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UMWELT/567: Presseservice "Umwelt und Gesundheit - SMOG" Nr. 1 - März 2009 (DGK)


DEUTSCHES GRÜNES KREUZ e.V. - informationsdienst

smog - umwelt und gesundheit - Nr. 1 - März 2009
technik · mensch · natur



Kaminträume und Ofenglück: Der Staub macht's
Nicht jeder Kaminofen ist gut für Hausstauballergiker
Risiko unterm Fingernagel
Künstliche Nägel sind nicht unbedenklich
Männliche Unfruchtbarkeit durch Wasserverschmutzung?
Britische Studie: Chemikalien-Cocktail in Flüssen hemmt Testosteron
Frisch vom Feld: Strom aus Stroh
Neue Biogasanlage nutzt Reststoffe statt Nahrungsmittel zur Energiegewinnung
AUS WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG
Infektionsgefahr beim Bettenmachen in Kliniken
Studie belegt erhöhte Gefährdung durch krank machende Keime in Patientenzimmern
MELDUNGEN
Jedes zweite Kind muss passiv rauchen
Essigreiniger: doch keine Allzweckwaffe?
SERVICE

Raute

Kaminträume und Ofenglück: Der Staub macht's

Nicht jeder Kaminofen ist für Hausstauballergiker geeignet

(smog) Gründe, sich einen Kaminofen anzuschaffen, gibt es genug: Das Spiel der flackernden Flammen bringt Gemütlichkeit und schafft ein angenehmes Raumklima. Für Hausstauballergiker ist die Frage, welcher Ofen am geeignetesten ist, oft schwierig: Bei der Wahl des Ofens kommt es vor allem auf die Konvektionswärme (Warmluft) an, da diese Staub aufwirbelt. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen zwei Arten der Wärmeabgabe: Konvektionswärme und Strahlungswärme.

Konvektionswärme wird über metallische Flächen in kurzen Wellen schnell an die Luft weitergegeben. Durch große Luftumwälzung erreicht man teilweise auch angrenzende Räume. Die Vorteile: sehr schnelles Aufheizen und Aufheizen von großen Luftmengen (z. B. Mansardenräume). Nachteile: Da bei dieser Heizart zuerst die Luft und erst sehr viel später Gegenstände und Wände im Raum erwärmt werden, sind vor allem Außenwände immer um einige Grad kühler als die Raumluft. In der Folge wird der Luft Feuchtigkeit entzogen, die sich an den Außenwänden als Kondensat niederschlägt und bei mangelnder Lüftung schnell zu feuchten Wänden führt. Weiterer Nachteil: Es gibt keine bzw. wenig Speicherzeiten. Und: Mit der Luftbewegung durch Konvektionswärme gelangt belastender Staub in die Raumluft. Wie bei einem Warmluftgebläse werden durch die ständige Umwälzung der Luft (Konvektion) Staub und Keime im Raum verwirbelt.

Fazit: Ein Kaminofen, der Konvektionswärme abgibt, kann zwar einen Raum sehr rasch aufheizen, ist aber für Allergiker und Menschen mit Atemwegserkrankungen nicht geeignet.

Strahlungswärme ist auch als "gesunde" Wärme in Form von langen Wellen bekannt. Sie ermöglicht eine natürliche Erwärmung des Raumes. Wände, Böden und alle Gegenstände im Raum werden gleichmäßig wie unter Sonneneinstrahlung direkt erwärmt, die umgebende Luft hingegen nur indirekt. Die Strahlungswärme erwärmt nicht die Luft, sondern alle Objekte, auf die sie trifft. Anders gesagt: Wände, Decken und Böden nehmen die Wellen auf und wandeln sie in Wärmeenergie um. Nach einer gewissen Zeit strahlen diese sogenannten Umschließungsflächen ihrerseits Wärme ab. Dabei entsteht keine Luftströmung, das heißt die Strahlungswärme wirbelt keinen Staub auf. Schon bei niedrigerer Temperatur (= weniger Energiebedarf) wird eine wohlige Wärme empfunden.

