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VORSORGE/554: Mammografie - Suche nach den Ursachen für die zurückhaltende Teilnahme (SHÄB)


Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt 7/2011

Mammografie
Suche nach den Ursachen für die zurückhaltende Teilnahme

Von Dirk Schnack


Die Bilanz nach vier Jahren Mammografie-Screening fällt gemischt aus. In Schleswig-Holstein nehmen weniger Frauen am Screening teil als erhofft.


Wiebke Muth hält ihren 50. Geburtstag für ein großes Glück. Die Frau aus Plön erreichte damit das Alter, das zur Teilnahme am Mammografie-Screening berechtigt. Nur dank des Screenings wurde bei ihr ein Tumor im Frühstadium festgestellt. Seitdem wird sie schonend therapiert.

"Ich kann nur jede anspruchsberechtigte Frau ermutigen, die guten Chancen in Schleswig-Holstein zu nutzen", sagte Wiebke Muth im Rahmen eines Pressegesprächs zum Thema Mammografie. Diese Werbung kann das Screening in Schleswig-Holstein besser als andere Bundesländer gebrauchen. Denn die Teilnahmequoten steigen zwar, aber noch immer gehen Frauen hier seltener zum Screening als im Bundesdurchschnitt. Mit einer Ursachenanalyse will man den Gründen für die geringe Teilnahme auf die Spur kommen.

"Es ist wichtig, das Programm im Bewusstsein der Bevölkerung zu verankern", sagte die KV-Vorsitzende Dr. Ingeborg Kreuz bei der Vorstellung einer Bilanz nach vier Jahren Screening in Kiel. Deutlich wurde das Bemühen von Ärzten und Kassenvertretern, für das Mammografie-Screening zu werben und den Frauen die mit dem Screening verbundene Chance zur Früherkennung deutlich zu machen.

Die Bilanz hatten sich die Beteiligten positiver erhofft. Zwar wurden durch das Screening 2.155 Karzinome entdeckt, dies sind je 1.000 Frauen im Land 9,6 und damit mehr als im Bundesdurchschnitt (7,78). Positiv ist auch, dass viele Karzinome im Frühstadium festgestellt werden und damit gute Heilungschancen bestehen.

Aber mit den Teilnehmerzahlen können weder die Kassenärztliche Vereinigung und die Krankenkassen noch die programmverantwortlichen Ärzte in Schleswig-Holstein zufrieden sein. Insgesamt haben bislang 285.000 Frauen teilgenommen. Nach Angaben von AOK-Chef Dr. Dieter Paffrath liegt die Teilnahmequote deutlich unter Bundesdurchschnitt. 2009 betrug diese nur 40 Prozent im Norden, aber 53 Prozent im Bund. 2010 stieg die Quote in Schleswig-Holstein, lag aber immer noch deutlich unter dem Bundesdurchschnitt.

In den vier Regionen des Landes verzeichnet das östliche Schleswig-Holstein mit 48 Prozent die höchste Quote, gefolgt vom Südwesten (47 Prozent) und dem nördlichen Schleswig-Holstein (46 Prozent). Am niedrigsten ist die Teilnahmequote in der Kernregion mit 44 Prozent.

Eine Befragung von Frauen, die trotz Einladung nicht am Screening teilnahmen, liefert wertvolle Hinweise auf deren Beweggründe. Von 966 Frauen gaben 48 Prozent "medizinische Gründe" an. Darunter fällt häufig die Angabe, dass Frauen sich weiter beim bisherigen Arzt untersuchen lassen wollen - was aber beim Screening nicht möglich ist. Im Einladungsschreiben wird dies bislang nicht ausreichend deutlich gemacht. Ein anderer "medizinischer Grund" ist die Angabe, dass Frauen bereits regelmäßig an einer anderen Mammografie-Untersuchung teilnehmen. 43 Prozent gaben "persönliche Einstellung" als Grund an. Dabei werden Vorurteile deutlich: Rund zehn Prozent halten die Mammografie für schmerzhaft und sorgen sich um Nebenwirkungen. Fast 15 Prozent glaubten fälschlicherweise, dass ihre private Krankenkasse das Screening nicht bezahlt. Jede fünfte Frau gab terminliche Gründe an.

Eine schlechte Mund zu Mund-Propaganda hat das Mammografie-Screening offenbar nicht. Nur jeweils 2,4 Prozent der antwortenden Frauen gaben an, dass Bekannte ihnen abgeraten und dass diese negative Erfahrungen gesammelt hätten. Fast zwölf Prozent der Frauen passte der vorgeschlagene Termin nicht. Die Vereinbarung eines neuen Termins wäre allerdings leicht möglich gewesen: Nur 0,9 Prozent der Frauen gaben an, dass sie die zentrale Stelle für die Terminabstimmung nicht erreicht hätten. 2,7 Prozent beklagten sich über zu lange Wartezeiten beim ersten Termin.


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Gesamtausgabe des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatts 7/2011 im Internet unter:
http://www.aeksh.de/shae/2011/201107/h11074a.htm

Zur jeweils aktuellen Ausgabe des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatts:
www.aerzteblatt-sh.de


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Quelle:
Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt Juli 2011
64. Jahrgang, Seite 36
Herausgegeben von der Ärztekammer Schleswig-Holstein
mit den Mitteilungen der
Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein
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Das Schleswig-Holsteinische Ärzteblatt erscheint 12-mal im Jahr.


veröffentlicht im Schattenblick zum 27. August 2011