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ARTIKEL/1482: Notdienst - Arztruf entlastet Klinikambulanz (SH Ärzteblatt)


Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt 5/2018

Notdienst
Arztruf entlastet Klinikambulanz

von Dirk Schnack


In Hamburg ergänzt ein ärztlicher Telefonservice die Arbeit der ambulanten Notfallpraxen und des fahrenden Dienstes.


Die bundesweit zu beobachtende Entwicklung, dass immer mehr Menschen mit ihren gesundheitlichen Beschwerden ohne Umweg und unabhängig vom Schweregrad ihrer gesundheitlichen Probleme in die Notfallambulanzen der Krankenhäuser gehen und dort oft für eine Überlastung sorgen, führt in den einzelnen Bundesländern zu unterschiedlichen Lösungsansätzen. Schleswig-Holstein hat hierzu wie berichtet eine Bundesratsinitiative gestartet, um Portalpraxen den Krankenhäusern längere Öffnungszeiten zu ermöglichen. Die Entscheidung über diesen Antrag fiel in der Länderkammer erst nach Redaktionsschluss.

Einen anderen Weg zur Entlastung testet seit Monatsbeginn die KV Hamburg. Sie will mit ihrem neuen Konzept "Arztruf Hamburg" Menschen mit gesundheitlichen Beschwerden dort abholen, wo sie sich befinden, und damit verhindern, dass Patienten, denen auch anders geholfen werden kann, die Notfallambulanzen an den Krankenhäusern aufsuchen.

Die Chancen dafür stehen gut, denn den Menschen in Hamburg stehen mit dem Arztruf mehr Möglichkeiten als je zuvor zur Verfügung, um so schnell wie möglich mit einem Arzt in Kontakt zu treten - auch außerhalb der Sprechstundenzeiten und außerhalb der Krankenhäuser. Dafür wurde eine telefonische Beratung eingeführt, die rund um die Uhr erreichbar ist. Die Anrufe gehen in der Notdienstzentrale ein, wo medizinisch geschultes Personal über das weitere Vorgehen entscheidet. Zu den Empfehlungen können der Besuch eines Arztes durch den fahrenden Dienst ebenso gehören, wie der Besuch einer Notfallambulanz oder der Rückruf eines Arztes innerhalb weniger Minuten. Dieses neue Modul wird nach Hoffnung der KV viele Hamburger dazu veranlassen, vor dem Gang in die Notaufnahme eines Krankenhauses und der Aussicht auf lange Wartezeit zunächst einen telefonischen Rat einzuholen. Diesen bekommen sie unter der Nummer 116117.

Damit die Bürger von dem neuen Arztruf auch erfahren und sich im Ernstfall an ihn erinnern, hat die KV eine Kommunikationskampagne gestartet, die die verschiedenen Module des Arztrufs mit den dort tätigen Ärzten in den Mittelpunkt stellt. Seit Monatsbeginn sind in diesem Zusammenhang in der ganzen Stadt Hamburger Ärzte u. a. auf großen Plakatwänden, an Bushaltestellen und in großen Tageszeitungen zu sehen. Sie verweisen auf das erweiterte Angebot, das zugleich auch in den Wartezimmern der Arztpraxen beworben wird. Dafür haben die Arztpraxen ein Werbepaket mit Info-Flyern, Wartezimmer-Postern, Postkarten und Visitenkarten erhalten, um die Patienten über das neue Angebot informieren zu können. Die Flyer gibt es auf Nachfrage auch in sechs Fremdsprachen. Die Patienten können aber auch eine App herunterladen, die sie durch die einzelnen Schritte führt, wenn sie einen Arzt sprechen und dafür nicht in die Notaufnahmen fahren wollen.

Ob die Kampagne, für die die Öffentlichkeitsarbeiter der KV in der Vertreterversammlung großen Zuspruch erhielt, die Menschen auch erreicht und welche der einzelnen Maßnahmen erfolgreich sind, lässt die Körperschaft evaluieren. Erforderlich ist die Kampagne nach Ansicht der Vertreter, weil vielen Menschen die unterschiedlichen Versorgungsmöglichkeiten außerhalb der Sprechstunden gar nicht bewusst sind. Experten sehen darin einen wichtigen Grund, weshalb die Notfallambulanzen der Kliniken in den vergangenen Jahren immer stärker frequentiert wurden.

Ausgeweitet werden soll nach Angaben von KV-Vorstand Caroline Roos auch die Zahl der KV-Notfallpraxen in der Hansestadt. Bislang gibt es solche Notfallpraxen in Farmsen, Altona und Harburg. Roos erwartet, dass die derzeit noch geringen Fallzahlen in der erst 2017 eröffneten Notfallpraxis in Harburg in diesem Jahr ansteigen werden. Die monatlichen Fallzahlen liegen dort aktuell zwischen 600 und 1.000.

In den Randgebieten der Hansestadt arbeitet die KV eng mit der KV Schleswig-Holstein zusammen, um die ambulanten Anlaufstellen für Patienten an den Krankenhäusern zu stärken.


116117

Unter dieser Nummer erreichen Hamburger seit Monatsbeginn den "Arztruf Hamburg". Von dort wird gesteuert, welche weitere Maßnahme erforderlich ist, evtl. auch ohne persönlichen Arztkontakt.


Gesamtausgabe des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatts 5/2018 im Internet unter:
http://www.aeksh.de/shae/2018/201805/h18054a.htm

Zur jeweils aktuellen Ausgabe des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatts:
www.aerzteblatt-sh.de

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Quelle:
Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt
70. Jahrgang, Mai 2018, Seite 24
Herausgegeben von der Ärztekammer Schleswig-Holstein
mit den Mitteilungen der Kassenärztlichen Vereinigung
Schleswig-Holstein
Redaktion: Dirk Schnack (Ltg.)
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Das Schleswig-Holsteinische Ärzteblatt erscheint 12-mal im Jahr.


veröffentlicht im Schattenblick zum 7. Juni 2018

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