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ARTIKEL/1338: Studie zu Krankenhaus-Kooperationen - am erfolgreichsten unter Gleichgesinnten (idw)


Universität Hamburg, Hamburg Center for Health Economics - 21.05.2014

Krankenhaus-Kooperationen: am erfolgreichsten unter Gleichgesinnten


Kooperationsvereinbarungen stehen in den Vorstandsetagen der Krankenhäuser regelmäßig auf der Tagesordnung. Doch nicht jede Partnerschaft bringt auch die erhofften positiven Effekte. Am produktivsten sind diejenigen unter Gleichgesinnten - also mit anderen Krankenhäusern, wie jetzt Forscher am Hamburg Center for Health Economics (HCHE) herausgefunden haben. Sie untersuchten dabei sowohl administrative als auch medizinische Kooperationen im Hinblick auf die Wirtschaftlichkeit. Neben der Intensität wurde auch die Breite der Partnerschaften analysiert.

Dies ist die erste Studie, die das Kooperationsverhalten deutscher Krankenhäuser basierend auf einer umfassenden Datenerhebung analysiert. Die Ergebnisse werden jetzt in der Fachzeitschrift Health Care Management Review veröffentlicht.

Insbesondere die Kooperationen auf administrativer Ebene ergaben messbare Auswirkungen auf die Produktivität der Krankenhäuser. So wirkte es sich besonders positiv aus, wenn Krankenhäuser beispielsweise beim Einkauf und Controlling zusammenarbeiten, eine Apotheke oder Serviceeinrichtungen wie Wäscherei und Küche gemeinsam betreiben und ihre Kompetenzen bei Preisverhandlungen bündeln. Wirtschaftlich gute Ergebnisse konnten dabei sowohl bei breiten als auch tiefen Beziehungen innerhalb eines Krankenhauses erreicht werden. Ebenfalls erzielten die Krankenhäuser positive Effekte, die mit niedergelassenen Ärzten beziehungsweise Reha-Einrichtungen im Rahmen von breiten Kooperationsvereinbarungen kooperieren.

Allerdings: Wer sowohl administrative Partnerschaften mit anderen Krankenhäusern als auch mit Ärzten oder Reha-Einrichtungen eingeht, muss mit spürbar negativen Auswirkungen auf das Geschäftsergebnis rechnen. "So kann eine Kooperation auch das Gegenteil dessen bewirken, was eigentlich erreicht werden soll", so Antonia Büchner, Forscherin am Hamburg Center for Health Economics. "Eine Erklärung hierfür können größere administrative Aufwendungen für das Handling der unterschiedlichen Partnerschaften und ein exponentieller Anstieg der Transaktionskosten sein."

Mehr Breite als Tiefe

Generell gilt: Kooperationen in der Breite sind immer denjenigen in der Tiefe vorzuziehen. Dies betrifft im Besonderen auch die Beziehungen zwischen Krankenhäusern und Ärzten beziehungsweise Reha-Einrichtungen: Die besten wirtschaftlichen Ergebnisse erzielten die Krankenhäuser, die auf viele Partner gesetzt haben.

"Einzelne Kooperationen sollten daher immer im Gesamtkontext der Krankenhausstrategie betrachtet werden und nicht eine Einzelentscheidung sein", empfiehlt Professor Dr. Jonas Schreyögg, wissenschaftlicher Direktor des HCHE. "Diese Forschungsarbeit zeigt, dass bereits die Wahl der Kooperationsebene eine grundsätzliche Tendenz über den wirtschaftlichen Erfolg einer Partnerschaft liefert."

Die Datengrundlage der Studie setzt sich aus drei Quellen zusammen: eine bundesweite Befragung von Krankenhausgeschäftsführungen, Kennzahlen aus den Jahresabschlüssen der Krankenhäuser sowie Daten zur Raum- und Stadtentwicklung. Insgesamt nahmen an der Erhebung rund 20 Prozent der deutschen Krankenhäuser teil.


Originalbeitrag:
Vera Antonia Büchner, Vera Hinz, Jonas Schreyögg
Cooperation for a competitive position: The impact of hospital cooperation behavior on organizational performance Angenommen: Health Care Management Review (im Druck)

Eine Infografik zu dieser Pressemeldung finden Sie zum Download unter
www.hche.de/de/angebote/journalisten.html

Für Rückfragen:

Hamburg Center for Health Economics, Universität Hamburg
Andrea Bükow
E-Mail: andrea.buekow@wiso.uni-hamburg.de

Antonia Büchner
E-Mail: antonia.buechner@wiso.uni-hamburg.de

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.hche.de
Hamburg Center for Health Economics


Über das HCHE
Das Hamburg Center for Health Economics ist ein gemeinsames Forschungszentrum der Universität Hamburg und des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE). 2010 gegründet, gehört das HCHE heute bereits zu den größten gesundheitsökonomischen Zentren in Europa. Mehr als 50 Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus Ökonomie und Medizin arbeiten gemeinsam an Lösungen aktueller und künftiger Fragestellungen der Gesundheitsversorgung. Als eines von vier gesundheitsökonomischen Zentren in Deutschland erhält das HCHE eine Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung für den weiteren Ausbau.

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http://www.produktivitaet2.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution109

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Universität Hamburg, Andrea Bükow, Hamburg Center for Health Economics, 21.05.2014
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 23. Mai 2014

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