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AUSLAND/1956: Syrien - Aufbau von vier Kliniken im Land und 110.000 Behandelte in Nachbarstaaten (Ärzte oG)


Ärzte ohne Grenzen - Syrien, 8. Mai 2013

Syrien Aktivitäten-Update

Vier Kliniken im Land und 110.000 Behandelte in Nachbarstaaten



In Syrien benötigen geschätzte 6,8 Millionen Menschen dringend humanitäre Unterstützung, das Gesundheitssystem des Landes ist zusammengebrochen. Rund 1,4 Millionen Syrer sind in die Nachbarländer geflohen. Die dort angebotene Hilfe kann diesem Ansturm an Bedürftigen nicht gerecht werden. Ärzte ohne Grenzen hat in Syrien selbst vier Kliniken aufgebaut, mobile medizinische Teams arbeiten zusätzlich in der Umgebung dieser kleinen Krankenhäuser. Im Irak, in Jordanien, im Libanon und in der Türkei behandelt Ärzte ohne Grenzen syrische Flüchtlinge und verteilt Hilfsgüter. Bis Ende März haben die Mitarbeiter in Syrien knapp 32.800 Konsultationen durchgeführt, 1.800 chirurgische Eingriffe vorgenommen und bei der Geburt von 500 Kindern geholfen. In den Nachbarländern wurden mehr als 110.000 Konsultationen durchgeführt und 31.000 Flüchtlinge notgeimpft. Aus Gründen der Unabhängigkeit verwendet Ärzte ohne Grenzen für die Syrien-Hilfe ausschließlich Geld von privaten Spendern.

Aktivitäten in Syrien

In der Nähe von Aleppo führt Ärzte ohne Grenzen in einer Klinik monatlich mehr als 1.500 Konsultationen und rund 70 chirurgische Eingriffe durch. Außerdem wurde dort eine Blutbank aufgebaut und syrischen Ärzten übergeben. Für Kinder wurde eine Impfkampagne gestartet, da die üblichen Impfangebote wegen des Krieges ausgesetzt sind.

In der Region Idlib betreiben Mitarbeiter zwei kleine Krankenhäuser. In dem einen hat das Team eine hochspezialisierte Abteilung für die Versorgung von Verwundeten und für allgemeine Chirurgie aufgebaut. Bisher konnten dort mehr als 1.600 Operationen durchgeführt werden. Auch Physiotherapie wird hier angeboten. In dem anderen werden neben Verletzten vor allem Problemschwangerschaften, chronische Erkrankungen und Krankheiten behandelt, die nichts mit den Kämpfen zu tun haben. Um die Wasser- und Sanitärversorgung intern Vertriebener zu verbessern, bauen Mitarbeiter derzeit außerdem 50 Latrinen und Duschen. 3.300 Kinder unter fünf Jahren wurden gegen Polio und 2.000 gegen Masern geimpft.

In der Region Al Raqqah hat ein Team in einem Gesundheitszentrum erste ambulante Konsultationen durchgeführt. Behandlungen für Schwangere und chronisch Kranke sollen in Kürze angeboten und ein Notfallraum sowie eine stationäre Abteilung eingerichtet werden.

Ärzte ohne Grenzen unterstützt zudem Krankenhäuser und Kliniken beider Konfliktparteien in Al Raqqah, Damaskus, Deir Ezzor, Deraa, Hama, Homs und anderen Gebieten.

Aktivitäten für syrische Flüchtlinge

Im Irak sind ungefähr 133.000 Flüchtlinge registriert bzw. warten darauf registriert zu werden, viele im Norden des Landes. Im Flüchtlingslager Domeez in der Provinz Duhok, das ursprünglich für 1.000 Familien vorgesehen war, leben heute mehr als 35.000 Flüchtlinge. Ärzte ohne Grenzen bietet in dem Lager medizinische Grundversorgung, psychologische Betreuung und Dienste für die reproduktive Gesundheit an.

In Jordanien leben rund 450.000 syrische Flüchtlinge, täglich kommen 1.000 bis 3.000 neue hinzu. Im Lager Zaatari suchen mehr als 100.000 Syrer Zuflucht. Ärzte ohne Grenzen betreibt dort einen 24-Stunden-Dienst in einer Kinderklinik mit 30 Betten und einen Notfallraum mit drei Betten für Kinder im Alter von einem Monat bis zu zehn Jahren. In der Hauptstadt Amman betreibt die Organisation ein Krankenhaus für Wiederherstellungschirurgie, in das komplizierte chirurgische Fälle überführt werden.

Im Libanon, wohin bislang rund 450.000 Syrer geflohen sind, bietet Ärzte ohne Grenzen in Tripolis und im Bekaa-Tal medizinische Grundversorgung wie Impfungen, Behandlung chronischer Krankheiten, pränatale Untersuchungen, psychologische Unterstützung und verteilt Hilfsgüter. Auch im nördlichen Distrikt Akkar und in der Stadt Tibnine im Süden leisten Teams Hilfe. In der Türkei nimmt die Zahl der Flüchtlinge aus der Region Aleppo zu. Offizielle Zahlen belaufen sich auf knapp 180.000 registrierte Syrer in 13 Lagern, hinzu kommen geschätzte 70.000 bis 100.000 nicht registrierte. Ärzte ohne Grenzen arbeitet in einer Ambulanz in Kilis und unterstützt Flüchtlinge in den Lagern Kilis und Islahiya und Syrer außerhalb der Lager psychologisch.

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Quelle:
Ärzte ohne Grenzen
Pressemitteilung 25/2013 vom 8. Mai 2013
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veröffentlicht im Schattenblick zum 9. Mai 2013