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GESCHICHTE/498: Emil Huschke (1797-1858) - ein Mediziner zwischen Goethe und Haeckel (idw)


Friedrich-Schiller-Universität Jena, Stephan Laudien, 23.02.2009

Emil Huschke, ein Mediziner zwischen Goethe und Haeckel
- und seine Experimente mit enthaupteten Verbrechern

Wissenschaftshistoriker der Universität Jena stellt Gelehrten des 19. Jahrhunderts vor


Jena (23.02.09) "Sobald die Enthauptung stattgefunden hatte, empfing Huschke den Leichnam des Gerichteten, auf den, in einem Cabinete in der Nähe des Richtplatzes, außer den Studenten noch viele Aerzte aus dem Altenburgischen warteten." So berichtete die Leipziger Allgemeine Zeitung am 16. Dezember 1852 über Experimente Emil Huschkes, die jener in Altenburg mit dem Körper eines enthaupteten Mörders angestellt hatte. Dies zitiert Andre Karliczek in seinem aktuellen Buch "Emil Huschke (1797-1858) - Jenaer Anatom und Physiologe".

Der 29-jährige Autor studierte Wissenschafts-, Ur- und Frühgeschichte sowie biologische Anthropologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena und schloss sein Studium als Magister Scientiarum (M. Sc.) ab. Karliczek zeichnet in dem Buch das Bild eines Gelehrten, der an der Schwelle zu den modernen empirischen Methoden der Wissenschaft stand. Ausgehend von der Arbeitsweise der Landvermesser entwickelte Huschke zum Beispiel ein Verfahren, den menschlichen Schädel zu vermessen. Er teilte die Oberfläche in Einzelflächen, um so Vergleichsmessungen durchführen zu können. Zugleich blieb er jedoch Vorstellungen der Zeit verhaftet, wie seine Betrachtungen vom "Gehirn als Batterie" und die Experimente mit enthaupteten Verbrechern zeigen.

"Die Quellenlage zu Emil Huschke war sehr gut", sagt Andre Karliczek. Zahlreiche Schreiben, Urkunden und Zeugnisse des Lebens Huschkes sind denn auch in dieser Studie verwertet. Die Familie Huschke hat in Weimar ihre Spuren hinterlassen. Bekannt sind "die Huschkes" heute aber vor allem als Musiker-Familie. Ihr Vorfahre jedoch zählte als Mediziner Friedrich Schiller oder Christoph Martin Wieland zu seinen Patienten und pflegte Kontakte zu Goethe. Und er hatte einen überaus prominenten Schwiegersohn: Ernst Haeckel nahm sich 1867 Agnes Huschke zur Frau, nachdem seine erste Frau Anna gestorben war. "Emil Huschke und Ernst Haeckel haben sich jedoch nie persönlich kennen gelernt", sagt Andre Karliczek.

Das Buch über Emil Huschke enthält zusätzlich drei Vorträge, die der Gelehrte zwischen 1844 und 1849 am Weimarer Hof hielt. Die Themen waren "Über das Auge und den menschlichen Blick", "Über die Harmonie der sechs Sinne" und "Das Hirn und seine Symbolik". Diese drei Vorträge geben einen hervorragenden Überblick über das Werk und die Vorstellungen Emil Huschkes - wie auch das ganze Buch anregende Lektüre ist für jeden, der in die Wissenschaftswelt des 19. Jahrhunderts eintauchen möchte.


Andre Karliczek, Emil Huschke (1797-1858)
Jenaer Anatom und Physiologe
Jenzig-Verlag, Jena 2008, 255 Seiten, Preis 9,90 Euro
ISBN 978-3-910141-89-6

Kontakt:
Andre Karliczek M.Sc.
Zwätzengasse 14, 07743 Jena
E-Mail: karliczek[at]justorange.de

Weitere Informationen finden Sie unter:
http://www.uni-jena.de

Zu dieser Mitteilung finden Sie Bilder unter:
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   Autor Andre Karliczek.

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Friedrich-Schiller-Universität Jena, Stephan Laudien, 23.02.2009
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veröffentlicht im Schattenblick zum 25. Februar 2009