Schattenblick →INFOPOOL →MEDIZIN → FAKTEN

ETHIK/718: "Wer begleitet die Begleiter?" - Tagungsband Sterbebegleitung erschienen (AEM)


Akademie für Ethik in der Medizin (AEM) - Freitag, 5. Juni 2009

"Wer begleitet die Begleiter?
Die Bewältigung psychosozialer Belastungen in der Pflege Sterbender"

Tagungsband Sterbebegleitung ist erschienen.


Inhalt:

Pflegekräfte und andere professionelle Helfer, die sterbende Menschen pflegen und begleiten, sind besonderen Belastungen ausgesetzt. In den ambulanten und stationären Einheiten palliativer Versorgung und den Hospizen ist das meist konzeptuell berücksichtigt, und es wird durch die andauernde persönliche und fachliche Qualifizierung der Mitarbeiter aufgefangen. Die meisten älteren Menschen sterben jedoch außerhalb dieser Einrichtungen, im Krankenhaus auf "normalenö Stationen, die wenig auf Sterbende und ihre Angehörigen eingerichtet sind. Viele der Sterbenden werden in Heimen oder mit ambulanter Versorgung zu Hause bis zum Tod begleitet und gepflegt. Das Sterben ist für Pflegende in der ambulanten und stationären Altenhilfe alltäglich, ohne das den psychosozialen Belastungen in der Gestaltung der Arbeitsbedingungen bisher ausreichend Rechnung getragen würde. Uns hat interessiert: Wie hält man das aus. Welche Ansätze und Projekte gibt es, um die Situation der Mitarbeiter in der palliativen Versorgung von Sterbenden zu verbessern. Und welche persönlichen Fähigkeiten lassen sich entwickeln, um die Zufriedenheit mit der Arbeit zu fördern und einem Burnout angesichts des wiederkehrenden und gehäuften Sterbens in der täglichen Arbeit vorzubeugen. Die durch organisatorische und manchmal menschliche Defizite verursachte Überforderung wird als ein wesentlicher Auslöser für Gewalt in der Pflege und im schlimmsten Fall Patiententötungen gesehen. Der Referent des zweiten Beitrags sieht besonders die Träger und Betreiber der Pflegeheime gefordert. Die Pflegenden sind zunehmend mit Bewohnern konfrontiert, die bereits beim Einzug in die Einrichtung eine differenzierte palliative Versorgung benötigen und seit April 2008 einen gesetzlichen Anspruch darauf haben. Die meist hochaltrigen Bewohner sind chronisch oder dementiell erkrankt, oft verbunden mit chronischen Schmerzen und nicht wenige sind bereits beim Einzug sterbenskrank. In der notwendigen Implementierung von Palliative Care liegt jedoch die Chance für die Mitarbeiter, ihre berufliche und persönliche Kompetenz zu entwickeln. Sich in alltäglich gewordener Begleitung der Sterbenden entlasten zu können und die Verluste zu bewältigen, kann zu einem Merkmal professionellen Handelns werden.

In der qualitativen Erhebung zu den Motiven für die Arbeit in der Sterbebegleitung und zur Bewältigung der dabei auftretenden Belastungen wird untersucht, wie unter den nicht immer optimalen gesellschaftlichen und sozialen Bedingungen sterbende Menschen begleitet werden. Besondere Beachtung fanden die persönlichen Bewältigungspotentiale der festangestellten und ehrenamtlichen Hospizhelfer.

Die häufig beobachtete Annahme von Sterbebegleitern, Sterbende könnten, wenn auch in beschränktem zeitlichen Rahmen, Einfluss auf den eigenen Sterbezeitpunkt nehmen, und mit aller Anstrengung ein wichtiges Datum noch erleben oder vermeiden, wurde von siebzig Prozent der Tagungsteilnehmer geteilt. Die Vorstellungen lassen sich nicht zweifelsfrei belegen und die Untersuchung befasst sich mit ihrer möglicherweise entlastenden Funktion.

Der Bericht aus dem Alltag eines rechtlichen Betreuers und Mediators für Sterbende zeigt, wie ungelöste Konflikte der Sterbenden mit ihren Angehörigen oder den Pflegenden verstanden und im besten Fall gelöst werden können. Die Klärung einer schwierigen Situation entlastet auch die Pflegenden.

Der Beitrag zur Klangtherapie in der Begleitung körperlich schwer Erkrankter und Sterbender und die abschließende Klangdemonstration eröffnete, wie die Verwendung von Klängen zu innerer Ruhe und Intensivierung des Selbstgefühls führen können. Selbstentspannungstechniken, durch Musik unterstützt, sind gut geeignet, um die psychosomatische Regeneration der Begleiter zu fördern.


Wer begleitet die Begleiter?
Die Bewältigung psychosozialer Belastungen in der Pflege Sterbender
Dokumentation der Fachtagung am 5. September 2008 in Berlin
DIN A 5, 60 Seiten, broschiert, Kostenbeitrag 6,00 Euro, Versand inklusive
ISBN: 978-3-00-027005-5

Veranstalter und Herausgeber:
Ingrid von Hänisch, Stiftung menschenwürdiges Sterben
Evelyne Hohmann, Theodor Springmann Stiftung
Bezug: Theodor Springmann Stiftung (030)-44024079,
http://www.patiententelefon.de



Autoren / Titel

Dr. med. Gerhard Tuschy:
Heilsame Tranceerfahrungen am Beispiel der Rezeption von Klängen

Dr. Jochen Steurer:
Beste Palliativpflege auch im Alter

Emanuel Oheim:
Empirische Ergebnisse zu den Motiven für die Arbeit in der Sterbebegleitung und zur Bewältigung der dabei auftretenden Belastungen

Bernd Stummvoll:
Zeit und Stunde aber weiß niemand...

Michael Clausing:
Über den Umgang mit Konflikten in der letzten Lebensphase



Kontakt:
Theodor Springmann Stiftung
Patienteninformationsstelle
Geschäftsführerin: Frau Hohmann
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Anna Kamieth
Reuchlinstraße 10-11, 10553 Berlin
Tel: 030 / 44 02 40 79
Fax: 030 / 44 02 40 99
E-Mail: auskunft@patiententelefon.de
stiftung@patiententelefon.de
Internet: www.patiententelefon.de

Sprechzeiten am Patiententelefon
Montag bis Donnerstag 10.00 bis 14.00 Uhr


*


Quelle:
[AEM-AKTUELL:345] vom 5. Juni 2009
Herausgeber: Akademie für Ethik in der Medizin (AEM)
Georg-August-Universität Göttingen
Humboldtallee 36, 37073 Göttingen
Tel.: 0551/39 39 69, Fax: 0551/39 39 96
Internet: http://www.aem-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 9. Juni 2009