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STUDIE/492: Universitätsmedizin Greifswald - SHIP-Studie jetzt auch in Polen (idw)


Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald - 13.06.2016

Universitätsmedizin Greifswald - SHIP-Studie jetzt auch in Polen

Start für neue Untersuchungswelle in Vorpommern


Seit mehr als 17 Jahren untersuchen Wissenschaftler aus Greifswald in einem Großprojekt die Gesundheit der Vorpommern. Bei der SHIP (Study of Health in Pomerania) Studie werden über einen langen Zeitraum Erwachsene aus Vorpommern regelmäßig medizinisch und zahnmedizinisch untersucht, um den Zusammenhang zwischen Risikofaktoren und Krankheiten besser zu verstehen.

Im Rahmen der SHIP-Studie ist nach Brasilien (Blumenau, Studienbeginn 2014) nun auch die Durchführung der Studie in Polen (Białystok, Studienbeginn 2016/17) geplant. Unterdessen startete Ende März mit SHIP-Trend-1 eine weitere Untersuchungsreihe der ursprünglichen Greifswalder SHIP-Studie.

Die gewonnen Daten sollen den Gesundheitszustand aufzeigen und dabei helfen, den künftigen medizinischen und zahnmedizinischen Versorgungsbedarf in der Bevölkerung abzuschätzen.

Wie gesund sind die polnischen Nachbarn?

Aktuell laufen die Vorbereitungen an der Medizinischen Universität Białystok auf Hochtouren. In Kürze ist der Start der Studie Białystok PLUS (Polish Longitudinal University Study) geplant. Der polnische Ableger der Vorpommern-Studie wird von Prof. Karol Kamiński koordiniert, dem dafür ein Team aus rund 60 Wissenschaftlern von der Medizinischen Universität Białystok zur Verfügung steht. Zur Studie Białystok PLUS werden 10.000 zufällig ausgewählte Teilnehmer eingeladen; wobei die ca. 5.000 tatsächlichen Teilnehmer nach vier Jahren ein zweites Mal untersucht werden. Hauptsächlich sollen Bewohner von Białystok, der Hauptstadt der polnischen Woiwodschaft Podlachien im äußersten Nordosten Polens mit rund 300.000 Menschen, einbezogen werden. Polnische Zahnmediziner weilten jetzt an der Universitätsmedizin Greifswald, um sich in die konkreten zahnmedizinischen Untersuchungen einweisen zu lassen. "Für uns sind derartige vergleichbare Untersuchungsreihen von hohem wissenschaftlichen Wert", betonte die verantwortliche Zahnmedizinerin Dr. Stefanie Samietz von der Universitätsmedizin Greifswald. "Daraus können wir unter anderem Rückschlüsse über krankheitsverursachende Faktoren, aber auch sinnvolle Vorsorgemaßnahmen ziehen."

Białystok soll sich ähnlich wie Blumenau in Brasilien zu einem internationalen SHIP-Standort weiterentwickeln. In der südamerikanischen Partnerregion mit Vorfahren aus Pommern wurden bereits über 600 Probanden untersucht. Auch die Türkei ist im Rahmen eines EU-Projektes zur Schilddrüsengesundheit (EUThyroid) in das SHIP-International-Programm eingebunden. Wissenschaftler aus aller Welt nutzen die SHIP-Daten für die moderne Medizinforschung. Jährlich erscheinen zu den Ergebnissen mehr als 100 wissenschaftliche Veröffentlichungen in der Fachpresse.

Auftakt zum Studienstart von SHIP-Trend-1

Am Mittwoch, dem 22. Juni 2016, findet um 15.00 Uhr (MVZ, Fleischmannstraße 6, Seminarraum 309) die Auftaktveranstaltung zum Studienstart von SHIP-Trend-1 statt (s. Überblick). Studienleiter Prof. Henry Völzke und weitere Wissenschaftler informieren über die neue Untersuchungsreihe und die weitere Entwicklung des Studienprogrammes. Zur SHIP-Trend-1 werden 4.420 Frauen und Männer der Region Vorpommern eingeladen, die im Zeitraum von 2008 bis 2012 bereits schon einmal untersucht worden sind. Interessierte Gäste zur Auftaktveranstaltung sind herzlich willkommen. Um Anmeldung wird gebeten (anke.horsfield@uni-greifswald.de).

