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DROGEN/205: Alkoholvergiftungen bei Jugendlichen steigen weiter an (BMG)


Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung - Mittwoch, 28. Januar 2009

Alkoholvergiftungen bei Jugendlichen steigen weiter an

- 23.165 betrunkene Kinder und Jugendliche stationär behandelt
- Bätzing: Zum ersten mal mehr Mädchen als Jungen betroffen


Im Jahr 2007 wurden 23.165 Kinder und Jugendliche zwischen 10 und 20 Jahren aufgrund einer Alkoholvergiftung stationär im Krankenhaus behandelt. Im Vergleich zu 2006 hat die Zahl um 20 % zugenommen (19.500 Einlieferungen). Seit der Ersterhebung im Jahr 2000 (9.500 Kinder und Jugendliche) steigt die Zahl der Alkoholvergiftungen jährlich an, die aktuelle Zahl ist die bislang höchste, jemals gemessene Zahl (23.165). Zwischen 2000 und 2007 ist dies eine Zunahme der Alkoholvergiftungen um 143 %.

Sabine Bätzing, MdB, Drogenbeauftragte der Bundesregierung: "Die Zunahme der Alkoholvergiftungen zeigt, dass wir gefährliche neue Trinkmuster unter jungen Menschen haben.

Besondere Sorgen bereiten mir die 3.779 Kinder im Alter von 10 bis 15 Jahren, die wegen einer Alkoholvergiftung stationär behandelt werden mussten. Auch in dieser sehr jungen Gruppe ist die Zahl der Alkoholvergiftungen um 15 % angestiegen (von 3.298 auf 3.779). Dies trotz des Jugendschutzgesetzes, das den Verkauf von Alkohol an unter 16-Jährige untersagt. Eine wirklich erschreckende Entwicklung ist der rasante Anstieg bei den Mädchen: Zum ersten Mal waren mehr junge Mädchen als Jungen betrunken (1.942 Mädchen versus 1.837 Jungen). Die Steigerung bei den Alkoholvergiftungen ist in den letzten sieben Jahren bei den Mädchen leider doppelt so hoch als bei den Jungen: die Zahl der Jungen steigerte sich um 49 %, die Zahl der Mädchen dagegen um 101 %.

Diese Zahlen unterstreichen den hohen Handlungsbedarf in der Alkoholprävention. Aufklärung ist wichtig und wird weiter intensiviert werden. Aufklärung allein reicht jedoch nicht aus. Die Selbstkontrolle der Alkoholwerbung muss deutlich verbessert werden und Verstöße müssen hart sanktioniert werden. Werbung die sich gezielt an Kinder und Jugendliche richtet, wie bei einigen Biermischgetränken, muss bei Verstößen entsprechende Folgen nach sich ziehen" betont Sabine Bätzing, MdB, Drogenbeauftragte der Bundesregierung.

"Der Jugendschutz in Deutschland muss effektiver durchgesetzt werden. Kinder und Jugendliche müssen besser vor alkoholbedingten Gesundheitsschäden und Suchtgefahren geschützt werden. Ich appelliere an die Länder, dem Beispiel von Niedersachsen zu folgen und auf Landesebene Testkäufe unter Federführung der Polizei flächendeckend durchzuführen. Dies ist wirksamer Jugendschutz.

Wir brauchen ein breites Bündnis aller Beteiligten vor Ort, in das auch der Handel eingebunden werden muss. Dazu brauchen wir neben der notwendigen Aufklärungs- und Informationsarbeit auch überzeugende Kontrollmöglichkeiten. Für mich stehen dabei folgende Kriterien im Vordergrund: Eine eindeutige Altersbegrenzung und eine gute Schulung der Testkäufer sowie die Durchführung von Testkäufen unter behördlicher Aufsicht, wie eben in Niedersachsen durch die Polizei."

www.drogenbeauftragte.de


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Quelle:
Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung
Bundesministerium für Gesundheit
Friedrichstraße 108, 10117 Berlin
POSTANSCHRIFT: 11055 Berlin
TEL +49 (0)30 18441-1452
FAX +49 (0)30 18441-4960
E-Mail: drogenbeauftragte@bmg.bund.de
Internet: www.drogenbeauftragte.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 30. Januar 2009