Weitere Vorteile: längere bzw. lange Speicherzeiten möglich, keine Staubaufwirbelung durch Luftumwälzung, hoher Wirkungsgrad, weniger Energiebedarf. Nachteil: etwas längere Aufheizzeiten.

Fazit: Die Strahlungswärme ist ideal für Menschen, die regelmäßig heizen, Kinder haben, öfters zu Hause sind, sowie ideal für Allergiker und Menschen mit Atemwegsbeschwerden.


Ofen ist nicht gleich Ofen - kleine und große Unterschiede

Im Inneren des Warmluftkachelofens befindet sich ein Metalleinsatz, der mit Kacheln oder Mauerwerk umbaut wird. Er heizt sich schnell auf und gibt die Wärme als heiße Luft durch Lüftungsschlitze rasch an den Raum ab. Hierbei handelt es sich allerdings kaum um Strahlungswärme, sondern um Konvektionswärme, wie sie auch von Heizkörpern oder der Autoheizung abgegeben wird. Ein Warmluftofen hat wesentlich weniger Speichermasse als ein Grundofen und muss daher dauerhaft beheizt werden, da er sehr schnell wieder abkühlt, sobald das Feuer erloschen ist.

Die Alternative für Hausstaub-Allergiker ist der Kachelgrundofen, auch Grundofen oder Speicherkachelofen genannt, die älteste bekannte Speicherofenform. Der Grundofen ist in seiner traditionellen Bauweise ein vollkeramischer Ofen ohne Metalleinsatz (Heizeinsatz) und ohne Lüftungsschlitze, das heißt: Die Luft wird nicht so heftig umgewälzt. Er wird aus schwerem keramischen Material wie Schamotte aufgemauert. Auf dem Grund seines Brennraumes wird die für einen Tag benötigte Menge Holz auf einmal verbrannt. Die heißen Rauchgase geben in Sturz-, Steig- und Wendezügen ihre Wärme gleichmäßig über viele Stunden (10 bis 15 Stunden) als milde Strahlungswärme an den Raum weiter. Der Grundofen stellt die sparsamste und gesündeste Art des Heizens mit Holz dar. Der Ofen ist allerdings träge und braucht mehrere Stunden, bis der Raum warm ist. Bei Grundöfen wird empfohlen, mindestens einmal täglich Feuer zu machen, damit dieser nicht völlig auskühlt. Es hat sich die Meinung verbreitet, dass der Grundofen für unsere Breitengrade und klimatischen Verhältnisse nicht geeignet ist. Das Prinzip des Grundofens ist aber eine gute Alternative für Hausstaub-Allergiker, da sich in diesem Ofen kein Staub absetzen kann. Der Anteil gesunder und angenehmer Strahlungswärme ist bei Kachelgrundofen besonders hoch.

Der Kombiofen ist eine Kombination aus einem metallischem Einsatz mit keramischen oder metallischen Nachheizzügen. Der metallische Einsatz gibt schon nach wenigen Minuten über Lüftungsgitter oder Lüftungskacheln Wärme an den Raum ab. Der gesamte Ofen mit Nachheizregister wird mit Schamotte oder Kacheln umbaut und speichert dadurch die Wärme einige Stunden. Die Wärmeabgabe ist sowohl als Strahlungs- als auch als Konvektionswärme möglich.

Der Heizkamin ist ein metallischer Einsatz, meist mit großer Glasheiztüre. Er produziert fast ausschließlich Konvektionswärme. Durch Lüftungsgitter kann man die Raumluft sehr schnell erwärmen bzw. über Lüftungskanäle auch andere Räume erreichen.

Ein offener Kamin, das "Lagerfeuer" im Wohnzimmer (mit Schornstein), ist nach heutigen bauphysikalischen Vorgaben wohl die uneffizienteste Wärmequelle. Die Lust am offenen Feuer ist jedoch nicht so leicht zu ersetzen. Schon unsere Urahnen haben sich ums offene Feuer versammelt, gekocht und die Strahlungswärme der Flammen genossen. Ein moderner offener Kamin benötigt einen separaten speziell dimensionierten Schornstein und bedarf einer genauen Planung.


