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AUSLAND/1688: Afghanistan - Methadonprogramm für Heroinabhängige, wirksame Waffe gegen Aids (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 6. April 2011

Afghanistan: Methadonprogramm für Heroinabhängige - Wirksame Waffe gegen Aids

Von Pavol Stracansky


Beirut, 6. April (IPS) - In Afghanistan hat sich das neue Methadon-Pilotprojekt für Heroinabhängige als wirksame Waffe im Kampf gegen HIV/Aids herausgestellt. Die Nachfrage nach Therapieplätzen ist hoch, die Rückfallquote gering.

Die Resonanz der rund 70 Patienten und ihrer Ängehörigen lasse wirklich hoffen, meinte Zemaray Amin von der Hilfsorganisation 'Medecins du Monde' (MDM) auf der Jahreskonferenz der 'International Harm Reduction Association' vom 3. bis 7. April in der libanesischen Hauptstadt Beirut.

"Der Gesundheitsstatus der Betroffenen hat sich zum Guten gewendet, die Reintegration in die Familie ist geglückt, und die Betroffenen haben an Selbstbewusstsein gewonnen", berichtete Zemaray auf dem Treffen der internationalen Gesundheitsorganisation. Der Arzt ist zuversichtlich, dass die Erfolgsgeschichte des von der Weltbank finanzierten Projekts dazu führen wird, dass sich die 'weiche' Therapieform in dem zentralasiatischen Land langfristig durchsetzen wird.

Afghanistan ist der größte Opiumhersteller der Welt und bedient 90 Prozent der weltweiten Opiumnachfrage. Drei Jahrzehnte Bürgerkrieg und der damit einhergehende wirtschaftliche und soziale Niedergang hat die Zahl der Drogenabhängigen im Lande explosionsartig in die Höhe getrieben.


Acht Prozent der Bevölkerung drogenabhängig

Einem Gemeinschaftsbericht des UN-Büros für Drogen- und Kriminalitätsbekämpfung (UNODC) und der afghanischen Regierung aus dem letzten Jahr ist zu entnehmen, dass eine Million Afghanen im Alter zwischen 15 und 64 Jahre drogenabhängig sind. Das entspricht einem Bevölkerungsanteil von acht Prozent. Der weltweite Durchschnittswert ist nur halb so hoch.

Besonders bedrohlich ist die Zunahme der Zahl der Heroinabhängigen: von 50.000 im Jahr 2005 auf 120.000 2009, wie die Gesundheitsorganisation MDM in Beirut berichtete. Die Folge war eine Aidsepidemie. Die HIV-Prävalenz bei Heroinsüchtigen lag 2009 in drei Städten sieben Prozent. 2005 waren es drei Prozent gewesen. 80 Prozent aller neuen HIV-Infektionen in Zentralasien führt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) auf die verbreitete Praxis von Heroinsüchtigen zurück, sich ihre Spritzen zu teilen.

Afghanen, die von ihrer Sucht freikommen wollen, konnten dies bis letztes Jahr lediglich durch eine Entgiftung versuchen. Doch die von Ärzten kontrollierte Methode hat sich als weniger effektiv als das Methadonprogramm herausgestellt. So ergab die Auswertung der Untersuchungsergebnisse der letzten sechs Monate, dass nur 17 Prozent der Teilnehmer des Methadonprogramms rückfällig wurden. (Ende/IPS/kb/2011)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 8. April 2011