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VORSORGE/566: Darmkrebsprävention - Vorsorgekoloskopie seit 2006 auf dem Rückzug (BNG)


Berufsverband Niedergelassener Gastroenterologen Deutschland e.V.
Informationen aus der Gastroenterologie - 31. Januar 2012

Darmkrebsprävention

Vorsorgekoloskopie seit 2006 auf dem Rückzug


(31.01.2012) Im Oktober jährt sich die Aufnahme der Vorsorgekoloskopie in den Leistungskatalog der Gesetzlichen Krankenkassen (GKV) zum zehnten Mal. Seit Herbst 2002 hat Deutschland eines der effektivsten Vorsorgeprogramme gegen Darmkrebs weltweit. Das Koloskopie-Screening wird von den Krankenkassen zwar aktiv beworben, leider fehlt aber ein Einladungsverfahren wie beim Mammographie-Screening.

"In den letzten zehn Jahren sind schätzungsweise 40 bis 45 Prozent der Menschen über 54 Jahren unter der Perspektive des Darmkrebs-Screenings koloskopiert worden!", erklärt Dr. Dietrich Hüppe vom Vorstand des Berufsverbandes Niedergelassener Gastroenterologen (bng). Von Oktober 2002 bis Dezember 2010 sind mehr als 4 Mio. Vorsorge-Koloskopien (ca. 20 Prozent der Anspruchsberechtigten (AB)) durchgeführt worden. In derselben Zeit wurden schätzungsweise 6 Mio. kurative Koloskopien ambulant wegen gastrointestinaler Symptome durchgeführt, davon ca. 4,5 Mio. in der Altersgruppe über 54 Jahre (mehr als 20 Prozent d. AB). Gleichzeitig wurden schätzungsweise mehr als 3,5 Mio. stationäre kurative Koloskopien durchgeführt, davon ca. 2,2 Mio. in der Altersgruppe über 54 Jahre (ca. 10 Prozent d. AB).

Wie viele Statistiken spiegelt auch diese die Entwicklung der Versorgungswirklichkeit nicht genau wider. So werden Patienten, die mit einem positiven Stuhltest von ihrem Hausarzt zum Gastroenterologen zur Koloskopie überwiesen werden, beispielsweise aufgrund des derzeit gültigen EBMs nicht als Vorsorge- sondern als kurative Koloskopien gewertet und abgerechnet. Ebenso können Patienten mit einem familiären Darmkrebsrisiko bei den niedergelassenen Gastroenterologen nicht als Vorsorgepatienten abgerechnet werden, wenn sie noch nicht 55 Jahre alt sind, auch wenn sie zumeist beschwerdefrei und ohne Vorbefund in die Praxis kommen. Mitglieder der privaten Krankenkassen (ca. 10 Prozent der Patienten) werden gar nicht in der Analyse erfasst.

"Nach einem dynamischen Anstieg der Inanspruchnahme der Vorsorge-Koloskopien in den Jahren 2003 bis 2005 müssen wir jedoch leider seit 2006 einen kontinuierlichen Rückgang der Teilnehmerzahlen an der Darmkrebsvorsorge feststellen", bedauert Dr. Hüppe. Trotz jährlicher Aufklärungskampagnen sank die Inanspruchnahme bis 2010 im Vergleich zu 2006 um 35 Prozent. Dies belegen aktuelle Analysen des bng auf Basis der Abrechnungsziffernstatistik der KBV und des Zentralinstitutes des KBV (ZI).

Nach Auffassung des bng sind "Motivationskampagnen" zur Darmkrebsvorsorge nötig. Dabei geht es nicht primär darum, die Zahl der Vorsorge-Koloskopien zu erhöhen, sondern die Morbidität (und ihre Kosten) sowie die Mortalität des KRK zu senken. Erste Analysen der Entwicklung der Mortalität des KRK belegen, dass dies durch die Vorsorge tatsächlich effektiv bewirkt wird. (1)

Erste Erfahrungen mit "Motivationskampagnen" wurden durch die AOK im Rheinland (einmaliges Einladungsverfahren, 2008) und die Bewerbung der Darmkrebsvorsorge im Rahmen der selektiven Versorgungsverträge durch die AOK in Baden-Württemberg (ab 2011) gemacht. "Notwendig", so Dr. Hüppe, "ist jedoch ein bundesweites Einladungsverfahren zur Darmkrebsvorsorge verbunden mit einem nationalen Krebsregister, um die Effizienz der Prävention zu erfassen. Wir sind optimistisch, auf diese Weise den langfristigen Nutzen für die Bürger aufzeigen zu können."


(1) H. Brenner et al.: Dtsch. Ärzteblatt Int 2010; 107(43): 753-9



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Quelle:
Berufsverband Niedergelassener Gastroenterologen Deutschland e.V.
Pressemitteilung vom 31.01.2012
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veröffentlicht im Schattenblick zum 1. Februar 2012