

Entscheidend ist, dass das Wissen um den Zusammenhang von Hitze und Gesundheit Alltagswissen wird und jede und jeder befähigt wird, sich und andere zu schützen. Denn mit wenigen und einfachen Verhaltensregeln im Alltag können wir dafür sorgen, dass jede und jeder gut durch den Sommer kommt.

Grundsätzlich gilt bei Hitze: Ausreichend trinken, körperlich anstrengende Aktivitäten in die kühleren Morgen- und Abendstunden verlegen, die Wohnung wie sich selbst möglichst kühl halten und im Freien Sonnenschutz verwenden. Bei plötzlichen gesundheitlichen Beschwerden sollte unbedingt ärztlicher Rat eingeholt werden. Dies betrifft insbesondere auch Menschen, die Medikamente regelmäßig einnehmen.

Auf dem zentralen Internetportal der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) finden Sie unter www.klima-mensch-gesundheit.de vielfältige Informationen zum Thema Hitzeschutz und zu weiteren Themen rund um Klimawandel und Gesundheit.

II. Vernetzen

Hitzeschutz ist eine Querschnittsaufgabe, bei der neben Bund, Ländern und Kommunen auch Träger von Einrichtungen, die Selbstverwaltung und Fachgesellschaften gefragt sind. Bei der Planung von Maßnahmen stehen wir in engem Dialog mit relevanten Akteuren des Gesundheitswesens, anderen Ministerien und internationalen Organisationen, um die gesundheitsbezogenen Auswirkungen des Klimawandels weiter einzudämmen.

Einzelne in Planung befindliche Aktivitäten und Initiativen im Bereich Hitzeschutz in anderen Ressorts, Verbänden, bei Einrichtungsträgern, in Ländern und Kommunen sollen noch besser vernetzt und auch abgestimmt werden können. Dazu soll der fachliche Austausch mit den Beteiligten des "Klimapakt Gesundheit" [5] genutzt werden. Am 24. Mai hat in diesem Kreis gemeinsam mit den wichtigsten Sozialverbänden als Trägern von sozialen Einrichtungen ein "Dialogforum Hitze" im BMG stattgefunden. Damit konnte frühzeitig vor Beginn der Hitzeperiode die Sensibilisierung der vulnerablen Gruppen und Aufmerksamkeit für das Thema gesteigert werden. Die Beteiligten tragen das Thema weiter in ihre Verbände hinein.

III. Unterstützen

Ziel ist es, die Evidenz, Gesundheitsberichterstattung und Surveillance kontinuierlich zu verbessern, um mehr gesichertes Wissen über Krankheitsfolgen des Klimawandels zu erlangen und damit die Bevölkerung und die Entscheidungsträger im Gesundheitswesen auf künftige Entwicklungen besser und gezielter vorzubereiten.

• Mit der baldigen Veröffentlichung der vom BMG geförderten Webplattform "hitzeservice.de" der LMU München soll kommunalen Entscheidungsträgern ein praxisnahes Werkzeug an die Hand gegeben, um eigene Hitzeschutzmaßnahmen zu planen und umzusetzen. Die Kommunen waren in die Entwicklung eingebunden und können mindestens fünf Jahre auf die Angebote zugreifen.

• Die BZgA baut ihre bestehenden Informationsangebote aus und klärt insbesondere Risikogruppen auf.

Das RKI erstellt monatliche Berichte, damit künftig gezielter und frühzeitiger Hitzeschutz möglich ist: Das RKI soll zeitnah erstmals - auf der Basis verfügbarer Daten - eine aussagekräftige monatliche Auswertung zur Übersterblichkeit durch Hitze in Deutschland erstellen. Mittelfristig soll ein Monitoring- und Surveillance-System aufgebaut werden, um zeitnahe regionale Auswertungen der Übersterblichkeit zu ermöglichen und damit die Prävention zu verbessern.


Weitere Informationen:

Daten aus dem RKI-Gesundheitsmonitoring
Das Robert Koch Insititut informiert jährlich zur hitzebedingten Mortalität in Deutschland.
https://www.rki.de/DE/Content/GesundAZ/H/Hitzefolgekrankheiten/Hitzefolgekrankheiten_node.html

Webportal "Klima Mensch Gesundheit"
Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) sammelt auf einer Themenseite Informationen und Empfehlungen u. a. zu Hitze, Hitzeschutz sowie UV-Strahlung und dem Klimawandel.
https://www.klima-mensch-gesundheit.de/


Fußnoten:

[1] Gesundheitliche Auswirkungen von Hitze
https://www.rki.de/DE/Content/GesundAZ/H/Hitzefolgekrankheiten/Hitzefolgekrankheiten_node.html

[2] Hitzebedingte Mortalität in Deutschland 2022
https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2022/42/Art_01.html#:~:text=Der%20Sommer%202022%20war%20der,%C3%9Cbersterblichkeit%20von%20rund%204.500%20Sterbef%C3%A4llen.

[3] Fragen und Antworten zu Hitzewellen:
https://www.bundesgesundheitsministerium.de/themen/praevention/hitze/faq-hitze.html

[4] Handlungsempfehlungen für die Erstellung von Hitzeaktionsplänen:
https://www.bmuv.de/themen/gesundheit-chemikalien/gesundheit/gesundheit-im-klimawandel/handlungsempfehlungen-fuer-die-erstellung-von-hitzeaktionsplaenen

[5] Der "Klimapakt Gesundheit":
https://www.bundesgesundheitsministerium.de/presse/pressemitteilungen/startschuss-fuer-den-klimapakt-gesundheit.html

*

Quelle:
Bundesministerium für Gesundheit, Pressestelle
Meldung vom 12.06.2023
Hausanschrift: Friedrichstraße 108, 10117 Berlin
Postanschrift: 11055 Berlin
Telefon: 030/18 441-0, Fax: 030/18 441-49 00
E-Mail: Pressestelle@bmg.bund.de
Internet: www.bmg.bund.de

veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 16. Juni 2023

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