Ofentypen

nicht für Hausstauballergiker geeignet:
Kaminofen, Heizkamin, Kombiofen, wasserführender Ofen

für Hausstauballergiker geeignet:
Offene Kamine, Grundofen, Hypokaustenofen

Raute

Risiko unterm Fingernagel

Künstliche Nägel können Gesundheitsrisiken bergen

(smog) In den USA sind Nagelstudios fast so gut besucht wie Friseurgeschäfte: 90 Prozent der weiblichen Bevölkerung tragen dort künstliche Nägel. Auch in Deutschland lässt sich inzwischen schätzungsweise jede zweite bis dritte Frau zwischen 15 und 50 Jahren mit natürlich gestalteten oder fantasievoll verzierten künstlichen Fingernägeln verschönern. Lange, feste, gleichmäßige Nägel sehen toll aus und werden immer beliebter. Die künstlichen Verlängerungen sind jedoch aus verschiedenen Gründen mit Vorsicht zu genießen.

Forscher von der Hautklinik der Universität Aachen haben bereits vor Jahren herausgefunden, dass die Dämpfe, die beim Befestigen und Aushärten von künstlichen Fingernägeln frei werden, Allergien der Haut hervorrufen können. Die zur Befestigung künstlicher Nägel häufig verwendeten Methacrylate und Acrylmonomere können eine Kontaktallergie auslösen, oft eine Acrylat-Allergie.

Und auch nach Entfernung der künstlichen Nägel kommt es nicht selten zu Infektionen mit Pilzen oder Bakterien und zu unschönen Veränderungen an den natürlichen Nägeln, so eine neue Studie: Dermatologen dreier Medizinzentren in Israel haben einige Patientinnen unter die Lupe genommen, die nach der Entfernung ihrer künstlichen Nägel Nagelveränderungen aufwiesen.

Die Ärzte suchten dabei gezielt nach Pilz-Erregern und wurden fündig. Bei 68 Patientinnen wurden mikrobiologische Proben von jeweils zwei Stellen der veränderten Fingernägel genommen. Es wurden Pilzkulturen angelegt und weitere Labortests durchgeführt. Der Kaliumhydroxid (KOH)-Test, mit dem Pilzzellen aufgespürt werden können, war bei 83,3 Prozent der Patientinnen positiv. Am häufigsten fanden die Forscher Candida-Arten. Sie wurden in mehr als 90 Prozent der Proben aus dem vorderen Nagelbereich gefunden.

Fazit der Studie: Bei Trägerinnen künstlicher Fingernägel sind Pilzinfektionen wesentlich häufiger als in der Allgemeinbevölkerung. Im Fall von Nagelveränderungen durch das Tragen künstlicher Nägel sind Infektionen mit Pilzerregern sehr weit verbreitet, fast schon die Regel. Es besteht damit auch ein erhöhtes Übertragungsrisiko für mikrobielle Infektionen auf Dritte. Daran, so mahnen die Forscher, sollten besonders Beschäftigte im Gesundheitswesen und in der Lebensmittelindustrie denken. Künstliche Fingernägel sollten für Küchen- und Pflegepersonal tabu sein, so die Experten.

Viele Frauen entscheiden sich für künstliche Nägel, weil ihre eigenen porös und wellig sind. Deformationen können jedoch ein Hinweis auf eine Nagelerkrankung sein und gehören zunächst in die Hände des Hautarztes. Kunstnägel inklusive Kleber und sogar Gel oder Acryl zum Selbstmodellieren und die UV-Lampen zum Aushärten bekommt man bereits in der Drogerie. Aber: Eine professionelle Handhabung ist nur bei Fachkräften gewährleistet. Bei der Wahl des Nagelstudios sollte allerdings besonders Wert auf Hygiene gelegt werden. Bearbeitet die Kosmetikerin die Nägel an den Rändern ungenau, können Bakterien eintreten. Mangelnde Hygiene kann sogar Nagelpilz hervorrufen. Schlimmstenfalls kann der Naturnagel mit dem Kunstnagel abbrechen, wenn die Nagelmodellage unkorrekt war.

