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AUSLAND/1857: Philippinen - Hohe Müttersterblichkeit, Regierung kurbelt Familienplanungsprogramm an (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 4. Juli 2012

Philippinen: Regierung kurbelt Familienplanungsprogramm an - Müttersterblichkeit alarmierend hoch

von Grit Porsch



Berlin, 4. Juli (IPS) - Aufgeschreckt durch die hohe Müttersterblichkeit im Land stockt die Regierung der Philippinen ihr Budget für das bislang wenig erfolgreiche staatliche Familienplanungsprogramm um umgerechnet fast zwölf Millionen US-Dollar auf. Widerstand gegen die Maßnahme kommt von der einflussreichen katholischen Amtskirche.

Das Geld stammt aus dem regulären Regierungshaushalt. Das philippinische Gesundheitsministerium hat angekündigt, damit Verhütungsmittel, vom Kondom bis zur Pille, zu kaufen und zur Ausgabe an notorisch schlecht ausgestattete, weil unterfinanzierte Gesundheitszentren abzugeben.

Der Regierungsbericht vom Jahr 2011 über den Gesundheitszustand der Familien im Land hatte festgestellt, dass 2011 221 von 100.000 Müttern bei der Geburt gestorben waren. Demgegenüber hatte man 2006 nur 162 Todesfälle pro 100.000 Geburten registriert. Die Müttersterblichkeit stieg demnach in den vergangenen fünf Jahren um 35 Prozent.


80 Prozent der Philippiner sind katholisch

Die katholische Amtskirche, die ihren Anhängern seit jeher so genannte künstliche Verhütungsmittel und -methoden verbietet, hintertreibt mit massiver Lobbyarbeit in Parlament und Öffentlichkeit eine auf Geburtenkontrolle und -planung ausgerichtete Familienpolitik. So etwa stellt keines der Gesundheitszentren der Hauptstadt Manila, in der auch die katholische Bischofskonferenz residiert, Ratsuchenden Verhütungsmittel zur Verfügung. Rund 80 Prozent der Philippiner sind katholisch.

Ein dem Parlament seit zwei Jahren vorliegender Gesetzentwurf, der die Verfügbarkeit von Verhütungsmitteln erleichtern soll und Aufklärungsunterricht in der Grundschule vorsieht, wurde bislang nicht verabschiedet.

Nach Angaben des Gesundheitsministeriums geben etwa sechs Millionen philippinische Frauen an, sie vermissten Angebote staatlicher Dienste zur Familienplanung.

"Als die Philippinen 1970 mit ihrem Programm zur Familienplanung begannen, war die Bevölkerung des Landes mit rund 40 Millionen Menschen fast ebenso groß wie die Thailands. Inzwischen ist sie auf fast 95 Millionen angewachsen, während in Thailand heute 65 Millionen Menschen leben", sagte Esmeraldo Ilem, Chef des 'José-Fabella-Memorial-Hospital', der chronisch überbelegten staatlichen Geburtsklinik in Manila, gegenüber dem UN-Informationsdienst IRIN. "Anders als das philippinische Familienplanungsprogramm arbeitet das thailändische mit großem Erfolg", begründete der Arzt die unterschiedliche Bevölkerungsentwicklung in den beiden südostasiatischen Ländern.


Geber haben ihre Hilfe verringert

"Viele der Frauen, die zur Entbindung zu uns kommen, sind für eine Geburt entweder zu alt oder zu jung oder haben bereits zu viele Kinder. Dennoch werden sie schwanger, weil Beratungsdienste fehlen", sagte Ilem. Angesichts dieser Entwicklung könnten die Philippinen das UN-Millenniumsentwicklungsziel (MDG), dem zufolge die Müttersterblichkeit bis 2015 um 75 Prozent verringert werden soll, nicht erreichen. "Doch zumindest könnte das zusätzlich verfügbare Geld dazu beitragen, unser Familienplanungsprogramm zu retten, weil öffentliche Einrichtungen jetzt Verhütungsmittel ausgeben."

Geberländer, allen voran die USA, sowie nichtstaatliche internationale Organisationen wie der 'Internationale Verband für geplante Elternschaft' (IFFP) und der UN-Bevölkerungsfonds (UNFPA), die die Philippinen noch 2005 mit Verhütungsmitteln im Wert von 4,4 Millionen Dollar versorgt haben, haben ihre Hilfe erheblich eingeschränkt. Weil sie sparen müssen überließen die beiden Organisationen dem Land im Jahr 2011 nur noch Antikontrazeptiva für zusammen 2,2 Millionen Dollar. (Ende/IPS/mp/jt/2012)


Links:

http://www.ippf.org
http://www.unfpa.org/
http://www.rhsupplies.org/
http://www.irinnews.org/printreport.aspx?reportid=95776

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veröffentlicht im Schattenblick zum 5. Juli 2012