Schattenblick →INFOPOOL →MEDIZIN → FAKTEN

TRANSPLANTATION/461: Zinkfinger-Enzyme eröffnen neue Perspektiven für die Xenotransplantation (idw)


Friedrich-Loeffler-Institut, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit - 15.08.2011

Zinkfinger-Enzyme setzen Gen von Schweinen außer Kraft - Neue Möglichkeiten für Organtransplantation


Insel Riems, 15. August 2011. Wissenschaftlern des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) am Institut für Nutztiergenetik in Mariensee gelang es jetzt in Zusammenarbeit mit der US-amerikanischen Biotechnologie-Firma Sangamo weltweit erstmals, durch den Einsatz von sogenannten Zinkfinger-Enzymen das Gen für den wichtigsten Abstoßungsfaktor im Erbmaterial des Schweins dauerhaft auszuschalten und Schweine ohne diesen Faktor zu züchten. Daraus ergeben sich völlig neue Möglichkeiten für die Biomedizin und Landwirtschaft, wie die Autoren im Fachmagazin "Proceedings of the National Academy of Science of the United States of America" (PNAS) berichten.

Mit künstlich hergestellten Zinkfinger-Nukleasen entfernten die Wissenschaftler gezielt einen Bereich des Erbmaterials in Bindegewebszellen vom Schwein, ohne das übrige Genom zu schädigen. Durch Verwendung dieser Zellen im Kerntransfer (Klonen) konnten Schweine gezüchtet werden, denen das Gen für das Enzym α-1,3-Galactosyl Transferase (GGTA-1) fehlt. Die Aktivität dieses Enzyms führt zur Bildung von besonderen Zuckermolekülen auf der Zelloberfläche aller Gewebearten beim Schwein, die bei einer Transplantation von Gewebe und Organen vom Schwein auf Primaten zu schweren Abstoßungsreaktionen führen.

"Im Gegensatz zu den bisher eingesetzten gentechnischen Methoden sind Zinkfinger-Nukleasen wesentlich genauer und effizienter.", so Prof. Heiner Niemann, Leiter des Instituts für Nutztiergenetik in Mariensee und Seniorautor der Studie. Außerdem könne auf den Einsatz von Antibiotika-Kassetten zur Selektion der gendefizienten Zellen verzichtet werden. Aus den so gezüchteten Schweinen könnten langfristig Gewebe- und Organtransplantate gewonnen werden, die vom Empfänger besser angenommen werden und dadurch ein längeres Überleben des Transplantats im Empfänger erlauben. Da ein großer Mangel an geeigneten humanen Spenderorganen besteht, ergeben sich aus der veröffentlichten Methode neue Perspektiven für die Xenotransplantation, bei der Gewebe oder Organe von einer Spezies auf eine andere übertragen werden.


Ansprechpartner:
Prof. Dr. Heiner Niemann
Friedrich-Loeffler-Institut
Institut für Nutztiergenetik
Höltystraße 10
31535 Neustadt
E-Mail: heiner.niemann@fli.bund.de

Originalpublikation:
Janet Hauschild, Bjoern Petersen, Yolanda Santiago, Anna-Lisa Queisser, Joseph W. Carnwath, Andrea Lucas-Hahn, Lei Zhangb, Xiangdong Meng, Philip D. Gregory, Reinhard Schwinzer, Gregory J. Cost, and Heiner Niemann:
Efficient generation of a biallelic knockout in pigs using zinc-finger nucleases
PNAS 2011 108 (29) 12013-12017
published ahead of print July 5 2011
doi:10.1073/pnas.1106422108

Zu dieser Mitteilung finden Sie Anhänge unter:
http://idw-online.de/de/attachment10477
Pressemitteilung als PDF

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution1445


*


Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Friedrich-Loeffler-Institut, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit
Dipl.-Biologin Elke Reinking, 15.08.2011
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 17. August 2011