Natürlich ist gesünder: An unseren Fingernägeln lassen sich viele Stoffwechselstörungen und Mangelerscheinungen ablesen. Flecken, Rillen und Furchen in den Nägeln sind oft Anzeichen von Störungen im Organismus. Überzieht man die natürlichen Nägel dauerhaft mit einer künstlichen Schicht, verschwinden diese Warnsignale des Körpers einfach darunter. Dadurch können Erkrankungen länger unerkannt bleiben und sich weiter ausbreiten.


Quellen:
A. Shemer et al.: "Onycomycosis due to artificial nails." Journal of the European Academy of Dermatology and Venereology 2008, 22 (8): 998-1000
Lazarov A.: "Sensitization to acrylates is a common adverse reaction to artificial fingernails." J Eur Acad Dermatol Venereol 21(2): 169-174, 2007.
Wrangsjo K et al.: "Occupational dermatitis in dental personnel: contact dermatitis with special reference to (meth)acrylates in 174 patients." Contact Dermatitis 45(3):158-163, 2001.
Slodownik D et al.: "Prolonged paresthesia due to sculptured acrylic nails." Contact Dermatitis 56:298-299, 2007.

Raute

Männliche Unfruchtbarkeit durch Wasserverschmutzung?

Britische Studie: Chemikalien-Cocktail in Flüssen hemmt Testosteron

(smog) Eine aktuelle britische Studie hat erstmals eine Gruppe testosteronblockierender Chemikalien in Flussgewässern gefunden, die auf die Fortpflanzung von Fischen und möglicherweise auch auf Menschen negativ Einfluss nehmen. Wird dieses Wasser nicht ausreichend geklärt zur Trinkwassergewinnung verwendet oder gelangt es auf anderen Wegen in die Nahrungskette, könnten diese Chemikalien auch die Fortpflanzungsfähigkeit von Männern gefährden.

Die britische Studie, die von den Universitäten Exeter, Brunel und Reading sowie dem Centre for Ecology and Hydrology durchgeführt wurde, untersuchte drei Jahre lang das Wasser aus 30 Flüssen Englands mit insgesamt rund 1.000 Fischen.

Die Biologen identifizierten einen Mix chemischer Substanzen, der über den Wasserkreislauf in den Körper gelangen und bei Männern das Hormon Testosteron hemmen und damit ihre Fertilität (Fruchtbarkeit) reduzieren könnte. Einige dieser Stoffe kommen in Arzneimitteln wie beispielsweise Krebsmedikamenten vor sowie in pharmazeutischen Produkten und Pestiziden, wie sie in der Landwirtschaft verwendet werden. Die Forscher gehen davon aus, dass diese Chemikalien bei männlichen Fischen verweiblichende Wirkungen haben.

In früheren Untersuchungen hatten Wissenschaftler der Universitäten Exeter und Brunel bereits die ansteigende Konzentration des weiblichen Geschlechtshormons Östrogen im Wasser als Ursache für die Verweiblichung männlicher Fische ausgemacht. Andere Studien legten bereits die Vermutung nahe, dass es einen Zusammenhang zwischen diesem Phänomen und dem Anstieg der Unfruchtbarkeit von Männern geben könnte.

Studienleiterin Susan Jobling vom Institut für Umwelt an der Universität Brunel betont jedoch, dass man bereits seit mehr als zehn Jahren auf diesem Feld forsche und die chemischen Ursachen für Hormonschäden bei Tier und Mensch komplexer seien als angenommen. Allerdings verursachen ihrer Meinung nach die Chemikaliencocktails, die die Fische schädigen, beim Menschen wahrscheinlich dieselben Effekte. Das Forscherteam will sich jetzt darauf fokussieren, die genauen Quellen der Flussverschmutzung durch diese Chemikalien herauszufinden.

