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AUSLAND/1881: Kenia - Mehr internationale Hilfe für Flüchtlinge im Lager Dadaab dringend erforderlich (ÄoG)


Ärzte ohne Grenzen - 1. Oktober 2012

Kenia: Ärzte ohne Grenzen fordert umgehend mehr internationale Hilfe für Flüchtlinge im Lager Dadaab



Berlin/Genf, 1. Oktober 2012. Die internationale medizinische Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen fordert umgehend mehr internationale Hilfe für die Flüchtlinge im kenianischen Lager Dadaab. Im weltweit größten Flüchtlingslager leben rund 500.000 Menschen unter prekären Bedingungen und in einem anhaltenden Klima der Angst. Die Vertragsstaaten der Genfer Flüchtlingskonvention müssen gemeinsam mit der Regierung Kenias und dem UNO-Flüchtlingshochkommissariat UNHCR, dessen Exekutivausschuss diese Woche in Genf tagt, dringend wirksame Maßnahmen zum Schutz der Flüchtlinge ergreifen und dafür sorgen, dass den Menschen in den Lagern geholfen werden kann.

"Wir stellen das Ausmaß der geleisteten Hilfe für die Flüchtlinge ernsthaft in Frage", sagt Bruno Jochum, der verantwortlich für die Arbeit von Ärzte ohne Grenzen in Dadaab ist und das Lager vergangene Woche besucht hat. "Infolge der zunehmenden Unsicherheit wurden die Hilfsleistungen stark eingeschränkt. So ist es nicht überraschend, dass die Flüchtlinge erneut mit Cholera und einem Hepatitis E-Ausbruch zu kämpfen haben."

Seit 2011 wurde die internationale Finanzierung für das Flüchtlingslager um mehr als 40 Prozent gekürzt, während die Bevölkerung weiterhin anwuchs. Vor allem aufgrund der bevorstehenden Regenzeit ist Ärzte ohne Grenzen besorgt über den Mangel an Unterkünften und sanitären Anlagen. Es ist offensichtlich, dass die derzeit geleistete Hilfe unzureichend ist und es nur eine Frage der Zeit ist, bis in Dadaab die nächste humanitäre Krise ausbricht.

Ärzte ohne Grenzen verurteilt auch den ungenügenden Schutz der Flüchtlinge. "Die Tatsache, dass neu angekommene Flüchtlinge nicht registriert werden, ist inakzeptabel und ein klarer Verstoß gegen die Flüchtlingskonventionen und internationale Abkommen", betont Jochum. "Wir unterstützen die laufenden Gespräche zwischen der kenianischen Regierung und dem UNHCR, um für dieses kritische Thema eine Lösung zu finden. Die Registrierungen müssen so rasch wie möglich wieder aufgenommen werden."

Die Sicherheitslage in Dadaab hat sich in den vergangenen Monaten zwar verbessert, dennoch sind Flüchtlinge dort noch immer allzu häufig Gewalt ausgesetzt und die Lager sind nicht die sichere Zufluchtsstätte, die sie sein sollten. Auch die Aktivitäten von Hilfsorganisationen, einschließlich von Ärzte ohne Grenzen, sind stark eingeschränkt. Seit einem erneuten Sicherheitsvorfall im vergangenen Juli ist es für die internationalen Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen nicht mehr möglich, dauerhaft im Lager zu arbeiten.

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Quelle:
Ärzte ohne Grenzen
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Pressestelle: Telefon: 030/22 33 77 00
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Internet: www.aerzte-ohne-grenzen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 3. Oktober 2012