• HINTERGRUND

Die Gesundheitsstudie SHIP (Study of Health in Pomerania) ist nicht wie andere große epidemiologische Studien nur auf bestimmte Krankheiten fokussiert, sondern untersucht den Menschen und seine Gesundheit in seiner ganzen Vielschichtigkeit. Denn die Gesundheit eines Menschen wird von vielen Einflussfaktoren in einer sehr komplexen Art und Weise beeinflusst. Zu diesen Einflussfaktoren gehören soziale und berufliche Lebensumstände genauso wie gesundheitsbeeinträchtigende Verhaltensweisen und auch eine Vielfalt von psychischen und körperlichen Funktionsstörungen und Erkrankungen. Darum werden bei der SHIP-Studie nicht nur Blut, Urin und Speichelproben genommen und für spätere Untersuchungen archiviert. Es werden auch die Lebensumstände und das psychische Befinden in entsprechenden Fragebögen und Interviews ermittelt und umfangreiche medizinische Daten gesammelt.

Die erste SHIP-Studie läuft seit 1997 und wurde vor allem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und dem Land MV gefördert. Die Teilnehmer werden in regelmäßigen Abständen untersucht. So lief zwischen 2002 und 2006 die erste Nachbeobachtung - fünf Jahre nach dem Start. Zwischen 2008 und 2012, also elf Jahre nach dem Start, wurden die Probanden erneut, also ein drittes Mal, untersucht. Im gleichen Zeitraum wurde eine zweite Kohorte, SHIP-Trend, etabliert.

Bis heute tragen die Ergebnisse fortwährend dazu bei, den Zusammenhang zwischen Risikofaktoren und Krankheiten besser zu verstehen. Der Forschungsverbund Community Medicine der Universitätsmedizin Greifswald erhofft sich Erkenntnisse darüber, wie sich einzelne, klinisch nicht auffällige Befunde individuell entwickelt haben und welche Faktoren bestimmen, ab wann ein sogenannter subklinischer Befund zur Krankheit führt.

SHIP-Studie im Überblick

SHIP-0: Die Study of Health in Pomerania (SHIP) wurde zunächst als Querschnittstudie geplant und die Untersuchungen an Probanden wurden vom 16.10.1997 bis 19.05.2001 in Stralsund und Greifswald durchgeführt (SHIP-0).

SHIP-1: Am 23.10.2002 begann das 5-Jahres-Follow-up von SHIP (SHIP-1). Die Probanden aus SHIP-0 wurden erneut eingeladen und in Greifswald untersucht. Die Datenerhebung wurde im Sommer 2006 abgeschlossen.

SHIP-2: Am 25.06.2008 wurde ein 11-Jahres-Follow-up (SHIP-2) der populationsbasierten Studie durchgeführt. Das Projekt verfolgt das zentrale Ziel, den Gesundheitszustand der hiesigen Bevölkerung in Bezug auf Risikofaktoren, Erkrankungen und deren Folgen im Verlauf ihres Lebens zu beobachten. Die Datenerhebung wurde im September 2012 abgeschlossen.

SHIP-Trend: Parallel zu SHIP-2 wurde eine neue Stichprobe von 10.000 Probanden der Region Vorpommern gezogen, die mit einem ähnlichen Untersuchungsprogramm wie in SHIP-2 ab September 2008 untersucht wurden. Im September 2012 wurde die Datenerhebung mit 4420 Probanden abgeschlossen.

SHIP-3: Von Februar 2014 bis März 2016 wurde ein 17-Jahres-Follow-up (SHIP-3) durchgeführt. Dazu werden alle SHIP-0 Probanden eingeladen und ihnen sowohl die Basis-Untersuchung als auch weitergehende Untersuchung der Klinik für Innere Medizin B und das Ganzkörper-MRT angeboten.

SHIP-Trend-1: Ab Juni 2016 wird das erste Follow-up durchgeführt, zu dem alle Teilnehmenden von SHIP-Trend erneut zu den Untersuchungen eingeladen werden.

Weitere Infos unter
www2.medizin.uni-greifswald.de/cm/fv/ship.html

Foto: UMG/Hans-Werner Hausmann
Nur symbolisch - Dr. Stefanie Samietz und SHIP-Studienleiter Prof. Henry Völzke (li.) haben Dr. Clemens Jürgens, Leiter des SHIP-Untersuchungszentrums, auf einen Zahnarztstuhl gesetzt. Die Zahngesundheit der Bevölkerung spielt eine große Rolle in der SHIP-Studie.

Universitätsmedizin Greifswald
Institut für Community Medicine
Prof. Dr. med. Henry Völzke
Walther-Rathenau-Straße 48, 17475 Greifswald
E voelzke@uni-greifswald.de

Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde
Poliklinik für zahnärztliche Prothetik und Medizinische Werkstoffkunde
Dr. med. dent. Stefanie Samietz, MPH, MSc
Walther-Rathenau-Str. 42 a, 17475 Greifswald
www.medizin.uni-greifswald.de
www.facebook.com/UnimedizinGreifswald
Twitter @UMGreifswald

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution65

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, Constanze Steinke, 13.06.2016
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 15. Juni 2016

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