Anders als in Großbritannien wird in Deutschland das Trinkwasser nur zu etwa einem Drittel aus in der Regel höher belasteten Oberflächengewässern entnommen. Hermann Dieter, Trinkwassertoxikologe im Umweltbundesamt, sagt: "Dadurch und aufgrund einer umfangreichen Klärtechnik sind die für die Fruchtbarkeit schädlichen Chemikalien im Trinkwasser nur im Mikrogramm-Bereich anzutreffen." Verschiedene Aufbereitungsprozesse reduzieren laut Dieter auch den Östrogen-Gehalt im Trinkwasser derart, dass ein Mann mehr Östrogen im eigenen Körper produziere als er durch das Trinken aufnehmen würde. "Zudem wird das Trinkwasser regelmäßig kontrolliert. Auch bei der Förderung von Mineralwasser muss im Voraus ausgeschlossen werden, dass es Androgene enthält", erläutert der Trinkwasser-Spezialist.

Andererseits hat die Spermienzahl in den meisten Ländern Europas in den letzten Jahrzehnten tatsächlich abgenommen, bestätigt Marike Kolossa-Gehring, Leiterin der Abteilung Toxikologie am deutschen Umweltbundesamt. Hauptverantwortlich dafür seien Pflanzenschutzmittel, Biozide und weitere bereits seit längerem verbotene Stoffe. Belastend wirke sich auch der Wirkstoff der Antibabypille (Ethinylestradiol) aus, der von den Kläranlagen nur teilweise aus dem Wasser gefiltert werden könne. Diese Substanz störe die Eiablage bei Fischen und bei anderen Organismen der Natur, erklärt Kolossa-Gehring. Die Fruchtbarkeit von Männern werde jedoch nicht vorrangig über das Trinkwasser beeinträchtigt. "Die Chemikalien werden auch über Lebensmittel, Atemluft und Haut aufgenommen, zudem beeinträchtigt die Lebensweise die Spermienqualität", so die Expertin.

Quellen:
New research strengthens the link between water pollution and rising male fertility problems, press release 19 January 2009, www.brunel.ac.uk/
Chemikalien im Wasser machen Männer unfruchtbar - Schlechtere Spermaqualität durch giftige Rückstände, Pressetext 19. Januar 2009,
www.pressetext.de/

Raute

Frisch vom Feld: Strom aus Stroh

Neue Biogasanlage: Mit Rest- statt Rohstoffen Strom erzeugen

(smog) Stroh nicht in Gold, sondern in Strom verwandeln. Auf diese Idee kamen Entwickler bereits vor Jahren. In Biogasanlagen auf Bauernhöfen verarbeiten Mikroorganismen Gülle, Grasschnitt oder Reste aus bäuerlichen Schnapsbrennereien zu Methan - aus dem auch Erdgas besteht. Aus nachwachsenden Rohstoffen wie Waldrestholz und Stroh, also aus Abfallprodukten, wird Strom und nutzbare Wärme.

Nun wurde von Wissenschaftlern des Fraunhofer-Instituts für Keramische Technologien und Systeme (IKTS) in Dresden eine neuartige Biogasanlage entwickelt, die Strom aus Reststoffen der Landwirtschaft (zum Beispiel Maisstroh) statt mit Lebensmittel-Rohstoffen erzeugt. Mit diesen Anlagen, die in Zusammenarbeit mit mehreren kleinen und mittelständischen Unternehmen entstanden, könne man bisher sogar ein Drittel mehr Biogas erzeugen als auf herkömmlichem Wege. Eine Brennstoffzelle verstromt das Gas effizient.

Die neuartige Biogasanlage kommt gänzlich ohne lebensmitteltaugliche Rohstoffe aus, sagt Dr. Michael Stelter, Abteilungsleiter am IKTS: "In unserer Pilotanlage verwenden wir ausschließlich Reststoffe aus der Landwirtschaft, etwa Maisstroh, also die Maispflanze ohne Kolben." Bisher können Biogasanlagen nur einen gewissen Anteil an Reststoffen verarbeiten, da sich diese meist schlechter in Biogas umwandeln lassen als etwa reines Getreide oder Mais.

Ein weiterer Vorteil: Die Verweilzeit der sauer eingelagerten Reststoffe, der Silage, in der Anlage kann um 50 bis 70 Prozent reduziert werden. Üblicherweise gärt die Biomasse 80 Tage im Fermenter, wobei Biogas entsteht. Durch eine geeignete Vorbehandlung dauert dies in der neuen Anlage nur noch etwa 30 Tage. "Maisstroh enthält Zellulose, die nicht direkt vergoren werden kann. In unserer Anlage spalten Enzyme die Zellulose auf, bevor die Silage gärt", erklärt Stelter.

Auch die Verstromung des Biogases haben die Forscher optimiert. Sie lenken das Gas in eine Hochtemperaturbrennstoffzelle, die einen elektrischen Wirkungsgrad von 40 bis 55 Prozent hat. Zum Vergleich: Der Gasmotor, den man dort üblicherweise einsetzt, erreicht nur einen Wirkungsgrad von durchschnittlich 38 Prozent. Die Brennstoffzelle arbeitet bei 850 Grad Celsius, die Wärme eignet sich zum Heizen oder lässt sich ins Nahwärmenetz einspeisen. Rechnet man den elektrischen und thermischen Wirkungsgrad zusammen, hat die Brennstoffzelle einen Gesamtwirkungsgrad von bis zu 85 Prozent. Der Gesamtwirkungsgrad des Verbrennungsmotors liegt meist bei etwa 38 Prozent, denn seine Wärme lässt sich nur schwer nutzen. Eine Pilotanlage mit 1,5 Kilowatt elektrischer Leistung, ausreichend für den Bedarf eines Einfamilienhauses, haben die Forscher bereits realisiert.

Weitere Informationen:
PM "Strom aus Stroh", in: www.fraunhofer.de/presse/

Raute

AUS WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG

Infektionsgefahr beim Bettenmachen in Kliniken

Studie belegt erhöhte Gefährdung durch krank machende Keime in Patientenzimmern

(smog) Krankheitskeime machen Kliniken zu Gefahrenherden. Nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH) infizieren sich in Deutschland pro Jahr allein zwischen 500.000 und einer Million Menschen während eines Klinikaufenthalts mit gefährlichen multiresistenten Keimen. Die im Krankenhaus erworbenen Infektionen (nosokomiale Infektionen) stellen eine große Bedrohung dar. Zu wenig Personal, mangelnde Einhaltung von Hygienevorschriften oder übertriebener Einsatz von Antibiotika, der zur Resistenz von Keimen führt, sind einige der Gründe dafür. Doch auch schon einfache Tätigkeiten im Krankenhaus können eine Infektionsgefahr darstellen - für Personal wie Patienten, wie eine Untersuchung am Universitätsklinikum Essen belegt. Danach kann schon vom Bettenmachen in Krankenhäusern eine Infektionsgefahr für Patienten oder Beschäftigte ausgehen.

Es ist bekannt, dass sich Mikroorganismen von infizierten Patienten unter anderem auch auf der Bettwäsche finden. In der Essener Studie sollte nun untersucht werden, ob auch die Keime, die beim Machen von Betten nicht infektiöser Patienten von der Bettwäsche aufgewirbelt werden, nach Art und Menge eine Infektionsgefahr für Mitpatienten und Personal darstellen können.

Dazu bestimmten die Forscher unmittelbar vor und während des morgendlichen Bettenmachens die Luftkonzentrationen von Bakterien, Partikeln und Feinstaub in Bettnähe (ca. 1 bis 1,5 m Entfernung vom Bett) von insgesamt 96 Patienten. Einbezogen wurden Bereiche in der Frauenklinik und der Augenklinik, die durch pathogene Patientenkeime erfahrungsgemäß weniger belastet sind, sowie in Urologie und Angiologie (Abteilung für Gefäßerkrankungen), die als belastetere Bereiche gelten.

Ergebnis: Die Konzentrationen von Bakterien und pathogenen Keimen waren während des Bettenmachens in der Raumluft signifikant erhöht. Dabei konnten während dieser Zeit vereinzelt potenzielle Erreger von Krankenhausinfektionen in der Luft nachgewiesen werden, unter anderem Staphylococcus aureus, Enterobacter cloacae, Acinetobacter baumanii und Stenotrophomonas maltophilia.

Die Wissenschaftler fordern nach ihren Ergebnissen als Konsequenz für das Klinikspersonal, dass Bettenmachen in die Gefährdungsbeurteilung in bestimmten Sicherheitsvorschriften einbezogen werden sollte. Bettenmachen bei gesichert infektiösen und bei inkontinenten Patienten muss nach ihrer Ansicht der Schutzstufe 2 zugeordnet werden. Als persönliche Schutzausrüstung ist beim Bettenmachen der Schutzstufe 2 das Tragen eines Einmalkittels, eines Mund-Nasen-Schutzes, einer Haube und von Einmalhandschuhen zu empfehlen, bei Betten "normaler" Patienten sei dies nicht notwendig. Angeraten wird eine konsequente Desinfektion auch patientenferner Flächen. Über Schlussfolgerungen bezüglich der potenziellen Gefahr für die Patienten wird in der Studie nichts Genaueres gesagt.


Quellen:
Infektionsgefahr Bettenmachen? DGKH-Kongress, Berlin, April 2008, W. Popp, J. Krude, B. Blahout, T. Leisebein. S., Dogru-Wiegand, D. Benner, T. Bartylla, D. Hansen, Krankenhaushygiene, Universitätsklinikum Essen, www.uk-essen.de
Dorothea Hansen, Joschka Krude, Barbara Blahout, Therese Leisebein, Sebiha Dogru-Wiegand, Thomas Bartylla, Monika Raffenberg, Daniel Benner, Walter Popp, Infektionsgefahr Bettenmachen?, Hyg Med 2008; 33 [12]: 508-512, www.mhp-verlag.de
Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH), Krank im Krankenhaus
www.dgkh.de

Raute

MELDUNGEN

Jedes zweite Kind muss passiv rauchen

(smog) Babys und Kleinkinder sind nach neuen Erkenntnissen der Medizin durch passives Rauchen besonders gefährdet. Um zu ermitteln, in welchem Maße die Kinder in Deutschland derzeit Passivrauch ausgesetzt sind, untersuchte das Umweltbundesamt 1.790 Kinder im Alter von 3 bis 14 Jahren aus ganz Deutschland. Im Kinder-Umwelt-Survey (KUS) analysierten Fachleute in den Jahren 2003 bis 2006 Blut und Urin der Kinder und bestimmte Schadstoffe in der Luft im Kinderzimmer. Zusätzlich interviewten sie Eltern und Kinder ausführlich zum Thema Passivrauchen.

Das Ergebnis: Jedes zweite Kind ist regelmäßig Tabakrauch ausgesetzt. Kleinkinder, in deren Familien zu Hause viel geraucht wird, machen sehr viel häufiger Erkrankungen der unteren Atemwege wie Bronchitis und Lungenentzündung durch, auch chronische Mittelohrentzündungen und Bronchialasthma. Der Grund: Sie atmen im Vergleich zu Größeren etwa zwei- bis dreimal so viel ein und aus und nehmen damit mehr Schadstoffe aus der Luft auf, so der Suchtbeauftragte des Bundesverbandes der Kinder- und Jugendärzte, Dr. Wolf-Rüdiger Horn. Tabakrauch enthält mehr als 4.000 chemische Inhaltsstoffe, unter anderem Feinstaub, Arsen, Benzol und Cadmium - 40 davon sind krebserregend.

Zudem gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Rauchen der Mutter in der Schwangerschaft und Verhaltensauffälligkeiten von Kleinkindern wie aggressivem Verhalten oder hyperkinetischen Störungen. Kinder rauchender Mütter haben ein niedriges Geburtsgewicht als Kinder nicht-rauchender Mütter. Nach den Erkenntnissen des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Heidelberg riskieren Schwangere, die auf ihre Zigaretten nicht verzichten wollen, sogar das Leben ihres passiv mitrauchenden Kindes.

"Das Risiko eines plötzlichen Kindstods erhöht sich in den ersten neun Lebensmonaten um das 8- bis 16-fache, wenn die Schwangere stark geraucht hat", sagt Dr. Martina Pötschke-Langer vom DKFZ. Und: Schulkinder aus Raucherfamilien leiden häufiger an Asthma und Konzentrationsschwierigkeiten.


Quelle:
Kinder-Umwelt-Survey: Jedes zweite Kind durch Passivrauch belastet. telegramm: um-welt+gesundheit / Information des Umweltbundesamtes, Ausgabe 01/2009, 23. Januar 2009

Raute

Essigreiniger: doch keine Allzweckwaffe?

(smog) An Essig als Putzmittel scheiden sich die Geister. Die einen halten den einfachen Haushaltsessig für unschlagbar im Lösen fast aller Reinigungsprobleme. Der Essig dient ihnen pur oder verdünnt als Entkalker für Wasch- und Kaffeemaschine, als Weichspüler für Wäsche und Haare, als Poliermittel und zum Säubern des Kühlschranks.

Andere halten gerade die Kraft der Essigsäure für gefährlich: Sie fürchten um die Gummidichtungen ihrer Elektrogeräte und um die Strahlkraft ihrer Armaturen in Küche und Bad. Nicht zu Unrecht: Essigreiniger können verchromte Armaturen schädigen, die häufig in Sanitärbereichen angebracht sind. Die Essigsäure kann auch Kupfer, Messing und ähnliche Materialien sowie Marmor angreifen.

Als Alternative (vor allem beim Heißentkalken) wird häufig Zitronensäure empfohlen, diese sei weniger materialschädigend und vor allem nicht so flüchtig wie Essigsäure. Essig greift nämlich nicht nur empfindliche Oberflächen an, sondern kann auch - bei sehr langem Kontakt und unzureichender Lüftung - die Atemwege reizen.

Fazit: Für den Einsatz von Essig als Haushaltsreiniger spricht vor allem, dass er biologisch abbaubar und daher im Abwasser für die Umwelt unschädlich ist. Beim Säubern von Armaturen sollte anderen Reinigern oder am besten einfach klarem Wasser der Vorzug gegeben werden. Da eine Beeinträchtigung der Gesundheit durch das Einatmen von Dämpfen zumindest nicht ausgeschlossen ist, sollte man beim Heißentkalken sowie beim Putzen in unbelüfteten Räumen auf Essig verzichten.

Raute

SERVICE

Bei Fragen, Anregungen oder Wünschen können Sie sich gerne wenden an:
Michaela Heck,
Telefon: 0 64 21 / 293 155, E-Mail: michaela.heck@kilian.de
Gerolf Nittner,
Telefon: 0 64 21 / 293 178, E-Mail: gerolf.nittner@kilian.de
Andrea Ulrich,
Telefon: 0 64 21 / 293 140, E-Mail: andrea.ulrich@kilian.de


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Quelle:
smog - umwelt und Gesundheit - technik · mensch · natur
37. Jahrgang, Nr. 1 - März 2009
Herausgeber: DEUTSCHES GRÜNES KREUZ e.V.
Redaktion smog: Andrea Ulrich - verantwortlich -
Dr. rer. physiol. Ute Arndt
Michaela Heck
Dr. med. Sigrid Ley-Köllstadt
Gerolf Nittner
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veröffentlicht im Schattenblick zum 14. März 2009